Cornelius Vanderbilt wurde am 27. Mai 1794 auf Staten Island geboren. Er kaufte sich mit 16 Jahren ein kleines Boot, wurde später ein Reeder und dann der „Eisenbahnkönig“.
Cornelius Vanderbilt vor 1877 (gemeinfrei)
Im „Gilded Age“, dem Goldenen Zeitalter nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg, brachte es Cornelius Vanderbilt nach John D. Rockefeller zum zweitreichsten Unternehmer dieser wirtschaftlichen Blütezeit.
„Das Vergnügen Geld zu verdienen, ist mit dem Vergnügen Geld zu besitzen nicht zu vergleichen.“
Dabei ging „Commodore Vanderbilt“ wie auch die anderen Tycoone seiner Zeit mit rabiaten Methoden vor. Er drängte die Konkurrenz mit ruinösen Preiskämpfen aus dem Geschäft oder strebte über die Börse feindliche Übernahmen an.
Im Gegensatz zu Rockefeller oder Andrew Carnegie war Cornelius Vanderbilt in seinem Leben nach der Karriere jedoch weniger als Philanthrop tätig. Er vererbte sein Vermögen fast vollständig an einen Sohn. Selbst seine anderen Kinder gingen fast leer aus.
Häufige Fragen zu Cornelius Vanderbilt (FAQs)
Wie reich war Cornelius Vanderbilt? Hochgerechnet auf die Kaufkraft von 2007 hatte der Tycoon ein Vermögen von 143 Milliarden Dollar.
Wer erbte das Vermögen von Cornelius Vanderbilt? Der Eisenbahnkönig vererbte etwa 95 % seines Vermögens an seinen Sohn William Henry Vanderbilt. Ein weiterer Sohn und neun Töchter durften sich den Rest teilen.
Cornelius Vanderbilt und die Schifffahrt
Die Vorfahren von Cornelius Vanderbilt stammten aus „De Bilt“ bei Utrecht in den Niederlanden. Sie waren bereits 1650 in die Vereinigten Staaten ausgewandert.
Er selbst war das vierte Kind eines armen Bauers, der nebenbei als Fährmann in und um den Hafen von New York arbeitete. So lernte Cornelius Vanderbilt bereits als Kind das Handwerk eines Binnenschiffers.
Eigener Fährdienst mit 16 Jahren
Mit 16 Jahren kaufte Cornelius Vanderbilt sein erstes Boot und bekam dabei einen Zuschuss von den Eltern. Damit konnte er einen Fährdienst zwischen Staten Island und New York anbieten und eigenständig werden.
Während des Britisch-Amerikanischen Krieges von 1812 half er dann bei der Versorgung von Forts der United States Army. Cornelius Vanderbilt transportierte vor allem Lebensmitteln zu den Soldaten.
Dampfschiffkapitän mit 26 Jahren
Mit 20 Jahren heiratete Cornelius Vanderbilt seine Cousine Sophia Johnson. Zusammen mit seinem Schwager investierte er schließlich in einen Schoner.
Mit der „Charlotte“ baute er für weitere vier Jahre seine Einkünfte aus. 1818 lernte Cornelius Vanderbilt mit Thomas Gibbons einen bedeutenden und vor allem auch sehr wohlhabenden Politiker kennen.
Thomas Gibbons war neben anderen Branchen ebenfalls in der Schifffahrt tätig. Er machte den jungen Cornelius Vanderbilt mit nur 26 Jahren zum Kapitän eines Dampfers im Linienverkehr von New Brunswick über New York bis nach Philadelphia und zurück.
Cornelius Vanderbilt erhielt dafür ein Jahresgehalt von 1.000 Dollar und zeigte große Talente als Organisator. Außerdem war er ein begabter Konstrukteur und entwickelte sich so zu einem sehr wichtigen Angestellten von Thomas Gibbons.
Gründung einer Dampfschiffgesellschaft
Cornelius Vanderbilt um 1850 (gemeinfrei)
Nach zwölf Jahren im Dienst seines Förderers strebte Cornelius Vanderbilt erneut die Selbständigkeit an. Thomas Gibbons versuchte ihn mit einem Jahresgehalt von 5.000 Dollar in seinen Diensten zu halten.
Aber Cornelius Vanderbilt schlug das Angebot aus und gründete 1829 eine Dampfschiffgesellschaft. Innerhalb von zwei Jahrzehnten baute der schließlich als „Commodore Vanderbilt“ bekannte Reeder eine Flotte von mehr als hundert Schiffen auf.
Wie beispielsweise auch John D. Rockefeller setzte Cornelius Vanderbilt bei seiner unternehmerischen Expansion auf gezielte Preiskämpfe. Er unterbot die Konkurrenten wie beispielsweise die Collins Line, drängte sie aus dem Geschäft und konnte die Preise dann anschließend auf dem jeweiligen Geschäftsfeld wieder erhöhen.
Soweit möglich sicherte er sich auch gleich Transitrechte wie beispielsweise für eine Passage zwischen der Karibik und dem Pazifik durch Nicaragua.
Diese Route von San Juan del Norte bis nach San Juan del Sur war sogar einige Tage kürzer als durch Panama und natürlich einige Monate kürzer als um das Kap Hoorn. Einen kleinen Landweg auf der Strecke wurde mit Kutschen seiner Accessory Transit Company bedient.
Vom „Räuberbaron“ zum „Eisenbahnkönig“
Kooperation mit Söldnern in Nicaragua
Bei seinem Aufstieg als Reeder hatte Cornelius Vanderbilt aber nicht nur geschäftlich mit harten Bandagen gekämpft. Zur Absicherung seiner Route durch Nicaragua unterstützte er den Söldnerführer William Walker.
Foto von William Walker zwischen 1855 und 1860 (Mathew B. Brady / gemeinfrei)
Der übernahm 1855 die Kontrolle über Nicaragua und entzog Cornelius Vanderbilt nach dem erfolgreichen Putsch die Konzessionen. Die Accessory Transit Company verlor ihre Geschäftsgrundlage.
Doch Commodore Vanderbilt ließ sich nicht so einfach abschütteln. Er wandte sich an die amerikanische Regierung. Die zog daraufhin ihre bereits erfolgte Anerkennung des Regimes von William Walker zurück.
Dann baute Cornelius Vanderbilt einen Kontakt zur Regierung von Costa Rica auf, die den Söldnern in Nicaragua den Krieg erklärt hatte. Es kam dann tatsächlich zu einem Raid, der die Nachschublinie von William Walker kappte.
Der Söldnerführer musste schließlich in Begleitung eines US-Offiziers das Land verlassen. William Walker wurde letztlich an Honduras ausgeliefert und dort im Jahr 1860 hingerichtet.
Doch Cornelius Vanderbilt sollte die Transitrechte dennoch nie wieder erlangen. Er wurde am Ende von den Geschäftsleuten Charles Morgan und Cornelius Kingsland Garrison selbst ausgebootet und schrieb daraufhin einen legendären Brief:
„Meine Herren! Sie haben es gewagt, mich zu betrügen. Ich werde Sie nicht verklagen, denn die Justiz ist zu langsam. Ich werde Sie ruinieren. Hochachtungsvoll, Cornelius Vanderbilt“
Die „USS Vanderbilt“ im Bürgerkrieg
Die „Vanderbilt“ im Jahr 1855 (gemeinfrei)
Mit dem Beginn des Amerikanischen Bürgerkrieges zeigte sich die patriotische Seite von Cornelius Vanderbilt. Als Personifikation eines modernen Kapitalisten war er ein natürlicher Gegner der Konföderation und bot der US-Navy sein Flaggschiff an.
Die „Vanderbilt“ wurde am 24. März 1862 in den militärischen Dienst übernommen und mit 15 Kanonen ausgestattet. Aufgrund der ersten Erfolge der Marine der Südstaaten wandten sich Abraham Lincoln und sein Kriegsminister sogar direkt an Cornelius Vanderbilt.
Der Reeder schenkte die USS Vanderbilt schließlich sogar Marine der Nordstaaten. Sie wurden mit einem Rammsporn ausgestattet und zu einem Kreuzer hochgerüstet. Dafür erhielt Cornelius Vanderbilt mit der Congressional Gold Medal eine der beiden höchsten Auszeichnung für Zivilisten in den Vereinigten Staaten.
Die USS Vanderbilt wurde dann von Commodore Charles Wilkes als Flaggschiff verwendet. Der setzte den Kreuzer für Suchmissionen und für die Abwehr von Blockadebrechern vor der Ostküste ein.
Einstieg bei Eisenbahngesellschaften
Cornelius Vanderbilt interessierte sich bereits seit den 1850er Jahren für die Eisenbahn. Konkret warf er eine Auge auf die Central Railroad of New Jersey, die Hartford and New Haven Railroad und die New York and Harlem Railroad.
Karikatur des Duells zwischen „Commodore Vanderbilt“ und James Fisk (gemeinfrei)
Während des Amerikanischen Bürgerkrieges wurde die entscheidende Bedeutung von Bahnstrecken deutlich unterstrichen. Auch der spätere Stahl-Tycoon Andrew Carnegie war zu dieser Zeit bereits für eine Eisenbahngesellschaft tätig und sammelte dabei wertvolle Erfahrungen sowie vor allem auch Kontakte für seinen Aufstieg zum Wirtschaftsboss.
1863 erlangte Vanderbilt über die Börse eine Aktienmehrheit an der New York and Harlem Railroad und ließ sich zum Präsidenten der Gesellschaft wählen. Die galt damals als unrentabel, doch sie bot einen unschlagbaren Vorteil.
Die New York and Harlem Railroad dürfte als einzige dampfbetriebene Linie nach Manhattan fahren und dort entlang der heutigen Park Avenue. Der Sohn von Cornelius Vanderbilt wurde dann noch der Chef der Staten Island Railroad.
Vater und Sohn brachten die beiden Gesellschaften zusammen und boten ihren Fahrgästen durch die Vernetzung große Vorteile. Bis 1869 übernahm Cornelius Vanderbilt dann noch drei weitere große Eisenbahnen:
Hudson River Railroad
New York Central Railroad
Lake Shore and Michigan Southern Railway
Bereits ab 1870 gelang die Integration der Eisenbahngesellschaften unter einem Dach. Damit schuf Cornelius Vanderbilt einen der ersten Großkonzerne der amerikanische Geschichte.
Vanderbilt und der „Erie War“
Doch Cornelius Vanderbilt traf natürlich auch auf Widerstand. Berühmt wurde der Konflikt mit der Erie Railway beziehungsweise deren Protagonisten Jason Gould und James Fisk.
Bereits 1866 hatte Cornelius Vanderbilt erstmals mit einem „Cornering“ versucht, die Mehrheit an der Erie Railway zu übernehmen. Dabei will man ausreichend Anteile erwerben, um dann genügend Druck ausüben zu können.
Seine Kontrahenten wehrten sich mit „Watering“ gegen die feindliche Übernahme. Bei einer solchen Verwässerung von Aktien bläht man den vermeintlichen Wert eines Unternehmens auf, um die Preise in die Höhe zu treiben.
Die erste Schlacht des „Erie War“ entwickelte sich für Cornelius Vanderbilt zur Schlappe. Die gescheiterte Übernahme kostete ihn sieben Millionen Dollar.
Doch Jason Gould und James Fisk hatten sich dabei angreifbar gemacht und Gesetze gebrochen. Cornelius Vanderbilt konnte deshalb über den Rechtsweg seinen Schaden begrenzen.
Gould und Fisk wurden aber auch so nicht mehr glücklich: James Fisk wurde 1872 von einem weiteren Geschäftspartner im Streit um die Liebe eines Showgirls erschossen. Jason Gould und die Erie Railway trudelten 1878 in den Bankrott.
Zweite Ehe und Philanthropie
Den Niedergang seines Erzfeindes Jason Gould sollte Cornelius Vanderbilt jedoch nicht mehr erleben. Die letzten Jahre vor seinem Tod am 04. Januar 1877 verbrachte er in Kanada.
Auf das Bestreben seiner inzwischen zweiten Frau, ebenfalls eine Cousine, war er wie andere Tycoone seiner Zeit als Philanthrop tätig. Er spendete eine Million Dollar an einen Bischof, mit dem er verwandt war.
Darüber hinaus spendete der Eisbahnkönig an eine Reihe weiterer Kirchen im Raum New York. Außerdem gründete er die Vanderbilt University in Tennessee. Andere Tycoone seiner Zeit war jedoch sehr viel aktiver. Besonders ragte Andrew Carnegie heraus, der etwa 350 Millionen Dollar für wohltätige Zwecke ausgab.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
Andrew Carnegie wurde am 25. November 1835 im schottischen Dunfermline als Sohn eines Webers geboren. 1901 setzte er sich als einer der reichsten Menschen seiner Zeit zur Ruhe.
„Strebe nach dem Höchsten.“
Dabei hatte Andrew Carnegie nur eine sehr überschaubare Ausbildung. Auch musste er bereits als junger Teenager zwölf Stunden am Tag für einen Hungerlohn arbeiten.
Andrew Carnegie im Jahr 1913 (gemeinfrei)
Aber Andrew Carnegie bekam mit 14 Jahren ein Job als Telegraphist. Dabei fiel er mit Thomas A. Scott dem Leiter einer großen Eisenbahngesellschaft auf.
Eben jener wurde während des Amerikanischen Bürgerkrieges von Abraham Lincoln zum stellvertretenden Kriegsminister ernannt.
Thomas A. Scott übertrug Andrew Carnegie die Organisation des militärischen Telegraphendienstes. Nach dem Bürgerkrieg machte sich der junge Aufsteiger selbständig und stieg in die Eisenindustrie ein.
Bei heimatlichen Besuchen in Großbritannien beobachte Andrew Carnegie die rasante Entwicklung der dortigen Stahlindustrie. Geschickt brachte er die neuen Technologien nach Amerika und baute einen der ersten Hochöfen in den USA.
1873 gründete Andrew Carnegie ein Stahlwerk und stieg dank lukrativer Aufträge von Eisenbahngesellschaften zum Tycoon seines Industriezweiges auf.
1901 setzte er sich zur Ruhe und verkaufte alle seine Anteile an der Carnegie Steel Company für sagenhafte 480 Millionen Dollar an den legendären Banker J. P. Morgan.
Gemessen an der Kaufkraft von 2014 entsprach der damalige Verkaufspreis einem Wert von 372 Milliarden Dollar. Nach John D. Rockefeller und Cornelius Vanderbilt war Andrew Carnegie seiner Zeit der drittreichste US-Bürger.
Seinen Lebensabend beging Carnegie als großzügiger Philanthrop. Er gründete Stiftungen und baute Bibliotheken sowie Museen.
Häufige Fragen zu Andrew Carnegie (FAQs)
Wie wurde Andrew Carnegie so reich? Er glänzte zunächst als Angestellter, machte sich dann als Eigentümer von Eisenwerken selbständig und erkannte dabei sehr früh die Bedeutung von Stahl. Mit Großaufträgen von Eisenbahngesellschaften und einer vertikalen Integration der Koksproduktion wurde er schließlich der drittreichste US-Bürger des „Gilded Age“.
Was ist das „Evangelium des Reichtums“? Das ist ein Essay von Andrew Carnegie aus dem Jahr 1889. Darin erhob er gesellschaftliches Engagement zu einer moralischen Pflicht für wohlhabende Menschen: „Der Mann, der reich stirbt, stirbt in Schande.“
Wieviel Geld stiftete Andrew Carnegie als Philanthrop? Für den Verkauf seiner Anteile an der Carnegie Steel Company erhielt er 480 Millionen Dollar. Davon gab er 350 Millionen Dollar für gemeinnützige Zwecke aus.
Was förderte Andrew Carnegie als Philanthrop? Der Stahl-Tycoon gründete zahlreiche Stiftungen und wollte jeder Person in den USA den Zugang zu einer Bibliothek ermöglichen. Darüber hinaus förderte er die Kultur mit dem Bau von Museen und Konzertsälen wie der Carnegie Hall in Manhattan.
Carnegie – Sohn eines schottischen Webers
Andrew Carnegie stammte aus dem schottischen Dunfermline nördlich von Edinburgh in der Grafschaft Fife. Der Ort hat heute etwa 50.000 Einwohner und liegt in der Nähe des Firth of Forth.
Der Vater war ein Weber, der aufgrund der Verbreitung von Maschinen immer weniger verdiente. Die Familie wanderte deshalb 1848 in die Vereinigten Staaten aus.
Die Carnegies ließen sich in Allegheny nieder. Das war ein kleiner Ort, der heute ein Stadtteil von Pittsburgh ist.
Sekretär von Thomas A. Scott
Andrew Carnegie musste dann schon mit 13 Jahren für zwölf Stunden am Tag in einer Spinnerei arbeiten. Doch er besuchte die Abendschule und bekam ein Jahr später einen Job im Telegraphenamt von Pittsburgh.
Dort wurde Thomas A. Scott auf Andrew Carnegie aufmerksam. Das war der Chef der Western Division der Pennsylvania Railroad (PRR).
Dabei handelte es sich dann sogar noch bis weit in das 20. Jahrhundert hinein um die größte Eisenbahngesellschaft der Vereinigten Staaten von Amerika. Dort begann die Karriere von Andrew Carnegie, der es dank seiner Talente zum Sekretär und engen Begleiter von Thomas A. Scott brachte.
Telegraphendienst im Bürgerkrieg
Ulysses S. Grant als Präsident (Brady-Handy Photograph Collection / gemeinfrei)
Zu Beginn des Amerikanischen Bürgerkrieges wurde Thomas A. Scott wegen seiner umfassenden Kenntnisse der Infrastruktur in den militärischen Dienst gerufen.
Zunächst als Colonel der Freiwilligen übernahm er die Organisation des Telegraphendienstes für die Armeen der Nordstaaten.
Er war aber auch mit dem Kriegsminister Simon Cameron befreundet, der ihn im August 1861 zu seinem Stellvertreter an der Spitze des Ministeriums ernannte.
Andrew Carnegie blieb in dieser Zeit an der Seite von Thomas A. Scott. Der sollte sich im Amerikanischen Bürgerkrieg noch sehr bewähren und seine Fähigkeiten als Logistiker unter Beweis stellen.
Beispielsweise gelang Thomas A. Scott eine Verlagerung von 25.000 Soldaten der Union innerhalb von 24 Stunden während der dreitägigen Schlacht von Chattanooga.
So konnte der damalige General Ulysses S. Grant das Gefecht noch zu Gunsten der Nordstaaten drehen. In der Folge fiel ganz Tennessee an die Union. Der spätere Präsident Grant erhielt für diesen Sieg seine Beförderung vom Major General zum Lieutenant General.
Andrew Carnegie – Tycoon und Philanthrop
Nach dem Ende des Amerikanischen Bürgerkrieges übernahm Andrew Carnegie zunächst den Posten von Thomas A. Scott an der Spitze der Western Division der Pennsylvania Railroad. Doch bereits 1865 verließ er die Eisenbahngesellschaft und machte sich selbständig.
Start als selbständiger Unternehmer
Zunächst investierte Andrew Carnegie sehr geschickt in verschiedene Unternehmen. Dazu gehörten auch mehrere Eisenhütten.
Bei Besuchen in Großbritannien erkannte Andrew Carnegie die zukunftsweisende Bedeutung von Stahl mit seinen Vorteilen gegenüber Gusseisen: Der neue Werkstoffe konnte gebogen, gewalzt und gezogen werden.
Damit war Stahl viel besser für die Produktion von Maschinen und anderen schweren Gütern geeignet. 1870 errichtete Andrew Carnegie deshalb seinen ersten Hochofen.
Drei Jahre später konnte er bereits ein Stahlwerk eröffnen. Geschäftlich halfen ihm die alten Kontakte: Die Pennsylvania Railroad (PRR) vergab einen Großauftrag an Andrew Carnegie, die seine weitere Expansion befeuerte.
Der aufstrebende Unternehmer hatte bei diesem Werdegang die Unterstützung von mehreren Partnern. Wie beispielsweise auch John D. Rockefeller achtete Andrew Carnegie jedoch stets darauf, die Mehrheit an seinem Unternehmen zu behalten. Er war der Chef.
Kooperation mit Henry Clay Frick
Henry Clay Frick (gemeinfrei)
1881 gelang Andrew Carnegie ein großer Coup. Er fusionierte mit Henry Clay Frick, einem seiner größten Lieferanten für Koks.
Die Fusion war eine „vertikale Integration“, die die Tiefe der Wertschöpfungskette erhöhte. Schon wenige Jahre später zog sich Andrew Carnegie bereits aus dem operativen Betrieb zurück.
Henry Clay Frick übernahm ab 1889 die Führung der Geschäfte. Damals besaßen sie eine Reihe von Hochöfen und Stahlwerken im Raum Pittsburgh.
1892 fasste Frick fast alle Unternehmensteile in der großen Carnegie Steel Company zusammen. Es handelte sich damals bereits um den größten Stahlproduzenten der Welt. Im Hintergrund behielt Andrew Carnegie mit seiner Mehrheit am Unternehmen jedoch stets die Fäden in der Hand.
Nur in einer Frage entglitt dem Tycoon die Kontrolle: Henry Clay Frick begann, die Löhne der Arbeiter zu drücken. Während Andrew Carnegie in seinem Sommersitz in Schottland war, löste dies den großen Homestead-Streik aus.
Schüsse auf streikende Arbeiter
Bewaffnete von Pinkteron während des Homestead-Streikes (gemeinfrei)
Henry Clay Frick wollte gegen den Willen von Andrew Carnegie den Widerstand der Gewerkschaften mit Streikbrechern zerschlagen. Zu deren Schutz setzte Frick auf 300 Bewaffnete der Pinkerton-Detektei ein.
„I will never recognize the union, never, never!“ (Henry Clay Frick)
Doch das „Union Busting“ während des Homestead-Streiks endete am 06. Juli 1892 in einer blutigen Tragödie: In der Nacht zuvor hatten Arbeiter randaliert und eine Anlage in Brand gesetzt.
Als die „Watchmen“ der Pinkteron-Detektei in den frühen Morgenstunden die Menge auseinander treiben wollten, wurden einzelne Schüsse aus der Masse abgegeben. Die Schergen positionierten sich daraufhin auf einer Anhöhe und schossen gezielt in die Menge.
Zunächst zogen sich die Streikenden zurück. Doch nachmittags sammelten sie sich erneut und die „Schlacht von Homestead“ begann.
Etwa 5.000 Arbeiter kesselten die 300 Mann von Pinkerton auf dem Hügel ein. Nach etwa einer Stunde hissten die Watchmen eine weiße Flagge und kapitulierten.
Die Streikenden entwaffneten die Schergen und setzten sie in einem provisorischen Gefängnis fest. Dabei wurden zwei der Watchmen übel zusammengeschlagen. Das provozierte einen Aufschrei in der Presse und die Arbeiter verloren die öffentliche Unterstützung für ihren Streik.
Am folgenden Tag traf die Miliz von Pennsylvania unter dem Befehl eines Major General ein und befriedete die Lage. Doch die blutige Bilanz stand bereits: Der Homestead-Streik forderte zehn Tote sowie 60 Verletzte.
Andrew Carnegie war zu diesem Zeitpunkt auf seinem Landsitz in Schottland. Eigentlich hatte er Henry Clay Frick angewiesen, nicht brachial gegen die streikenden Arbeiter vorzugehen.
Der Tycoon übernahm dennoch die Verantwortung und wurde für die Ereignisse auch verantwortlich gemacht. Er distanzierte sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht öffentlich von seinem Geschäftsführer. Andrew Carnegie zahlte Frick aber wenige Jahre später aus und beendete die geschäftliche Beziehung.
Stiftungen, Bibliotheken und Kulturförderung
Andrew Carnegie im April 1905 (gemeinfrei)
Der Tycoon zog sich 1901 aus dem Geschäftsleben zurück. Er verkaufte seine Anteile an der Carnegie Steel Company an den Banker J. P. Morgan für 480 Millionen Dollar.
In den folgenden Jahren baute er sein soziales Engagement aus, was Andrew Carnegie als moralische Pflicht ansah. Dieser kam er dann auch umfassend nach. Er gab insgesamt etwa 350 Millionen Dollar als Philanthrop aus.
1904 gründete er beispielsweise den „Hero Trust Funds“ zur Förderung von selbstlosem Verhalten. Außerdem hatte er das ambitionierte Ziel, jedem US-Bürger den Zugang zu einer Bibliothek zu ermöglichen.
Hinzu kamen weitere einzelne Projekte. Besonders berühmt wurde mit der Carnegie Hall ein Konzertsaal in Manhattan, der auch heute noch den ganz großen Stars eine Bühne bietet.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
John Davison Rockefeller Sr. kam am 08. Juli 1839 auf die Welt und baute mit der Standard Oil Company ein wirtschaftliches Imperium auf. 1916 wurde er der erste Dollar-Milliardär der Geschichte und gilt als reichster Mann der Neuzeit.
„Gutes Management besteht darin, durchschnittlichen Leuten zu zeigen, wie man überdurchschnittlich arbeitet.“
John D. Rockefeller im Jahr 1895 (gemeinfrei)
Sein unternehmerischer Aufstieg begann mit der Gründung einer kleinen Raffinerie für Erdöl in Cleveland als Aktiengesellschaft. Mit Eigen- und Fremdkapital verfolgte John D. Rockefeller eine sehr aggressive Strategie der geschäftlichen Expansion.
Mit feindlichen Übernahmen und illegalen Absprachen schuf der Tycoon ein System zur landesweiten Manipulation von Marktpreisen.
Dabei profitierte die Standard Oil Company sehr vom Aufschwung während des „Gilded Age“ nach dem Ende des Amerikanischen Bürgerkrieges.
Erst unter der Regierung von Theodore Roosevelt begannen die Behörden konsequent gegen die damals in mehreren Segmenten wachsenden Monopole vorzugehen. Dennoch konnte sich die Standard Oil Company noch viele Jahre lang juristisch wehren.
Dabei erwies sich John D. Rockefeller als ein so überragender Geschäftsmann, dass er selbst noch an der späteren Zerschlagung seiner Standard Oil Company ein sagenhaftes Vermögen verdiente. Geld hatte für ihn jedoch nicht nur einen Selbstzweck.
John D. Rockefeller war ein gläubiger Baptist, der als Philanthrop enorme Summen in sein gesellschaftliches Engagement investierte. Neben religiösen Einrichtungen gehörten vor allem Bildung und Forschung zu seinen bevorzugten Themen.
Häufige Fragen zu John D. Rockefeller (FAQs)
Wie wurde Rockefeller der erste Dollar-Milliardär? Er gründete mit Partnern zunächst eine kleine Raffinerie und expandierte mit Hilfe von sehr aggressiven Strategien in einem rasanten Tempo: Dazu gehörten feindliche Übernahmen, Marktmanipulationen und illegale Absprachen.
Wie reich wäre John D. Rockefeller heute? Wenn man nur die Inflation hineinrechnet, dann hätte Rockefeller heute ein Vermögen von grob etwa 30 Milliarden Dollar. Aber seiner Zeit waren die Märkte, der Wohlstand und die Geldmenge sehr viel kleiner. Unter Berücksichtigung solcher Zusammenhänge hat das Forbes Magazin ein Vermögen von etwa 300 Milliarden Dollar errechnet.
Gibt es noch lebende Rockefellers? Ja, die Dynastie ist ein weit verzweigter Clan mit zahlreichen Nachkommen. Mit Nelson Rockefeller haben sie sogar den Vizepräsidenten von Gerald Ford hervorgebracht. Die Familie ist auch nach wie vor sehr reich und verfügt beispielsweise über viele Immobilien.
Lebenslauf von John D. Rockefeller
Herkunft der Dynastie (Neuwied)
Lange hieß es, die Familie Rockefeller hätte französische Wurzeln. Forscher haben die Spur jedoch bis nach Altwied verfolgt. Das ist ein Stadtteil von Neuwied in Rheinland-Pfalz.
Dort gibt es ein 1280 erstmals urkundlich erwähntes „Rockenfeld“, von dem sich der Name Rockefeller ableitete. Der Name ist auch heute noch vor Ort gängig. Ein bekannter Vertreter ist beispielsweise der 1983 in Neuwied geborene Rennfahrer Michael Rockenfeller.
Die Vorfahren von John D. Rockefeller wanderten in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts aus und ließen sich im Raum New York nieder.
Familiengeheimnis der Rockefellers
John D. Rockefeller selbst stammte aus einer leicht anrüchigen Familie. Sein Vater reiste ohne ärztliche Zulassung durch das Land und behandelte Patienten als „Kräuterdoktor“.
Als John D. Rockefeller später seinen Zenit als Monopolist erreicht, lobte der berühmte Zeitungsverleger Joseph Pulitzer sogar eine Belohnung von 8.000 Dollar für Informationen über „Doc Rockefeller“ aus.
Diese Abstammung wurde später als „Familiengeheimnis der Rockefellers“ bekannt. John D. Rockefeller hatte mit seinem Bruder William jedoch einen sehr wichtigen Begleiter während seines Aufstieges zum reichsten Menschen der Neuzeit, so dass seine Familie eher Rückhalt denn Belastung war.
William Avery Rockefeller – der Bruder
John D. Rockefeller und sein jüngerer Bruder waren ab 1866 Geschäftspartner. William begleitete die Entwicklung von Standard Oil von der Frühphase bis zur Zerschlagung.
Sein anfänglicher Aktienbesitz von etwa 13 % fiel ihm Laufe der Jahre jedoch, weil William Avery Rockefeller immer wieder Anteile verkaufte. Der jüngere Bruder verfolgte nämlich auch eigene Ambitionen jenseits des Geschäfts mit Öl.
Er beteiligte sich an der National City Bank. Diese entwickelte sich zur heute noch bestehenden „Citibank“ – eine der weltweit größten Finanzdienstleister für Privatkunden.
Monopol der Standard Oil Company
Gründung einer kleinen Raffinerie (1863)
Im Jahr 1863 gründete John D. Rockefeller eine kleine Erölraffinerie in Cleveland im Bundesstaat Ohio. Er hatte dabei mehrere Partner.
Zu diesen gehörten bekannte Beteiligungen wie von Henry Flagler und dem Chemiker Samuel Andrews. Es gab aber auch stille Teilhaber wie beispielsweise einen Schwager von John D. Rockefeller.
Aktie der Standard Oil Company aus dem Jahr 1878 (gemeinfrei)
Die kleine Erdölraffinerie wurde zu Beginn in 10.000 Anteile aufgeteilt. John D. Rockefeller hielt von diesen Aktien etwa 26,7 %.
Auch bei der Geschäftsführung war er die prägende Figur und formte ein Unternehmen, welches zu Größerem bestimmt war. Dabei bewährte sich John D. Rockefeller auch als moderne Führungskraft.
Er war sehr gut im Delegieren von Aufgaben. Zu diesem Zweck formte John D. Rockefeller auch zahlreiche Gremien, die Zuarbeiten erledigten und Entscheidungen für ihn trafen.
„Ich arbeite nach dem Prinzip, dass man niemals etwas selbst tun soll, was jemand anderes für einen erledigen kann.“
Als größter Anteilseigner behielt Rockefeller die Fäden jedoch stets in den Händen. Sein Hauptquartier in Cleveland bildete dabei eine zentrale Schaltstelle der Macht.
Strategie der unternehmerischen Expansion
John D. Rockefeller im Jahr 1872 (gemeinfrei)
John D. Rockefeller konzentrierte sich bei seiner Expansion auf feindliche Übernahmen: Mit den Unternehmen übernahm er die Marktanteile von Mitbewerbern und löste dann weniger ineffiziente Arbeitsbereiche auf.
Dabei setzte er gezielt auf Kampfpreise. 1866 gewährte er beispielsweise in einem Deal einen Nachlass von mehr als 70 %, um einen Konkurrenten aus dem Rennen zu nehmen.
Damit löste er einen Preisverfall auf dem Ölmarkt aus. Von 1865 bis 1870 fiel der Preis für ein Barrel von 58 auf 26 Cent. Weniger kompetitive Mitbewerber gerieten dadurch in Schieflage und waren noch leichtere Opfer für Übernahmen.
Vor allem Deals mit Eisenbahngesellschaften waren ein Katalysator für die Strategie von John D. Rockefeller. Während er von anderen Unternehmen für die Geschäftspraktiken angegriffen wurde, entwickelte die breite Bevölkerung wegen der fallenden Preise in dieser Zeit vermehrt Sympathien für seine Person.
Kartellbildung und „Ölkrieg“ (1872)
1872 gehörte John D. Rockefeller zu den treibenden Kräften hinter der Bildung eines Kartells. Die neue South Improvement Company war ein Zusammenschluss von produzierenden und verarbeitenden Betrieben der Ölindustrie, die eine marktbeherrschende Stellung anstrebte.
Am 19. Februar 1872 hob die South Improvement Company dann den Preis für ein Barrel von 40 auf 65 Cent an. Dies führte jedoch sofort zu einer wohl unerwarteten Reaktion.
Eisenbahnwagen mit hölzernen Öltanks im Jahr 1904 (gemeinfrei)
Nach Bekanntwerden des Preisanstieges schlossen sich Arbeiter zu Gewerkschaften zusammen. Sie bestreikten die South Improvement Company, um die Mehrkosten für die einfache Bevölkerung abzuwenden.
Parallel wurde das Repräsentantenhaus von Pennsylvania aktiv. Der Ausschuss für Handel bezeichnete das Kartell am 07. Mai 1872 als „größte und gefährlichste Verschwörung, die jemals unternommen wurde.“
Der South Improvement Company wurde die geschäftliche Zulassung entzogen. Der sogenannte „Ölkrieg von 1872“ endete jedoch nur oberflächlich mit einem Sieg der Gewerkschaften.
John D. Rockefeller hatte mit diesem Vorstoß ein bemerkenswertes System geschaffen: Durch die enge Kooperation mit Bahngesellschaften konnten Frachtraten von Öl gesteuert werden. Über das Wechselspiel von Angebot und Nachfrage war es so fortan möglich, die Preise landesweit zu manipulieren.
Aufbau des Standard Oil Trust (1882)
Blowout der ersten Bohrung auf dem Spindletop-Ölfeld (gemeinfrei)
In Folge des rasanten Wachstums verteilten sich die Bausteine der Standard Oil Company schließlich über viele Bundesstaaten. Die regionale Gesetzgebung wiederum entwickelte sich zu einem Hemmschuh für die weitere unternehmerische Expansion.
In einer geheimen Absprache traten die damals 37 Anteilseigener ihre Mitsprache an neun „Trustees“ ab, die die weitere Entwicklung in vertraulicher Kooperation gestalteten. Neben John D. Rockefeller gehörten sein Bruder William und auch Henry Flagler zu den Erwählten.
Damit umgingen sie gesetzliche Verbote zur Kooperation von Unternehmen über die Grenzen von Bundesstaaten hinweg. Das Modell war so erfolgreich, dass andere Gesellschaften diese Form der Organisation adaptierten und sogar ein Wandel der amerikanischen Volkswirtschaft einsetzte.
In diesem „Gilded Age“ gelangten neben John D. Rockefeller auch noch weitere Tycoone wie Andrew Carnegie (Stahl) und Cornelius Vanderbilt (Eisenbahn) zu sagenhaften Reichtum.
Sherman Anti-Trust Act (1890)
Die Regierungen bilden jedoch nicht gänzlich untätig. Im Jahr 1890 wurden mit dem Sherman Anti-Trust Act ein Gesetzespakt zur Bekämpfung von Kartellen verabschiedet.
Die neuen Regeln kamen jedoch anfangs kaum zur Anwendung. Erst während der Amtszeit von Theodore Roosevelt ging die US-Regierung konsequent gegen Monopole vor.
Zerschlagung durch Theodore Roosevelt
Präsident Theodore Roosevelt 1904 (gemeinfrei)
Am 18. November 1906 verklagte die Regierung von Präsident Theodore Roosevelt auf Basis des Sherman Anti-Trust Acts die Standard Oil Company sowie das Führungspersonal.
Der Prozess zog sich dann über mehrere Jahre hin und wurde erst während der Amtszeit von Roosevelts Nachfolger William Howard Taft abgeschlossen.
Am 5. Mai 1911 endete das Verfahren mit der Zerschlagung der Standard Oil Company in 34 einzelne Unternehmen. Der Börsenwert fiel daraufhin in den Keller.
Doch John D. Rockefeller erkannte die Zeichen der Zeit. Er nutzte den Moment, um seine Anteile deutlich zu erhöhen. Dank eines wirtschaftlichen Aufschwungs, der Verbreitung des Automobils sowie des Ersten Weltkrieges wuchs sein Vermögen um weitere 200 Millionen Dollar.
John D. Rockefeller als Philanthrop
Im Kontrast zu seinen rücksichtslosen Praktiken in unternehmerischen Fragen entwickelte sich Rockefeller zu einem sehr bedeutenden Philanthropen. Dabei war sein Sohn John D. Rockefeller Jr. einen treibende und auch unterstützende Kraft.
John D. Rockefeller Jr.(gemeinfrei)
Als gläubiger Baptist förderte Rockefeller Sr. besonders gerne Institutionen dieser Glaubensrichtung. Weitere wichtige Bereiche waren Bildung und medizinische Forschung.
Bei der Bearbeitung von Anfragen half ihm der Prediger Frederick Taylor Gates, für den die Verteilung des Vermögens eine moralische Pflicht war:
„Ihr Vermögen türmt sich auf, türmt sich auf wie eine Lawine. Sie müssen damit Schritt halten! Sie müssen es schneller verteilen, als es wächst! Wenn Sie es nicht tun, wird es Sie und ihre Kinder und Kindeskinder erdrücken.“
Mit seinem Engagement lag John D. Rockefeller im Trend der Zeit. Auch andere Tycoone wie Andrew Carnegie investierten enorme Beträge in Förderprojekte. Besonders bekannte Beispiele der gesellschaftlichen Aktivität der Rockefeller-Dynastie waren:
Gründung der Universität von Chicago im Jahr 1890.
Gründung des Rockefeller Institute for Medical Research, aus dem später die sogenannte „Rockefeller University“ hervorging.
Gründung des General Education Board zur Unterstützung von weiterführenden Schulen sowie medizinischer Forschung
Gründung der Rockefeller-Stiftung zum „Wohl der Menschheit auf der ganzen Welt“.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
Stephan Grover Cleveland wurde am 18. März 1837 in New Jersey geboren. Er war zunächst Sheriff in Erie County und amtierte später als 22. & 24. Präsident der USA.
Offizielles Portrait von Grover Cleveland im Weißen Haus (Eastman Johnson / gemeinfrei)
„Die Regierung ist keine Almosenverteilerin für das Volk, sondern ein Mittel, die Sache des Volkes nach Geschäftsgrundsätzen zu führen.“
Seine politische Karriere begann Grover Cleveland als Bürgermeister von Buffalo. Der Newcomer erwarb sich bereits im ersten Jahr einen exzellenten Ruf als pragmatischer Reformer.
Schon im zweiten Jahr seiner Laufbahn wurde er zum Gouverneur von New York gewählt und knüpfte an seine Erfolgsgeschichte an. Im vierten Jahr war Grover Cleveland der siegreiche Kandidat der Demokraten im Präsidentschaftswahlkampf.
Dabei stellte er sich als 22. US-Präsident gegen die politische Konvention des „Spoils System“, wichtige Posten in der Verwaltung an Parteigänger zu verteilen. Vielmehr berücksichtigte Grover Cleveland bei seiner Personalpolitik vor allem die fachliche Qualifikation und pflegte einen sehr präsidialen Führungsstil.
„Ich habe mich so sehr bemüht, das Richtige zu tun.“ (Letzte Worte)
Häufige Fragen zu Grover Cleveland (FAQs)
Wer war Grover Cleveland? Er war ein Politiker und amtierte als 22. und als 24. Präsident der USA.
Wieso wurde Grover Cleveland abgewählt? Aufgrund einer Mechanik im amerikanischen Wahlsystem: Grover Cleveland gewann zwar die Mehrheit der abgegebenen Stimmen, den sogenannten Popular Vote. Im Electoral College hatte jedoch der Republikaner Benjamin Harrison mehr Wahlmänner hinter sich.
Wer war die First Lady von Grover Cleveland? Zunächst erfüllte seine Schwester Rose Cleveland die Rolle als First Lady. Am 02. Juni 1886 heiratete der Präsident Frances Folsom im Weißen Haus, die fortan als seine Gattin diese Aufgaben übernahm.
Lebenslauf von Grover Cleveland
Aufstieg aus der Armut
Grover Cleveland wuchs als fünftes von neun Kindern in einer sehr autoritären Familie auf. Wie bereits andere Präsidenten aus kleinen Verhältnissen begann er eine Lehre in einer Anwaltskanzlei und erarbeitete sich seine Zulassung.
Während des Amerikanischen Bürgerkrieges war er stellvertretender Staatsanwalt und kaufte sich für 300 Dollar vom Militärdienst frei. Seine politischen Gegner bezeichneten ihn später deshalb als „Slacker“ – als Drückberger.
Beruflich war Grover Cleveland jedoch sehr engagiert. Er machte sich als Jurist einen Namen und wurde 1870 zum Sheriff von Erie County ernannt.
Sheriff von Erie County
Grover Cleveland erlangte als Sheriff von Erie County einen gewissen Wohlstand und legte ihn diesen Jahren viel Gewicht zu. Als „Big Steve“ oder auch „Uncle Jumbo“ führte er ein beschauliches Leben in der Provinz.
Er ging gerne Fischen und auf die Jagd. Außerdem verbrachte Grover Cleveland auch viel Zeit mit seinen Freunden beim Pokern in Saloons.
Bürgermeister von Buffalo
Grover Cleveland hatte sich lange von der Parteipolitik ferngehalten. 1881 nahm er sehr überraschend die Nominierung als Kandidat der Demokraten für die Bürgermeisterwahl von Buffalo an.
Als Newcomer gewann er dann deutlich die Wahl und war bereits im ersten Amtsjahr sehr erfolgreich: Er ging gegen Misswirtschaft und Korruption in der Verwaltung vor. Außerdem bekämpfte er den Klientelismus und bekam dafür großen Zuspruch von der Parteiführung.
Darüber hinaus legte Grover Cleveland sehr häufig ein „Veto“ gegen Beschlüsse der Kommune ein. Vor allem verhinderte er damit teure Projekte und machte sich einen Ruf als städtischer Reformer.
Gouverneur von New York
Die Demokraten stellten Grover Cleveland aufgrund seiner Erfolge in Buffalo bereits im Jahr 1882 erfolgreich als Kandidat für den Posten als Gouverneur von New York auf. In diesem Amt knüpfte er an seine bisherige Politik an.
Grover Cleveland zerschlug mit der „Tammany Society“ sogar eine alte demokratische Seilschaft, die seine Wahl unterstützt hatte. Statt Parteigänger zu begünstigen, besetzte er Posten in der Verwaltung nach Qualifikation.
Auch als Gouverneur von New York nutzte Grover Cleveland intensiv das Veto-Recht. Das stärkte seinen Ruf als pragmatischer Reformer, der Konflikten nicht aus dem Weg ging.
Bereits 1884 wurde Grover Cleveland deshalb mit überragenden 683 von 820 Stimmen zum Kandidaten für die Präsidentschaftswahl aufgestellt.
Die Wahl zum 22. Präsidenten der USA gegen den Republikaner James G. Blaine gewann er mit einer knappen Mehrheit. Innerhalb von vier Jahren hatte es Grover Cleveland vom Bürgermeister in der Provinz bis in das höchste Amt der Vereinigten Staaten geschafft.
Amtszeit als 22. Präsident der USA
Unter dem 21. US-Präsidenten Chester A. Arthur hatte sich die wirtschaftliche Landschaft der Vereinigten Staaten verändert: Es bildeten sich vermehrt Kartelle.
Amtseinführung von Grover Cleveland am 04. März 1885 (gemeinfrei)
Die öffentliche Verwaltung war ineffizient und wichtige Posten wurden im Rahmen des lange etablierten „Spoils System“ an loyale Parteisoldaten vergeben.
Grover Cleveland war deshalb vor allem aus Sicht der Mittelschicht eine verheißungsvolle Neubesetzung an der Spitze des Landes. Bei der Ernennung von Ministern blieb der neue Präsident dann auch seiner bisherigen Linie treu.
Er wählte die Kandidaten nach Qualifikation aus und gestand seinen Ministern viel Eigenverantwortung zu. Grover Cleveland pflegte dabei einen sehr präsidialen Führungsstil, mischte sich nicht in das Tagesgeschäft ein und ließ sich ausgiebig beraten.
Pendleton Act vs. Spoils System
Andrew Jackson im Jahr 1845 (gemeinfrei)
Das Spoils System war eine politische Konvention in den USA aus der Zeit von Andrew Jackson in den 1830er Jahren. Dieses „Verteilen der Beute“ meinte, dass man nach einer Wahl wichtige Posten in der Verwaltung an loyale Parteigänger vergab.
Diese „Verteilung der Beute“ war jedoch nicht einfach nur Korruption. Vielmehr sollte das Spoils System die Abwahl von Funktionären aus der Verwaltung ermöglichen. Nach Jackson stellte dieser Ansatz deshalb sogar eine Stärkung der Demokratie dar.
Auch Jacksons Vizepräsident und späterer Nachfolger Martin van Buren war ein eifriger Netzwerker, der Patronage und Klientelismus als einen Wandel im Wettstreit der Parteien begriff.
Einige Jahrzehnte später waren die negativen Folgen des Spoils System auf die Arbeitsfähigkeit der Verwaltung aber deutlich sichtbar. Grover Cleveland stellte sich jedoch nicht nur mit seinem Führungsstil gegen diese politische Konvention.
Grover Cleveland füllte auch den bereits von Chester A. Arthur erlassen Pendelton Act mit Leben. Das Gesetz von 1883 zielte auf die Bildung eines föderalen Beamtentums zur Besetzung der Posten im öffentlichen Dienst.
Den parteipolitischen Einfluss auf die Personalpolitik reduzierte Grover Cleveland dann sehr viel stärker als seine Vorgänger auf „Policy-Maker“. Das waren solche Positionen in der Administration, die über Richtlinien entschieden. Die operative Ausgestaltung wurde aber vermehrt von Profis übernommen.
Einweihung der Freiheitsstatue
Grover Cleveland weihte die Freiheitsstatue ein. (Edward Moran / gemeinfrei)
Der französische Bildhauer Frédéric-Auguste Bartholdi war ein großer Fan der USA und vor allem der Nordstaaten im Amerikanischen Bürgerkrieg. Er trieb deshalb die Idee einer monumentalen Statue zu Ehren des amerikanischen Kampfes für die Freiheit lange Zeit voran.
Schon 1865 besuchte Bartholdi die Vereinigten Staaten. Dort sprach er mit vielen Offiziellen und dem späteren Präsidenten Ulysses S. Grant. Man sagte ihm dann bereits die Nutzung einer kleinen Insel vor New York für die noch zu bauende Freiheitsstatue zu.
Bartholdi stellte 1870 sein erstes Modell vor. Der deutsch-französische Krieg verzögerte die Arbeiten jedoch für einige Jahre.
Auf der Weltausstellung von 1878 konnte dann aber der Kopf der Freiheitsstatue erstmals präsentiert werden. Doch erst weitere acht Jahre später wurde die Statue in Einzelteilen in die Vereinigten Staaten verschifft. Grover Cleveland konnte schließlich im Jahr 1886 die fertige Freiheitsstatue feierlich einweihen.
Heirat im Weißen Haus
Grover Cleveland war als unverheirateter Präsident ins Weiße Haus eingezogen. Aufgaben der First Lady übernahm deshalb zunächst seine Schwester Rose.
Grover Cleveland hatte jedoch ein uneheliches Kind mit seiner Geliebten Frances Folsom. Am 02. Juni 1886 heirateten die beiden als bisher einziges Paar der Geschichte im Weißen Haus.
Daws Allotment Act of 1887
Die Vertreibung der Eingeborenen durch weiße Siedler in den USA war nicht nur ein moralisches Problem und hatte zu zahlreichen „Indianerkriegen“ geführt. Spekulationen mit den fruchtbaren Böden hatten die große Wirtschaftskrise von 1837 ausgelöst. Das Thema blieb jedoch virulent.
Noch im Jahr 1876 führte George A. Custer sein Regiment in die vernichtende Niederlage in der Schlacht am Little Big Horn. Erst mehr als zehn Jahre später unter Grover Cleveland wurde mit dem „Daws Act“ ein umfassendes Gesetz zum Schutz der Lebensräume von Indigenen erlassen:
Jedes Familienoberhaupt erhielt 64 Hektar zur alleinigen Nutzung.
Jeder (männliche) Single über 18 Jahren erhielt 32 Hektar.
Berechtigte, die „die Gewohnheiten des zivilisierten Lebens angenommen hatten“, erhielten eine Frist von vier Jahren, um sich innerhalb der Grenzen der Reservate eine Fläche auszusuchen.
Wenn die Frist ungenutzt verstrich, wurde eine Fläche durch die Behörden zugewiesen.
Die fehlende Erfahrung der indigenen Bevölkerung mit „Eigentum“ führte jedoch auch zu Problemen: Häufig wurden die vergebenen Ländereien zu Spottpreisen an weiße Siedler und Spekulanten verkauft.
Amtszeit als 24. Präsident der USA
Zum Ende seiner ersten Amtszeit als 22. US-Präsident stellte sich Grover Cleveland der Wiederwahl. Er konnte dann auch eine Mehrheit der Stimmen der Wahlberechtigten gewinnen, den sogenannten „Popular Vote“.
Das amerikanische System der Wahlmänner führte jedoch zu einer deutlichen Niederlage im „Electoral College“. Als 23. Präsident der USA amtierte deshalb mit Benjamin Harrison ein Republikaner.
Die Demokraten stellten Grover Cleveland im Jahr 1892 jedoch erneut als Kandidat auf. Bei dieser Präsidentschaftswahl konnte er sich dann sehr deutlich durchsetzen.
Depression der Bourbon-Demokraten
Kurz vor dem Beginn der zweiten Amtszeit von Grover Cleveland im Jahr 1893 erfasste eine wirtschaftliche Krise die USA. Es sollte eine jahrelange Depression mit hoher Arbeitslosigkeit folgen.
Als Auslöser galt die Politik der „Bourbon-Demokraten“. Mit dieser Anspielung auf den Whiskey aus Kentucky bezeichnete man scheinbar widersprüchliche politische Netzwerke von reaktionären Südstaatlern und wirtschaftsfreundlichen Nordstaatlern.
Grover Cleveland im Jahr 1892 (gemeinfrei)
Diese sehr unterschiedlichen Gruppen hatten jedoch eine Gemeinsamkeit: Sie standen für eine Politik, die vor allem den Reichen diente und zugleich den Rückbau des Sozialstaats vorantrieb.
Der konkrete Auslöser für die wirtschaftliche Depression während der zweiten Amtszeit von Grover Cleveland war dann eine Liquiditätskrise. Er ließ deshalb schon vor Amtsantritt einige Gesetze erarbeiten, um die Grundlage der Währung von Gold- auf Silbermünzen zu erweitern.
Die Einführung des neuen Währungssystems löste jedoch erstmal eine Panik an den Märkten aus. Die Bundesebene der Vereinigten Staaten rutschte deshalb fast in die Zahlungsunfähigkeit.
Grover Cleveland musste Schulden aufnehmen. Auch die von ihm geplante Senkung von Zöllen konnte nicht planmäßig umgesetzt werden. Darüber hinaus musste er als 24. US-Präsident auch sehr widerwillig einer Erbschaftssteuer sowie einer progressiven Einkommenssteuer zustimmen.
Niederschlagung des Pullman-Streiks
Im Zuge der wirtschaftlichen Depression kam es zu vielen Unruhen. Besonders bekannt wurde der „Pullman-Streik“ als der bis dato größte Arbeiterprotest in der Geschichte der Vereinigten Staaten.
Die Eisenbahner der Pullman Company begannen am 11. Mai 1894 einen wilden Streik. Letztlich setzte Grover Cleveland mehrere tausend Polizisten, die US-Marshals, die Nationalgarde und auch die US-Armee ein, um die Bewegung niederzuschlagen.
Insgesamt starben 13 Menschen und es entstand ein Sachschäden von 80 Millionen Dollar in damaliger Kaufkraft. Die Eisenbahner der Pullman Company mussten sich hinterher schriftlich verpflichten, keine gewerkschaftliche Organisation mehr zu bilden.
Die wirtschaftliche Krise führte zu einer dramatischen Verschiebung der politischen Verhältnisse: Die nächste Präsidentschaftswahl entschied mit William McKinley ein Republikaner sehr deutlich für sich.
Der wurde jedoch nach wenigen Monaten von einem Anarchisten zweimal angeschossen und erlag den Verletzungen. Dessen Vizepräsident Theodore Roosevelt sollte dann schon als der 26. US-Präsident in den Jahren von 1901 bis 1909 regieren.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
William Tecumseh Sherman wurde am 08. Februar 1820 in Ohio geboren. Er war ein General der Nordstaaten im Amerikanischen Bürgerkrieg und erlangte Berühmtheit für die Eroberung von Atlanta und den anschließenden „Marsch ans Meer“.
General William T. Sherman (gemeinfrei)
Schlüsselmoment seines Aufstiegs an die Spitze der US-Armee war die Schlacht von Shiloh im April 1862. Dort konnte General Sherman den Kollaps seiner Division abwehren, erlitt dabei zwei Verwundungen und verlor drei Pferde, die unter ihm erschossen wurden.
1864 gelang ihm die Eroberung der strategisch wichtigen Stadt Atlanta in Georgia. Tief in den Südstaaten zerstörte er die wirtschaftliche Grundlage der Kriegsführung der Konföderation und trug so wesentlich zur Wiederwahl von Abraham Lincoln bei.
Deshalb wurde ihm aber auch Barbarei vorgeworfen. Doch als Ulysses S. Grant im Jahr 1869 zum Präsidenten gewählt wurde, erhielt Sherman sogar den Posten als General of the Army, als Oberbefehlshaber des US-Heeres.
In den USA ist General Sherman bis heute ein Held, dem gleich zwei bemerkenswerte Erinnerungen gesetzt:
Der frühere Lieutenant von Sherman und Naturkundler James Wolverton Tharp benannte den größten lebenden Baum der Welt nach seinem alten Vorgesetzten – der General Sherman Tree im Sequoia-Nationalpark in Kalifornien.
Der M4 „Sherman“ war mit fast 50.000 Exemplaren der am häufigsten produzierte Kampfpanzer des Zweiten Weltkrieges.
Sherman – General der Nordstaaten
William T. Sherman als junger Mann (gemeinfrei)
William T. Sherman war als junger Mann auf der Militärakademie West Point und absolvierte als einer der besten seines Jahrgangs.
Im Gegensatz zu den meisten Offizieren seiner Altersklasse wurde er jedoch nicht im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg in den Jahren 1846 bis 1848 eingesetzt.
Er hatte Kommandos in Kalifornien und erlebte dort den Goldrausch. Als Spekulant mischte er etwas mit und war dabei auch durchaus erfolgreich. 1853 schied Sherman für einige Jahre aus der US-Armee aus.
Zunächst war er als Banker und dann als Anwalt aktiv. 1859 wurde William T. Sherman der Präsident der Militärschule von Louisiana.
Sezession der Südstaaten
Im Dezember 1860 eskalierte in den Vereinigten Staaten von Amerika dann die schon lange schwellende „Sklavenfrage“. Über den damals weit verbreiteten Rassismus hinaus bestanden vor allem die Plantagenbesitzer in den südlichen Staaten aus wirtschaftlichen Gründen auf der Erhaltung dieser „gesellschaftlichen Institution“.
Fahne der Konföderierten Staaten von Amerika (gemeinfrei)
Mit der Wahl von Abraham Lincoln als neuem Präsidenten eskalierten die Spannungen: Er galt als größter Gegner der Sklaverei und vertrat die republikanischen und wirtschlichen Interessen des Nordens gegen die Oligarchie im Süden.
Dabei hatte Lincoln stets betont, dass die gesetzliche Regelung der Sklaverei in die Zuständigkeit der einzelnen Bundesstaaten falle. Dennoch wurde seine Wahl als Präsident der USA vieler Orts im Süden nicht akzeptiert.
Am 20. Dezember 1860 trat South Carolina als erster Bundesstaat aus der Union aus. Bis zum Juni 1861 folgten in dieser Reihenfolge: Mississippi, Florida, Alabama, Georgia, Louisiana, Texas, Virginia, Arkansas, North Carolina und schließlich Tennessee.
Die Abtrünnigen gründeten die „Konföderierten Staaten von Amerika“ als konkurrierenden Bund im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten von Amerika. Das politische System war allerdings sehr ähnlich mit Jefferson Davis als Präsident an der Spitze.
Dabei war Abraham Lincoln am offiziellen Gründungstag der Konföderation noch nicht einmal vereidigt. Seine Amtseinführung fand am 04. März 1861 statt. Einen Monat später kam es mit dem Angriff auf Fort Sumter zum ersten großen Gefecht des Sezessionskrieges.
Mit dem Beginn des Bürgerkrieges kehrte William T. Sherman in den aktiven Militärdienst zurück. Am 14. Mai 1861 erhielt er als Colonel den Befehl über das 13. Infanterieregiment der US-Armee.
Erste Schlacht bei Manassas
Zunächst dachte Abraham Lincoln, man könnte den Krieg schnell mit einem Vorstoß gegen die feindliche Hauptstadt Richmond in Virginia beenden. In der Ersten Schlacht bei Manassas, die man auch als Schlacht bei Bull Run bezeichnet, siegten die Konföderierten jedoch sehr überraschend.
Karte der ersten Schlacht bei Manassas (Richard W. Stewart / gemeinfrei)
Oder vielmehr scheiterten die Truppen der Union an sich selbst: Sie starten zwei Täuschungsmanöver und wollten den Hauptangriff nach einer Umgehung gegen die linke Flanke führen.
Die Offiziere waren mit der Organisation jedoch überfordert und der grandiose Schlachtplan endete in einem Desaster. Besonders blutig verlief die Schlacht bei Manassas für die Einheit von William T. Sherman.
Seine Soldaten überquerten ab 10 Uhr morgens von Osten kommend im Zentrum als erste eine Brücke. Nach etwa eineinhalb Stunden konnte William T. Sherman die Konföderierten in diesem Bereich trotz massiver Gegenwehr kurzzeitig zurückdrängen.
Dem legendären Südstaaten-General Thomas „Stonewall“ Jackson gelang jedoch die Reorganisation der Verteidigung. Den entscheidenden Beitrag zur Abwehr von Sherman leistete eine Kavallerie-Einheit sowie 6-Pfünder, die die Infanterie der Union unter Beschuss nahmen.
Ein übergeordnetes Problem der Nordstaaten war aber vor allem die fragwürdige Einstellung zu Beginn des Bürgerkrieges: Man rechnete ganz selbstverständlich mit einem Durchmarsch und auf dem Schlachtfeld bei Manassas hatten sich sogar Schaulustige zum Picknick eingefunden. Die flohen dann panisch.
Die blutige Niederlage bei Manassas machte den Nordstaatlern bewusst, dass der Bürgerkrieg nicht binnen weniger Wochen zu gewinnen war. Lincoln konzentrierte sich fortan auf die Aufstellung eines professionellen Heeres und der erste industrialisierte Krieg nahm seinen Lauf.
Beförderung zum General
Ulysses S. Grant als US-Präsident (Brady-Handy Photograph Collection / gemeinfrei)
William T. Sherman wurde wenige Wochen nach der Schlacht bei Manassas am 07. August 1861 zum Brigadier General befördert. Er bekam sein eigenes Kommando in Kentucky.
Dort wich er aufgrund einer falschen Einschätzung dem Gegner aus und wurde dafür prompt seines Kommandos enthoben.
Die Presse berichtete sehr negativ über General Sherman und zweifelte seinen Geisteszustand an.
Er verfiel daraufhin tatsächlich in eine tiefe Krise. Sherman hatte Nervenzusammenbrüche und äußerte Suizidgedanken.
Anfang des Jahres 1862 wurde General Sherman jedoch reaktiviert. Er bekam das Kommando über eine Division unter dem Oberbefehl von Ulysses S. Grant.
Schlacht von Shiloh
Karte des 2. Tages der Schlacht von Shiloh (Hal Jespersen, www.posix.com/CW / CC-BY-SA 3.0)
Grant zog mit seiner Armee gegen einen Vorstoß der Konföderierten in Tennessee. Anfang April 1862 kam es dort zu der zweitägigen Schlacht von Shiloh.
Die Schlacht begann für die Union sehr überraschend. Sie hatten am 06. April nicht mit einem Angriff gerechnet. Obwohl sie in der Überzahl waren, konnten sie sich am ersten Tag kaum gegen die Konföderierten behaupten.
General Sherman verhinderte mit seiner 5. Division nur knapp den Kollaps der Linie. Er selbst erlitt bei den Kämpfen zwei leichte Verwundungen und drei Pferde wurde unter ihm weggeschossen.
Der zweite Tag brachte jedoch die Wende. Ab 5:20 Uhr morgens marschierte die US-Armee auf der sechs Meilen langen Frontlinie vorwärts. General Sherman führte seine Division im nördlichen Bereich.
In einem fast zehnstündigem Ringen eroberten die Soldaten der Union zunächst ihre alten Stellungen zurück. Daraufhin gab der konföderierte General Beauregard den Befehl zum geordneten Rückzug.
Laut der Einschätzung von Historikern begründete die Schlacht bei Shiloh den legendären Ruf und weiteren Aufstieg von William T. Sherman zu einem der wichtigsten Kommandeure des Amerikanischen Bürgerkrieges. Am 1. Mai 1862 wurde er zum Major General befördert.
Belagerung von Vicksburg
Weiterhin unter dem Oberbefehl von Ulysses S. Grant war General Sherman an der Belagerung von Vicksburg beteiligt. Die Stadt am Mississippi wurde von etwa 30.000 konföderierten Soldaten gehalten und von fast 100.000 Mann der Union angegriffen.
Diese Schlacht oder „Belagerung von Vicksburg“ begann am 19. Mai 1863. Anfangs hoffte Grant, die befestigten Stellungen mit schnellen Angriffen überrennen zu können. General Sherman führte dabei das XV. Korps im Norden.
General Sherman belagerte Vicksburg im Sommer 1863. (Hal Jespersen, www.posix.com/CW / CC-BY-SA 3.0)
Die Attacken vom 19. und vom 22. Mai wehrten die Konföderierten unter General Pemberton jedoch ab und führten dank dieser Verzögerung noch weitere Truppen herbei.
Nach den blutigen Fehlschlägen zu Beginn der Belagerung ging die US-Armee zur Materialschlacht über. Sie hatten mehr Männer und eine bessere Versorgung.
General Grant ließ Gräben zur Annährung ausheben, Minen unterhalb konföderierter Stellungen anlegen und die Stadt mit Artillerie beschießen. Landseitig setzte die Union insgesamt 220 Geschütze und flussseitig Kanonenboote ein.
Die Verteidiger nutzten hingegen den Vorteil der inneren Linie zur Verschiebung von Reserven. Doch der Munitionsmangel schränkte ihre Möglichkeiten so erheblich ein, dass die Belagerung von Vicksburg nur durch eine Entsatzarmee hätte gebrochen werden können.
Mitte Juni kam es tatsächlich zu einem Versuch, der jedoch an sieben Divisionen der Union unter dem Befehl von General Sherman scheiterte. Aufgrund völliger Entkräftung kapitulierte General Pemberton am 04. Juli 1863.
Schlacht von Chattanooga
Im November 1863 fand bei Chattanooga in Tennessee eine weitere vorentscheidende Schlacht des Amerikanischen Bürgerkrieges statt. Auslöser war jedoch zunächst eine Offensive des bis dahin erfolgreichen Generals Braxton Bragg der Konföderierten.
General Sherman kämpfte in der Schlacht von Chattanooga. (Hal Jespersen, www.posix.com/CW / CC-BY-SA 3.0)
Der hatte einige Wochen vorher in der Schlacht am Chickamauga im Norden Georgias gewonnen und zur Verfolgung der dortigen Armee der Union angesetzt. General Bragg fand dann eine günstige Position oberhalb des Flusses Tennessee und setzte die Nordstaaten damit unter Zugzwang.
Am 23. November 1863 trafen die Armeen der Nord- und der Südstaaten erneut aufeinander. Die Kämpfe am ersten Tag brachten noch keine Entscheidung.
Am nächsten Morgen griffen die Truppen auf dem linken Flügel unter General Sherman und auf dem rechten Flügel unter General „Fighting Joe“ Hooker an.
Der Vorstoß von General Sherman auf dem linken Flügel beziehungsweise im Norden brachte noch nicht den erhofften Durchbruch. Gegen 14:30 Uhr war sein Angriff abgewiesen.
Auf dem rechten Flügel beziehungsweise im Süden waren die Männer von Fighting Joe aber sehr erfolgreich. Gegen 15 Uhr gelangten sie sogar bis in den Rücken der Konföderierten und es brach eine Panik aus.
Umgehend startete General Grant daraufhin einen Frontalangriff im Zentrum über offenes Feld. Gegen 16 Uhr überwanden Soldaten der Union die ersten Schützengräben der Konföderierten und ganze Regimenter des Südens flohen vom Schlachtfeld.
Der relativ leichte Sieg war für die Truppen der Union „ein Wunder“. Grant wurde anschließend vom Generalmajor zum Generalleutnant befördert. Diesen Rang hatte in der US-Armee bis dato nur George Washington erreicht.
Weniger bekannt ist, dass dieser Sieg eigentlich dem stellvertretenden Kriegsminister zu verdanken war: Thomas A. Scott und sein Sekretär Andrew Carnegie waren vor dem Krieg für eine Eisenbahngesellschaft tätig. Mit ihrem Fachwissen hatten sie im Hintergrund die entscheidende Verlagerung von 25.000 Mann binnen 24 Stunden ermöglicht.
Atlanta-Feldzug von Sherman
Nach dem Sieg bei Chattanooga erhielt Ulysses S. Grant den Oberbefehl am östlichen Schauplatz des Bürgerkrieges, um General Lee in die Knie zu zwingen. Sein Nachfolger im Westen wurde General Sherman.
General Sherman eroberte Atlanta im September 1864 (Andrei Nacu / CC-BY-SA 3.0)
Im sogenannten „Atlanta-Feldzug“ bekämpfte General Sherman von Mai bis September 1864 die konföderierte Tennessee-Armee. Die Operation endete mit der Eroberung der strategisch wichtigen Stadt Atlanta in Georgia.
Doch bis dahin musste General Sherman zunächst auch eine Reihe taktischer Niederlagen einstecken. Strategisch konnte er die Konföderierten jedoch immer weiter zum Rückzug zwingen.
Von größter Bedeutung war dabei die überlegene Logistik der Nordstaaten. Diese musste General Sherman während des Atlanta-Feldzuges jedoch permanent gegen Raids der konföderierten Kavallerie schützen.
Mit diesem Erfolg trug General Sherman sehr zum erneuten Wahlsieg von Lincoln am 08. November 1864 bei. Damit fiel auch die politische Vorentscheidung, den Bürgerkrieg nicht mit einem Kompromiss enden zu lassen.
Shermans Marsch ans Meer
General Sherman im Jahr 1865 (gemeinfrei)
Nach der Eroberung von Atlanta wendete sich General Sherman einem neuen Ziel zu und wechselte dabei vor allem auch seine Strategie.
Ohne logistische Verbindungslinien drang er tief ins Feindesland vor. Seine Männer plünderten in der Gegend und hinterließen „verbrannte Erde“.
Er zog mit mehr als 60.000 Mann in Richtung Savannah an der Atlantik-Küste. Seine Truppen zerstörten dabei auch die wirtschaftliche Infrastruktur. Vor allem Eisenbahnstrecken und -depots griff General Sherman sehr gezielt an.
Er selbst schätzte den wirtschaftlichen Schaden seines „Marsches ans Meer“ auf 100 Millionen US-Dollar. Der bereits angeschlagenen Versorgung der Konföderation fügte er schmerzhafte und langfristige Schäden zu. Deshalb wird aber auch diskutiert, ob General Sherman sich mit seinem Marsch ans Meer zum Kriegsverbrecher machte. Er selbst schrieb allerdings sehr pragmatisch an Lincoln:
„Mr. President, schenke Ihnen die Stadt Savannah samt 150 schweren Geschützen.“
Feldzug durch die Carolinas
Nach einer sechswöchigen Pause in Savannah wandte sich General Sherman mit seinen Truppen gen Norden. Er wollte vor allem durch Siege in South Carolina die Moral der Südstaaten brechen.
Am 17. Februar 1865 nahm General Sherman die Hauptstadt Columbia ein. In der Stadt brach unter ungeklärten Umständen noch in derselben Nacht ein Großbrand aus.
Anschließend zog er weiter nach North Carolina. Bei Goldsboro traf General Sherman schließlich wieder auf Verbände der Nordstaaten. Zu einer Vereinigung mit Grant bei der Belagerung von Petersburg kam es jedoch nicht mehr. Der Oberbefehlshaber der konföderierten Armee General Lee kapitulierte am 09. April 1865.
General of the Army
Am 25. Juli 1866 wurde Sherman zum Lieutenant General befördert und war an Indianerkriegen beteiligt. Als Ulysses S. Grant 1869 zum neuen US-Präsidenten gewählt wurde, trat Sherman seine Nachfolge als General of the Army an.
Er war damit zum Oberbefehlshaber des US-Heeres aufgestiegen. General Sherman nahm erst 1884 seinen Abschied und starb wenige Jahre später in New York City.
Erinnerungen an General Sherman
In Gedenken an die Erfolge von General Sherman wurden ein Mammutbaum und Panzer im Zweiten Weltkrieg nach ihm benannt.
General Sherman Tree
Der General Sherman Tree ist der voluminöseste noch lebende Baum der Welt. Sein Alter wird auf 1.900 bis 2.500 Jahre geschätzt. Der Riesenmammutbaum hat eine Höhe von 83,8 Metern.
Der General Sherman Tree steht im Giants Forest des Sequoia-Nationalpark in Kalifornien. Die Namensgebung geht auf den Naturkundler James Wolverton Tharp zurück. Der hatte als junger Lieutenant unter General William T. Sherman im Amerikanischen Bürgerkrieg gekämpft.
M4 Sherman-Panzer
Im Zweiten Weltkrieg setzten die westlichen Alliierten mit dem M4 Sherman einen mittelschweren Kampfpanzer ein. Mit fast 50.000 Exemplaren war es der am häufigsten produzierte Panzer des Krieges.
Der M4 hatte eine fünfköpfige Besatzung und erreichte eine Geschwindigkeit von bis zu 40 km/h. Die Kanone und Panzerung war den deutschen Gegnern jedoch weit unterlegen. Die Shermans konnten sich nur mit höherer Beweglichkeit und Überzahl im Zweiten Weltkrieg behaupten. Dennoch wurde der Sherman-Panzer noch bis in die 1990er Jahre beispielsweise von der chilenischen Armee verwendet.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
George Armstrong Custer wurde am 05. Dezember 1839 in Ohio geboren und war ein Kavallerie-Offizier der US-Armee. Er war General im Amerikanischen Bürgerkrieg und starb später im Kampf gegen Indianer in der Schlacht am Little Big Horn.
General Custer im Bürgerkrieg (gemeinfrei)
Custer war eine schillernde und sehr bekannte Figur. Er fiel bereits an der Militärakademie in West Point als Haudegen auf und graduierte als schlechtester Kadett seines Jahrgangs.
Dennoch erhielt er einen Posten im berühmten 2. US-Kavallerie-Regiment, dem beispielsweise ursprünglich auch General Lee vor seiner Zeit als Oberbefehlshaber der Konföderierten angehörte.
Mit nur 25 Jahren wurde George A. Custer zum bis dato jüngsten Major General in der Geschichte der US-Armee. Es handelte sich dabei allerdings um einen Rang bei den Freiwilligen im Amerikanischen Bürgerkrieg.
Als Berufssoldat im 5. US-Kavallerie-Regiment der US-Armee war „General Custer“ nach der Kapitulation der Konföderierten allerdings nur ein Captain. Später wurde er Lieutenant Colonel des 7. Kavallerie-Regiments, wovon er fünf Kompanien in der Schlacht am Little Big Horn in die Vernichtung führte.
Häufige Fragen zu General Custer (FAQs)
Wer war General Custer? George A. Custer war ein Offizier der US-Kavallerie, der im Amerikanischen Bürgerkrieg für seinen Wagemut berühmt wurde.
Was war die Schlacht am Little Big Horn? Es war ein Angriff der US-Kavallerie unter George A. Custer auf ein Lager von Indianern, der zur fast vollständigen Vernichtung der Einheit führte.
Was war Custers „Last Stand“? Das war der letzte Rückzugspunkt von George A. Custer während der Schlacht am Little Big Horn.
General Custer im Bürgerkrieg
George A. Custer stammte von hessischen Einwanderern ab. Seine Vorfahren ließen sich zunächst in Pennsylvania nieder. Er selbst wuchs in Ohio und Michigan auf.
Sein Vater diente in der Miliz und ermöglichte dem Jungen eine sorgenfreie Kindheit, die George A. Custer als lebhafter, aber auch sehr fauler Schüler genoss.
Schlechtester Kadett von West Point
George A. Custer als Kadett in West Point im Jahr 1859 (gemeinfrei)
1857 kam George A. Custer auf die Militärakademie West Point und fiel auch dort als Querschläger auf. Er bekam zahlreiche Verweise und wurde deshalb fast rausgeschmissen.
In West Point entwickelte er sich außerdem zu einem extravaganten Typen, der besonders viel Wert auf die Pflege seiner Haare legte.
George A. Custer graduierte schließlich am 24. Juni 1861 als schlechtester Kadett seines Jahrgangs.
Wenige Woche zuvor war mit dem Beschuss von Fort Sumter in South Carolina der Amerikanische Bürgerkrieg ausgebrochen.
Trotz seiner schlechten Leistungen in West Point erhielt Custer dann einen der sehr begehrten Posten bei der Kavallerie.
Zunächst kam Custer als Second Lieutenant zum 2. US-Kavallerie-Regiment. Die Einheit hatte neben General Lee noch eine Reihe von hohen Kommandeuren des Sezessionskrieges hervorgebracht.
Custer stand zunächst unter dem Befehl von General Winfield Scott, der Jahre zuvor für seine Eroberung von Mexiko-Stadt im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg berühmt wurde. Der setzte den jungen Offizier als Boten ein.
So erlebte Custer in der Ersten Schlacht von Bull Run am 21. Juli 1861 seine Feuertaufe. Das Gefecht endete mit einem Sieg der Konföderierten.
Adjutant von General McClellan
Nach einer kurzen Pause wegen einer Erkrankung wechselte George A. Custer im April 1862 zum 5. US-Kavallerie-Regiment. Im selben Jahr wurde er in den Stab von General McClellan berufen.
Abraham Lincoln (Mitte) und George A. Custer (ganz rechts) nach der Schlacht am Antietam (gemeinfrei)
Dabei handelte es sich um den Oberbefehlshaber der „Potomac-Armee“. Das war jene Armee der Nordstaaten, die am östlichen Schauplatz im Raum Virginia und Maryland von General Lee immer wieder vorgeführt wurde.
George A. Custer sorgte im Stab von General McClellan mit seinem unkonventionellen Verhalten immer wieder für Aufsehen. Er dürfte schließlich einen Angriff mit vier Infanterie-Kompanien über den Chickahominy River führen, nahm 50 konföderierte Soldaten gefangen und eroberte die erste feindliche Flagge im Sezessionskrieg für die Nordstaaten.
Im Juni 1862 wurde Custer zum Captain befördert und sechs Wochen später wieder zum First Lieutenant degradiert. Von September bis Oktober war er dann beim Maryland-Feldzug dabei und lernte Abraham Lincoln während dessen Besuch nach der Schlacht am Antietam kennen.
Beförderung zum Brigadier General
George A. Custer wurde am 29. Juni 1863 für seine Verdienste in der Schlacht bei Brandy Station zum Brigadier General der Freiwilligen befördert. Das war die zweitgrößte Reiterschlacht des Amerikanischen Bürgerkrieges.
Für die Kavallerie der Nordstaaten war es eine besondere Bewährungsprobe, weil die konföderierte Reiterei sehr viel aggressiver und deshalb auch erfolgreicher agierte.
Deswegen war Custer mit seiner unkonventionellen Art eine wichtige und eben auch sehr auffällige Figur im Kreis der Offiziere der US-Kavallerie.
Schlacht von Gettysburg
George A. Custer war schließlich auch bei der Schlacht von Gettysburg Anfang Juli 1863 dabei, die als „Hochwassermarke der Konföderation“ in die Geschichte einging. Die Konföderierten hatten die Potomac-Armee der Nordstaaten bis nach Pennsylvania verfolgt.
Karte des dritten Tages der Schlacht von Gettysburg (Hal Jespersen, www.posix.com/CW / CC-BY-SA 3.0)
Dort stellte General Lee die Unionstruppen, die sich auf einem Hügel verschanzt hatten. Die Aufgabe von General Custer und weiteren Kavallerie-Verbänden war der Flankenschutz im Süden.
Nach dem Scheitern von „Picketts Charge“, einem frontalen Angriff der Infanterie, wollte die konföderierte Kavallerie in den Rücken der defensiven Stellungen der Union auf dem Hügel gelangen.
Brigadier General Custer führt etwa 3.250 Männer persönlich in den Kampf. Er feuerte sie an, als sie sich mit Säbel und Pistole gegen einen Angriff einer konföderierten Brigade wehrten:
„Come on, you Wolverines!“
Die Gefechte der Kavallerie im Süden endeten in einem taktischen Unentschieden. Strategisch war es jedoch eine Niederlage für die Konföderierten.
Die Nordstaaten waren darüber hinaus besser in der Lage, Verluste an Männern und Material zu kompensieren. Langsam aber sicher begann der letzte Akt des Amerikanischen Bürgerkrieges.
Schlacht bei Trevilian Station
Im Sommer 1864 führte Ulysses S. Grant einen Feldzug in Virginia. Mitte Juni kam es dabei mit der Schlacht bei Trevilian Station zur größten Reiterschlacht im Amerikanischen Bürgerkrieg.
George A. Custer besetzte Trevilian Station und wurde dort eingekesselt. (Hal Jespersen, www.posix.com/CW / CC-BY-SA 3.0)
Es trafen jeweils zwei Kavallerie-Divisionen aufeinander. Die kämpften in dieser Schlacht allerdings meist abgesessen.
George A. Custer konnte zu Beginn der zweitätigen Schlacht mit zwei Brigaden in einem schnellen Vorstoß mit Trevilian Station das Zentrum des Geschehens besetzen.
Er wurde dort jedoch von fast allen Seiten angegriffen. Außerdem hatte Custer eine Batterie berittener Artillerie auf einem Hügel nördlich von Trevilian Station übersehen.
Kurz bevor ihn die Konföderierten von allen Seiten überrannten, kamen jedoch weitere Einheiten der US-Kavallerie zu seiner Unterstützung. Der erste Tag der Schlacht bei Trevilian Station endete in einem Unentschieden.
Am zweiten Tag kam es zu weiteren sehr blutigen Zusammenstößen. Das Ergebnis wird als taktischer Sieg der Konföderierten gewertet. Custer verlor sehr viele Männer und sein persönliches Gepäck.
Beförderung zum Major General
Ab dem 09. Juni 1864 zwangen die Nordstaaten die Südstaaten mit der Belagerung von Petersburg in die ersehnte Abnutzungsschlacht. Über Monate hinweg spielte General Grant die industrielle und nummerische Überlegenheit der Nordstaaten aus, um die Linien der Südstaaten zu überdehnen.
General Custer im Jahr 1865 (gemeinfrei)
Entscheidend war jedoch, dass General Lee und seiner Armee auch nicht ein geordneter Rückzug gelingen dürfte.
Sonst hätte eine Vereinigung mit weiteren Verbänden der Konföderierten und damit eine Verlängerung des Bürgerkrieges gedroht.
Am 01. April 1865 errangen die Nordstaaten südwestlich von Petersburg in der Schlacht am Five Forks einen entscheidenden Sieg. Die Division von Brigadier General Custer konnte abgesessen die Konföderierten mit Gewehrfeuer in ihren Stellungen halten.
Der inzwischen berühmte Custer erhielt am 15. April 1865 rückwirkend die Beförderung zum Major General der Freiwilligen der US-Armee. Im Alter von nur 25 Jahren war er der bis dato jüngste General der amerikanischen Geschichte.
Es handelte sich aber auch nur um eine Brevet-Beförderung. Das sind zeitlich begrenzte Positionen, die vor allem mit einem vorübergehend höheren Sold und Prestige verbunden waren. Im regulären 5. US-Kavallerie-Regiment war „General Custer“ nach wie vor nur Captain.
Lieutenant Colonel im Indianerkrieg
Nach dem Ende des Amerikanischen Bürgerkrieges wurde die Organisation der Freiwilligen in der US-Armee wieder aufgelöst. Custer bekam daraufhin das Angebot, die mexikanische Kavallerie neu zu organisieren.
Die US-Regierung untersagte ihm jedoch die damit verbundene Beteiligung an der Rebellion gegen den spanischen Kaiser Maximilian. Custer erhielt stattdessen den Auftrag, als Stellvertreter eines Colonel das 7. US-Kavallerie-Regiment in Fort Riley in Kansas zu reorganisieren.
Am 26. März 1867 erhielt er den Befehl über vier Kompanien, die jedoch kaum einsatzfähig waren. Custer sollte dann bis zu seinem Tod beim 7. US-Kavallerie-Regiment bleiben.
7. US-Kavallerie-Regiment
Das 7. US-Kavallerie-Regiment wurde bald nach der Ankunft von Custer mit einer Expedition in die Gebiete der Sioux und Cheyenne beauftragt. Die Aktion war ein Fehlschlag und es kam zu einem gravierenden Zwischenfall.
George A. Custer ließ auf Deserteure schießen und verweigerte Überlebenden die medizinische Versorgung. Dafür sollte er in Fort Leavenworth vor ein Militärgericht gestellt werden.
Er kam der Aufforderung zum Erscheinen jedoch nicht umgehend nach, sondern besuchte zunächst seine Ehefrau. Am 16. September 1867 kam es schließlich zum Verfahren, das mit einer einjährigen Suspendierung ohne Sold endete.
Sein alter Vorgesetzter und guter Freund General Sheridan setzte sich jedoch erfolgreich für Custer ein. 1868 bekam er als Lieutenant Colonel den Befehl über 1.000 Mann.
Massaker am Washita
George A. Custer richtete ein Blutbad unter den Indianern um Häuptling Black Kettle an. (gemeinfrei)
Im Winter 1868 lagerten Cheyenne unter der Führung von Häuptling Black Kettle am Washita River und litten dort Hunger, weil zugesagte Lieferungen von der US-Regierung nicht eintrafen. Junge Krieger kehrten deshalb auf Nahrungssuche immer wieder in alte Jagdgründe des Stammes zurück.
General Sheridan wollte daraufhin ein Exempel statuieren und entsandte Custer und seine Einheit auf eine Strafexpedition. In der Nacht zum 27. November 1868 ließ der seine Männer in vier Achsen ausschwärmen.
Im Morgengrauen stürmten sie das Lager, töteten alle Krieger, Häuptling Black Kettle und auch Frauen. Weil noch weitere Dörfer der Indianer in der Nähe waren, ließ George A. Custer schnell plündern und hunderte Pferde erschießen, um die Cheyenne künftig an der Jagd zu hindern.
Beim Hauptangriff fiel nur ein Angehöriger des 7. US-Kavallerie-Regiments. Allerdings hatte eine Gruppe um Major Eliott nach dem Massaker noch Fliehende verfolgt. Sie gerieten selbst in einen Hinterhalt und wurden getötet.
Im nachhinein musste sich George A. Custer deshalb interner Kritik stellen, dass er früher einen Suchtrupp hätte losschicken müssen. Dennoch wurde er bei seiner Rückkehr von General Sheridan und der Öffentlichkeit als Held gefeiert.
Schlacht am Little Big Horn
In den Jahren 1873 und 1874 führte Custer im Bereich des Yellowstone River und in den Black Hills erneut Aktionen gegen Indianer. Dabei waren diese Gebiete erst wenige Jahre zuvor den Sioux von der US-Regierung garantiert worden.
1876 sollte eine große Operation unter General Terry gegen Indianer erfolgen, bei denen das US-Militär nicht nur Kavallerie, sondern auch Infanterie einsetze. Der Plan war, dass berittene Einheiten die Sioux in die Flucht und in dem Zug in eine Falle treiben sollten.
Karte der Schlacht am Little Big Horn 1876 (gemeinfrei)
George A. Custer und das 7. US-Kavallerie-Regiment sollten Aufklären, aber nahmen dabei selbst kaum Rücksicht auf ihre Absicherung. Er folgte dabei auch unklaren Befehlen: Einerseits sollte er kein großes Gefecht ohne die Hauptstreitmacht beginnen.
Andererseits ließ General Terry ihm weitgehend freie Hand. George A. Custer führte dann 650 Berittene in Richtung des Little Big Horn im heutigen Montana. Auf die Unterstützung durch Infanterie oder Gatlings verzichtete er.
Am Morgen des 25. Juni 1876 entdeckten seine Späher eine große Übermacht von Indianern. George A. Custer ignorierte jedoch die Warnungen und auch die Weisungen seines Vorgesetzten, ein großes Gefecht zu vermeiden.
Custer teilte seine Abteilung in drei Flügel auf: Major Reno und Captain Benteen erhielten jeweils drei Kompanien, um das Südende des Lagers in einem Zangenangriff zu attackieren.
George A. Custer selbst führte fünf Kompanien zum Nordende. Eine weitere Kompanie unter Captain McDougall blieb zurück, um den eigenen Versorgungszug zu schützen.
Major Reno gelang die Überraschung: Seine Männer konnten einige Frauen und Kinder erschießen. Dann formierte sich Gegenwehr und seine drei Kompanien zogen sich teils fluchtartig zurück.
Captain Benteen traf zunächst auf keine Gegner, dann aber auf die sich zurückziehenden Männer von Major Reno. Gemeinsam verschanzten sich die sechs Kompanien und wurden von nachsetzenden Indianern in ihren Positionen festgenagelt.
Custer konnte sich mit seinen fünf Kompanien durch eine Umgehung in die geplante Ausgangsstellung bringen. Das Gelände verhinderte aber einen wuchtigen Kavallerie-Angriff. Sie blieben in sumpfigen Gelände stecken und wurden dort schnell umzingelt.
Anfangs kämpften sie noch in Formation. Die Linien wurden jedoch überrannt, so dass sich kleine Inseln bildeten, in denen die US-Soldaten um ihr Leben kämpften.
George A. Custer konnte sich zuletzt mit einer Schar von etwa 60 Mann auf eine kleine Anhöhe zurückziehen. Auf „Custers Last Stand Hill“ verloren sie den verzweifelten Überlebenskampf und wurde komplett vernichtet. Er selbst bekam eine Kugel in die linke Schläfe.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
Ulysses S. Grant wurde am 27. April 1822 in Ohio geboren. Er war Oberbefehlshaber im Amerikanischen Bürgerkrieg und von 1869 bis 1877 der 18. Präsident der USA.
Präsident Ulysses S. Grant (gemeinfrei)
„Ich habe Krieg nie unterstützt, außer als Mittel um Frieden zu bringen.“
Während des Krieges gegen die Südstaaten zeichnete sich Ulysses S. Grant als guter Logistiker aus, der die konföderierte Armee in die entscheidenden Abnutzungsschlachten zwang.
Er wurde dafür nach George Washington zum zweiten Generalleutnant in der Geschichte der US-Armee befördert.
Darüber hinaus waren seine Siege zunächst am östlichen und dann am westlichen Schauplatz des Bürgerkrieges entscheidend für die Moral der Nordstaaten.
Nach der Belagerung von Petersburg kapitulierte der konföderierte General Lee am 09. April 1865 in Appomattox Court House in Virginia vor General Grant.
Nach der Ermordung von Abraham Lincoln war Ulysses S. Grant der natürliche und sehr erfolgreiche Kandidat der Republikaner für das höchste Amt. Seine beiden Amtszeiten überstand er trotz zahlreicher Skandale in seiner Regierung als beliebter und respektierter Präsident.
General Grant und der Bürgerkrieg
Frühe Laufbahn beim Militär
Ulysses S. Grant war der Sohn eines Gerbers. Als Teenager musste er seinem Vater bei der Arbeit helfen, die ihm überhaupt nicht zusagte.
Karte des Verlaufs des Mexikanisch-Amerikanischen Krieges von 1846 bis 1848 (Kaidor / CC-BY-SA 3.0)
Mit 17 Jahren konnte er jedoch seine Laufbahn beim Militär mit einer Zulassung zur Militärakademie in West Point beginnen.
1843 graduierte Ulysses S. Grant in West Point im Mittelfeld seines Jahrgangs. Mit diesem Abschluss bekam er jedoch keinen der ersehnten Posten bei der Kavallerie, sondern wurde zur Infanterie geschickt.
Von 1846 bis 1848 kämpfte Ulysses S. Grant als Leutnant im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg. Er wurde dabei zweimal in Berichten für seine Tapferkeit lobend erwähnt.
Als Quartiermeister hatte er schließlich die Verantwortung für die Logistik eines ganzen Regiments. Für seine spätere Strategie der Abnutzung gegen die Südstaaten war diese Erfahrung sehr vorteilhaft.
Ulysses S. Grant hatte jedoch einen sehr kritischen Blick auf den Krieg, trauerte um Kameraden und sah die verheerenden Folgen bewaffneter Konflikte. Er verließ dann 1854 für einige Jahre die Armee, weil ihm ein Verfahren wegen Alkoholismus drohte.
Beginn des Sezessionskrieges
Fahne der Konföderierten Staaten von Amerika (gemeinfrei)
Obwohl Abraham Lincoln stets betont hatte, dass der Umgang mit der Sklaverei in die Zuständigkeit der Bundesstaaten falle, wurde seine Wahl als Präsident von vielen nicht akzeptiert.
Am 20. Dezember 1860 trat South Carolina als erster Staat aus den Vereinigten Staaten aus. Bis zum Juni 1861 folgten in dieser Reihenfolge: Mississippi, Florida, Alabama, Georgia, Louisiana, Texas, Virginia, Arkansas, North Carolina und schließlich Tennessee.
Zwischenzeitlich gründeten die abtrünnigen Staaten am 04. Februar 1861 die „Konföderierten Staaten von Amerika“. Das politische System war ebenfalls präsidentiell mit Jefferson Davis an der Spitze.
Zu dieser Zeit war Lincoln noch nicht einmal als Präsident der USA vereidigt. Seine Amtseinführung fand am 04. März 1861 statt. Einen Monat später kam es mit dem Angriff auf Fort Sumter zum ersten großen Gefecht des Sezessionskrieges, den man auch als Amerikanischen Bürgerkrieg kennt.
Beförderung zum General
Zu Beginn des Bürgerkrieges bewarb sich Ulysses S. Grant erneut um einen Posten als Offizier in der US-Armee. Der Gouverneur von Illinois ernannte ihn zum Hauptmann und gab ihm den Befehl über ein Regiment von Freiwilligen.
Bereits am 07. August 1861 erhielt Ulysses S. Grant die Beförderung zum Brigadegeneral. Anschließend verbuchte er erste Erfolge bei einem Feldzug in Tennessee.
General Robert E. Lee im Jahr 1863 (Julian Vannerson / gemeinfrei)
Am 07. November 1861 besiegte er mit Leonidas Polk den „Fighting Bishop“ am Mississippi. Der Fluss war vor dem Beginn des Amerikanischen Bürgerkrieges eine logistische Lebensader für die Staaten des mittleren Westens.
Durch die Sezession der Südstaaten war diese sehr wichtige Nord-Süd-Achse aber nach wie vor gefährdet. Für die Union der Nordstaaten war es deshalb entscheidend, die Kontrolle über den Fluss erneut herzustellen.
Während des Jahres 1862 errang Ulysses S. Grant an diesem westlichen Schauplatz einige Siege, die sehr wichtig für die Moral der Union waren. Zeitgleich erlitten die Nordstaaten nämlich schwere Niederlagen gegen General Lee am östlichen Schauplatz.
Im Sommer 1862 folgte die Beförderung zum Generalmajor. In dieser Zeit kamen erneut Vorwürfe des Alkoholismus auf. Doch Präsident Lincoln hielt zu Ulysses S. Grant:
„Ich kann nicht auf diesen General verzichten. Er kämpft.“
Der sogenannte „Erste Vicksburg-Feldzug“ scheiterte jedoch. General Grant gelang es schließlich dennoch, die Konföderierten in eine Abnutzungsschlacht zu zwingen.
Schlacht um Vicksburg
Im zweiten Anlauf sollten die Nordstaaten aber erfolgreicher sein. Dafür griff General Grant mit knapp 97.000 Mann die von etwa 30.000 konföderierten Soldaten gehaltene Stadt Vicksburg am Mississippi an.
General Grant belagerte Vicksburg im Sommer 1863. (Hal Jespersen, www.posix.com/CW / CC-BY-SA 3.0)
Diese Schlacht oder „Belagerung von Vicksburg“ begann am 19. Mai 1863. Anfangs hoffte General Grant, die befestigten Stellungen mit schnellen Angriffen überrennen zu können.
Die Attacken vom 19. und vom 22. Mai wehrten die Konföderierten unter General Pemberton jedoch ab und führten dank dieser Verzögerung noch weitere Truppen herbei.
Nach den blutigen Fehlschlägen ging Ulysses S. Grant zur Materialschlacht über. Er hatte mehr Soldaten und eine bessere Versorgung.
General Grant ließ Gräben zur Annährung ausheben, Minen unterhalb konföderierter Stellungen anlegen und die Stadt mit Artillerie beschießen. Landseitig setzte er 220 Geschütze und flussseitig Kanonenboote ein.
Die Verteidiger nutzten hingegen den Vorteil der inneren Linie zur Verschiebung von Reserven. Doch der Munitionsmangel schränkte ihre Möglichkeiten so erheblich ein, dass die Belagerung von Vicksburg nur durch eine Entsatzarmee hätte gebrochen werden können.
Mitte Juni kam es tatsächlich zu einem Versuch, der jedoch an sieben Divisionen der Union unter dem Befehl von General Sherman scheiterte. Aufgrund völliger Entkräftung kapitulierte General Pemberton vor Ulysses S. Grant am 04. Juli 1863.
Schlacht von Chattanooga
Im November 1863 fand bei Chattanooga in Tennessee eine weitere vorentscheidende Schlacht des Amerikanischen Bürgerkrieges statt. Auslöser war jedoch zunächst eine Offensive des bis dahin erfolgreichen Generals Braxton Bragg der Konföderierten.
General Grant siegte in der Schlacht von Chattanooga. (Hal Jespersen, www.posix.com/CW / CC-BY-SA 3.0)
Der hatte einige Wochen vorher in der Schlacht am Chickamauga im Norden Georgias gewonnen und zur Verfolgung der dortigen Armee der Union angesetzt. General Bragg fand dann eine günstige Position oberhalb des Flusses Tennessee, so dass seine Gegner unter Zugzwang gerieten.
Am 23. November 1863 traf Ulysses S. Grant auf General Bragg. Die Kämpfe am ersten Tag brachten noch keine Entscheidung. Am nächsten Morgen griffen die Truppen der Union auf dem linken Flügel unter Sherman und auf dem rechten Flügel unter General „Fighting Joe“ Hooker an.
Auf dem rechten Flügel beziehungsweise im Süden war die Armee von Ulysses S. Grant sehr erfolgreich. Gegen 15 Uhr gelangten sie sogar bis in den Rücken der konföderierten Armee und es brach eine Panik aus.
Daraufhin führte General Grant einen Frontalangriff im Zentrum über offenes Feld. Gegen 16 Uhr überwanden Soldaten der Union die ersten Schützengräben der Konföderierten und ganze Regimenter des Südens flohen vom Schlachtfeld.
Der relativ leichte Sieg war für die Truppen der Union „ein Wunder“. Ulysses S. Grant wurde anschließend vom Generalmajor zum Generalleutnant befördert. Diesen Rang hatte in der US-Armee bis dato nur George Washington erreicht.
Weniger bekannt ist, dass dieser Sieg eigentlich dem stellvertretenden Kriegsminister zu verdanken war: Thomas A. Scott und sein Sekretär Andrew Carnegie waren vor dem Krieg für eine Eisenbahngesellschaft tätig. Mit ihrem Fachwissen hatten sie im Hintergrund die entscheidende Verlagerung von 25.000 Mann binnen 24 Stunden ermöglicht.
Schlacht von Cold Harbour
Im Verlauf des Amerikanischen Bürgerkrieges kamen die Vorteile der Nordstaaten immer mehr zum Tragen. Sie hatten eine größere Bevölkerung, mehr Soldaten und waren industriell besser aufgestellt.
General Lee errang in der Schlacht von Cold Harbour der letzten großen Sieg der Konföderierten im Amerikanischen Bürgerkrieg. (Hal Jespersen, www.posix.com/CW / CC-BY-SA 3.0)
Die Konföderierten waren aber noch lange nicht geschlagen. General Lee errang trotz großer Unterlegenheit in den beiden Schlachten bei Wilderness und Spotsylvania Court House in Virginia jeweils ein Unentschieden.
In der Schlacht von Cold Harbor ab dem 31. Mai 1864 gewann Lee erneut gegen eine fast doppelt so starke Armee der Union. Das war dann aber der letzte große Sieg der Südstaaten im Sezessionskrieg.
General Grant griff daraufhin mit Petersburg einen Knotenpunkt in Virginia an. Es entwickelte sich eine lange Belagerung die vom 09. Juni 1864 bis zum 25. März 1865 dauerte. Dabei konnte die Union immer besser ihre personelle sowie materielle Überlegenheit ausspielen und sich letztlich durchsetzen.
In der Folge war die konföderierte Hauptstadt Richmond nicht mehr zu verteidigen. Deshalb versuchte General Lee eine Flucht mit seinen verbliebenen Truppen in Richtung Tennessee.
Er wurde jedoch von Einheiten der Union umzingelt. Am 09. April 1865 kapitulierte er in Appomattox Court House in Virginia vor General Grant.
Der Amerikanische Bürgerkrieg endete für General Lee mit seinem Ehrenwort, nie wieder gegen die Vereinigten Staaten die Hand zu erheben. Ulysses S. Grant garantierte ihm dafür Straffreiheit. Diesem Vorbild folgten daraufhin viele Soldaten der Konföderation.
Ulysses S. Grant als 18. US-Präsident
Präsident Ulysses S. Grant im Jahr 1869 (gemeinfrei)
Nur wenige Tage nach der Kapitulation von General Lee verübte der Schauspieler John Wilkes Booth ein Attentat auf Abraham Lincoln. Er schoss dem Präsidenten aus nächster Nähe in den Kopf.
Daraufhin rückte der Vizepräsident Andrew Johnson ins höchste Amt auf, der die eben erst begonnene Amtszeit als Präsident der USA beendete. Statt eines Republikaners regierte deshalb von 1865 bis 1869 ein Demokrat im Weißen Haus, obwohl sie die Präsidentschaftswahl verloren hatten.
Für die Amtszeit ab 1869 stellten die Republikaner Ulysses S. Grant als Kandidat auf. Er war der berühmte Held des Bürgerkrieges. Für seine ehrenhafte Behandlung von General Lee und vieler Soldaten der konföderierten Armee hatte er auch in den Südstaaten gute Chancen.
Unter dem Motto: „Let us have peace“ setzte er sich durch und knüpfte an die bisherige Politik der Versöhnung an. Dies spiegelte sich zum Ärger vieler Republikaner auch bei der Besetzung von Posten wider.
Ulysses S. Grant war trotz großer Skandale ein sehr beliebter und respektierter Präsident. Seine Wiederwahl für die zweite Amtszeit gewann er mit 56 % der Stimmen im Popular Vote. Im Gremium der Wahlmänner erhielt er damit sogar 286 von 352 Stimmen.
Schwarzer Freitag & Finanzskandale
Die Regierungszeit von Präsident Grant war praktisch von Beginn an mit schweren finanzpolitischen Krisen belastet. Zunächst lösten die Unternehmer Jay Gould und James Fisk mit Goldspekulationen den „Schwarzen Freitag von 1869“ aus.
Später kam es noch zu Korruptionsskandalen, die bis ins nächste Umfeld von Ulysses S. Grant reichten. Außerdem gab es Steueraffären beispielsweise um die Einnahmen aus der Branntweinsteuer.
Sein Vizepräsident, der Finanzminister, der Kriegsminister und der Justizminister mussten im Laufe der Zeit wegen Korruptionsvorwürfen zurücktreten.
Bureau of Indian Affairs
George A. Custer fiel während der Regierungszeit von Ulysses S. Grant am Little Big Horn. (gemeinfrei)
Bereits in seiner Antrittsrede als Präsident kündigte Ulysses S. Grant einen Wechsel der Indianerpolitik an. Die „ursprünglichen Bewohner“ Amerikas sollten sich in geschützten Reservaten an Landwirtschaft gewöhnen und in die Gesellschaft integriert werden.
Ulysses S. Grant richtete eine dem Innenministerium unterstellte Behörde für die Angelegenheiten der Indianer ein.
Die Führung erhielt mit Ely Samuel Parker der Häuptling des Wolf-Clans der Seneca, die zu den Irokesen gehören.
Die reale Entwicklung wich jedoch stark von den Vorstellungen von Ulysses S. Grant ab. Weiße Siedler fanden juristische Schlupflöcher.
Sie ließen sich weiterhin vom Militär bei der Vertreibung der Indianer unterstützten, die dann auf spärlichen Böden ein armseliges Dasein ertragen mussten. Eine bekannte Episode war die Schlacht am Little Big Horn. Dort erlitt das 7. US-Kavallerie-Regiment unter General Custer eine vernichtende Niederlage.
Ku-Klux-Klan-Act von 1871
Der ursprüngliche Ku-Klux-Klan wurde am 24. Dezember 1865 in Tennessee von sechs ehemaligen Offizieren der konföderierten Armee gegründet. Es war eine rassistische Bewegung, die nachts und mit Maskierung ehemalige Sklaven, aber auch andersdenkende Weiße terrorisierte.
Nathan Bedford Forrest war der erste „Grand Wizard“ des Ku-Klux-Klan. (gemeinfrei)
Anfang 1867 kam es in Nashville in Tennessee zum ersten Bundeskongress des Ku-Klux-Klan. Man gab sich eine Verfassung und wählte mit Nathan Bedford Forrest einen ehemaligen General der Konföderierten zum „Grand Wizard“.
Die Bewegung bekam viel Zulauf und hatte bis zu einer halben Million aktiver Mitglieder. Hinzu kamen zahllose Sympathisanten und Unterstützer.
Sie setzten auf Gewalt, Einschüchterung, legten Brände, lynchten und vergewaltigen. Am 30. März 1868 verübte der Ku-Klux-Klan mit dem Mord an Senator George W. Ashburn das erste politische Attentat.
Präsident Grant regierte schließlich mit dem Ku-Klux-Klan-Act. Damit wurde die Organisation verboten wie auch der Einsatz von Bundestruppen gesetzlich verankert.
Die Zahl der Gewaltakte nahm in der Folge aber weiter zu. Im Oktober 1871 ließ Ulysses S. Grant in einige Bezirken von South Carolina tatsächlich das Kriegsrecht ausrufen. Aber trotz allem hatte der Ku-Klux-Klan nie den Einfluss, die staatliche Integrität der USA substantiell zu bedrohen und erlebte schon 1872 sein vorläufiges Ende.
Civil Rights-Act von 1875
1875 schlugen der Senator Charles Sumner und der Kongressabgeordnete Benjamin Franklin Butler ein Gesetz für Gleichberechtigung vor. Dieser Civil Rights-Act sollte den Zugang zu öffentlichen Einrichtungen unabhängig von der Hauptfarbe gewährleisten.
Der Kongress nahm den Entwurf an und Präsident Ulysses S. Grant unterzeichnete das Gesetz. Es wurde allerdings schon 1883 für verfassungswidrig erklärt, weil darin das Verhalten von Individuen geregelt wurde, was der damaligen Auffassung des Obersten Gerichtshofs widersprach.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
Robert Edward Lee wurde am 19. Januar 1807 in Virginia geboren. Er war der bedeutendste General der Südstaaten im Amerikanischen Bürgerkrieg von 1861 bis 1865.
General Lee begründete seinen persönlichen Ruhm mit zahlreichen überragenden Siegen, die er immer wieder aus einer zahlenmäßigen Unterlegenheit errang. Seine Spezialitäten waren defensive Stellungen, die Verlagerung von Kräften während einer Schlacht sowie eine besonders aggressive Kavallerie und vor allem die gewaltsame Aufklärung.
General Lee im Jahr 1863 (Julian Vannerson / gemeinfrei)
Dabei stand General Lee der Sezession der Südstaaten nach der Wahl von Abraham Lincoln ursprünglich sehr kritisch gegenüber. Er lehnte den drohenden Bürgerkrieg ab und schrieb in diesen Tagen an einen seiner Söhne:
„I […] will draw my sword on none.“
Im Januar 1861 wurde Lee von Lincoln zunächst sogar der Oberbefehl über das Heer der Nordstaaten angetragen.
Er quittierte jedoch seinen damaligen Dienst in der US-Armee. Dafür ließ er sich wenig später von dem dann auch abtrünnigen Virginia für den Aufbau einer Miliz rekrutieren.
General Lee diente damit politisch allerdings dem gesellschaftlichen Erhalt einer rassistischen Kaste von Plantagenbesitzern in den sogenannten „Baumwollstaaten“. Trotz seiner persönlich sehr kritischen Sichtweise stellte er sich auf die falsche Seite der Geschichte:
„Die Sklaverei als Institution ist in jedem Land ein moralisches und politisches Übel. […] ein größeres Übel für die weiße als für die schwarze Rasse.“
Lee – eine amerikanische Offiziersfamilie
Sohn von „Light Horse Henry“
Henry Lee III. gemalt von
William Edward West. (gemeinfrei)
Robert Edward Lee war der Sohn von Henry Lee III. – einem sehr bekannten Kavallerieoffizier aus dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Der Vater trat der Continental Army schon 1775 bei und entwickelte sich sogar zum Schützling von George Washington.
Als Captain der Virginia Light Dragoons führte „Light Horse Henry“ zahlreiche Raids gegen britische Nachschublinien. 1778 wurde er zum Major befördert und befahl über drei Kavallerie-Kompanien sowie eine Schützen-Schwadron.
Am 19. August 1779 gelang Henry Lee III. die überraschende Eroberung eines Forts im heutigen Jersey City. Für diesen Sieg erhielt er die Beförderung zum Lieutenant Colonel sowie eine Congressional Gold Medal.
Während des Feldzuges nach North Carolina im Jahr 1780 zeigte der Vater von Robert E. Lee erneut sein Talent als Offizier der Kavallerie. Bei der britischen Kapitulation von Lord Cornwallis nach der Schlacht von Yorktown war er später dann sogar persönlich anwesend.
Absolvent von West Point
Der spätere General Lee wurde von seinem berühmten Vater gezielt auf eine militärische Laufbahn vorbereitet. 1825 konnte er sich für die Militärakademie West Point qualifizieren.
Die Ausbildung dauerte vier Jahre. Ein thematischer Schwerpunkt der damaligen Zeit war das Pionierwesen. Ganz in dieser Tradition sollte sich Robert E. Lee während des Amerikanischen Bürgerkrieges den Spitznamen „King of Spades“ erwerben – „König der Schaufeln“.
Robert E. Lee schloss als Zweitbester seines Jahrgangs in West Point ab. Anschließend kam er als Second Lieutenant zu den Pionieren.
Karriere in der US-Armee
Der spätere General der Konföderierten machte zunächst Karriere im Pionierkorps der Vereinigten Staaten. Bereits als Lieutenant schaffte er es in den Stab des Inspekteurs seiner Truppengattung.
Robert E. Lee begleitete einige infrastrukturelle Baumaßnahmen und wurde 1838 zum Captain befördert. Wenige Jahre erlebte er den Mexikanisch-Amerikanischen Krieg bereits aus einem prominenten Blickwinkel.
Robert E. Lee als Major im Jahr 1851 (gemeinfrei)
Robert E. Lee war Adjutant von General Winfield Scott, der in einer amphibischen Operation mit 10.000 Mann bei Veracruz landete. Für den weiteren Vorstoß auf Mexiko-Stadt klärte der junge Offizier mögliche Marschrouten auf und trug damit zu einigen Siegen persönlich bei.
Während des Mexikanisch-Amerikanischen Krieges lernte Robert E. Lee auch seinen späteren Kontrahenten Ulysses S. Grant erstmals persönlich kennen.
Nach dem Ende des Krieges überwachte Robert E. Lee zunächst einige Jahre den Bau von Fort Carroll in Baltimore. Anschließend wurde er zum Direktor der Militärakademie von West Point ernannt.
1855 beförderte man Robert E. Lee zum stellvertretenden Kommandeur des 2. US-Kavallerieregiments. Der Auftrag war die Verteidigung von texanischen Siedlern vor den Angriffen von Apachen und Comanchen.
1861 erhielt er die Beförderung zum Colonel und den Oberbefehl über die Einheit. Aus diesem 2. US-Kavallerieregiment gingen neben Robert E. Lee später noch zahlreiche weitere Generale der konföderierten Armee hervor.
Weitere Lees beim Militär
Die Familie Lee hatte neben Robert Edward noch viele Offiziere in ihren Reihen. Ein älterer Bruder des berühmten Generals war beispielsweise bei der Marine.
Aber auch zwei Söhne sowie Neffen von General Lee waren hochrangige Militärs.
General Lee im Amerikanischen Bürgerkrieg
Entscheidung gegen Lincoln
Abraham Lincoln im Jahr 1863 (Alexander Gardner / gemeinfrei)
Nach der Wahl von Abraham Lincoln trat am 20. Dezember 1860 mit South Carolina der erste Bundesstaat aus der Union aus.
Im Januar des neuen Jahres folgte die Sezession von Mississippi, Florida, Alabama, Georgia und Louisiana sowie die Gründung der Konföderierten Staaten von Amerika am 08. Februar 1861.
Der Sezessionskrieg beziehungsweise Amerikanische Bürgerkrieg begann dann am 18. April 1861 mit Schüssen auf das Fort Sumter in der Bucht vor Charleston durch konföderierte Artillerie. Daraufhin ließ Lincoln zunächst Robert E. Lee den Oberbefehl über die Truppen der Union antragen.
Doch seine Heimat Virginia war am 17. April 1861 ebenfalls ausgetreten und hatte sich der Konföderation angeschlossen. Robert E. Lee lehnte das Angebot von Lincoln deshalb ab und quittierte den Dienst in der US-Armee.
Nach seiner Rückkehr nach Virginia ließ er sich trotz ursprünglich gegenläufiger Aussagen für die konföderierte Armee rekrutieren. Deren Präsident Jefferson Davis ernannte ihn zum Brigadegeneral und übergab Lee den Befehl über die Miliz von Virginia.
Verteidigung von Richmond
Die erste große Aufgabe von General Lee war die Verteidigung der konföderierten Hauptstadt Richmond gegen den bis dahin erfolgreichen „Halbinsel-Feldzug“ der Union.
General Lee siegte in der „Sieben-Tage-Schlacht“ im Sommer 1861 (Hal Jespersen, www.posix.com/CW / CC-BY-SA 3.0)
Hintergrund war der Versuch von Lincoln, den Bürgerkrieg mit einem schnellen Vorstoß zeitnah zu beenden. Unter General McClellan waren Truppen der Union, die „Potomac-Armee“, am 17. März 1861 bei Fort Monroe an der Küste von Virginia angelandet.
In der Folge konnten sie mehrere Verteidigungslinien der Konföderierten überwinden und Anfang Mai bis in die Nähe von Richmond vordringen. Dort hatte General Lee jedoch bereits seine Erfahrung als Pionier ausspielen können.
Der „King of Spades“ ließ zahlreiche Befestigungen anlegen, so dass McClellan auf schwere Artillerie zur Belagerung warten musste. In diesen Wochen sandte General Lee ein Einheit von 1.200 Kavalleristen in den Rücken der feindlichen Armee.
Der militärische Nutzen der Umgehung war relativ gering. Aber General McClellan ließ sich davon einschüchtern und verpasste endgültig die Chance auf eine schnelle Beendigung des Bürgerkrieges.
General Lee führte in der gewonnenen Zeit weitere Truppen heran und startete eine Gegenoffensive, die als „Sieben-Tage-Schlacht“ bekannt wurde. Es handelte sich dabei um eine Reihe von Gefechten, die mit der Vertreibung der US-Armee von der Halbinsel vor Richmond endete.
Die Konföderierten mussten für diesen Sieg jedoch einen hohen Blutzoll zahlen. Auf ihrer Seite fielen mehr als 20.000 Mann, auf Seiten der Union waren es mit 15.000 Toten etwas weniger.
Zweite Schlacht von Bull Run
Ein großes Problem von General Lee während der Sieben-Tage-Schlacht war die Trägheit der konföderierten Armee. Er teilte seine Kräfte deshalb zunächst in zwei Flügel, die später zu vollen Korps entwickelt wurden.
General Lee siegte in der Zweiten Schlacht am Bull Run und drang in den Norden von Virginia vor. (Hal Jespersen, www.posix.com/CW / CC-BY-SA 3.0)
Im folgenden Jahr musste sich General Lee nach Norden wenden. Von dort drohten weitere mehr als 60.000 Soldaten der Union, die „Virginia-Armee“ unter General Pope.
Mit seinen etwas mehr als 50.000 Soldaten traf General Lee am Abend des 28. August 1862 auf den Gegner. In dieser bereits Zweiten Schlacht am Bull Run erlitten die Nordstaaten eine herbe Niederlage.
Außerdem konnten die Konföderierten ein Depot der US-Armee in Manassas in Virginia einnehmen. Damit bedrohten sie die Versorgungslinie von General Pope.
General Pope konnte seine Armee zwar vor der Vernichtung bewahren. Aber er musste sich auf dem hastigen Rückzug bis 20 Kilometer vor Washington D.C. gegen nachsetzende Konföderierte verteidigen.
General Lee hatte damit den Angriff der Nordstaaten nicht nur abgewiesen, sondern war mit seiner Gegenoffensive nun selbst bis in die Nähe der gegnerischen Hauptstadt vorgestoßen.
Der Erfolg dieser „Nord-Virginia-Kampagne“ machte General Lee zum gefeierten Helden in den Südstaaten. Die politische und militärische Führung des Nordens verfiel dagegen in eine tiefe Krise. Heftige Streitereien brachen aus.
Schlacht am Antietam
Die Erfolge der Nord-Virginia-Kampagne wusste General Lee für eine weitere Attacke zu nutzen. Er drang in Maryland ein, um den sklavenhaltenden Nordstaat aus der Union zu lösen.
General Lee erkämpfte in der Schlacht am Antietam ein Unentschieden. (Hal Jespersen, www.posix.com/CW / CC-BY-SA 3.0)
Doch die US-Armee unter McClellan konnte erneut 75.000 Mann mobilisieren. General Lee verfügte in dieser Phase des Maryland-Feldzuges nur noch über 38.000 Soldaten.
Außerdem waren schriftliche Befehle von General Lee in die Hände der Union gefallen. Doch der zögerliche McClellan verwandelte seine frühe Kenntnis der konföderierten Anfälligkeit nicht in einen Vorteil. Er ließ sich einfach zu viel Zeit.
Zur großen Schlacht kam es dann bei Sharpsburg in Maryland am Fluss Antietam. Bereits am Vorabend gab es heftige Schusswechsel, als zwei feindliche Divisionen in einem Wäldchen zufällig Kontakt hatten.
Der 17. September 1862 sollte sich zu dem bis heute „blutigsten Tag in der amerikanischen Geschichte“ entwickeln: Die Verluste waren viermal höher als am D-Day im Jahr 1944.
Die Soldaten der Konföderierten Armee waren zu diesem Zeitpunkt bereits sehr kampferfahren und ließen sich ab 5:30 Uhr in günstigen Stellungen angreifen. Auch unter eigenen schweren Verluste wehrten sie zunächst die Angriffe im Norden, dann im Zentrum und schließlich im Süden ab.
General Lee konnte dabei erneut von der Trägheit seines Gegenspielers profitieren. Der zeitliche Abstand zwischen den einzelnen Angriffen erlaubte die Verlagerung von Artillerie zur Abwehr der jeweils neuen Attacken.
Gegen 14:30 Uhr traf eine konföderierte Division leichter Kavallerie als Verstärkung bei General Lee ein. Diese Einheit sollte sich nur eine halbe Stunde später als entscheidend bei der Verteidigung gegen den einzigen halbwegs koordinierten Zangenangriff erweisen.
Obwohl die Union zahlenmäßig fast doppelt überlegen war, konnte sich General Lee in ein taktisches Unentschieden retten. Stark angeschlagen zogen sich die Konföderierten anschließend aber dennoch aus Maryland zurück.
Schlacht von Fredericksburg
General McClellan wurde nach der Schlacht am Antietam als Befehlshaber der Potomac-Armee von Abraham Lincoln entlassen und durch General Burnside ersetzt. Der sollte jedoch ebenfalls an den Konföderierten scheitern.
Die tiefere Ursache war, dass die Potomac-Armee den Rappahannock River im Osten von Virginia überqueren sollte. Die notwendigen Pontons kamen jedoch aufgrund von bürokratischen Schwierigkeiten erst sehr spät.
General Lee siegte in der Schlacht von Fredericksburg. (Hal Jespersen, www.posix.com/CW / CC-BY-SA 3.0)
Bis dahin konnte General Lee bereits erste Regimenter in der kleinen Stadt Fredericksburg auf der anderen Flussseite platzieren. Konföderierte Scharfschützen nahmen daraufhin problemlos die Gegner bei der Überquerung ins Visier.
Nach der verlustreichen Überwindung des Flusses wollte General Burnside die konföderierte Armee zunächst auf dem rechten Flügel schlagen, dann in der Mitte binden und schließlich aufrollen. Doch General Lee erkannte die Absicht und ließ nachts seinen rechten Flügel massiv verstärken.
Am 13. Dezember 1862 gegen 8:30 Uhr eröffnete Burnside den Angriff auf dem rechten Flügel. Erneut liefen die Soldaten der Union in vorbereitete Stellungen von General Lee.
Anschließend startete die Attacke gegen das Zentrum und es wurde noch schlimmer: Mehrere Divisionen kämpften sich hügelaufwärts und wurde dabei aus drei Richtungen von 300 Geschützen unter Feuer genommen.
Die konföderierte Infanterie war in vier Reihen gestaffelt und feuerte Salve um Salve auf die anrückenden Gegner. Die Soldaten des Nordens kamen nur bis auf etwa 35 Metern an sie heran, ohne jedoch die Chance auf einen Durchbruch zu haben.
Schlacht bei Chancellorsville
General Burnside wurde nach dem Debakel in der Schlacht bei Fredericksburg von Lincoln durch General „Fighting Joe“ Hooker ersetzt. Der machte sich sofort an den Umbau der Potomac-Armee.
General Hooker verbesserte die Versorgung der Soldaten, entließ und ernannte einige hohe Offiziere und änderte die erst von Burnside eingeführte Gliederung der Streitkraft. Auch die personelle Stärke wuchs, so dass die Potomac-Armee über mehr als 97.000 Mann verfügte.
Im Gegensatz dazu konnte General Lee nur etwa 53.000 Mann sammeln und musste mit einem kritischen Engpass bei der Versorgung kämpfen: Seine Armee konnte nur über eine einspurige Eisenbahnlinie versorgt werden.
Zunächst versuchte General Hooker deshalb ab dem 13. April 1863 sein Kavallerie-Korps über den Rappahannock zu schicken, um die dünne Versorgungslinie zu kappen. Schlechtes Wetter machte ihm jedoch einen Strich durch die Rechnung.
General Lee konnte am zweiten Tag der Schlacht bei Chancellorsville einen Flankenangriff von Westen starten. (gemeinfrei)
Es folgte ein geballter Truppenaufmarsch beider Seiten, der aus der jeweils eigenen Sicht sehr erfolgreich verlief. Während sich die weit überlegene Armee von Hooker in vorteilhafter Position sammelte, teilten die Konföderierten unbemerkt ihre Kräfte.
Die „perfekte Schlacht“ von General Lee dauerte dann vom 01. bis zum 05. Mai 1863. Entscheidend war ein heimliches Manöver in der Nacht vom ersten auf den zweiten Tag.
Im Zentrum erwarteten dann 70.000 Mann der Nordstaaten einen Angriff der Konföderierten von Süden aus, die dort jedoch nur noch mit 14.000 Mann die Fassade aufrecht erhielten. General Lee führte seinen Hauptangriff durch die heimliche Umgehung jedoch von Westen aus.
Letztlich nahm General Lee mit diesem verdeckten Manöver praktisch die halbe Armee seines Gegners aus dem Spiel. Ein großer Verlust war jedoch die tödliche Verwundung des kommandierenden Offiziers und engen Vertrauten Thomas „Stonewall“ Jackson.
Die Verluste der Konföderierten in der Schlacht bei Chancellorsville waren prozentual zwar höher. In absoluten Zahlen war es dennoch ein überragender Sieg, der die Kampfmoral der Südstaatler noch weiter anhob.
Schlacht von Gettysburg
Nach der Schlacht von Chancellorsville war das Momentum auf Seiten der Konföderierten. General Lee verstärkte seine Truppen und drang anschließend weit nach Norden in Richtung Pennsylvania vor.
Karte des dritten Tages der Schlacht von Gettysburg (Hal Jespersen, www.posix.com/CW / CC-BY-SA 3.0)
Hooker nahm zunächst nur zögerlich die Verfolgung auf. Er wurde am 28. Juni 1863 von Präsident Lincoln durch General Meade ersetzt. Dem gelang es in wenigen Tagen, sich in einer defensiven Stellung bei Gettysburg in Pennsylvania angreifen zu lassen.
Die Schlacht von Gettysburg dauerte drei Tage, in denen sich die Bundestruppen trotz leichter Überzahl und trotz überlegener Position in erhöhtem Gelände kaum halten konnten.
Am dritten Tag kam es mit „Picketts Charge“ zum Wendepunkt des Bürgerkrieges. Die Konföderierten versuchten mit einem sehr blutigen Angriff eine Stellung von 80 Geschützen der Union einzunehmen.
Die Artillerie stand in erhöhter Position hinter einer abgewinkelten Mauer. 200 Mann unter dem Kommando eines Brigadegenerals überwanden den kleinen Steinwall, wurden dann aber von der Infanterie der Union wieder zurückgeworfen.
Diese Mauer auf dem Hügel wurde später als „Hochwassermarke der Konföderation“ bezeichnet. Als Generalmajor Pickett von seinem gescheiterten Angriff zurückkehrte, sollte er mit seiner Einheit umgehend einen Gegenangriff abwehren. Er konnte jedoch nur erwidern:
„General Lee, ich habe keine Division mehr.“
Die letzten Kämpfe der Schlacht von Gettysburg wurden von der Kavallerie ausgetragen. Dazu gehörten auch die etwa 3.200 Mann von General Custer. Obwohl die Reiterei der Union in dieser Phase dramatisch unterlegen war, konnte sie eine Überflügelung durch die Konföderierten abwenden.
Vier Monate nach der Schlacht wurde vor Ort ein Soldatenfriedhof eingeweiht. Präsident Abraham Lincoln hielt dort mit der „Gettysburg Address“ eine seiner bedeutendsten Reden:
„Vor 87 Jahren gründeten unsere Väter auf diesem Kontinent eine neue Nation, in Freiheit gezeugt und dem Grundsatz geweiht, dass alle Menschen gleich geschaffen sind. Nun stehen wir in einem großen Bürgerkrieg, der eine Probe dafür ist, ob diese oder jede andere so gezeugte und solchen Grundsätzen geweihte Nation dauerhaft Bestand haben kann. Wir haben uns auf einem großen Schlachtfeld dieses Krieges versammelt. Wir sind gekommen, um einen Teil dieses Feldes jenen als letzte Ruhestätte zu weihen, die hier ihr Leben gaben, damit diese Nation leben möge.“
Kapitulation von General Lee
Anfang 1864 erhielt Ulysses S. Grant den Oberbefehl über die US-Armee. Der hatte auf dem westlichen Schauplatz in Mississippi mehrere Erfolge errungen.
Inzwischen kamen auch die Stärken der Nordstaaten gegenüber den Südstaaten immer mehr zum Tragen. Sie hatten die größere Bevölkerung und konnten entsprechend mehr Soldaten ausbilden. Außerdem waren die Nordstaaten industriell besser aufgestellt.
General Lee errang in der Schlacht von Cold Harbour der letzten großen Sieg der Konföderierten im Amerikanischen Bürgerkrieg. (Hal Jespersen, www.posix.com/CW / CC-BY-SA 3.0)
Dennoch errang General Lee trotz großer Unterlegenheit in den beiden folgenden Schlachten bei Wilderness und Spotsylvania Court House in Virginia jeweils ein Unentschieden.
In der Schlacht von Cold Harbor ab dem 31. Mai 1864 gewann er erneut gegen eine fast doppelt so starke Armee der Union. Es war jedoch der letzte große Sieg der Konföderierten im Amerikanischen Bürgerkrieg.
General Grant griff daraufhin mit Petersburg einen Knotenpunkt in Virginia an. Es entwickelte sich eine lange Belagerung die vom 09. Juni 1864 bis zum 25. März 1865 dauerte. Dabei konnte die Union immer besser ihre personelle sowie materielle Überlegenheit ausspielen und sich letztlich durchsetzen.
In der Folge war die konföderierte Hauptstadt Richmond nicht mehr zu verteidigen. Deshalb versuchte General Lee eine Flucht mit seinen verbliebenen Truppen in Richtung Tennessee.
Er wurde jedoch von Einheiten der Union umzingelt. Am 09. April 1865 kapitulierte er in Appomattox Court House in Virginia vor General Grant.
Der Amerikanische Bürgerkrieg endete für General Lee mit seinem Ehrenwort, nie wieder gegen die Vereinigten Staaten die Hand zu erheben. Ulysses S. Grant garantierte ihm dafür Straffreiheit. Diesem Vorbild folgten daraufhin viele Soldaten der Konföderation.
Nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg engagierte sich General Lee für die Aussöhnung von Nord- und Südstaaten.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
Abraham Lincoln wurde am 12. Februar 1809 in Kentucky geboren. Er amtierte von 1861 bis 1865 als 16. Präsident der USA.
Abraham Lincoln während seiner Präsidentschaft im Jahr 1863 (Alexander Gardner / gemeinfrei)
„Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht.“
Er war ein Republikaner und kämpfte in einem Sezessionskrieg gegen den Zerfall der Vereinigten Staaten von Amerika. Dabei war schon die Wahl von Abraham Lincoln als offenem Gegner der Sklaverei der Grund für den Austritt aus der Union von South Carolina, Mississippi, Florida, Alabama, Georgia, Louisiana und zuletzt Texas.
Der Amerikanische Bürgerkrieg begann mit einem Überfall von Konföderierten auf das von Bundestruppen gehaltene Fort Sumter in South Carolina. In diesem blutigsten aller Konflikte auf amerikanischem Boden fielen bis zum Ende mehr als 200.00 Soldaten.
Die siegreichen Unionsstaaten gliederten im Rahmen der „Reconstruction“ die abtrünnigen Südstaaten letztlich wieder in den Verbund ein. Doch Abraham Lincoln sollte den formalen Friedensschluss des Bürgerkrieges nicht mehr erleben.
Am 15. April 1865 erlag er als erster Präsident der Vereinigten Staaten den Folgen eines Attentats. Der fanatische Südstaatler John Wilkes Booth schoss Abraham Lincoln während einer Vorstellung im Ford’s Theatre in Washington D.C. aus nächster Nähe in den Kopf.
Anschließend gab der Schauspieler Booth ein Zitat von Marcus Brutus nach dem Mord an Cäsar an den Iden des März zum Besten:
Sic semper tyrannis! – So immer den Tyrannen!
Parallel sollten auch der Vizepräsident und General Grant ermordet werden. Diese Attentate fanden jedoch nicht statt. Booth wurde wenige Tage später auf der Flucht getötet, seine Mitverschwörer verurteilt und gehängt.
Lebenslauf von Abraham Lincoln
Abraham Lincoln war der Sohn von Farmern und kam in einer einfachen Blockhütte bei Hodgenville in Kentucky zur Welt. Seine Vorfahren stammten aus Norfolk im Osten von England.
Der Vater war ein strenger Baptist. Er lehnte die Sklaverei entschieden ab und nahm dafür auch Konflikte mit der weiteren Verwandtschaft in Kauf.
1813 zog die Familie als Pioniere nach Indiana, wo die Sklaverei verboten war. Für den wissbegierigen Abraham Lincoln bot das Leben an der „Frontier“ allerdings wenige Möglichkeiten zur Ausbildung.
Er konnte nur sporadisch in eine Dorfschule gehen. Abraham Lincoln eignete sich vieles jedoch als Autodidakt an und halfen Bekannten beim Lesen und Schreiben von Briefen.
Mit 19 Jahren zog er in das Städtchen New Salem in Illinois. Dort arbeitete Abraham Lincoln als Gehilfe eines Kaufmannes und war außerdem ein sehr erfolgreicher Ringer.
Captain im Black-Hawk-Krieg
Häuptling Black Hawk (Charles Bird King / gemeinfrei)
1832 beteiligte sich Abraham Lincoln als Freiwilliger an einem Krieg gegen Sauk-Indianer. Das war ein Stamm, der im Umfeld des Lake Michigan siedelte.
Unter der Führung von Häuptling Black Hawk erhoben sie sich gegen ihre frühere Vertreibung aus Illinois. Daraufhin wurde zunächst die Miliz einberufen und dann auch die US-Armee eingesetzt.
Die Sauk errangen zu Beginn des Black-Hawk-Krieges einige überraschende Erfolge. Sie waren aber letztlich in einer hoffnungslosen Lage.
Von den ursprünglichen 2000 Sauk-Kriegern überlebten nur etwa 400. Abraham Lincoln war an den Gefechten jedoch nicht persönlich beteiligt.
In seiner Einheit war er allerdings sehr beliebt und bekam viel Anerkennung für seine Eloquenz. Deshalb wurde Abraham Lincoln zum Captain gewählt, was wie eine Initialzündung für seine Zukunft als Führungsfigur wirkte.
Anwalt und Parlamentarier in Illinois
Abraham Lincoln war Mitglied des Debattierclubs in New Salem. Politisch unterstützte er damals die Whigs, die von Andrew Jackson ins Leben gerufen worden waren.
Er setzte sich vor allem für den Ausbau der Infrastruktur ein und versuchte noch im Jahr 1832 ins Abgeordnetenhaus gewählt zu werden. Abraham Lincoln war jedoch erst im zweiten Anlauf erfolgreich und erhielt den Sitz zwei Jahre später.
Mary Ann Todd Lincoln im Jahr 1861 (Mathew Brady / gemeinfrei)
Er behielt das Mandat für vier Legislaturperioden und machte sich einen Ruf als „Honest Abe“ – als der ehrliche Abraham. Im Abgeordnetenhaus erhielt er den Posten als Sprecher des Finanzausschusses und die Whigs machten ihn zu ihrem regionalen Parteiführer.
Parallel studierte Abraham Lincoln sehr diszipliniert die Rechtswissenschaft. 1836 ließ ihn die Anwaltskammer für eine Tätigkeit als Jurist zu. Im darauffolgenden Jahr hielt er seine erste größere Rede gegen die Sklaverei. Dabei stellte er fest:
„… dass die Institution der Sklaverei auf Ungerechtigkeit und schlechte Politik zurückzuführen ist.“
Abraham Lincoln führte als Anwalt und Parlamentarier dennoch ein bescheidendes Leben in Illinois. Im Jahr 1842 heiratete er aber mit Mary Ann Todd eine Frau aus einer reichen Pflanzer-Familie.
Seine neuen Verwandten lehnten Abraham Lincoln jedoch ab. Ein Schwager sollte später im Amerikanischen Bürgerkrieg sogar ein General der Konföderierten werden.
Wahl ins Repräsentantenhaus
James K. Polk war der 11. Präsident der USA. (Mathew B. Brady / gemeinfrei)
Im Jahr 1846 wurde Abraham Lincoln als ein führender Vertreter seiner Partei in das Repräsentantenhaus gewählt.
Er wechselte damit von der Landes- auf die Bundesebene. Politisch engagierte sich Abraham Lincoln gegen die aggressive Expansionspolitik des damaligen Präsidenten James K. Polk.
Abraham Lincoln brachte mehrere Resolution ein, die die Invasion der US-Armee diesen Jahres in Mexiko verurteilte. Die kriegsbegeisterte Presse attackierte ihn dafür jedoch scharf.
1849 brachte Abraham Lincoln eine Resolution zur gesetzlichen Beschränkung der Sklaverei in Columbia ein. Insgesamt machte er in dieser Legislaturperiode aber nicht groß von sich reden.
Im Anschluss hätte Abraham Lincoln aber Karriere machen können. Ihm wurde sogar der Posten als Gouverneur des Oregon-Territoriums angeboten.
Doch Abraham Lincoln zog sich nach seinem Ausflug in die Bundespolitik zunächst in die Heimat zurück. Erst die erneute Eskalation der sogenannten „Sklavenfrage“ ließ ihn in die Politik zurückkehren.
Entstehung der Republikanischen Partei
In den Vereinigten Staaten hatte sich zwar bereits mit der Amtszeit des umstrittenen zweiten Präsidenten John Adams ein Zweiparteiensystem etabliert. Die jeweiligen Parteien waren in den ersten Jahrzehnten deshalb aber noch lange nicht stabil.
Entscheidend war der Wandel von prägenden Konfliktlinien. Wo anfangs der Gegensatz von ländlichen zu städtischen Räumen stand, entwickelte sich später die Abgrenzung von progressiven Kräften gegenüber den konservativen Sklavenhaltern.
Abraham Lincoln im Jahr 1858 (Abraham Byers / gemeinfrei)
Die ursprüngliche Demokratische Partei und die Whigs zerfielen. Dafür entstand 1854 aus gemäßigten Gegnern der Sklaverei die Republikanische Partei.
Diese sogenannten gemäßigten Gegner der Sklaverei waren jedoch vor allem Gegner der gesellschaftlichen Stellung von reichen Plantagenbesitzern. Diese quasi aristokratische Kaste wurde als Bedrohung für demokratische und freiheitliche Ideale angesehen.
Hinzu kam aber auch bei vielen der gemäßigten Gegner der Sklaverei die persönliche Verachtung von Sklavenhaltern. Die sehr negative Berichterstattung von europäischen Korrespondenten trug ebenso zum negativen Blick auf diese „Institution“ bei.
1858 führte Abraham Lincoln einen Wahlkampf um den Senatorensitz. In diesem Rahmen hielt er vor dem Parlament von Illinois seine berühmte House-Divided-Rede:
„Jedes Haus, das in sich uneins ist, wird nicht bestehen. Ich glaube, dass diese Regierung auf Dauer nicht überleben kann, indem sie halb für die Sklaverei ist und halb für die Freiheit. Ich erwarte nicht, dass die Union aufgelöst wird; ich erwarte nicht, dass das Haus einstürzt; aber ich erwarte, dass es aufhören wird, geteilt zu sein. Es wird entweder ganz das eine oder ganz das andere sein.“
Der öffentliche und rigorose Charakter dieser Rede machte Abraham Lincoln auf einem Schlag zum prominentesten Gegner der Sklaverei. Daraufhin erklärte sich sein Kontrahent im Wahlkampf Stephen A. Douglas zu insgesamt sieben Rededuellen bereit.
Diese „Lincoln-Douglas-Debatten“ trugen weiter zur Bekanntheit von Abraham Lincoln bei. Dabei griff er phasenweise jedoch selbst zu rassistischen Äußerungen, um sich gegen die wortgewandten Attacken von Stephen A. Douglas zu wehren:
„Es gibt einen physischen Unterschied zwischen den weißen und den schwarzen Rassen, der es meiner Meinung nach den beiden Rassen unmöglich machen wird, in sozialer und politischer Gleichheit zusammenzuleben. Und insofern sie nicht so leben können, während sie doch zusammenbleiben, muss es eine höhere und eine niedere Stellung geben, und ich, so wie jeder Mann, der ihr angehört, trete dafür ein, die übergeordnete Stellung der weißen Rasse zuzuweisen.“
Präsident im Amerikanischen Bürgerkrieg
Nominierung & Wahlkampf
Abraham Lincoln trat als Außenseiter im Vorwahlkampf um die Nominierung als Kandidat der Republikaner für die Präsidentschaft an. Die Anhänger der Favoriten blockierten sich bei den Abstimmungen jedoch gegenseitig.
Als Kandidat des Kompromisses erlangte Abraham Lincoln schließlich die notwendige Mehrheit innerhalb der Partei. Die eigentlichen Favoriten erhielten später alle Posten in seinem Kabinett.
Karte des Wahlsieges von Abraham Lincoln von 1860 (gemeinfrei)
Seinen Wahlkampf prägte Abraham Lincoln mit rhetorischem Geschick und vor allem auch einer sehr einfachen Sprache. Mit Schlagsätzen adressierte er Köpfe und Herzen der breiten Bevölkerung:
„Nichts ist geregelt, was nicht gerecht geregelt ist.“
Der Kandidat der Demokraten war sein alter Kontrahent Stephen A. Douglas. Der hatte sich mit seinen Äußerungen zur Sklaverei für Teile seiner Partei unwählbar gemacht.
Abraham Lincoln stand dafür selbst in einigen Südstaaten nicht einmal auf dem Wahlzettel. Er gewann allerdings fast alle Stimmen der Wahlmänner des Nordens und setzte sich insgesamt durch. Der Bruch zwischen den einzelnen Lagern bei der Wahl sollte auch in etwa die Linie der nun folgenden Sezession bilden.
Sezession der Südstaaten (ab Dez. 1860)
Fahne der Konföderierten Staaten von Amerika (gemeinfrei)
Obwohl Abraham Lincoln stets betont hatte, dass der Umgang mit der Sklaverei in die Zuständigkeit der Bundesstaaten falle, wurde sein Wahl als Präsident von vielen nicht akzeptiert.
Am 20. Dezember 1860 trat South Carolina als erster Staat aus den Vereinigten Staaten aus. Bis zum Juni 1861 folgten in dieser Reihenfolge: Mississippi, Florida, Alabama, Georgia, Louisiana, Texas, Virginia, Arkansas, North Carolina und schließlich Tennessee.
Zwischenzeitlich gründeten die abtrünnigen Staaten am 04. Februar 1861 die „Konföderierten Staaten von Amerika“. Das politische System war ebenfalls präsidentiell mit Jefferson Davis an der Spitze.
Zu dieser Zeit war Abraham Lincoln noch nicht einmal vereidigt. Seine Amtseinführung fand am 04. März 1861 statt. Einen Monat später kam es zum ersten großen Gefecht des Sezessionskrieges.
Angriff auf Fort Sumter (12./13. April 1861)
Der Amerikanische Bürgerkrieg begann am 12. April 1861 mit dem Angriff konföderierter Truppen auf Fort Sumter. Der Standort lag in South Carolina, stammte aus dem Britisch-Amerikanischen Krieg und gehörte eigentlich zur Küstenbefestigung in der Bucht vor Charleston.
Fort Sumter diente der Küstenverteidigung vor Charleston in South Carolina (Hal Jespersen / CC-BY-SA 3.0
Die ersten Schüsse fielen morgens um 04:30 Uhr aus zwei 10-Zoll-Mörsern. Es folgte eine 33-stündige Kanonade, bei der mehr als 4.000 Granaten aus allen Richtungen auf Fort Sumter abgefeuert wurde.
Die unterbesetzte Einheit auf der kleinen Insel konnte das Feuer nicht effektiv erwidern und kapitulierte schließlich. Die Folgen dieses kleinen Gefechts waren jedoch extrem.
Abraham Lincoln ließ 75.000 Milizionäre mobilisieren und es kam zu großen Demonstrationen in den Nordstaaten. Parteiübergreifend wurden robuste Schritte gegen die Konföderierten gefordert.
Aber auch der Süden war erfüllt von Kriegsbegeisterung. Darüber hinaus erhielt die Konföderation als neue Nation frischen Aufwand. Anschließend trat mit Tennessee ein weiterer Staat dem neuen Bund bei.
Erste Schlacht am Bull Run (21. Juli 1861)
Zunächst versuchte Abraham Lincoln, den Krieg mit einem schnellen Vorstoß gegen die feindliche Hauptstadt Richmond in Virginia umgehend zu beenden. In der Ersten Schlacht am Bull Run errangen die Konföderierten jedoch einen überraschenden Sieg.
Karte der ersten Schlacht am Bull Run (Richard W. Stewart / gemeinfrei)
Oder vielmehr scheiterten die Truppen der Union an mangelnder Erfahrung: Sie starten zwei Täuschungsmanöver und wollten den Hauptangriff nach einer Umgehung gegen die linke Flanke führen.
Die Offiziere waren mit der Organisation jedoch überfordert und der grandiose Schlachtplan endete in einem Desaster. Schaulustige, die sich zum Picknick auf dem Feld eingefunden hatten, flohen panisch zurück nach Washington.
Diese Niederlage machte den Nordstaatlern bewusst, dass der Sezessionskrieg nicht binnen weniger Wochen zu gewinnen war. Abraham Lincoln konzentrierte sich fortan auf die Aufstellung eines professionellen Heeres und der erste industrialisierte Krieg nahm seinen Lauf.
Sieben-Tage-Schlacht (ab 25. Juni 1862)
Im März 1862 startete die Union mit dem „Halbinsel-Feldzug“ ihre erste Großoffensive. Das Ziel war erneut die Hauptstadt der Konföderation Richmond in Virginia.
Die Kampagne fand ihren Höhepunkt in der „Sieben-Tage-Schlacht“. Dabei handelte es sich jedoch um eine Folge von mehreren großen Gefechten, die der konföderierten General Robert E. Lee für sich entscheiden konnte.
Der Oberbefehlshaber der Union George B. McClellan erreichte das gesetzte Ziel nicht. Es hatte bereits vorher erhebliche Spannungen zwischen ihm und Präsident Abraham Lincoln gegeben. Diese verschärften sich nach Fehlschlag weiter.
Schlacht am Antietam (17. Sept. 1862)
General Robert E. Lee im Jahr 1863 (Julian Vannerson / gemeinfrei)
Nach dem Scheitern des Halbinsel-Feldzuges gingen die Konföderierten in die Offensive. Zunächst siegten sie in der Zweiten Schlacht am Bull Run gegen Ende August des Jahres 1862.
Anschließend führte ihr General Lee sie auf das Territorium der Nordstaaten. Dabei fielen dem Oberbefehlshaber der Union George B. McClellan sogar geheime Pläne seiner Gegner in die Hände.
Er konnte jedoch keinen Vorteil aus dem Glück ziehen und sollte wenige Wochen später bei Abraham Lincoln endgültig in Ungnade fallen. Mit der Schlacht am Antietam kam es schließlich Mitte September zu einem sehr blutigen Gefecht ohne klaren Ausgang.
Da sich General Lee anschließend aus dem umkämpften Maryland zurückzog, wurde das taktische Unentschieden letztlich als strategischer Sieg des Nordens gewertet.
Schlacht von Gettysburg (ab 01. Juli 1863)
Im Jahr 1863 versuchten die Konföderierten erneut, Gebiete der Nordstaaten zu besetzen. Diese Kampagne scheiterte am Sieg der Unionstruppen in der Schlacht von Gettysburg.
Karte des 3. Tages der Schlacht von Gettysburg (Hal Jespersen / gemeinfrei)
Dabei war es General Lee zunächst gelungen, die Union mit einer ausgefeilten strategischen Bewegung unter Zugzwang zu setzen. Dennoch gelang es dem frisch von Abraham Lincoln ernannten Befehlshaber George Gordon Meade sich in einer defensiven Position angreifen zu lassen.
Die Schlacht von Gettysburg dauerte dennoch drei Tage, in denen sich die Bundestruppen trotz leichter Überzahl und trotz überlegener Position in erhöhtem Gelände kaum halten konnten.
Am dritten Tag kam es mit „Picketts Charge“ zum Wendepunkt des Bürgerkrieges. Die Konföderierten versuchten mit einem sehr blutigen Angriff eine Stellung von 80 Geschützen der Union einzunehmen.
Die Artillerie stand in erhöhter Position hinter einer abgewinkelten Mauer. 200 Mann unter dem Kommando eines Brigadegenerals konnte den kleinen Steinwall überwinden, wurden dann aber von Infanterie der Union wieder zurückgeworfen.
Diese Mauer wurde später als „Hochwassermarke der Konföderation“ bezeichnet. Als Generalmajor Pickett von seinem gescheiterten Angriff zurückkehrte, sollte er mit seiner Einheit umgehend einen Gegenangriff abwehren. Er konnte jedoch nur erwidern:
„General Lee, ich habe keine Division mehr.“
Die letzten Kämpfe der Schlacht von Gettysburg wurden von der Kavallerie ausgetragen. Dazu gehörten auch die etwa 3.200 Mann von General Custer. Obwohl die Reiterei der Union in dieser Phase dramatisch unterlegen war, konnte sie eine Überflügelung durch die Konföderierten abwenden.
Vier Monate nach der Schlacht wurde vor Ort ein Soldatenfriedhof eingeweiht. Präsident Abraham Lincoln hielt dort mit der „Gettysburg Address“ eine seiner bedeutendsten Reden:
„Vor 87 Jahren gründeten unsere Väter auf diesem Kontinent eine neue Nation, in Freiheit gezeugt und dem Grundsatz geweiht, dass alle Menschen gleich geschaffen sind. Nun stehen wir in einem großen Bürgerkrieg, der eine Probe dafür ist, ob diese oder jede andere so gezeugte und solchen Grundsätzen geweihte Nation dauerhaft Bestand haben kann. Wir haben uns auf einem großen Schlachtfeld dieses Krieges versammelt. Wir sind gekommen, um einen Teil dieses Feldes jenen als letzte Ruhestätte zu weihen, die hier ihr Leben gaben, damit diese Nation leben möge.“
Ernennung von Grant (17. März 1864)
1864 ernannte Abraham Lincoln General Ulysses S. Grant zum Oberbefehlshaber der Armee der Union. Dieser ging auf allen Schauplätzen zugleich in die Offensive.
Vor allem der Atlanta-Feldzug unter dem Kommando von General Sherman wurde zu einem großen Erfolg, der zugleich auch die Wiederwahl von Abraham Lincoln als Präsident absicherte.
Sherman marschierte anschließend quer durch Georgia und die Carolinas. Damit spaltete er das Gebiet der Konföderation und bedrohte die Hauptstadt Richmond.
Die Lage wurde hoffnungslos. Am 09. April 1865 kapitulierte Robert E. Lee und der Amerikanische Bürgerkrieg war militärisch entschieden.
Attentat auf Lincoln (14. April 1865)
Mit dem Ende der Kampfhandlung war die Einheit der Vereinigten Staaten von Amerika aber noch nicht wiederhergestellt. Die sogenannten „Reconstruction“ dauerte noch bis zum Ende der 1870er Jahre.
Doch Abraham Lincoln ereilte nur wenig später das Schicksal in Form eines fanatisierten Attentäters. John Wilkes Booth war ein bekannter Schauspieler, der wegen seines schönes Gesicht und athletischen Baus häufig Helden verkörperte.
John Wilkes Booth feuerte mit dieser Deringer auf Abraham Lincoln. (gemeinfrei)
Er gehörte zu einer Gruppe von zehn Verschwörer, die Abraham Lincoln ursprünglich entführen und gegen Kriegsgefangene eintauschen wollten. Nach der Kapitulation von General Lee kam nur noch Mord in Frage.
Nach dem die Presse von einem Besuch des Präsidenten im Ford’s Theatre berichtet, schlich er sich dort ein. Gegen 22 Uhr feuerte John Wilkes Booth mit einer kleinen einschüssigen Deringer-Pistole aus nächster Nähe in den Hinterkopf von Abraham Lincoln.
Daraufhin sprang John Wilkes Booth von der Loge und rief in pathetischer Manier ein Zitat von Marcus Brutus nach dem Mord an Cäsar:
Sic semper tyrannis! – So immer den Tyrannen!
Zeitgleich attackierte anderenorts ein weiterer Attentäter den Außenminister, der jedoch schwer verletzt überlebte. Auf den Vizepräsidenten und Ulysses S. Grant war ebenfalls ein Anschlag geplant, der jedoch nicht stattfand.
Abraham Lincoln wurde umgehend ärztlich versorgt. Er erlangte jedoch nicht mehr das Bewusstsein und verstarb am folgenden Tag. John Wilkes Booth wurde auf der Flucht getötet.
Vier weitere Verschwörer verurteilte ein Militärtribunal zum Tode. Sie wurden drei Monate nach dem Attentat auf Abraham Lincoln gehängt.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
James Knox Polk wurde am 02. November 1795 geboren. Er gehörte zur Demokratischen Partei und regierte ab 1845 für eine Amtszeit als elfter Präsident der USA.
James K. Polk war der 11. Präsident der USA. (Mathew B. Brady / gemeinfrei)
„Ein Präsident, der seine Pflichten aufrichtig und gewissenhaft erfüllen will, kann sich keine Freizeit leisten.“
Seine Regierung gilt als eine der wichtigsten in der Geschichte der Vereinigten Staaten, weil James K. Polk die Expansion nach Westen und Süden vorantrieb.
Er war ein Anhänger des Manifest Destiny, der „offenkundigen Bestimmung“ Amerikas sich auszudehnen.
In Folge des Mexikanisch-Amerikanischen Krieges gliederte er Kalifornien in die Vereinigten Staaten ein. Dank erfolgreicher Verhandlungen konnte er darüber hinaus das Oregon-Territorium aus der Abhängigkeit von Großbritannien lösen und vollständig unter Kontrolle bekommen. Es handelte sich dabei um eine Fläche von etwa 700.000 km².
Zu Beginn des Goldrausches löste James K. Polk dann mit einer Rede vor dem Kongress die sagenhafte Arbeitsmigration von mehreren hunderttausend Personen aus. Er machte sich damit zur prägenden Figur des amerikanischen Traums.
Politischer Lebenslauf von James K. Polk
James K. Polk war das älteste von zehn Kindern einer schottisch-irischen Familie. Er wurde in North Carolina geboren und wuchs später in Tennessee auf.
Die Ehefrau von James K. Polk gemalt von George Dury nach einer Vorlage. (gemeinfrei)
Seine große Liebe und spätere Ehefrau Sarah lernte er schon früh kennen. Sie war eine gesellige Person und damit auch gesellschaftlich eine ideale Ergänzung für den eher humorlosen James K. Polk, der beispielsweise große Probleme mit Small Talk hatte.
„Ich liebe dich, Sarah. Für alle Ewigkeit. Ich liebe dich.“
Er war ein talentierter Schüler und schloss seine Studium von klassischen Sprachen und der Mathematik als Bester seines Jahrgangs ab. Anschließend trat er in den Dienst eines Anwalts und wurde Jurist.
Mit diesem beruflichen Einstieg eröffnete sich der junge James K. Polk bereits Zugang zu wichtigen politischen Netzwerken und schuf damit eine Basis für seinen Aufstieg. Dieser Anwalt war nämlich Felix Grundy, ein späterer Senator und Justizminister in der Regierung des achten Präsidenten Martin van Buren. 1820 eröffnete James K. Polk zusammen mit einem späteren Postminister eine Anwaltskanzlei in Columbia.
Mitglied des Repräsentantenhauses
Offizielles Gemälde von Andrew Jackson als Präsident im Weißen Haus gemalt von Ralph Eleaser Whiteside Earl. (gemeinfrei)
1823 wurde James K. Polk in das Repräsentantenhaus gewählt. Dort unterstützte er den späteren Präsidenten Andrew Jackson, zu dem er auch ein sehr gutes persönliches Verhältnis entwickelte.
Inhaltlich ging es vor allem um die Ablehnung der nationalen Bank of the United States sowie des Papiergeldes. James K. Polk zog eine Währung aus Silber und Gold vor.
Darüber hinaus stand James K. Polk für eine Wirtschaftspolitik zu Gunsten der ländlichen Gegenden im Gegensatz zu den Interessen der Industrie.
Von Jacksons Sieg in der Präsidentschaftswahl von 1828 profitierte er dann auch besonders. Polk erhielt den Vorsitz im Committee on Ways and Means. Der Ausschuss im Repräsentantenhaus war für die Haushalts-, Finanz-, Steuer- sowie Sozialpolitik zuständig und war damit das Nervenzentrum politischer Entscheidungen.
Sprecher des Repräsentantenhauses
Dank der Unterstützung durch Andrew Jackson erhielt James K. Polk im Jahr 1835 schließlich sogar den Posten als Sprecher des Repräsentantenhauses. Er war damit der Präsident und ranghöchste Vertreter des Parlamentes.
Seine vierjährige Amtszeit war von Grabenkämpfen der beiden damals führenden Parteien geprägt: den Demokraten und den Whigs. Anschließend zog es James K. Polk vorerst zurück auf die Landesebene seines heimatlichen Bundesstaates Tennessee.
Gouverneur von Tennessee
In Tennessee hatten zuletzt die Whigs das Amt des Gouverneurs für sich gewinnen können. James K. Polk stellte sich als glühender Anhänger der Demokraten zur Wahl im Jahr 1839.
Martin van Buren im Jahr 1837 gemalt von Henry Inman. (gemeinfrei)
Tatsächlich konnte er auch dank seiner Bekanntheit mit 2.500 Stimmen Vorsprung gewinnen. Das Land war jedoch gezeichnet von einer schweren Wirtschaftskrise, die damals bereits seit zwei Jahren wütete.
Diese Wirtschaftskrise von 1837 hatte ihren Ursprung in einer Spekulationsblase beim Handel mit Flächen vertriebener Ureinwohner.
Nach dem Platzen trudelten zahlreiche Banken in die Zahlungsunfähigkeit. Die Wirtschaft erlebte einen dramatischen Abschwung und Arbeitslosigkeit griff um sich.
Die Demokraten unter der Führung des damals amtierenden Präsidenten Martin van Buren hatten sich zwar mit allen Mitteln im „Bank War“ gegen diese Spekulationen gestellt. Die Öffentlichkeit lastete ihnen dennoch die Schuld für diese verheerende Wirtschaftskrise an, was die ganze Partei in ein Tief riss.
James K. Polk scheiterte bei der nächsten Wahl für das Amt des Gouverneurs von Tennessee dann selbst. Auch ein weiterer Versuch blieb erfolglos, woraufhin er sich für einige Zeit aus der Politik zurückzog.
James K. Polk als Präsident der USA
Nominierung & Wahlkampf
Im Mai 1844 stellte sich James K. Polk im Vorwahlkampf zur Nominierung als Kandidat der Demokraten für die Präsidentschaftswahl. Er war dabei ein Außenseiter neben mehreren sehr prominenten Figuren.
Doch auch in acht Wahlgängen konnte keiner der Favoriten die notwendige Mehrheit von Zweidritteln auf sich vereinen. James K. Polk wurde deshalb als Kompromiss ins Rennen gebracht und erreichte tatsächlich die notwendige Stimmenzahl im innerparteilichen Wettstreit.
Während des Wahlkampfes gegen den Whig Henry Clay aus Kentucky punktete James K. Polk dann vor allem mit expansionistischen Positionen. So gewann er vor allem im Süden und im Westen der Vereinigten Staaten viele Stimmen und trat seine Präsidentschaft dann am 04. März 1845 an.
Vier Ziele der Präsidentschaft
James K. Polk verfolgte während seiner Präsidentschaft vier große Ziele. Zu diesen zählte vor allem die Expansion nach Westen und Süden, so dass seine Amtszeit als eine der bedeutendsten der amerikanischen Geschichte gilt:
Wiedereinführung eines unabhängigen Schatzamtes
Senkung von Zöllen
Erwerb des Oregon-Territoriums
Erwerb von Kalifornien von Mexiko
Für die Nachwelt führte James K. Polk ein Tagebuch über seine Präsidentschaft. Er zeichnete darin allerdings von sich selbst das sehr unvorteilhafte Bild einer engstirnigen, humorlosen und prüden Person.
Anhänger des „Manifest Destiny“
Manifest Destiny bedeutet soviel wie „offensichtliche Bestimmung“. Damit ist die selbst erklärte Mission zur Verbreitung der US-Kultur in Nordamerika gemeint.
Der „Amerikanische Fortschritt“ gemalt von John Gast. (gemeinfrei)
Vor allem Pioniere und Siedler fühlten sich von diesem Manifest Destiny angesprochen. Aber auch das robuste Auftreten insbesondere gegenüber Großbritannien wurde mit dieser Idee bildhaft begriffen.
Die Ideale der Freiheit und des Nationalismus erhielten dabei zugleich einen quasi religiösen Anstrich wie auch einen politischen Leitfaden. Das Manifest Destiny erklärte aggressiven Expansionismus zu sozial erwünschtem Verhalten.
Selbst der Einsatz von Militär beispielsweise gegen die ohnehin bereits stark dezimierten Indianer war eine vermeintlich logische Folge dieser „offensichtlichen Bestimmung“. James K. Polk führte während seiner Präsidentschaft in dieses Narrativ gehüllt den Mexikanisch-Amerikanischen Krieg. Er wurde dafür nur von wenigen Politikern wie Abraham Lincoln angegriffen.
Mexikanisch-Amerikanischer Krieg
Präsident James K. Polk formulierte 1846 große territoriale Forderungen gegen Mexiko. Dafür ließ er auch Truppen unter dem Befehl des damaligen Generals und späteren Präsidenten Zachary Taylor in die Region verlegen.
Mexiko weigerte sich jedoch, diesen Forderungen einfach nachzugeben. Zur Eskalation kam es nach einem kleinen Gefecht zwischen mexikanischen Dragonern und einer Einheit der US-Kavallerie.
James K. Polk argumentierte anschließend, dass eine Kriegserklärung nicht weiter nötig sei, weil Mexiko bereits den Kriegszustand ausgelöst hatte. Der Mexikanisch-Amerikanische Krieg begann am 25. April 1846.
Karte des Verlaufs des Mexikanisch-Amerikanischen Krieges von 1846 bis 1848 (Kaidor / CC-BY-SA 3.0)
Anfang Mai besiegte General Zachary Taylor mit seinen damals 2.300 Mann eine fast doppelt so große Streitmacht der Mexikaner. Die US-Armee wurde daraufhin vergrößert und mit Reservisten verstärkt.
Über drei Achsen drangen die Truppen der USA in Mexiko ein. Zunächst wurden die nördlichen Gebiete besetzt. Parallel spielte die Marine der Vereinigten Staaten ihre große Überlegenheit zur See aus.
Die militärische Entscheidung des Krieges fiel nach einer Landeoperation bei Veracruz. Innerhalb von nur vier Stunden gingen mehr als 10.000 US-Soldaten an Land. Die Stadt kapitulierte nach fünftägiger Belagerung.
Wenige Monate später fiel Mexiko-Stadt. Der Krieg endete mit einem Diktatfrieden beziehungsweise dem Vertrag von Guadalupe Hidalgo. Darin erkannte Mexiko die Zugehörigkeit von Texas zu den Vereinigten Staaten an.
Kalifornischer Goldrausch 1848/49
Als scheinbare Bestätigung des Manifest Destiny begann 1848 der Kalifornische Goldrausch. Beim Bau eines Sägewerks entdeckte James W. Marshall im Januar diesen Jahres den ersten Goldnugget.
Die Nachricht brauchte mehrere Monate, um sich in den USA zu verbreiten. Im März berichten Zeitungen in Kalifornien von dem Fund, aber erst im August wurde die Nachricht auch in New York publiziert.
Im Dezember 1848 hielt Präsident James K. Polk dazu eine Rede vor dem Kongress. Daraufhin zogen mehrere hunderttausend Glücksritter in der Hoffnung auf Reichtum gen Westen.
Eingliederung des Oregon-Territoriums
Karte des Oregon-Territoriums im Jahr 1848 (Furfur / CC-BY-SA 3.0)
Das Oregon-Territorium stand seit 1818 unter der gemeinsamen Kontrolle von Großbritannien und den USA. Das Gebiet umfasste die heutigen Bundesstaaten Washington, Idaho, Oregon sowie Teile von Montana und Wyoming.
Während die Vereinigten Staaten an den Ländereien interessiert waren, wollten die Briten vor allem die Kontrolle über den Columbia River behalten. James K. Polk präsentierte Großbritannien als erstes Angebot die Teilung entlang des 49. Breitengrades.
Dadurch wäre aber mit Fort Vancouver die wichtigste Niederlassung in dem Gebiet ebenfalls an die Vereinigten Staaten gefallen. Erst nach einem längeren Tauziehen konnte sich James K. Polk in den Verhandlungen mit dem britischen Außenminister durchsetzen.
Dadurch fiel eine Fläche von 700.000 km² an die Vereinigten Staaten von Amerika. Die Supermacht des 20. Jahrhunderts hatte damit schon weitgehend ihre territoriale Gestalt angenommen.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
Martin van Buren und die Wirtschaftskrise von 1837
Martin van Buren wurde am 05. Dezember 1782 im Bundesstaat New York geboren. Von 1837 bis 1841 amtierte er als achter Präsident der USA und erlebte in dieser Zeit die größte Wirtschaftskrise in der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika.
Martin van Buren im Jahr 1837 gemalt von Henry Inman. (gemeinfrei)
„Was die Präsidentschaft angeht, waren die beiden glücklichsten Tage in meinem Leben der Tag, an dem ich das Amt übernommen und der, an dem ich es abgegeben habe.“
Martin van Buren kam als erster „Natural Born Citizen“ in das höchste Amt. Seine Familie hatte niederländische Wurzeln und er selbst war ausgebildeter Rechtsanwalt.
„Es ist einfacher, seine Arbeit ordentlich zu erledigen, als irgendwem zu erklären, warum man es nicht gemacht hat.“
Mit der Wahl in den New Yorker Senat im Jahr 1812 gelang ihm der Einstieg in die Politik. Während des Britisch-Amerikanischen Krieges etablierte sich Martin van Buren als Führungsfigur. Zugleich war er ein sehr aktiver Netzwerker und förderte Patronage sowie Klientelismus.
Martin van Buren bekam später schließlich den Job als Außenminister und dann als Vizepräsident im Kabinett von Andrew Jackson. Als dessen Nachfolger wurde er zwei Monate vor dem Beginn der Wirtschaftskrise von 1837 als Präsident vereidigt.
Die Ursache für die ökonomischen Verwerfungen war jedoch eine bereits seit Jahren wachsende Spekulationsblase beim Handel mit Flächen von verdrängten Ureinwohnern.
Aufsteiger aus Kinderhook
Hintergrund und Ausbildung
Die Familie von Martin van Buren lebte in Kinderhook im Bundesstaat New York. Sie hatten sechs Sklaven und gehörten zur unteren Mittelschicht. Der Vater Abraham van Buren war ursprünglich ein Kleinbauer und betrieb später eine Taverne.
Thomas Jefferson um 1800 gemalt von Rembrandt Peale. (gemeinfrei)
Darüber hinaus war der Vater ein großer Anhänger von Thomas Jefferson während der Gründungszeit der Demokratisch-Republikanischen Partei.
In Kinderhook war Abraham van Buren ein führender Akteur gegen die Föderalisten um Washingtons Nachfolger John Adams.
Für eine gute Ausbildung der Kinder fehlten jedoch die Mittel. Martin van Buren besuchte nur bis zum 13. Lebensjahr eine kleine Dorfschule.
Als Jugendlicher begann er eine Lehre bei einem Anwalt und entwickelte sich ohne akademische Basis zum Juristen.
Ab 1802 arbeitete Martin van Buren als Lehrling bei einem weiteren Anwalt in New York. Über Bekannte aus dem heimatlichen Kinderhook kam er dort mit Aaron Burr in Kontakt. Das war der Vizepräsident von Jefferson.
Am 21. Februar 1807 heiratete Martin van Buren mit Hannah Hoes die eigene Nichte zweiten Grades. Sie war die Enkelin seines Onkels. Das Paar zog nach Hudson und er eröffnete dort eine sehr erfolgreiche Anwaltskanzlei.
Little Magician aus Hudson-Valley
Martin van Buren machte sich schnell einen Ruf als talentierter Anwalt. Er vertrat vor allem Kleinbauern gegen Großgrundbesitzer bei Streitigkeiten um Ansprüche aus der Zeit vor dem Unabhängigkeitskrieg.
Mit seiner Körpergröße von 1,68 Meter war er vor Gericht ein stets sehr gut vorbereiteter Wadenbeißer, der in leichter und verständlicher Sprache scharf argumentierte. Als „Little Magician“ von Hudson-Valley gelangte er zu großer Bekannt- und Beliebtheit.
Martin van Buren als New Yorker Politiker
James Madison im Jahr 1816 gemalt von John Vanderlyn. (gemeinfrei)
1812 stellte sich Martin van Buren zur Wahl für den Senat des Bundesstaates New York. Sein Konkurrent war der Föderalist Edward Livingston, dem bessere Chancen zugerechnet wurden.
Martin van Buren glaubte zuletzt selbst nicht an den Sieg. Mit einer Mehrheit von 200 Stimmen beziehungsweise einem halben Prozent setzte er sich dann dennoch überraschend durch.
Er war zu diesem Zeitpunkt erst 29 Jahre alt und der bis dato zweitjüngste Senator von New York. Es waren dramatische Tage: Fast zeitgleich begann der Britisch-Amerikanische Krieg und dabei kam es auch zu Kämpfen auf dem Gebiet des Bundesstaates.
Die Kriegserklärung war von dem damaligen Präsidenten James Madison ausgegangen, was Martin van Buren unterstützte. In den folgenden Jahren engagierte er sich auf politischer Ebene sehr für die Kriegsanstrengungen. Darüber hinaus war er beispielsweise auch an dem Kriegsgericht gegen jenen General beteiligt, der Detroit aufgegeben hatte.
In diesen Jahren etablierte sich Martin van Buren als einer der führenden Vertreter der Demokratisch-Republikanischen Partei von New York. Dabei pflegte er zeitlebens mit viel Aufmerksamkeit seine persönlichen Netzwerke und nutzte auch seine Ämter um weitere Kontakte zu knüpfen.
Albany-Regentschaft & Richmond-Clique
Martin van Buren intrigierte bereits früh in der Partei und entwickelte sich zum führenden Kopf einer politischen Seilschaft. Seine große Stunde schlug auf der Verfassungsgebenden Versammlung von New York im Jahr 1821.
Martin van Buren präsentierte sich dort als moderater Politiker zwischen extremen Kräften. Dann platzierte er sehr erfolgreich seine Vorschläge für viele inhaltliche Fragen wie auch für Personalentscheidungen.
Selbst beim Zuschnitt von Wahlkreisen konnte er günstige Abgrenzungen erreichen. Diese Methode der Wahlmanipulation bezeichnet man als „Gerrymandering“.
Darüber hinaus setzte er im Rahmen des Zensuswahlrechts ein erforderliches Vermögen von 250 Dollar durch, womit vor allem viele freie Afroamerikaner von der Beteiligung ausgeschlossen wurden.
Dem Selbstverständnis nach war diese „Albany-Regentschaft“ jedoch nicht korrupt. Vielmehr handelte es sich um eine evolutionäre Phase der politischen Parteien in den USA, in der man die konsensorientierte Politik der Gründungszeit endgültig hinter sich ließ.
Ab dem 04. März 1823 war Martin van Buren als Senator von New York ein Mitglied des Kongresses der Vereinigten Staaten. Auf Bundesebene baute er dann schnell Beziehungen zu Südstaatlern auf.
Darüber hinaus nutzte er seine Rolle als Senator für ausgiebige Reisen und knüpfte enge Bande zur „Richmond-Clique“ von Virginia. Das neue Netzwerk von Nord- und Südstaatlern sollte sich schon wenige Jahre später als Fundament für die Wahl von Andrew Jackson in das höchste Amt bewähren.
Außenminister im Küchenkabinett
Offizielles Gemälde von Andrew Jackson im Weißen Haus gemalt von Ralph Eleaser Whiteside Earl. (gemeinfrei)
Jackson berief Martin van Buren nach seiner Amtseinführung als siebter Präsident der USA in die Regierung. Er gehörte dann sogar zum engsten Kreis der Berater – im sogenannten „Küchenkabinett“.
Als Kopf des State Departments konnte Martin van Buren darüber hinaus einige Erfolge erzielen. Dazu gehörte beispielsweise ein Handelsabkommen mit Großbritannien.
Von Frankreich forderte Martin van Buren erfolgreich Reparationszahlungen für die Zeit der Kriege gegen Napoleon Bonaparte.
Mit dem Osmanischen Reich verhandelte Martin van Buren ein Abkommen, welches zur späteren Allianz der beiden Mächte führte.
Zu Gunsten eines strategischen Umbaus des Kabinetts trat der gewiefte Außenminister schließlich auf eigenen Wunsch hin zurück und wurde zum Botschafter in Großbritannien ernannt.
Vizepräsident von Andrew Jackson
Der Aufenthalt in Europa währte jedoch nur kurz. Martin van Buren wurde in Abwesenheit von Jackson als „Running Mate“ für seine Wiederwahl bestimmt. Damit war er der Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten.
John C. Calhoun im Jahr 1834 gemalt von Rembrandt Peale. (gemeinfrei)
Bei seiner Rückkehr im Juli 1832 in die Vereinigten Staaten herrschten große politische Spannungen: Der Präsident legte wenige Tage später sein Veto gegen die Bank of the United States ein, die wenige Jahre darauf sogar endgültig zerschlagen wurde.
Darüber hinaus nahm die „Nullfikationskrise“ an Fahrt auf. Es ging um die Frage, ob ein Bundesstaat innerhalb seiner Gebiete die Gesetze des Bundes aufheben beziehungsweise nullifizieren kann.
Der Anlass für den Streit waren hohe Schutzzölle von Nordstaaten. In der Folge drohte South Carolina mit Sezession und die Zentralregierung im Gegenzug mit dem Ausnahmezustand und Bundestruppen.
Der Konflikt konnte schließlich gesichtswahrend gelöst werden. Das politische Klima zwischen den Nord- und den Südstaaten war jedoch über Jahrzehnte vergiftet. Die Grundlage für den späteren Bürgerkrieg während der Zeit von Abraham Lincoln war gelegt.
Achter Präsident der Vereinigten Staaten
Martin van Buren wurde nicht ohne Diskussion in der Demokratisch-Republikanischen Partei zum neuen Nachfolger von Jackson ernannt. Er profitierte jedoch von der jahrelangen politischen Aufbauarbeit um seine Person.
Außerdem stand er mit seinem relativ jungen Alter für einen Generationenwechsel. Die Präsidentschaftswahl konnte er dann auch mit einem bequemen Vorsprung von 170 zu 124 Wahlmännern gewinnen.
Martin van Buren schwor am 04. März 1837 seinen Amtseid. Dabei hielt der scheidende Präsident Andrew Jackson vor etwa 20.000 Zuschauern eine Rede, in der er vor den Auswüchsen der Finanzwirtschaft warnte.
Im sogenannten „Bank War“ hatte Jackson bereits seit Jahren die Spekulationen der nationalen Bank of the United States gekämpft. Die größte Wirtschaftskrise in der Geschichte der Vereinigten Staaten sollte nur zwei Monate später beginnen:
„Ich selber habe die Bank der Vereinigten Staaten genau beobachtet. Ich hatte Männer, die sie eine lange Zeit beobachteten, und ich bin überzeugt, ihr habt die Gelder benutzt, um mit der Brotkasse des Amerikanischen Volkes zu spekulieren. Wenn ihr Erfolg hattet, habt ihr die Gewinne unter euch aufgeteilt, und wenn ihr euch verspekuliert habt, habt ihr die Verluste der Bank aufgebürdet. Ihr seid eine Grube voll mit Schlangen und Dieben. Ich habe beschlossen euch auszurotten, beim Allmächtigen, ich werde euch ausrotten.“
Wirtschaftskrise von 1837
Die Wirtschaft der Vereinigten Staaten erlebte in Folge des Indian Removal Act von 1830 einen Boom. Die Vertreibung der Indianer von fruchtbaren Gebieten und der Verkauf dieser Böden an Siedler führte auch für die Staatskasse zunächst zu einem großen Überschuss.
Innerhalb weniger Jahre verfünffachte sich das Volumen des Handels mit Flächen. Die Finanzierung lief häufig über Kredite bei der nationalen Bank of the United States. Dabei wurde im Gegenzug für Hypotheken dann Papiergeld ausgegeben.
Nur wenige Wochen nach der Amtseinführung von Martin van Buren kippte die Stimmung endgültig. Es drohte ein Bankensturm, weil die Sorgen um den Wert des Geldes in der Bevölkerung stieg.
Am 10. Mai 1837 platzte schließlich die Spekulationsblase: Jede Bank stellte den Wechsel von Papiergeld in Gold oder Silber ein. Die Preise für Grund und Immobilien fielen in den Keller.
Es folgten fünf Jahre wirtschaftlicher Depression, begleitet von einem dramatischen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Viele Banken rutschten in die Zahlungsunfähigkeit. Selbst europäische Banken wie Rothschild & Sons stellten den Handel mit amerikanischen Papieren ein.
Zugleich gerieten auch die Haushalte der Bundesstaaten in extreme Schieflage, weil die Einnahmen durch die Grundsteuer wegbrachen. Florida und Mississippi stellten ihren Schuldendienst schließlich sogar vollständig ein: Staatsanleihen wurden zu Schrottpapieren.
Doch die Wirtschaftskrise von 1837 offenbarte auch, dass sich die Vereinigten Staaten von einem Agrarstaat zu einem ökonomischen Koloss entwickelten. Die Großmacht war sichtbar auf dem Weg in die Moderne.
Haltung zur Sklaverei
Die USA waren während der Regierungszeit von Martin van Buren aber immer noch ein Land mit zwei Gesichtern. Der Norden glänzte mit Industrialisierung und Unternehmergeist.
Im Süden herrschte eine rassistische Kaste von Plantagenbesitzern, was auch international eine verheerende Außenwirkung für die Vereinigten Staaten hatte. Europäische Korrespondenten berichteten sehr negativ.
Sengbe Pieh gemalt im Jahr 1840 von Nathaniel Jocelyn. (gemeinfrei)
Martin van Buren selbst interessierte sich persönlich wohl nicht besonders für die sogenannte „Sklavenfrage“.
Als liberaler Nordstaatler teilte Martin van Buren zwar nicht die ideologische Dimension der Sklaverei. Aus politischer Opportunität ließ er die Südstaatler aber meist gewähren.
In die Präsidentschaft von Martin van Buren fiel mit dem Aufstand auf der La Amistad unter der Führung von Sengbe Pieh aber eine prominente Episode der Sklavenfrage. Die Ereignisse wurden 1997 von Steven Spielberg verfilmt.
Die La Amistad war ein Schoner mit einer Besatzung aus versklavten Nordafrikanern. Die brachten das Schiff in ihre Gewalt und landeten auf Long Island.
Dort wurden die Rebellen zunächst verhaftet. Nach einem langen Rechtsstreit entschied der Oberste Gerichtshof, dass die Nordafrikaner freie Menschen waren und sich mit Recht gegen die gewaltsame Freiheitsberaubung wehrten.
Diese Amistad-Prozesse gelten als bedeutender Schritt der Vereinigten Staaten bei der Überwindung der Sklaverei. Der alles entscheidende Amerikanische Bürgerkrieg sollte nur etwa 20 Jahre später ausbrechen.
Indianerpolitik
Häuptling Osceola der Semionlen gemalt von George Catlin. (gemeinfrei)
Martin van Buren knüpfte an die Politik der Vertreibung von Indianern seines Vorgängers Jackson an. Es war vor allem auch ein innenpolitisches Thema, um die Spannungen zwischen Nord- und Südstaaten zu reduzieren.
Während seiner Regierungszeit wurden vor allem Cherokee von Georgia über den „Pfad der Tränen“ nach Oklahoma verdrängt. Es kam aber auch zu Verfolgungen von Seminolen in Florida.
Deren Häuptling Osceola nahm man während Friedensverhandlungen gefangen. Während seiner Haft in einem Fort in South Carolina verstarb er an einer Krankheit.
Vor dem Kongress plädierte Martin van Buren jedoch für einen humaneren Umgang mit Indianern. Vor allem in den Nordstaaten entstand der Eindruck, dass die brutale Vertreibungspolitik in erster Linie durch die Sklavenhalter in den Südstaaten forciert wurde.
Außenpolitik
Martin van Buren war mit gefährlichen außenpolitischen Krisen konfrontiert. Im Jahr seines Amtsantritts rebellierten beispielsweise Kanadier gegen die britische Oligarchie.
Die Aufstände hatten ihren Ausgang in der Nähe des amerikanischen Territoriums und genossen viel Sympathie in den Vereinigten Staaten. Großbritannien sah sich provoziert und brachte schließlich ein Schiff mit Versorgungsgütern für die Rebellen auf dem Niagara River auf.
Dabei verletzten die Briten die Grenzen der USA und töteten sogar einen Amerikaner. Die öffentliche Stimmung heizte anschließend immer weiter auf und Martin van Buren protestierte beim britischen Botschafter.
Hinter den Kulissen engagierte sich Martin van Buren diplomatisch für eine Entspannung der Krisen. Die Bemühungen waren von Erfolg gekrönt. Ein offener und blutiger Krieg zwischen Großbritannien und den USA blieb aus.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
Andrew Jackson wurde am 15. März 1767 im Grenzbereich der beiden Carolinas in eine Familie aus dem Norden von Irland geboren.
„Nimm dir Zeit zum Nachdenken, aber wenn die Zeit zum Handeln kommt, hör auf mit Denken und geh los.“
Andrew Jackson im Jahr 1845 (Mathew B. Brady / gemeinfrei)
Er amtierte als siebter Präsident der USA von 1829 bis 1837 und war der erste Amtsinhaber ohne einen elitären Hintergrund.
Andrew Jackson war nämlich zunächst ein sehr fähiger Offizier, der in den Indianerkriegen und bei der Besetzung von Florida eine bedeutende Rolle spielte.
Seine Regierungszeit war dann von der gewaltsamen Vertreibung der fünf großen Stämme im Rahmen des Indian Removal Act von 1830 geprägt.
„Keiner sollte sich einbilden, dass die Welt ohne Blut beherrscht werden kann. Das Schwert soll und muss rot und blutig bleiben.“
Politisch prägte Andrew Jackson als Gründungsmitglied der Demokratischen Partei das Zweiparteiensystem der Vereinigten Staaten.
Darüber hinaus wird ihm die Einführung des Spoils System zugeschrieben. Damit bezeichnet man die Vergabe von Stellen in der öffentlichen Verwaltung an politische Unterstützer.
„to the victor belong the spoils“ – „dem Sieger gehört die Beute“
Mit Andrew Jackson kam es auch noch zu einer weiteren historischen Neuerung: Er war der erste Präsident der Vereinigten Staaten, auf den ein Attentat verübt wurde. Ein unzurechnungsfähiger Angreifer versuchte sein Glück mit gleich zwei Pistolen. Diese feuerten jedoch nicht, woraufhin Jackson ihn mit seinem Spazierstock verprügelte.
Talentierter Jurist in Tennessee
Andrew Jackson wuchs in den Waxhaws auf, einem damals umstrittenen Gebiet zwischen North und South Carolina. Seine Eltern waren erst zwei Jahre vor seiner Geburt aus dem nordirischen Carrickfergus in die Vereinigten Staaten emigriert.
Als Kind erlebte er den Unabhängigkeitskrieg. Andrew Jackson geriet dabei mit seiner Mutter und zwei Geschwistern in britische Gefangenschaft, die ein Bruder nicht überlebte.
Ausbildung zum Anwalt
Obwohl Andrew Jackson kaum die Schule besucht hatte, konnte er ab dem 18. Lebensjahr eine Ausbildung zum Anwalt beginnen. 1786 wurde er schließlich zugelassen und konnte in den folgenden zwei Jahrzehnten einen beachtliche Karriere als Jurist meistern.
Gründung von Tennessee
Der Staat Tennessee wurde am 01. Juni 1796 als 16. Bundesstaat in die Vereinigten Staaten von Amerika aufgenommen. Andrew Jackson gehörte dabei als prominenter Anwalt bereits zur verfassungsgebenden Versammlung.
Nach der Konstituierung wurde er als einer der ersten Vertreter von Tennessee in das Repräsentantenhaus entsandt.
Oberster Gerichtshof von Tennessee
Ab 1798 war Andrew Jackson am Obersten Gericht von Tennessee tätig. Er lieferte sich in den folgenden Jahren einige Auseinandersetzungen Thomas Jefferson, mit dem damaligen Präsidenten.
1804 zog sich Andrew Jackson frustriert aus der Politik zurück und bewirtschafte mit seiner Frau Rachel Donelson Robards Jackson eine kleine Farm. Zwei Jahre später erschoss er einen bekannten Schützen während eines Duells, der seine geliebte Gattin beleidigt hatte.
„Der Himmel wird für mich kein Himmel sein, wenn ich meine Frau dort nicht wieder sehe.“
Andrew Jackson wurde bei dem Schusswechsel selber schwer verletzt. Dies hielt jedoch nicht von späteren Duellen ab, bei denen er in einem Fall erneut einen gefährlichen Treffer abbekam.
General und militärischer Nationalheld
Britisch-Amerikanischer Krieg
James Madison im Jahr 1816 gemalt von John Vanderlyn. (gemeinfrei)
Als Großbritannien durch die Kriege mit dem französischen Kaiser Napoleon Bonaparte gebunden war, wuchs in den USA die Begehrlichkeit, das britische Kanada zu erobern.
Präsident James Madison erklärte am 18. Juni 1812 den Krieg, um diesen scheinbar günstigen Moment zu nutzen.
Doch „Mr. Madisons War“ entwickelte sich zu einem militärischen Desaster. Das weitgehend unfähige Offizierskorps führte die amerikanische Truppen trotz zahlenmäßiger Überlegenheit in schwere Niederlagen.
Nur dank einiger Erfolge der US Navy konnten sich die Vereinigten Staaten in den Frieden von Gent retten, der den Status Quo Ante wiederherstellte.
Doch Andrew Jackson gehörte zu den wenigen Heerführern, deren persönlicher Ruhm wuchs. Von größter Bedeutung wurde die Schlacht von New Orleans, die sogar erst nach der Unterzeichnung des Friedensvertrages stattfand.
Creek War gegen die Red Sticks
Zunächst stellte Andrew Jackson im Januar 1813 eine etwa 2000 Mann starke Einheit von Freiwilligen auf, um New Orleans gegen Angriffe von Briten und Indianern zu verteidigen. Die Versorgungslage war jedoch so schlecht, dass viele Soldaten krank wurden.
Andrew Jackson als Offizier gemalt von Nathan Wheeler. (gemeinfrei)
Andrew Jackson finanzierte die Einheit schließlich aus eigener Tasche und erhielt für sein robustes Auftreten den Spitznamen „Old Hickory“. Sein Einsatz trieb ihn dabei fast in den finanziellen Ruin, bis schließlich doch staatliche Gelder für die Einheit freigegeben wurden.
Im August 1813 ermordeten Red Stick-Indianer im Rahmen des Fort Mims Massaker etwa 500 Milizionäre und Zivilisten. Andrew Jackson kommandierte in der Folge einen gemeinsamen Gegenschlag von Bundestruppen und verbündeten Indianern.
In der Schlacht von Talladega errang er im November 1813 einen großen Sieg. 300 toten Feinden standen eigene Verluste in Höhe von nur 15 Mann gegenüber.
In der Schlacht am Horseshoe Bend fielen im März 1814 etwa 800 Red Stick-Indianer bei weniger als 50 Toten auf der Seite von Andrew Jackson.
Im Juni 1814 wurde er in kurzer Folge zunächst Brigadier und dann zum Major General der US Army befördert. Mit der Zustimmung von Präsident Madison verhandelte Andrew Jackson dann einen Frieden im Vertrag von Fort Jackson mit den Red Stick-Indianern.
Der Vertrag brachte große Gebietsverluste für die Indianer in Alabama und Georgia. Viele flüchteten daraufhin nach Florida, wo sie später im Seminolenkrieg erneut von Andrew Jackson attackiert werden sollten.
Schlacht um New Orleans
Der Britisch-Amerikanische Krieg endete mit dem Frieden von Gent, der am 24. Dezember 1814 unterzeichnet wurde. Die Nachricht traf jedoch nicht rechtzeitig an den Schauplätzen in der neuen Welt ein, so dass es noch zu einer großen Schlacht kam:
New Orleans wurde von britischen Truppen bedroht. Andrew Jackson traf vor den anrückenden Feinden ein und baute die Stadt zur Festung aus.
Andrew Jackson in der „Schlacht von New Orleans“ gemalt von Edward Percy Moran. (gemeinfrei)
Mit gelungenen Vorgefechten konnte er die Briten lange genug aufhalten, um seine Artillerie in Stellung zu bringen. Trotz dramatischer Unterzahl hielten die Amerikaner so dem Großangriff in drei Wellen stand.
Beim dritten Angriff wurde der angreifende General Edward Michael Pakenham sogar tödlich verwundet und dann von John Lambert ersetzt. Dieser zog sich nach dem Verlust von 2.700 Soldaten jedoch zurück, während die Amerikaner unter Andrew Jackson nur 71 Mann verloren.
Durch die erfolgreiche Verteidigung von New Orleans endete der eigentlich katastrophale Krieg mit einem überragenden Sieg. Andrew Jackson wurde in der Folge von der breiten Bevölkerung als Held gefeiert und erhielt die Congressional Gold Medal.
Der französische Philosoph Alexis de Tocqueville sollte später schreiben, dass Andrew Jackson nur durch diesen Sieg bei New Orleans in das Amt des Präsidenten gehievt wurde.
Erster Seminolenkrieg
Florida stand 1814 noch unter spanischer Kontrolle, den europäischen Verbündeten von Großbritannien. Dort hatten die Royal Marines das „Negro Fort“ ausgerüstet. Es handelte sich dabei um eine Stellung, die von etwa 330 entlaufenen Sklaven gehalten werden sollte.
General Andrew Jackson im Jahr 1819 gemalt von
John Wesley Jarvis. (gemeinfrei)
Die Nordamerikaner befürchteten deshalb vermehrte Fluchtversuche von Sklaven auf ihren Plantagen. Andrew Jackson informierte deshalb den spanischen Gouverneur, dass er das Negro Fort zerstören würde.
Die Anlage war über einen Fluss erreichbar und konnte von zwei Kanonenbooten beschossen werden. Eine extra dafür erhitzte Kugel traf das Pulvermagazin im Negro Fort.
Die folgende Explosion wurde noch in einer Entfernung von etwa 160 Kilometern in Pensacola vernommen. Die unmittelbare Detonation überlebten nur etwa 60 Personen im Fort, von denen jedoch viele auch später noch an ihren Verletzungen starben.
Der inzwischen amtierende James Monroe befahl Andrew Jackson im Anschluss auf eine Kampagne gegen die Seminolen in Georgia. Im Schatten des Ersten Seminolenkrieges kam es dann auch zu brutalen Übergriffen durch amerikanische Siedler und Gesetzlose, die Dörfer von Indianern plünderten und widerrechtlich Land besetzten.
Besetzung von Florida
James Monroe gemalt im Jahr 1816 von John Vanderlyn. (gemeinfrei)
Andrew Jackson erhielt von James Monroe schließlich die umfassende wie auch sehr unscharfe Weisung, den „Konflikt zu terminieren“. Der General interpretierte den Befehl so, dass es doch am besten sei, das ganze spanische Florida zu besetzen.
Die Invasion begann am 15. März 1818 mit der Einnahme von Pensacola. Andrew Jackson konnte mit Leichtigkeit den verbliebenen Widerstand von Seminolen und Spaniern hinwegfegen.
Außerdem nahm er zwei britische Agenten gefangen. Er machte kurzen Prozess und ließ sie hinrichten, was zu einem diplomatischen Eklat mit Großbritannien führte.
In der Regierung trafen die Nachrichten von der eigenmächtigen Invasion jedoch auch auf Unwillen, weil die Vereinigten Staaten den Spaniern gar nicht den Krieg erklärt hatten. Offiziell wurde Andrew Jackson für sein Verhalten gerügt, realpolitisch ließ man ihn jedoch gewähren.
Der Konflikt wurde letztlich mit dem Adams-Onís-Vertrag im Jahr 1819 gelöst. Spanien verkaufte Florida für fünf Millionen Dollar an die USA.
Siebter Präsident der Vereinigten Staaten
Offizielles Gemälde von Andrew Jackson als Präsident im Weißen Haus gemalt von Ralph Eleaser Whiteside Earl. (gemeinfrei)
Andrew Jackson trat erstmals 1924 für den Posten als US-Präsident an. Er bekam dabei sehr respektable 41,3 % der Stimmen im sogenannten „Popular Vote“. Die Wahl erfolgte jedoch indirekt über ein Gremium von Wahlmännern.
Im „Electoral College“ war Andrew Jackson knapp einem politischen Kompromiss zu Gunsten des bisherigen Außenministers John Quincy Adams unterlegen. Das war der Sohn des zweiten Präsidenten John Adams.
Die Ereignisse führten jedoch zu einem politischen Eklat. Andrew Jackson erhob Korruptionsvorwürfe und die Demokraten spalteten sich von den Republikanern ab.
Die Amtszeit von John Quincy Adams als US-Präsident war jedoch wenig erfolgreich. Andrew Jackson setzte sich in der folgenden Wahl klar durch und wurde am 04. März 1829 nun als siebter Präsident der USA vereidigt.
Die Wahl brachte einen großen historischen Schritt. Seine sechs Vorgänger waren alle Landbesitzer und wurden persönlich mit der Gründungszeit der USA in Verbindung gebracht.
Andrew Jackson war dagegen der erste kleinbürgerliche Präsident. Sein anfänglicher Außenminister, späterer Vizepräsident und Nachfolger Martin van Buren war ebenfalls ein Vertreter der sogenannten kleinen Leute.
Indian Removal Act von 1830
Die Vorgänger von Andrew Jackson waren zwar auch schon brutal gegen Indianer vorgegangen. Man hatte jedoch die „Fünf Zivilisierten Stämme“ zumindest teilweise anerkannt.
Die Cherokee, Chickasaw, Choctaw, Muskogee und die Seminolen hatten sich nach dem Vorbild des politischen Systems der Vereinigten Staaten jeweils einen Häuptling als Staats- und Regierungschef sowie ein Repräsentantenhaus und einen Senat gegeben.
Im Frühsommer 1830 wurde mit dem Indian Removal Act jedoch ein Gesetz erlassen, um die Stämme aus dem heutigen Mississippi gen Westen in damals noch unerschlossenes Territorium im heutigen Oklahoma zu verdrängen.
Die „Trails of Tears“ in Folge des Indian Removal Act von 1830 unter Andrew Jackson. (Nikater / gemeinfrei)
Auch mit Hilfe des Militärs wurden sie über den „Pfad der Tränen“ aus den fruchtbaren Gebieten verdrängt. In diesem Zusammenhang kam es zum Zweiten Seminolenkrieg, bei dem die Vereinigten Staaten insgesamt etwa 40.000 Soldaten und Milizionäre einsetzten.
„Amerikaner sind keine perfekten Menschen aber wir befinden uns auf einer perfekten Mission.“
Andrew Jackson und die Sklaverei
Zur Zeit von Andrew Jackson gab es in Bezug auf die Sklaverei zwei grundsätzliche Strömungen: Viele Plantagenbesitzer im Süden der Vereinigten Staaten hielten sie für einen Teil der göttlichen Ordnung. Die „Abolitionisten“ wollte dagegen die Sklaverei abschaffen.
Andrew Jackson hatte einen realpolitischen Blick auf diese soziale Frage und verscherzte es sich mit beiden Seiten: Ihm wurde von Sklavenhaltern vorgeworfen, dass er nationale Fragen über ihre wirtschaftliche Interessen stellte.
Da Andrew Jackson jedoch selbst Sklaven hatte, war er für Abolitionisten ebenfalls kein Vertreter ihrer Ansichten.
„Bank War“ gegen die Nationalbank
Seit Alexander Hamilton als erster Finanzminister eine Nationalbank gegründet hatte, war die Institution heftig umstritten. Seine First Bank of the United States wurde auch bereits von James Madison durch die Hintertür zerschlagen.
Eben der Madison musste aus finanzpolitischen Zwängen gegen Ende seiner Regierungszeit seine Zustimmung zur Second Bank of the United States geben. Doch auch diese Einrichtung sollte eine unrühmliche Geschichte erhalten.
Im Jahr 1819 erlebte Andrew Jackson, wie das Geldinstitut mit seiner Kredit- und Zinspolitik zahllose Farmer in den finanziellen Ruin trieb. Es kam zu einem Konflikt, der als „Bank War“ bekannt wurde:
„Ich selber habe die Bank der Vereinigten Staaten genau beobachtet. Ich hatte Männer, die sie eine lange Zeit beobachteten, und ich bin überzeugt, ihr habt die Gelder benutzt, um mit der Brotkasse des Amerikanischen Volkes zu spekulieren. Wenn ihr Erfolg hattet, habt ihr die Gewinne unter euch aufgeteilt, und wenn ihr euch verspekuliert habt, habt ihr die Verluste der Bank aufgebürdet. Ihr seid eine Grube voll mit Schlangen und Dieben. Ich habe beschlossen euch auszurotten, beim Allmächtigen, ich werde euch ausrotten.“
Ein weiteres Argument von Andrew Jackson gegen seine politischen Gegner war, dass ein Viertel der Bankaktien in ausländischen Händen war. Letztlich erreichte er sein Ziel: Die Second Bank of the United States wurde 1836 privatisiert. Die Goldreserven der USA wurden auf die Einzelstaaten verteilt.
„Spoils System“ für die Anhänger
Auf Andrew Jackson geht die Etablierung des Spoils Systems zurück. Damit bezeichnete man die Vergabe von öffentlichen Posten nach Wahlsiegen an politische Anhänger.
Diese „Verteilung der Beute“ war jedoch nicht einfach nur Korruption. Vielmehr sollte das Spoils System die Abwahl von Funktionären aus der Verwaltung ermöglichen. Nach Andrew Jackson stellte dieser Ansatz deshalb sogar eine Stärkung der Demokratie dar.
Auch sein Vizepräsident und Nachfolger Martin van Buren war ein eifriger Netzwerker, der Patronage und Klientelismus als einen Wandel im Wettstreit der Parteien begriff.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
James Monroe wurde am 28. April 1758 geboren und war der fünfte Präsident der USA. Er trieb die Expansion nach Westen voran und prägte mit der Monroe-Doktrin über seine Zeit hinaus die Außenpolitik der Vereinigten Staaten von Amerika.
James Monroe gemalt im Jahr 1816 von John Vanderlyn. (gemeinfrei)
Seinen Aufstieg verdankte er den guten Kontakten aus der politischen Szene von Virginia. Als Günstling von Thomas Jefferson und guter Freund von James Madison gehörte James Monroe zu den treibenden Kräften hinter der Entstehung der Republikaner und der Herausbildung des Zweiparteiensystems.
Doch seine Karriere verlief keinesfalls reibungslos. James Monroe stand zeitlebens immer wieder vor großen finanziellen Problemen und musste einige schwere persönliche Niederlagen hinnehmen.
Seinen großen Durchbruch hatte der frühere Offizier des ursprünglichen Unabhängigkeitskrieges dann aber erst als Außen- und Kriegsminister im sogenannten „Zweiten Unabhängigkeitskrieg“ von 1812 bis 1814 gegen Großbritannien.
Als Präsident gelang ihm jedoch der große Wurf: James Monroe positionierte die USA erstmals als Hegemon der beiden Amerikas. Dabei erkannte er schon sehr früh die fast zwangsläufigen Konflikte mit den Großmächten aus der alten Welt.
Häufige Fragen zu James Monroe (FAQs)
Wann war James Monroe Präsident? Er regierte als fünfter US-Präsident zwei Amtszeiten lang vom 04. März 1817 bis zum 04. März 1825.
Zu welcher Partei gehörte James Monroe? Er war eine zentrale Figur bei der Entstehung der Demokratisch-Republikanischen Partei und dabei enger Mitstreiter sowie Nachfolger von Thomas Jefferson.
Was war die Monroe-Doktrin? Der Begriff geht auf die Rede zur Lage der Nation von James Monroe am 02. Dezember 1823 zurück und beschrieb den außenpolitischen Kurs der USA: „Amerika den Amerikaner“.
Offizier im Unabhängigkeitskrieg
James Monroe war der Sohn eines kleinen Landbesitzers. Die Familie stammte aus Schottland und war einst vor Oliver Cromwell nach Virginia geflohen.
George Washington gemalt von Gilbert Charles Stuart. (gemeinfrei)
James Monroe erhielt als Junge eine gehobene Ausbildung an einer elitären Schule. Dort knüpfte er auch selber interessante Verbindungen und freundete er sich beispielsweise mit dem späteren Außenminister John Marschall an.
Nach der Boston Tea Party am 16. Dezember 1773 beteiligte sich Monroe an den Protesten von Studenten. Zusammen mit seinen Kommilitonen nahm er an militärischen Drills teil.
Als britische Soldaten am 1. Januar 1776 die Stadt Norfolk niederbrannten, meldete sich James Monroe mit Freunden als Freiwilliger bei der Infanterie. Aufgrund seines Bildungsstandes wurde er als Second Lieutenant in das 3. Virginia Regiment aufgenommen.
Schlacht um New York
Alexander Hamilton in der Uniform der New Yorker Artillerie gemalt von Alonzo Chappel. (gemeinfrei)
Nach der Grundausbildung und sechs Wochen nach der Unabhängigkeitserklärung am 04. Juli 1776 marschierte das Regiment nach New York. Dort befand sich Washington mit der Hauptstreitkraft der Continental Army.
Mit der Schlacht um die Harlem Heights am 16. September 1776 erlebte James Monroe sein erstes Gefecht. Die Amerikaner waren dort gegen 5.000 britische und hessische Mann siegreich.
Einige Wochen später konnte James Monroe einen nächtlichen Überfall abwehren. Dabei starben 56 Angreifer, ohne dass es Verluste auf Seiten der Verteidiger gab.
Die Briten waren bei der Schlacht um New York jedoch letztlich erfolgreich. Die Continental Army zog sich daraufhin über den Delaware River zurück und die Moral der Amerikaner befand sich auf einem Tiefpunkt.
Schlacht von Trenton
In der folgenden Schlacht bei Trenton spielte James Monroe eine zentrale Rolle. Nach der Überquerung des Delaware eröffnete seine Einheit das Gefecht.
Der verwundete James Monroe nach der Schlacht von Trenton gemalt von John Trumbull. (gemeinfrei)
Der Waffengang wurde zu einem großen Triumph für die Amerikaner. Ihre Verluste waren dabei minimal, weil sie die Kampfdistanz der feindlichen Artillerie unterlaufen konnten.
Es gab nur zwei Tote, die aufgrund von Unterkühlungen starben. Außerdem gab es vier Verletzte, darunter zwei Offiziere:
Captain William Washington, ein Cousin des Oberbefehlshabers und Second Lieutenant James Monroe, der von einer Kugel in die Schulter getroffen worden war.
Der Sieg bei Trenton am 26. Dezember 1776 war entscheidend für die Moral der Amerikaner. James Monroe wurde noch am selben Tag zum Captain befördert.
Schlacht am Brandywine
Verwundung von La Fayette am Brandywine von Charles Henry Jeans. (gemeinfrei)
Nach einer Genesungspause wurde James Monroe dem General William Alexander als Adjutant zugewiesen. An dessen Seite erlebte er die Niederlage bei Brandywine am 11. September 1777.
Dort wurde der verbündete französische General La Fayette verwundet. James Monroe versorgte die Verletzungen und war mit dem Franzosen fortan in enger Freundschaft verbunden.
General La Fayette sollte später noch eine bedeutende Rolle während der Französischen Revolution spielen. Er war Vizepräsident der Nationalversammlung, wurde nach dem Sturm der Bastille zum Chef der Nationalgarde ernannt und fiel am Ende den Jakobinern fast selbst zum Opfer.
Zwei Monate nach der Schlacht am Brandywine wurde James Monroe zum Major befördert. Auch seine Rolle als Hilfsoffizier von William Alexander wurde noch mehrfach aufgewertet,
Schlacht von Monmouth
Friedrich Wilhelm von Steuben gemalt von Charles Willson Peale. (gemeinfrei)
Während der chaotischen Schlacht von Monmouth am 28. Juni 1778 half James Monroe schließlich bei der Abwehr eines britischen Angriffs auf die Division von William Alexander.
Die Schlacht hatte im Verlauf des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges eine besondere Bedeutung. Mit Friedrich Wilhelm von Steuben war erstmals der neue Generalinspekteur der Continental Army dabei.
Es handelte sich dabei um einen preußischen Offizier, der die amerikanischen Rebellen in moderner Kriegsführung ausbildete. Darüber hinaus brachte von Steuben eine besondere Neuerung mit.
Das Bajonett wurde fortan verbreitet und brachte große Vorteile im Nahkampf wie beispielsweise bei der Erstürmung von befestigten Stellungen.
Adjutant von Jefferson
Das Frühjahr 1779 brachte für James Monroe die Beförderung zum Lieutenant Colonel. Er bekam jedoch nicht die finanziellen Mittel von Virginia, um eine eigene Einheit auszuheben.
Er trat deshalb in die Dienste des Gouverneurs Thomas Jefferson. Der gab ihm den Rat, Rechtswissenschaft zu studieren und wurde zum Protegé von James Monroe.
Zwischenzeitlich folgte die Beförderung zum Colonel. Als die Briten Ende 1780 in Virginia einmarschierten, erhielt James Monroe erstmals ein eigenes Regiment, konnte jedoch nicht viel zur Verteidigung beitragen.
Politische Karriere nach dem Krieg
Abgeordnetenhaus von Virginia
James Monroe kandidierte 1782 trotz seines noch sehr jungen Alters erfolgreich für das Abgeordnetenhaus von Virginia. Im folgenden Jahr wurde er sogar in den Governor’s Council aufgenommen, dass war quasi die Regierung der rebellierenden Kolonie.
Darüber hinaus repräsentierte er im Konföderationskongress seinen heimatlichen Staat und wurde zum prominenter Verfechten einer starken Bundesebene. Darüber hinaus entwickelte James Monroe in diesen Jahren bereits sein besonderes Interesse für die Außenpolitik.
Der junge Politiker hatte bereits die Weitsicht, die künftigen Konflikte zwischen einer erwachsenden USA und den territorialen Interesse der europäischen Großmächte zu sehen. Dennoch setzte er sich sehr für die Expansion der Vereinigten Staaten nach Westen ein.
Dabei handelte James Monroe jedoch nicht uneigennützig. Wie auch andere Mitglieder der politischen Elite beteiligte er sich an Landspekulationen. Außerdem hatte er für seinen Dienst in der Continental Army eine Fläche von 2000 Hektar in Kentucky erhalten, deren Wert durch eine Erschließung des Westens stieg.
Dennoch sollte James Monroe fast durchgängig persönliche Geldsorgen haben. Er legte erst sehr spät seine Prüfung zum Anwalt ab und konnte sich nie stabile Einkommensquellen aufbauen. Im Alter war er sogar verarmt, weil Bezüge für politische Tätigkeiten nicht oder nur sehr verspätet ausgezahlt wurden.
Senator von Virginia
Die nächste große Etappe in der politischen Karriere von James Monroe war die Wahl in den Senat im Dezember 1790. Diese Kammer tagte damals jedoch noch hinter verschlossenen Türen, so dass die Arbeit zunächst wenig Aufmerksamkeit genoss.
Thomas Jefferson um 1800 gemalt von Rembrandt Peale. (gemeinfrei)
James Monroe setzte sich für öffentliche Sitzungen ein, was aber erst 1794 realisiert wurde. Inhaltlich war das Jahrzehnt von der rasant wachsenden Spaltung der politischen Lager geprägt.
Während der parteilose George Washington die politische Einheit des Landes erhalten wollte, manifestierten sich mehrere Konfliktlinien, die die Entstehung des Zweiparteiensystems in den USA prägen sollten.
Unter der Führung von Thomas Jefferson kam es bereits 1792 zur Gründung der Demokratisch-Republikanischen Partei als Sammelbecken oppositioneller Stimmen.
Dabei waren James Madison und James Monroe die zwei wichtigsten Parteisoldaten ihres politischen Ziehvaters. Dieses Triumvirat aus Virginia sollte das Weiße Haus letztlich von 1801 bis 1825 durchgehend besetzen.
Aber zunächst waren sie der Föderalistischen Partei unterlegen. Doch sie führten erbitterte Konflikte beispielsweise mit dem Finanzminister Alexander Hamilton wegen der Gründung der First Bank of the United States als Zentralbank. Ein weiteres Ziel für fortwährende Attacken war der erste Vizepräsident und spätere zweite Präsident John Adams.
Während seiner Zeit im Senat war James Monroe der Fraktionsführer und bekämpfte dabei auch Personalentscheidungen zu Gunsten der politischen Gegner. Außerdem deckte er eine Affäre von Hamilton auf und sorgte so für den ersten Sex-Skandal der Vereinigten Staaten von Amerika.
Botschafter in Frankreich
James Monroe wurde 1794 zum Botschafter in Frankreich ernannt. Er war dabei allerdings nur die dritte Wahl und bekam einen schwierigen Job:
Frankreich hatte territoriale Interessen in Nordamerika. Aber die USA hatten keine ausreichende Streitkraft, um als schwergewichtiger Verhandler auftreten zu können. Außerdem war die Französische Revolution ausgebrochen.
John Jay im Jahr 1794 gemalt von Gilbert Stuart. (gemeinfrei)
Das Verhältnis der beiden Staaten war trotz aller Sympathie der Republikaner für den Sturz der französischen Monarchie denkbar schwierig. Letztlich sollten die Spannungen sogar in einem unerklärtem Seekrieg münden.
Darüber hinaus gab es ernste Konflikte mit dem Botschafter in Großbritannien. Dabei handelte es sich um John Jay, einen der Autoren der Federalist Papers, der noch dazu überzeugter Föderalist und damit ein politischer Gegner für James Monroe war.
Zwischen den amerikanischen Botschaftern, die jeweils für ganz unterschiedlichen außenpolitische Philosophien standen, kam es zu einem hässlichen Schlagabtausch. John Jay gab falsche Informationen an James Monroe weiter, die dieser in Frankreich veröffentlichte.
Es ging dabei um den sogenannten Jay-Vertrag, der zwischen den Vereinigten Staaten und Großbritannien geschlossen wurde. Inhaltlich wurde Frankreich damit brüskiert, aber zugleich verlor auch James Monroe seine Glaubwürdigkeit als Verhandlungspartner in Paris.
Gouverneur von Virginia
Es folgte eine demütigende Abberufung von James Monroe aus Paris im Jahr 1796. Im Detail gab es dann noch einen hässlichen Seitenhieb durch Föderalisten in der Regierung.
John Adams gemalt von Asher B. Durand. (gemeinfrei)
Man sandte das Schreiben für seine Entlassung mit Verspätung los, damit James Monroe den Wahlkampf von 1797 verpasste, den der Föderalist John Adams für sich entscheiden konnte.
Zusammen mit Jefferson und Madison verfasste James Monroe dann ein 400 Seiten langes Pamphlet gegen die Außenpolitik von Washington und Adams. Die Reaktion war ein scharfer Gegenangriff, der die Kluften bei den politischen Inhalten, aber auch zwischen den Personen weiter verschärfte.
Ab 1799 übernahm James Monroe für drei Jahre den Posten als Gouverneur von Virginia. Die Zeit war vom Niedergang der Föderalisten und dem unerklärten Quasi-Krieg gegen Frankreich geprägt.
Nachdem Napoleon Bonaparte die Kontrolle über Frankreich übernehmen konnte, waren amerikanische Delegationen in Paris wieder willkommen. Als Jefferson im Jahr 1801 in das Weiße Haus einzog, erlebte auch James Monroe mehr Aufwind.
Er wurde erneut nach Frankreich geschickt, um dort den Kauf der Kolonie Louisiana zu verhandeln. Für 15 Millionen Dollar konnten die Vereinigten Staaten mit diesem Deal ihr Territorium verdoppeln und drangen auf einen Schlag weit nach Westen vor.
Niederlage gegen Madison
Jefferson verzichtete als US-Präsident freiwillig auf die Kandidatur für eine dritte Amtszeit. Er arbeitete jedoch bewusst auf eine Thronfolge durch James Madison hin.
James Monroe ließ sich animieren, als Gegenkandidat innerhalb der Republikaner anzutreten. Dadurch kühlte das Verhältnis zu Jefferson und Madison deutlich ab.
Wenn auch etwas überraschend, erlitt James Monroe eine schwere Wahlniederlage gegen Madison. Er zog sich daraufhin zunächst ins Privatleben zurück.
1810 trat er jedoch erfolgreich zur Wahl in das Abgeordnetenhaus von Virginia an. Im folgenden Jahr war James Monroe kurzzeitig sogar wieder Gouverneur, bis er zu einer höheren Aufgabe berufen wurde.
Außenminister von Madison
Madison war seit 1809 der vierte Präsident der USA. Er berief den alten Freund James Monroe trotz der zwischenzeitlichen Konkurrenzsituation im Jahr 1811 als Außenminister in sein Kabinett.
Zentrales Thema der damaligen Außenpolitik war der Umgang mit Großbritannien. Die einstige Kolonialmacht war noch durch die napoleonischen Kriege gebunden, was von den USA als relative Stärkung der eigenen Position wahrgenommen wurde.
James Madison im Jahr 1816 gemalt von John Vanderlyn. (gemeinfrei)
Am 01. Juni 1812 erklärte James Madison schließlich den Krieg und wollte das britische Kanada erobern. Doch ein weitgehend unfähiges Offizierskorps führte trotz zahlenmäßiger Überlegenheit vor allem schwere Niederlagen herbei.
Nach dem verheerenden Russlandfeldzug von Napoleon wendete sich das Blatt endgültig. Die Briten planten sogar eine Invasion der Vereinigten Staaten und segelten am 16. August 1814 schon mal mit 50 Kriegsschiffen und 5000 Soldaten den Potomac hoch.
James Monroe wurde in der Folge noch zusätzlich zum Kriegsminister ernannt und warb entgegen der republikanischen Doktrin für die Aufstellung eines stehenden Heeres von 100.000 Mann.
Im weiteren Kriegsverlauf kam es zu einigen günstigen Siegen, die auch James Monroe als Kriegsminister zugeschrieben wurden. Er ging deshalb politisch sehr gestärkt aus diesem sogenannten „Zweiten Unabhängigkeitskrieg“ hervor.
James Monroe – Fünfter US-Präsident
Auch Madison verzichtete nach zwei Amtszeiten auf eine weitere Kandidatur. James Monroe wurde deshalb bereits früh als möglicher Nachfolger gehandelt. Parteiintern hatte er einen starken Konkurrenten, den er jedoch bei der entscheidenden Abstimmung mit 65 zu 54 Stimmen schlagen konnte.
Der Wahlkampf gegen die Partei der Föderalisten war leichter entschieden. James Monroe wurde dann am 04. März 1817 als fünfter Präsident der USA vereidigt.
Bereits in seiner Antrittsrede stellte James Monroe die Bedeutung der Sicherheits- und Verteidigungspolitik in den Mittelpunkt. Neben den Ureinwohnern Amerikas waren inzwischen nicht nur Großbritannien, Frankreich und Spanien zu Konkurrenten um Gebiete geworden.
Amerikanische Interessen kollidierten im pazifischen Norden inzwischen sogar mit dem russischen Zarenreich. Vor allem die US Navy profitierte von der Schwerpunktsetzung und erhielt ein achtjähriges Ausbauprogramm.
Adams-Onís-Vertrag mit Spanien
Während der Amtszeit von James Monroe erklärten einige südamerikanische Staaten ihre Unabhängigkeit von Spanien. Dies führte jedoch auch zu einem Anstieg der Piraterie insbesondere vor der Küste von Florida.
James Monroe verhandelte die Grenzen zu Spanien neu. (NordNordWest / CC-BY-SA-3.0)
Das Kabinett von James Monroe beschloss deshalb den Einsatz der Armee. Diese sollte dann auch gleich die Grenzgebiete von Georgia und Alabama befrieden.
Die Vereinigten Staaten schwangen sich damals erstmals zur Hegemonialmacht in Amerika auf: Über die Botschafter in Europa ließ James Monroe ausrichten, dass jede Einmischung aus der alten Welt als feindseliger Akt aufgenommen werden würde.
Dabei wagte James Monroe einen diplomatischen Drahtseilakt ein. Er setzte mit Andrew Jackson, den späteren siebten Präsidenten, einen sehr offensiven Offizier ein. Der war geheim instruiert, jede Möglichkeit für einen Einmarsch in das spanische Florida zu nutzen.
Offiziell wurde Jackson von der Regierung getadelt, wobei man ihm jedoch zugestand, dass die wortwörtlichen Grenzüberschreitungen durch seine rechtmäßigen Befehle im weitesten Sinne gedeckt waren.
Der damalige Außenminister und spätere sechste Präsident John Quincy Adams verhandelte schließlich mit dem spanischen Botschafter den Adams-Onís-Vertrag. Darin wurden die Grenzen zwischen den Vereinigten Staaten und Spanien neu gezogen.
Südamerikanische Unabhängigkeitskriege
Die Nordamerikaner standen den Unabhängigkeitsbewegungen in Südamerika sehr positiv gegenüber. Dennoch wollte man nicht ohne Not einen Krieg mit Spanien vom Zaun brechen.
Die Regierung von James Monroe leistete jedoch niedrigschwellige Unterstützung: Beispielsweise wurden die neuen Staaten nicht gleich diplomatisch anerkannt, jedoch schloss man wirtschaftliche Beziehungen und sicherte das freundschaftliche Wohlwollen zu.
Grenzsicherung & Indianerpolitik
James Monroe bemühte sich als erster Präsident der USA um eine aktive Indianerpolitik. Diese bestand zunächst jedoch vor allem aus der Sicherung der Grenzen unter der Leitung des Kriegsministeriums.
Der nächste wesentliche Schritt war die Zuweisung von Gebieten an bestimmte Stämme. Dies sollte die Verhältnisse im Westen sortieren.
James Monroe plädierte zwar stets für einen humanen Umgang mit den Indianern. Aber verweigerte ihn zugleich auch die Bildung von souveränen Staaten, um die Erschließung des Westens nicht zu behindern.
Monroe-Doktrin – „Amerika den Amerikanern“
Im Januar 1821 äußerte James Monroe gegenüber dem britischen Botschafter seine Meinung, dass die beiden Amerikas gegen weitere Kolonisation durch europäische Mächte geschlossen werden solle.
Obwohl nie kodifiziert, wurde der Leitsatz „Amerika den Amerikanern“ zur außenpolitischen Doktrin. Ausnahmen waren lediglich Kanada und bestehende Kolonien von Spanien in Südamerika.
Am 02. Dezember 1823 formulierte der Präsident in seiner siebten Rede zur Lage der Nation sechs Prinzipien der Monroe-Doktrin:
Der amerikanische Doppelkontinent ist nicht mehr ein Objekt für den Erwerb von neuen Kolonien oder Rekolonialisierung durch Europa.
Jede europäische Macht, die ihr monarchisches System auf ein Gebiet der westlichen Hemisphäre ausweiten will, wird als feindlich betrachtet.
Obwohl sich die Vereinigten Staaten nicht in bestehende koloniale Beziehungen zwischen Südamerika und Europa einmischen wollten, würden sie jeden Versuch Europas, über die unabhängigen Republiken Südamerikas wieder Kolonialmacht zu erlangen, als unfreundlichen Akt betrachten.
Solange sich die Umstände nicht wesentlich änderten, beispielsweise durch ein Eingreifen der Heiligen Allianz, würden die Vereinigten Staaten im Krieg zwischen Spanien und seinen früheren Kolonien in Südamerika neutral bleiben.
Die Vereinigten Staaten wollen sich in keine innereuropäischen Angelegenheiten einmischen und erwarten im Gegenzug das Gleiche von Europa.
Europäische Bündnisse, in diesem Fall die Heilige Allianz, sollten keinen Versuch unternehmen, ihr monarchisches System in einen Teil der westlichen Hemisphäre zu übertragen.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
James Madison wurde am 16. März 1751 geboren und war einer der jüngsten Gründerväter der Vereinigten Staaten von Amerika. Im Geiste der Aufklärung verfasste er weite Teile der Verfassung und der Bill of Rights.
„In Wahrheit, sollte allen Männern, die Macht haben, misstraut werden.“
James Madison im Jahr 1816 gemalt von
John Vanderlyn. (gemeinfrei)
James Madison warb darüber hinaus als einer der Autoren der Federalist Papers in der Öffentlichkeit für die Akzeptanz des neuen politischen System. Er brachte den auch heute noch so bekannten Ansatz der Checks and Balances in den Diskurs ein.
Er selbst hatte dabei einen sehr elitären Hintergrund. Die Madisons waren bei seiner Geburt bereits seit mehr als einhundert Jahren in Virginia ansässig. Als Tabakpflanzer hatten sie es zu Wohlstand und Verbindungen gebracht.
Ab 1776 war James Madison ein Mitglied der Virginia Convention, die zu diesem Zeitpunkt quasi die Regierung der rebellierenden Kolonie stellte.
Dabei lernte er den damaligem Gouverneur und seinen politischen Ziehvater Thomas Jefferson kennen. Zusammen trieben sie die Gründung der Demokratisch-Republikanischen Partei im Jahr 1791 voran und prägten so das Zweiparteiensystem der Vereinigten Staaten.
Während der Regierungszeit von Jefferson als drittem US-Präsidenten, war James Madison sein Außenminister. In dieser Rolle war er beispielsweise am Kauf der Kolonie Louisiana von Frankreich beteiligt. Damit wurde das Gebiet der Vereinigten Staaten auf einen Schlag verdoppelt.
Ab 1808 amtierte James Madison zwei Legislaturperioden als vierter Präsident der USA. Seine Regierungszeit war eher unglücklich. Als vehementer Gegner einer starken Zentralbank bekam Madison die Finanzpolitik nicht in den Griff und stürzte sich in einen erfolglosen Krieg gegen das britische Kanada.
Häufige Fragen zu James Madison (FAQs)
Was waren die Federalist Papers? Die Federalist Papers waren eine Serie von 85 Artikeln in verschiedenen Zeitungen, die die Verfassung und anstehende Herausforderungen diskutierten.
Wieso gilt James Madison als „Vater der Verfassung“? Im Federalist Paper Nr. 51 beschrieb er das System der Checks and Balances, der gegenseitigen Kontrolle der Institutionen zur Absicherung der Demokratie.
Wieso erklärte James Madison Großbritannien den Krieg? Der Präsident wollte die Zeit der Napoleonischen Kriege nutzen, um das britische Kanada zu erobern.
Sohn des Tabakpflanzers
Die Madisons ließen sich in der Mitte des 17. Jahrhunderts in Virginia nieder. Sie waren Plantagenbesitzer, hatten 2.000 Hektar Land und etwa 100 Sklaven zur Bewirtschaftung.
Der Vater von James Madison war damit der größte Landbesitzer in der Region. Darüber hinaus war der Clan durch mehrere Ehen auch mit anderen einflussreichen Familien verbandelt.
Schulische Ausbildung
James Madison war ein kränkliches Kind und bekam bis zum Alter von 16 Jahren privaten Unterricht. Sein Lehrer war eine renommierte Person, die den Nachwuchs der Oberschicht in der Region ausbildete.
James Madison lernte dabei nicht nur Mathematik und Geographie, sondern beispielsweise auch Alt-Griechisch und Latein. 1769 begann er dann sein Studium am College of New Jersey, der heutigen Princeton Universität.
An der Universität setzte er seine humanistische Ausbildung fort und lernte beispielsweise Hebräisch. Darüber hinaus interessierte er sich sehr für politische Philosophie.
Nach seinem Abschluss begann James Madison mit einem Selbststudium des Rechts auf der elterlichen Plantage. Diesem Fachgebiet konnte der junge Mann jedoch nur wenig abgewinnen.
Politische Laufbahn & Philosophie
James Madison wurde 1774 erstmals politisch aktiv, als er sich dem Comittee for Safety anschloss. Das war eine revolutionäre Bewegung, die sich für die lokale Miliz engagierte.
Thomas Jefferson um 1800 gemalt von Rembrandt Peale. (gemeinfrei)
Nach dem Beginn des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges erhielt James Madison den Posten als Colonel von Orange County und diente kurzzeitig als stellvertretender Befehlshaber unter seinem Vater.
Ab Mai des folgenden Jahres war James Madison ein Mitglied der Virginia Convention. Das war in dieser Frühphase quasi die Regierung der revoltierenden Kolonie
Bei der ersten regulären Wahl unterlag James Madison jedoch, weil der Gegenkandidat die Wähler mit freiem Whiskey köderte. Doch 1778 erhielt er ein Amt im Virginia Council of State.
Das war eine Behörde, die die Angelegenheiten von Virginia regelte. In diesem Zuge lernte James Madison seinen großen Förderer Thomas Jefferson kennen, der damals Gouverneur von Virginia war. Der junge Madison wurde schnell zum engsten Berater und persönlichen Freund von Jefferson.
Delegierter auf dem Kontinentalkongress
1780 entsandte man James Madison als jüngsten Delegierten zum Kontinentalkongress. Dort setzte er sich sehr engagiert für eine starke Zentralregierung der 13 Kolonien ein, um einheitlicher gegen die Briten vorgehen zu können.
Die Vorschläge von James Madison wurden jedoch überstimmt, weil die meisten Delegierten keine Rechte ihrer Staaten abgeben wollten. Darüber hinaus waren die Befürchtungen sehr groß, man könnte nach dem Unabhängigkeitskrieg in ein quasi monarchisches System abrutschen.
Nach diesem ersten Auftritt auf der Bundesebene kehrte James Madison auf die Landesebene zurück. Dort war er in den folgenden Jahren selbst als ein Blockierer aktiv, der beispielsweise eine angedachte Kirchensteuer abwehren konnte.
Madisons „Virginia-Plan“
Bereits 1777 hatte der Kontinentalkongress die Konföderationsartikel verabschiedet. Das war die erste verfassungsmäßige Grundlage für die Vereinigten Staaten von Amerika.
James Madison hielt die Konföderationsartikel jedoch für unzureichend, aber agitierte lange erfolglos. Erst für den Mai 1787 konnte er mit weiteren Unterstützern die letztlich entscheidende Philadelphia Convention einberufen.
Den Vorsitz hatte George Washington, so dass die Versammlung über genügend Autorität verfügte, um die verfassungsrechtliche Grundlage zu überarbeiten. Als Fraktionsführer brachte James Madison dann den sogenannten Virgina-Plan ein.
Das Papier war als Diskussionsgrundlage gedacht und entwickelte sich schließlich zur Vorlage für die US-Verfassung. Wesentliche Elemente waren:
Zweikammersystem
Unabhängige Justiz
Für seine herausragende Rolle erhielt er die Bezeichnung als „Vater der Verfassung“. Diese trat dann am 23. März 1788 in Kraft.
Autor der Federalist Papers
Zwischen der Verabschiedung der US-Verfassung und dem Inkrafttreten warben drei Gründerväter in einer beeindruckenden Serie von Publikationen für die neue föderale Ordnung.
Alexander Hamilton gemalt im Jahr 1806 von John Trumbull. (gemeinfrei)
Diese insgesamt 85 Federlist Papers wurden unter dem Pseudonym „Publius“ in mehreren Zeitungen veröffentlicht.
Die Initiative ging vom späteren ersten Finanzminister Alexander Hamilton aus. Ein weiterer Autor war der erste Oberste Richter John Jay.
Doch James Madison veröffentlich mit der Nr. 51 den weitreichendsten Beitrag zu den Federalist Papers:
„The Structure of the Government Must Furnish the Proper Checks and Balances Between the Different Departments“
Darin sprach sich James Madison für eine starke Zentralregierung sowie eine Gewaltenteilung im Rahmen von Checks and Balances. Damit ist gemeint, dass sich verschiedene Verfassungsorgane durch institutionelle Verflechtungen gegenseitig kontrollieren.
Konkret ist damit beispielsweise das mögliche Veto eines US-Präsidenten gegen Gesetzesentwürfe der Legislative gemeint. Umgekehrt kann das Parlament den Chef der Exekutive des Amtes entheben.
Zehn Zusatzartikel – „Bill of Rights“
James Madison wollte zunächst in den Senat, unterlag jedoch in der Wahl. Er konnte aber 1789 einen Sitz für das Repräsentantenhaus gewinnen. Er besiegte dabei seinen späteren Mitstreiter und auch Nachfolger James Monroe.
George Washington gemalt von Gilbert Charles Stuart. (gemeinfrei)
Im Repräsentantenhaus war James Madison meist ein Unterstützer von George Washington. Sein größter Erfolg war die Annahme von zehn Zusatzartikeln für die Verfassung.
Diese sogenannte „Bill of Rights“ stärkte vor allem die Rechte von Einzelpersonen wie die Religionsfreiheit oder auch das Tragen von Waffen.
Es gehörten aber auch Schutzrechte wie die Garantie des Eigentums, der Wohnung oder auch den Anspruch auf ein zügiges Verfahren zu den ersten zehn Zusatzartikeln.
Vor allem im späteren Verlauf der Präsidentschaft von Washington entwickelte sich James Madison jedoch zu einem bedeutenden Gegner der Finanz- und Wirtschaftspolitik unter der Führung von Alexander Hamilton. Er kritisierte vor allem die Gründung der staatlichen First Bank of the United States wie auch den Fokus auf urbane im Gegensatz zu ländlichen Gegenden.
Demokratisch-Republikanische Partei
John Adams gemalt von Asher B. Durand. (gemeinfrei)
Die vermeintliche Einheit der politischen Klasse aus der Zeit der Unabhängigkeitserklärung und dem folgenden Krieg gegen Großbritannien schwand bereits während der Präsidentschaft von Washington sichtlich.
Neben der Struktur des politischen Systems und wirtschaftspolitischen Fragen wurde auch die Haltung zur Französischen Revolution ein Konfliktherd. Die einstmals dominierende „Föderalistische Partei“ verlor ihre Funktion als Band der führenden Köpfe.
James Madison und Thomas Jefferson organisierten ab 1791 ein oppositionelles Sammelbecken – die Demokratisch-Republikanische Partei. Da Washington als parteiloser Präsident kaum parteipolitische Angriffsflächen bot, wurde dessen Vizepräsident und Nachfolger John Adams zum ausgemachten Ziel für Attacken.
Die erste „offene“ Wahl eines US-Präsidenten konnte Adams im Jahr 1797 noch für sich entscheiden. Es folgten jedoch Jahre von immer härteren Grabenkämpfen innerhalb der politischen Elite der Vereinigten Staaten.
Außenminister unter Jefferson
Der zweite Wahlkampf zwischen Jefferson und Adams war sehr schmutzig und aggressiv. Die Republikaner könnten sich nach einer Schlammschlacht jedoch durchsetzen und stellten ab 1801 ihren ersten Präsidenten.
Im Kabinett von Thomas Jefferson erhielt James Madison das Außenministerium und war durchgehend bis 1809 im Amt. Mit dem Kauf der Kolonie Louisiana und dem Amerikanisch-Tripolitanischen Krieg fielen zwei Großereignisse in diese Zeit.
Kauf der Kolonie Louisiana
Jefferson entsandte bereits 1801 mit Robert R. Livingston einen der Gründerväter für Verhandlungen nach Frankreich: Man wollte die Stadt New Orleans kaufen.
Der spätere fünfte Präsident Monroe wurde wenig später zur Unterstützung ebenfalls nach Paris geschickt. Napoleon Bonapartes Außenminister Talleyrand hatte jedoch bereits ein sehr viel größeres Paket geschnürt.
Fläche des „Louisiana Purchase“ (ErnstA / CC-BY-SA 3.0)
Frankreich wollte die ganze Kolonie Louisiana verkaufen. Das Gebiet war aber sehr viel größer als der heutige Bundesstaat Louisiana.
Jefferson und sein Außenminister James Madison hatten zunächst Bedenken, ob ihre Rechte gemäß der Verfassung überhaupt für einen so großen Deal reichten. Am 30. April 1803 wurde der Vertrag für diesen „Louisiana Purchase“ jedoch unterschrieben und im Oktober diesen Jahres ratifiziert.
Bemerkenswert war, dass Thomas Jefferson und seine Administration die gekaufte Fläche durch Expeditionen zunächst erforschen mussten. Man hoffte, einen Wasserweg vom Atlantik zum Pazifik zu finden. Man fand hunderte von unbekannten Pflanzen- sowie Tierarten und natürlich Indianer.
Amerikanisch-Tripolitanischer Krieg
Bis zur Unabhängigkeitserklärung standen amerikanische Handelsschiffe unter dem Schutz der Royal Navy. Während des Krieges gegen die britische Kolonialmacht übernahm zeitweise die französische Marine die Protektion.
Ein besonderes Problem waren die Piraten aus dem heutigen Algerien, Tunesien und Libyen. Ab 1784 zahlten die Vereinigten Staaten deshalb Schutzgeld.
Jefferson war in seiner Zeit als Diplomat in Europa sogar persönlich an entsprechenden Verhandlungen beteiligt. Er kritisierte stets die Entscheidung und auch die Öffentlichkeit war aufgebracht, weil amerikanische Bürger von den Piraten aus Nordafrika versklavt wurden.
„Verbrennung der USS Philadelphia“ gemalt von Edward Moran (gemeinfrei)
Die strategische Lage verschob sich schließlich durch den Ausbau der US Navy während der Regierungszeit von John Adams. Als der Pascha von Tripolis dann im Jahr 1801 einen weiteren Tribut in Höhe von 225.000 Dollar forderte, verweigerte Jefferson die Zahlung.
Daraufhin erklärte ein nordafrikanisches Bündnis den Vereinigten Staaten den Krieg. Jefferson und sein Außenminister James Madison entsandten umgehend einige Fregatten und verstärkten das Aufgebot im darauffolgenden Jahr noch weiter.
1803 blockierte die US Navy fast durchgehend die Häfen der „Barbaresken“. Dabei kam es zu einem spektakulären Zwischenfall, nachdem die USS Philadelphia während einer Patrouille vor Tripolis auf Grund lief.
Damit das damals sehr moderne Kriegsschiff nicht gegen die US Navy eingesetzt werden konnte, wurde der junge Leutnant Stephen Decatur jr. auf eine Spezialmission geschickt. Er drang mit einem verkleideten Schiff in den Hafen von Tripolis ein und ließ die USS Philadelphia in Flammen aufgehen.
Der Krieg wurde im darauffolgenden Jahr durch einen Landangriff der US Marines entschieden. Die Hymne des Korps erinnert bis heute an diesen Sieg im Mai 1805:
„From the Halls of Montezuma to the shores of Tripoli; We fight our country’s battles in the air, on land, and sea; First to fight for right and freedom and to keep our honor clean; We are proud to claim the title of United States Marine.“
James Madison – US-Präsident (1809 – 1817)
Jefferson verzichtete nach dem Vorbild Washingtons auf eine dritte Amtszeit. Er empfahl der Demokratisch-Republikanischen Partei seinen Außenminister James Madison als Nachfolger.
Parteiintern hatte er mit James Monroe jedoch einen sehr starken Konkurrenten, an dem Madison fast gescheitert wäre. Darüber hinaus waren auch die Föderalisten siegesgewiss.
James Madison wurde dann sehr überraschend dennoch zum vierten Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Am 4. März 1809 wurde er vereidigt.
Finanzpolitische Probleme
Ein prägendes Thema der Regierungszeit von James Madison waren die Probleme im Bereich der Finanzen. Als neuer Präsident zeigte er sich jedoch als sehr uneinsichtig:
James Madison hatte schon die Gründung der staatlichen First Bank of the United States abgelehnt. Er konnte sie zwar auch nicht einfach abschaffen, aber verweigerte eine notwendige Unterschrift, als die Verlängerung der Institution planmäßig vorgelegt wurde.
Damit machte er der First Bank of America durch eine Hintertür den Garaus. Dadurch traten die finanzpolitischen Probleme der USA jedoch nur verstärkt hervor.
Insbesondere die Finanzierung von Kriegsschulden wie auch eine von Privatbanken ausgelöste Inflation konnte nicht mehr über die Zentralbank bekämpft werden.
Mit großer Verspätung und auch erst zum Ende seiner Regierungszeit wurde im Jahr 1816 die Second Bank of the United States gegründet.
Britisch-Amerikanischer Krieg
Die Jahre um die Jahrhundertwende waren von wechselhaften Konflikten der USA mit Großbritannien und Frankreich geprägt. Ein bleibendes Reizthema war die Beschlagnahmung von amerikanischen Handelsschiffen.
1811 normalisierten sich die Beziehungen zu Frankreich. Doch in London bestand man weiterhin auf den Sanktionen gegen die Vereinigten Staaten.
Weil die Briten zu diesem Zeitpunkt noch durch die Napoleonischen Kriege gebunden waren, lehnte sich James Madison weit aus dem Fenster: Die USA erklärten am 18. Juni 1812 den Krieg und wollten das britische Kanada erobern.
Doch „Mr. Madisons War“ sollte eine üble Wendung nehmen. Trotz großer zahlenmäßiger Überlegenheit führte das weitgehend unfähige Offizierskorps die amerikanische Truppen in schwere Niederlagen.
Zu den wenigen Ausnahmen gehörten Andrew Jackson und William Henry Harrison, der siebte und der neunte Präsident der USA. Nur dank einiger Erfolge der amerikanischen Marine konnten sich die Vereinigten Staaten in den Frieden von Gent im Jahr 1814 retten, der den Status Quo Ante wiederherstellte.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
Thomas Jefferson – Gründervater und dritter Präsident der USA
Thomas Jefferson wurde am 13. April 1743 als Sohn eines Plantagenbesitzers in Virginia geboren. Er gehörte zu den Gründervätern und regierte als dritter Präsident der USA.
Thomas Jefferson um 1800 gemalt von Rembrandt Peale. (gemeinfrei)
Thomas Jefferson war schon während der Loslösung der amerikanischen Kolonien von Großbritannien eine bedeutende Figur. Er gilt als wichtigster Autor der Unabhängigkeitserklärung.
Thomas Jefferson selbst betonte besonders die individuellen Freiheitsrechte und war ein radikaler Gegner jeglicher Form der Alleinherrschaft:
„Der Baum der Freiheit muss von Zeit zu Zeit mit dem Blut von Patrioten und Tyrannen erfrischt werden.“
Zu Beginn der Französischen Revolution war er als Diplomat in Paris und befürwortete die Herrschaft der Jakobiner trotz der gewalttätigen Auswüchse.
Wenig später wurde er als Außenminister in das Kabinett von George Washington berufen. Dort entwickelte sich Thomas Jefferson zu einem führenden Kopf der frühen Republikaner.
Seine Konflikte mit dem Finanzminister Alexander Hamilton prägten wesentlich die Entstehung des Zweiparteiensystems in den USA. Sowohl Washington wie auch der zweite Präsident John Adams versuchten vergeblich, die wachsenden Spannungen zwischen den politischen Lagern in den 1790er Jahren zu moderieren.
In der ersten echten kompetitiven Wahl um das höchste Amt von 1800 errang Thomas Jefferson mit einer aggressiven Kampagne den Sieg. Nach seiner Inauguration im folgenden Jahr regierte er zwei Legislaturperioden über ein bereits gespaltenes Land. Beispielsweise tötete sein Vizepräsident Aaron Burr den alten Kontrahenten Hamilton in einem Duell.
Zu den großen Ereignissen seiner Regierung gehörte der Kauf der Kolonie Louisiana für 15 Millionen Dollar von Napoleon Bonaparte. Damit verdoppelte Thomas Jefferson das Territorium der Vereinigten Staaten.
Häufige Fragen zu Thomas Jefferson (FAQs)
Wer war Thomas Jefferson? Er war einer der Gründerväter, zentraler Verfasser der Unabhängigkeitserklärung, treibende Kraft der frühen Demokratisch-Republikanischen Partei sowie dritter Präsident der USA.
Wann war Thomas Jefferson Präsident? Er regierte zwei Amtszeiten lang vom 04. März 1801 bis zum 04. März 1809 als dritter Präsident der USA.
War Thomas Jefferson ein Sklavenhalter? Ja, er hatte sogar bis zu 600 Sklaven und zeugte mit einer Sklavin sechs Kinder.
Wann starb Thomas Jefferson? Er starb, wie auch der zweite Präsident John Adams, am 04. Juli 1826, dem 50. Jahrestag der Verkündung der Unabhängigkeitserklärung.
Familie und politischer Aufstieg
Sohn eines Plantagenbesitzers
Alexander Hamilton gemalt von John Trumbull. (gemeinfrei)
Thomas Jefferson wurde in eine alteingesessene und reiche Familie geboren. Sein Vater war ein Plantagenbesitzer in Virginia.
Dieser sozioökonomische Hintergrund hinterließ bei Thomas Jefferson tiefe Spuren, die selbst seine Ansichten zur Wirtschaftspolitik der Vereinigten Staaten prägten.
Im Gegensatz zu Alexander Hamilton, dem ersten Finanzminister der USA, forderte Jefferson stets die Stärkung ruraler Gebiete statt der urbanen Zentren.
Vereinfacht ausgedrückt stand Thomas Jefferson als Politiker für wirtschaftliche Strategien, die für seine Familie besonders nützlich waren. Ambivalent war sein Verhältnis zur Sklaverei. Er war selbst Sklavenbesitzer, nahm eine Sklavin zur Geliebten, engagierte sich aber auch mehrfach gegen diesen Teil der gesellschaftlichen Ordnung.
Mütterlicherseits hatte Thomas Jefferson ebenfalls beste Beziehungen. Er war mit den einflussreichen Randolphs verwandt. Diese stellten mit Peyton Randolph einen bedeutenden Politiker aus der Frühphase der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung.
Autor der Unabhängigkeitserklärung
Thomas Jefferson selbst machte sich zunächst als Anwalt und dann als Abgeordneter des Parlaments von Virginia einen Namen. 1774 veröffentlichte er eine Streitschrift zur Besteuerung der 13 Kolonien durch Großbritannien und wurde so zur prominenten Führungsfigur der amerikanischen Patrioten.
Noch im selben Jahr entsandte man ihn in den Kontinentalkongress. Das war ein Gremium von Delegierten aus den 13 Kolonien unter dem damaligen Vorsitzenden Peyton Randolph. Dort verfasste Thomas Jefferson den ersten Entwurf der Unabhängigkeitserklärung.
Benjamin Franklin, John Adams sowie der Kongress brachten noch einige Änderungen in diesen Entwurf ein. Dennoch gilt Thomas Jefferson als Hauptautor der Erklärung.
Von 1779 bis 1781 war Thomas Jefferson der Gouverneur von Virginia. In diesem Amt erlebte er gleich zweimal den Einmarsch von britischen Truppen sowie die Besetzung der Hauptstadt Richmond. Außerdem entstand in dieser schwierigen Zeit die enge politische Freundschaft zu James Madison.
Diplomat und Außenminister
Am 06. September 1782 verstarb die Ehefrau von Thomas Jefferson bei der Geburt des sechsten Kindes. Das war ein tiefer persönlicher Einschnitt in seinem Leben. Er widmete sich für einige Jahre vor allem seinen Kindern, der Archäologie und der Architektur.
George Washington gemalt von Gilbert Charles Stuart. (gemeinfrei)
Seine politische Reaktivierung begann 1785 mit der Entsendung als Diplomat nach Paris. Deshalb sollte er auch nicht direkt an der Ausarbeitung der amerikanischen Verfassung beteiligt sein.
Thomas Jefferson war später jedoch insgesamt zufrieden mit der Verfassung. Er kritisiert allerdings das Fehlen von Schutzrechten für Einzelne sowie eine damals noch fehlende Begrenzung von Amtszeiten der Präsidenten.
Seine Zeit in Europa wusste Thomas Jefferson aber zu nutzen. Er bereiste beispielsweise den Norden von Italien, um dort die Architektur zu studieren.
Neben seinen privaten Leidenschaften ging er auch seiner politischen Neugier nach. Er analysierte beispielsweise das Heilige Römische Reich.
Die Französische Revolution ab dem 05. Mai 1789 begrüßte Thomas Jefferson ganz ausdrücklich:
„Dann und wann ein kleiner Aufstand ist sehr zu empfehlen.“
Im Herbst diesen Jahres kehrte er in die Vereinigten Staaten zurück und wurde mit Wirkung zum März 1790 von George Washington zum Außenminister ernannt. In diesem Amt zeigte sich seine frankophile Seite, die eine weitere Konfliktlinie zu dem einflussreichen Finanzminister Hamilton bildete.
Die Auseinandersetzungen mit Alexander Hamilton hatten neben den eigentlichen Inhalten eine enorme Tragweite. Sie prägten die Bildung des Zweiparteiensystems in den USA. In der Frühphase standen auf der einen Seite die „Föderalisten“ und auf der anderen Seite die „Republikaner“.
Thomas Jefferson trat aber bereits 1793 voller Enttäuschung vom Amt des Außenministers zurück und kehrte der Politik erneut den Rücken. In den folgenden Jahren widmete er sich wieder der Architektur.
Vizepräsident von John Adams
John Adams gemalt von Asher B. Durand. (gemeinfrei)
Thomas Jefferson blieb jedoch eine führende Figuren der Republikaner. Für den Wahlkampf gegen den Föderalisten John Adams von 1796 wurde er als Kandidat ins Rennen geschickt.
Bei dieser Wahl galt noch die Regelung, dass der Kandidat mit den meisten Stimmen Präsident wird und der Zweitplatzierte zum Vize. Genau in diese Position rutschte Thomas Jefferson.
Das Amt des Vizepräsidenten der USA hat jedoch vor allem repräsentativen Charakter und verfügt über fast keine institutionellen Hebel. Adams, der unter Washington Vizepräsident war, bezeichnete den Posten einst als „das unbedeutendste Amt“ der Menschheitsgeschichte.
Die Regierung von John Adams stand noch dazu unter einem schlechten Stern. Obwohl er der vielleicht genialste Kopf der Gründungsphase der Vereinigten Staaten war, könnte Adams die wachsende Spaltung des Landes nicht mehr aufhalten.
Als es ab 1798 zum „Quasi-Krieg“ mit dem revolutionären Frankreich kam, betrieb Thomas Jefferson in der Regierung offen Oppositionspolitik. Zusammen mit James Madison verfasste er Resolutionen für Kentucky und Virginia, die Bundesgesetze aushebeln sollten.
Dritter Präsident der Vereinigten Staaten
Der Konflikt um einige Gesetze aus der ersten Amtszeit von John Adams führte zu sehr aggressiven Kampagnen, als er sich 1800 zur Wiederwahl stellte. Noch dazu hatte Adams auch Gegner im eigenen Lager.
Die Republikaner gewannen die meisten Wählerstimmen, den „Popular Vote“. Der amerikanische Präsident wird jedoch nicht direkt gewählt.
Vielmehr werden je nach Ergebnis in den einzelnen Bundesstaaten dann sogenannte Wahlmänner ins „Electoral College“ geschickt. Dort ergab sich eine Pattsituation, so dass die Entscheidung dem Repräsentantenhaus zufiel. In dieser Kammer hatten die Föderalisten aber eine Sperrminorität.
Die Wahl des dritten Präsidenten war also denkbar verzwickt. Thomas Jefferson erreichte dann auch erst im 36. Wahlgang die erforderliche Mehrheit, aber auch nur, weil einige Föderalisten schließlich der Abstimmung fernblieben. Man zog jedoch Konsequenzen aus diesem Ereignisverlauf und entwickelte das Wahlrecht anschließend fort.
Impeachment gegen Richter
Wie vergiftet die politische Stimmung in den USA um 1800 war, zeigte sich umgehend an der Berufung von Richtern. Die Regierung von Adams hatte auf den letzten Drücker versucht, noch 42 Föderalisten zu ernennen.
John Marschall, 4. Chief Justice der USA, gemalt von Henry Inman. (gemeinfrei)
Die Ernennungsurkunden konnte der zuständige Minister John Marschall jedoch nicht mehr allen Personen fristgerecht zustellen lassen. Marshall selbst wurde im Zuge dieser Aktion aber der Oberste Richter am Supreme Court.
Thomas Jefferson erklärte die nicht fristgemäßen Ernennungen für nichtig. Die Föderalisten wehrten sich dagegen mit einer Klage vor dem Supreme Court – unter dem Vorsitz von John Marshall.
Der Oberste Gerichtshof erklärte sich dann für nicht zuständig, aber nicht bevor man einen weiteren Winkelzug einbauen konnte. John Marshall unterstellte Thomas Jefferson einen Rechtsbruch und schrieb damit ein Stück Rechtsgeschichte.
In der zu verhandelnden Sache war der Supreme Court zwar nicht zuständig. Aber der Oberste Gerichtshof positionierte sich als vorrangige Institution der Verfassungsgerichtsbarkeit.
Das Ringen von Thomas Jefferson mit föderalistischen Richtern zog sich durch seine Regierungszeit. Der Präsident bemühte sich um mehrere Verfahren zur Amtsenthebung. Ein solches „Impeachment“ war letztlich jedoch nur in einem Fall erfolgreich.
Kauf der Kolonie Louisiana
Thomas Jefferson entsandte bereits 1801 mit Robert R. Livingston einen der Gründerväter für Verhandlungen nach Frankreich: Man wollte die Stadt New Orleans kaufen.
Fläche des „Louisiana Purchase“ (ErnstA / CC-BY-SA 3.0)
Der spätere fünfte Präsident James Monroe wurde wenig später zur Unterstützung ebenfalls nach Paris geschickt. Napoleon Bonapartes Außenminister Talleyrand hatte jedoch bereits ein sehr viel größeres Paket geschnürt.
Frankreich wollte die ganze Kolonie Louisiana verkaufen. Das Gebiet war aber sehr viel größer als der heutige Bundesstaat Louisiana.
Jefferson und sein Außenminister James Madison hatten zunächst Bedenken, ob ihre Rechte gemäß der Verfassung überhaupt für einen so großen Deal reichten. Am 30. April 1803 wurde der Vertrag für diesen „Louisiana Purchase“ jedoch unterschrieben und im Oktober diesen Jahres ratifiziert.
Bemerkenswert war, dass Thomas Jefferson und seine Administration die gekaufte Fläche durch Expeditionen zunächst erforschen mussten. Man hoffte, einen Wasserweg vom Atlantik zum Pazifik zu finden. Man fand hunderte von unbekannten Pflanzen- sowie Tierarten und natürlich Indianer.
Amerikanisch-Tripolitanischer Krieg
Bis zur Unabhängigkeitserklärung standen amerikanische Handelsschiffe unter dem Schutz der Royal Navy. Während des Krieges gegen die britische Kolonialmacht übernahm zeitweise die französische Marine die Protektion.
Ein besonderes Problem waren die Piraten aus dem heutigen Algerien, Tunesien und Libyen. Ab 1784 zahlten die Vereinigten Staaten deshalb Schutzgeld.
Thomas Jefferson war in seiner Zeit als Diplomat in Europa sogar persönlich an entsprechenden Verhandlungen beteiligt. Er kritisierte stets die Entscheidung und auch die Öffentlichkeit war aufgebracht, weil amerikanische Bürger von den Piraten aus Nordafrika versklavt wurden.
„Verbrennung der USS Philadelphia“ gemalt von Edward Moran (gemeinfrei)
Die strategische Lage verschob sich schließlich durch den Ausbau der US Navy während der Regierungszeit von John Adams. Als der Pascha von Tripolis dann im Jahr 1801 einen weiteren Tribut in Höhe von 225.000 Dollar forderte, verweigerte Thomas Jefferson die Zahlung.
Daraufhin erklärte ein nordafrikanisches Bündnis den Vereinigten Staaten den Krieg. Thomas Jefferson entsandte umgehend einige Fregatten und verstärkte das Aufgebot im darauffolgenden Jahr noch weiter.
1803 blockierte die US Navy fast durchgehend die Häfen der „Barbaresken“. Dabei kam es zu einem spektakulären Zwischenfall, nachdem die USS Philadelphia während einer Patrouille vor Tripolis auf Grund lief.
Damit das damals sehr moderne Kriegsschiff nicht gegen die US Navy eingesetzt werden konnte, wurde der junge Leutnant Stephen Decatur jr. auf eine Spezialmission geschickt. Er drang mit einem verkleideten Schiff in den Hafen von Tripolis ein und ließ die USS Philadelphia in Flammen aufgehen.
Der Krieg wurde im darauffolgenden Jahr durch einen Landangriff der US Marines entschieden. Die Hymne des Korps erinnert bis heute an diesen Sieg im Mai 1805:
„From the Halls of Montezuma to the shores of Tripoli; We fight our country’s battles in the air, on land, and sea; First to fight for right and freedom and to keep our honor clean; We are proud to claim the title of United States Marine.“
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
Alexander I. Pawlowitsch Romanow wurde 23. Dezember 1777 in St. Petersburg geboren. Er war ein Enkel von Katharina der Großen und regierte Russland während der napoleonischen Kriege.
Als Kind war Alexander I. das beständige Ziel von Demütigungen durch seinen kaiserlichen Vater, der am 23. März 1801 mit seiner eigenen Schärpe erdrosselt wurde. Ohne eine nachweisliche Verbindung zu den Attentätern wurde der junge Mann anschließend ungehindert zum neuen Monarchen.
Kaiser Alexander I. von Russland gemalt im Jahr 1809 von Stepan Schtschukin. (gemeinfrei)
Alexander I. war als Zar beziehungsweise genauer als Kaiser von Russland eigentlich vor allem an der Innenpolitik interessiert. Er konsolidierte den Staatshaushalt und investierte in die Bildung der breiten Bevölkerung.
Kaiser Alexander I. von Russland ist bis heute jedoch vor allem für seine Rolle in den Kriegen gegen Napoleon Bonaparte bekannt. In der Schlacht bei Austerlitz erlitt er als unerfahrener Befehlshaber im Jahr 1805 eine schwere Niederlage.
Als Politiker zeigte Alexander I. dann jedoch eine gewisse Weitsicht. Er führte nie wieder Truppen persönlich im Feld.
Vielmehr setzte Alexander I. fortan auf erfahrene Offiziere. Vielfach handelte es sich dabei um hohe Militärs aus Preußen. Ein besonders bekanntes Beispiel war Carl von Clausewitz.
Während des Russlandfeldzuges von Napoleon im Jahr 1812 setzten seine Generale dann auf die strategische Tiefe Russlands und auf verbrannte Erde. Durch kluge Rückzuge konnte sein Feldmarschall Kutusow im „Vaterländischen Krieg“ die Versorgungslinien der Grande Armée bis zum Kollaps überdehnen.
„Hunger ist schlimmer als das Schwert.“ (Vegetius)
Aber auch politisch ließ Alexander I. seinen jugendlichen Idealismus hinter sich. Vor allem in seinen späteren Regierungsjahren wurde er zum konservativen Hardliner. Der Kaiser führte die Zensur von Publikationen sowie die Kontrolle der Einfuhr von Büchern ein. Ein erklärtes Ziel seiner Repressionen waren die Freimaurer.
Häufige Fragen zu Kaiser Alexander I. von Russland (FAQs)
Wieso verlor Alexander I. in der Schlacht bei Austerlitz? Er unterschätzte die hohe Mobilität der Armee von Napoleon Bonaparte und rechnete nicht mit dem Großangriff aus dem Morgennebel.
Wie siegte Alexander I. gegen Napoleon in Russland? Die Versorgungslinien der Grande Armée waren überdehnt und der russische Kaiser weigerte sich nach der Besetzung von Moskau, eine Niederlage einzuräumen.
Welche Reformen führte Alexander I. durch? Er reformierte das Bildungswesen, sanierte die Staatsfinanzen und drängte die Leibeigenschaft zurück.
Was war die Todesursache von Alexander I.? Er starb am 01. Dezember 1825 an einer Brucellose. Das ist eine Infektionskrankheit, die Fieberschübe verursacht. Es kamen Legenden auf, der Tod sei nur vorgetäuscht und Alexander I. hätte sich ins Exil nach Sibirien begeben.
Romanows – zweite Zarendynastie
Russland wurde im 9. Jahrhundert von dem legendären Großfürsten Rurik gegründet, der einem schwedischen Wikingergeschlecht entstammte. Der erste Siedlungsraum lag um die Stadt Nowgorod.
Von dort aus eroberte Oleg der Weise als zweiter Großfürst aus dem Geschlecht der Rurikiden die Region um Kiew. Seitdem spricht man auch von den „Kiewer Rus“.
Anastassija und Iwan der Schreckliche
Der legendäre Großfürst Iwan der Schreckliche aus dem Geschlecht der Rurikiden ließ dann 16. Jahrhundert seinen weltlichen Titel durch die orthodoxe Kirche aufwerten. Die Herrscher von Russland bezeichneten sich fortan als „Zaren“.
Peter I. der Große im Jahr 1717 gemalt von Jean-Marc Nattier. (gemeinfrei)
Der neue Titel hatte vor allem eine kulturelle Bedeutung. Moskau sollte nach der Eroberung von Konstantinopel durch die Osmanen als „Drittes Rom“ zum Zentrum des orthodoxen Glaubens werden. Deshalb wurde sehr bewusst eine symbolische Verknüpfung zum alten Titel der oströmischen Kaiser hergestellt.
Dieser Iwan IV. heiratete noch 1547, dem Jahr seiner Zaren-Krönung, Anastassija Romanowa. Das war die Tante des Ahnherrn der zweiten großen Zaren-Dynastie, der Romanows.
Die Familie gehörte zum hohen russischen Adel. Fortan positionierten sie sich in der nächsten Nähe zum Thron und bekamen schließlich die Chance auf einen dynastischen Wechsel.
Als Stellvertreter für einen regierungsunfähigen Vertreter der Rurikiden übernahm 1613 mit Zar Michael I. der erste Romanow den russischen Thron. Zu einer weiteren Neuerung kam es unter Peter dem Großen.
Ab 1721 wurde auch der verwestlichte Titel als „Kaiser von Russland“ geführt und entwickelte sich zur dominierenden Bezeichnung. Die Romanows sollten dann über Nebenlinien bis zur Revolution von 1917 den Herrscher des Landes stellen.
Alexander Pawlowitsch Romanow
Der Vater des späteren Kaisers Alexander I. gilt als Kind der außerehelichen Leidenschaft von Katharina der Großen und ihrem ersten Liebhaber Sergei Saltykow. Dieser Paul I. wurde 1754 geboren und war ein lange ersehnter Sohn.
Jenseits der amourösen Legenden wurde Paul I. offiziell als Thronfolger anerkannt. Seine Mutter konnte ihn jedoch nicht leiden. Er selbst wurde später dann auch ein schlechter Vater für Alexander I., den er regelmäßig und gerne demütigte.
Kaiser Paul I. von Russland mit seiner Schärpe gemalt von Stepan Schtschukin. (gemeinfrei)
Für Alexander I. empfand Katharina der Große jedoch viel Zuneigung. Sie versuchte gegen Ende ihres Lebens den geliebten Enkel statt ihren Sohn als Nachfolger zu installieren.
Dies misslang jedoch und nach dem Tod der berühmten Kaiserin im Jahr 1796 folgte Paul I. auf den Thron. Er hatte jedoch auch außerhalb der Familie zahllose Feinde und sah sich permanent von Anschlägen bedroht.
Trotz aller Maßnahmen gelang 1801 in seinem hoch gesicherten Winterpalais schließlich ein Attentat. Paul I. wurde von Offizieren erdrosselt: mit seiner eigenen Schärpe.
Als Sohn und nun ungehinderter Thronfolger soll Alexander I. nicht direkt in den Mord involviert gewesen sein.
Man geht jedoch von einer stillschweigenden Zustimmung zum Sturz seines kaiserlichen Vaters aus. Inwiefern die doch recht spezielle Methode der Absetzung von Paul I. vorher abgestimmt war, ist nicht bekannt.
Der Tyrannenmord hatte zumindest keine Konsequenzen für die Beteiligten. Ganz im Gegenteil: Der Drahtzieher August von Bennigsen wurde später sogar zu einem der wichtigsten Generale in den napoleonischen Kriegen.
Ehe mit Louise von Baden
Im Alter von 15 Jahre war Alexander I. mit der Prinzessin Louise von Baden verheiratet worden. Die Ehe war unglücklich, brachte jedoch zwei Kinder hervor, die allerdings früh verstarben.
Nach dem Tod von Alexander I. im Jahr 1825 übernahm mit Nikolaus I. ein jüngerer Bruder die Regentschaft.
Alexander I. und Napoleon Bonaparte
Alexander I. war vor allem innenpolitisch orientiert. Neben handfesten Reformen der Verwaltung und des Bildungswesens sticht dabei besonders sein sich wandelndes Verhältnis zum Liberalismus hervor.
Kaiser Napoleon Bonaparte gemalt von Jacques-Louis David im 1812. (gemeinfrei)
Als junger idealistischer Monarch sprach er sich beispielsweise gegen die Leibeigenschaft aus. Im späteren Verlauf seiner Herrschaft entwickelte sich Alexander I. jedoch zu einem reaktionären Denker.
Doch bestimmend für seine Regentschaft waren nicht russische Fragen, sondern der Aufstieg und Fall von Napoleon Bonaparte.
Ein bedeutender Aspekt war dabei das Verhältnis von Alexander I. zu Preußen und der Freundschaft zu dessen König. Bereits im Jahr nach seinem Regierungsantritt schloss er ein enges Bündnis.
Alexander I. wurde so zu einem entscheidenden Partner in den Koalitionskriegen. Während des Russlandfeldzuges von 1812 musste er auch auf eigenem Gebiet bestehen.
Sehr wichtig wurde dabei die Fluktuation von militärischen Eliten. Nach der Niederlage von Preußen gegen Napoleon im Jahr 1806 wechselten viele Offiziere in die russische Armee.
Ein besonders bekanntes Beispiel war Carl von Clausewitz. Für Alexander I. war der preußische General an zahlreichen Schlachten beteiligt und brachte es bis zum Stabschef eines Korps.
Schlacht bei Austerlitz (1805)
Am 01. Oktober 1805 errang Horatio Nelson in der Schlacht bei Trafalgar den entscheidenden Seesieg gegen Napoleon. Statt der geplanten Invasion der britischen Inseln wandte sich der Kaiser der Franzosen in einer rasanten Geschwindigkeit gegen seine kontinentalen Gegner.
Karte der Schlacht bei Austerlitz gegen 9 Uhr morgens erstellt von der United States Military Academy. (gemeinfrei)
Kaiser Alexander I. wollte im Bündnis mit Österreich den Vormarsch stoppen. Die riesigen Armeen sollten sich schließlich bei Austerlitz im heutigen Tschechien begegnen.
Napoleon traf mit einem Teil seines Heeres vor den Russen und Österreichern ein. Er konnte in relativer Ruhe das Schlachtfeld einschätzen und entschied sich für eine brillante Falle.
Der Kaiser der Franzosen überließ seinen Gegnern die zentrale Anhöhe auf dem Gelände, den sogenannten Pratzen. Der noch recht unerfahrene Alexander I. besetzte daraufhin mit seinen österreichischen Verbündeten den Hügel. Man hielt sich für numerisch und taktisch überlegen.
Doch Napoleon ließ in Gewaltmärschen weitere Truppen herbeiführen. Französische Divisionen rückten dann getarnt durch den Morgennebel des 02. Dezember 1805 bis an den Fuß des Pratzen vor.
Damit überraschte er Alexander I. und die Österreicher nicht nur, sondern unterlief auch die Distanz für den effektiven Einsatz von Artillerie. Praktisch im Handstreich zerschlug Napoleon das feindliche Zentrum. Um 9 Uhr morgens war die Schlacht bei Austerlitz bereits entschieden.
Nach dieser Niederlage übernahm Kaiser Alexander I. nie wieder den direkten Oberbefehl über ein Heer. Stattdessen überließ er diese Rollen künftig den erfahrenen Generalen.
Frieden von Tilsit (1807)
Nach der Niederlage in der Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 war Preußen vorläufig von Napoleon geschlagen. Dann musste auch Alexander I. einen entscheidenden Rückschlag hinnehmen.
General Levin August von Bennigsen gemalt im Jahr 1820 von George Dawe. (gemeinfrei)
In der Schlacht bei Friedland erlitt ein russisch-preußisches Heer unter dem Befehl des Generals von Bennigsen am 14. Juni 1807 eine schwere Niederlage. In der Folge bot Kaiser Alexander I. ohne weitere Rücksprache mit Preußen Verhandlungen an.
Im Frieden von Tilsit wurde Anfang Juli 1807 dann ein Frieden zwischen Preußen und Russland sowie Frankreich geschlossen.
Dem preußischen König Friedrich Wilhelm III. blieb hierbei jedoch nur die Rolle eines Statisten, was die besondere Stellung von Alexander I. verdeutlichte:
Die Verhandlungen wurden sehr symbolisch auf Booten in der Mitte der Memel abgehalten. Der Fluss bildete die Demarkationslinie zwischen den Mächten.
Während Alexander I. mit Napoleon verhandelte, musste der preußische König am Ufer das Ergebnis des Treffens abwarten.
Mit dem Frieden von Tilsit endete der Vierte Koalitionskrieg. Das vor allem für Preußen niederschmetternde Ergebnis führte jedoch zu weitreichenden Reformen unter Generalen wie Gerhard von Scharnhorst. Zunächst wurden Preußen und Russland jedoch Verbündete von Frankreich.
Russlandfeldzug (1812)
Zu Beginn des Jahres 1809 begannen die Aktionen des Duke of Wellington auf der iberischen Halbinsel gegen Napoleon. Dies trug zu einem Aufstand in Spanien gegen die Franzosen bei, was Österreich zur Kriegserklärung gegen Frankreich bewegte.
Dieser Fünfte Koalitionskrieg spielte sich ohne Beteiligung von Russland ab und endete mit einer Niederlage von Österreich. Damit fiel das Reich der Habsburger als Pufferstaat zwischen Napoleon und Alexander I. weg.
Napoleons Rückzug aus Moskau gemalt im Jahr 1851 von Adolf Northern. (gemeinfrei)
Der Einmarsch der französischen Truppen begann in der Nacht des 24. Juni 1812 in Litauen. Von dort aus stieß Napoleon über Smolensk direkt in Richtung Moskau vor.
Kaiser Alexander I. war militärisch zwar unterlegen. Er konnte jedoch in der breiten Bevölkerung eine patriotische Begeisterung für diesen „Vaterländischen Krieg“ auslösen.
Zum großen Ärger von Napoleon stellten sich die Russen unter dem Oberbefehl von Feldmarschall Michail Kutusow jedoch keiner epischen Endschlacht. Stattdessen nutzten sie die strategische Tiefe des riesigen Landes, um die Versorgungslinien der Grande Armée zu überdehnen. Eine besondere Rolle spielten berittene Kosaken, die die französische Logistik permanent bedrohten.
Die französische Armee konnte am 07. September 1812 bei Borodino zwar ein großes Gefecht gewinnen und anschließend weiter vordringen. Aber während sich der russische Winter näherte, und es sollte ein besonders kalter Winter werden, hinterließen die Russen nur verbrannte Erde. So konnte sich die feindliche Armee nicht aus dem Land ernähren.
Selbst als Moskau in die Hände der Franzosen fiel, schreckten Alexander I. und seine militärische Führung nicht zurück. Sie brannten die Stadt nieder, um Napoleon und seinen Soldaten das sichere Dach über dem Kopf zu nehmen.
„Jetzt beginnt meine Kampagne.“ (Alexander I.)
Letztlich musste die ausgehungerte und auch materiell unterversorgte Grande Armée unverrichteter Dinge durch Schnee und Schlamm nach Hause stapfen. Doch nun war die Stunde von Alexander I. gekommen, dessen Generale auf gezielte Attacken setzten.
Ende Oktober und Anfang November musste Napoleon Bonaparte schmerzhafte Niederlagen auf seinem Rückzug von Moskau nach Smolensk hinnehmen. Auch weitere Rückzugsgefechte bei Krasnoi und an der Beresina gingen verloren.
Am 14. Dezember 1812 rettete sich Napoleon mit dem kläglichen Rest seiner Grande Armée über die Memel. Alexander I. hatte in diesem Krieg etwa 150.000 Mann verloren, die Franzosen eine halbe Million.
„Der Zauber ist gebrochen.“ (Alexander I.)
Wiener Kongress (1814/15)
Nach der strategischen Niederlage gegen Alexander I. war Napoleon angezählt. Während die Bedrohung aus dem Osten weiter bestand, machte der Duke of Wellington auf der iberischen Halbinsel große Fortschritte.
Clemens Wenzel von Metternich gemalt im Jahr 1815 von Thomas Lawrence. (gemeinfrei)
Die Leitung des Wiener Kongresses lag bei Clemens Wenzel von Metternich. Die Mächte verhandelten über eine Ordnung nach Napoleon. Der österreichische Außenminister und Staatsmann entwickelte sich dabei für Alexander I. zum größten Gegenspieler.
Die kritischen Streitfragen zwischen Österreich, Preußen und Russland drehten sich vor allem um Polen. Kaiser Alexander I. scheiterte dabei mit seinem Plan, das Land auf ein kleines Königreich um Warschau unter russischer Kontrolle zu reduzieren.
In dieser Kombination wurde auch der Umgang mit Sachsen zu einem Problem, weil die beiden Gebiete in Personalunion regiert wurden. Zeitweise musste man sogar mit einem Krieg unter den Alliierten rechnen.
Die Herrschaft der 100 Tage ab dem 01. März 1815 von Napoleon trug jedoch erheblich zur Einigung bei. Immerhin musste man ihm dann noch sehr zügig die finale Niederlage bei Waterloo zufügen.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
Königin Victoria wurde als Princess Alexandrina Victoria of Kent am 24. Mai 1819 im Kensington Palace in London geboren. Mit nur 18 Jahren wurde sie auf den Thron des Vereinigten Königreiches von Großbritannien und Irland gehoben.
Königin Victoria im Jahr 1882 (Alexandro Bassano / gemeinfrei)
Königin Victoria gilt bis heute als zentrales Symbol für die Weltmacht des britischen Empires. Ihr realer Einfluss als konstitutionelle Monarchin war jedoch sehr begrenzt. Aber die meisten politischen Themen haben sie ohnehin nicht interessiert.
Dennoch entwickelte sich Königin Victoria während ihrer 63-jährigen Regentschaft zu einer sehr selbstbewussten Person. Sie nutzte deshalb immer wieder verfassungsrechtliche Grauzonen, um ihren persönlichen Willen durchzusetzen.
„We are not amused.“
Vor allem die Rollen ihres Ehemanns Albert von Sachsen-Coburg und Gotha sowie des späteren Vertrauten John Brown gingen über die vom Parlament gesetzten Bedingungen hinaus. Ein besonderes Interesse entwickelte Königin Victoria außerdem für die Außen- und auch die Militärpolitik.
Nichts desto trotz war die Herrschaft von Königin Victoria vom Zerfall der royalen Gewalt in Großbritannien geprägt. Das British Empire erreichte seinen politischen und wirtschaftlichen Höhepunkt, aber wandelte sich dabei endgültig zur Demokratie.
Königin Victoria spielte jedoch als „Großmutter Europas“ noch eine hervorgehobene Rolle in der europäischen Geschichte. Sie hatte neun Kinder, 40 Enkel und 88 Urenkel. Durch deren Ehen war Victoria mit vielen Herrscherhäusern verbunden wie den Hohenzollern.
Dynastische Abstammung von Königin Victoria
Im Jahr 1714 endete mit dem Tod von Königin Anne die Herrschaft des Hauses Stuart über Großbritannien. Da sie keine lebende Kinder hinterließ, griff das 1701 erlassene Gesetz zur Thronfolge, der Act of Settlement.
König Georg I. (Godfrey Kneller / gemeinfrei)
In diesem Gesetz wurde vor allem geregelt, dass kein Katholik über das Inselreich herrschen darf. Es handelte sich dabei um eine bewusste Reaktion auf die teils extrem blutigen Glaubenskonflikte zwischen Anglikanern und Anhängern des römischen Papstes.
Mit dem Act of Settlement von 1701 hatte man deshalb auf einen Aufschlag 56 „Papisten“ von der Thronfolge ausgeschlossen. Die Krone ging deshalb nach dem Tod von Anne an Herzog Georg Ludwig von Braunschweig-Lüneburg aus dem deutschen Geschlecht der Welfen.
Herzog Georg herrschte als König Georg I. in Personalunion über das Vereinigte Königreich von Großbritannien und das Königreich von Hannover. Diese deutsche Dynastie brachte insgesamt sechs britische Monarchen hervor:
Georg I. von 1714 bis 1727
Georg II. von 1727 bis 1760
Georg III. von 1760 bis 1820
Georg IV. von 1820 bis 1830
Wilhelm IV. von 1830 bis 1837
Victoria von 1837 bis 1901
Thronbesteigung und Lex Salica
Wenige Stunden nach dem Tod von König Wilhelm IV. am 20. Juni 1837 wurde Victoria vom Erzbischof von Canterbury und dem Lord Chamberlain (= Hofmarschall) informiert, dass die Königswürde an sie gefallen war. Noch am selben Tag nahm sie an ihrer ersten Sitzung des Kronrates teil.
Buckingham Palace im Jahr 1837 (J. Woods / gemeinfrei)
Eine der ganz frühen Neuerungen unter Königin Victoria war die Verlegung des Hofstaates vom Kensington Palace in den Buckingham Palace. In den neuen und vor allem größeren Räumlichkeiten konnte sich die noch sehr junge Königin besser von ihrer dominanten Mutter distanzieren.
Mit dem Tod von Wilhelm IV. endete allerdings die Personalunion der Herrschaft über die Königreiche von Großbritannien und Hannover. Der Grund war das frauenfeindliche salische Erbrecht der Welfen.
Das Königreich Hannover war an diese Lex Salica von Chlodwig I. aus den Anfangsjahren des 6. Jahrhunderts gebunden. Frauen wurden von der Thronfolge kategorisch ausgeschlossen.
Die Herrschaft über das Königreich Hannover übernahm mit Ernst August I. ein männlicher Welfe. Diese Regelung ist ihnen aber nicht gut bekommen. Nur etwa 30 Jahre später wurde das kleine Hannover von Preußen annektiert.
Albert von Sachsen-Coburg und Gotha
Königin Victoria lernte ihren Cousin und späteren Ehemann Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha bereits im Sommer 1836 kennen. Sie verguckte sich wohl damals schon in ihn und schrieb von ihrer Aussicht „auf ein großes Glück“.
Im Oktober 1838 teilte Königin Victoria dem Premierminister Lord Melbourne ihre Absicht zu heiraten mit. Die britische Öffentlichkeit reagierte jedoch sehr ablehnend auf den deutschen Prinzen, der noch dazu nicht standesgemäß erschien.
Prinzgemahl Albert von Sachsen-Coburg und Gotha im Jahr 1842 (Franz Xaver Winterhalter / gemeinfrei)
Die Trauung erfolgte am 10. Februar 1840 im St James’s Palace. Aufgrund der zahlreichen Vorbehalte gegen seine Person wurde Prinz Albert jedoch die Rolle als Prinzgemahl (= Prince Consort) verweigert. Das Parlament bewilligte ihm auch nur die relativ niedrige Summe von 30.000 Pfund pro Jahr für seine Lebensführung.
Darüber hinaus musste Prinz Albert anfangs auf jeglichen politischen Einfluss verzichten. Dafür entwickelte er ein soziales Engagement und kümmerte sich um die Erziehung seiner Kinder mit Königin Victoria. Dabei legte er hohen Wert darauf, den Nachwuchs von abträglichen Einflüssen des königlichen Hofes fernzuhalten.
Im Laufe der 1840er Jahre entwickelte sich Prinz Albert jedoch zu einem wohlmeinenden Akteur im Hintergrund. Beispielsweise verhandelte er vor einem Machtwechsel von Whigs zu Tories bereits im Vorfeld, um spätere Spannungen für Königin Victoria zu vermeiden.
So entwickelte sich Prinz Albert nach und nach zu einem Privatsekretär von Königin Victoria. Er formulierte Briefe und beeinflusste Entscheidungen.
Insgesamt galt die Ehe auch persönlich als sehr glücklich. Königin Victoria schrieb 1858 an ihre älteste Tochter über Prinz Albert:
„Ich kann nie glauben oder zugeben, dass irgendein anderer Mensch vom Schicksal so gesegnet worden ist wie ich, mit einem solchen Mann, einem solch vollkommenen Mann.“
Prinz Albert litt jedoch an einer chronischen Atemwegserkrankung. Am 09. Dezember 1861 wurde Typhus diagnostiziert. Er starb nur fünf Tage später mit 42 Jahren in den Armen von Königin Victoria. Sie schrieb in ihr Tagebuch:
„Zwei oder drei lange, ganz ruhige Atemzüge, seine Hand drückte meine und … alles, alles war vorbei … Ich stand auf, küsste die liebe himmlische Stirn und rief in bitterstem Schmerz: «O mein Liebster!», dann fiel ich in stummer Verzweiflung auf die Knie und konnte weder ein Wort herausbringen noch eine Träne weinen.“
Der Tod von Prinz Albert stürzte Königin Victoria in die schwerste persönliche Krise ihres Lebens. Sie zog sich anschließend für lange Zeit aus der Öffentlichkeit zurück. Zum Gedenken an ihren Ehemann ließ sie die Royal Albert Hall und das Albert Memorial errichten.
Regierung als konstitutionelle Monarchin
Die Könige von England beziehungsweise Großbritannien hatten im Laufe der Jahrhunderte bereits weite Teile ihrer Souveränität verloren. Der erste ganz große Einschnitt war die Magna Charta Libertatum, die die Barone Johann Ohneland im Jahr 1215 abgerungen hatten.
Im 17. Jahrhundert kam es erneut zu tiefgreifenden und nachhaltigen Veränderungen. Der absolutistische Anspruch von König Karl I. Stuart führte zur Großen Remonstration des englischen Parlamentes im Jahr 1641.
In der Folge kam es zu den drei englischen Bürgerkriegen sowie zur Hinrichtung des überdrehten Königs. Doch der ehemalige Abgeordnete und spätere General der Parlamentsarmee Oliver Cromwell errichtete schließlich selbst eine Alleinherrschaft.
Westminister Palace – das britische Parlament (gemeinfrei)
Nach dem Tod von Cromwell kam es deshalb schnell zur Restaurierung der alten Königslinie. Mit Jakob II. Stuart brachte das Geschlecht jedoch wenige Jahrzehnte später erneut einen absolutistischen Herrscher hervor, der im Zuge der Glorious Revolution von 1688 gestürzt wurde.
Im darauffolgenden Jahr 1689 definierte das Parlament mit der Bill of Rights die Beziehung zum Königtum. Darin wurden beispielsweise die Immunität von Abgeordneten, eine völlige Redefreiheit eben dieser und die Kontrolle über die Staatsfinanzen geregelt.
Seitdem waren die Könige und Königinnen nur noch King-in-Parliament. Das heißt, dass die ursprüngliche Doppel-Funktion als Staats- und Regierungschef immer weiter aufgelöst wurde. Dies drückte sich beispielsweise schon im Amtseid von Königin Anne aus dem Jahr 1702 aus:
„… to govern the people of this kingdom […] according to the statutes in parliament agreed on, and the laws and customs of the same.“
Das tägliche Geschäft oblag zunehmend dem Parlament beziehungsweise der gewählten Regierung. An deren Spitze stand seit 1721 ein Premierminister als Regierungschef.
Parteien-Landschaft im 19. Jahrhundert
Das britische Parlament bestand und besteht bis heute aus zwei Kammern. Im Gegensatz beispielsweise zu Deutschland gibt es jedoch keine Trennung zwischen einer Bundeskammer (= Bundestag) und einer Länderkammer (= Bundesrat).
William Lamb, 2. Viscount Melbourne war ein Premierminister der Whigs unter Königin Victoria. (John Partridge / gemeinfrei)
Vielmehr drückt sich im britischen Parlamentarismus die aristokratische Tradition des Landes aus. Es gibt ein Oberhaus der sogenannten Peers, der Adeligen. Darüber hinaus gibt es ein Unterhaus der Commoners, der Bürger.
Die Parteien-Landschaft in England beziehungsweise Großbritannien wird dabei meist von zwei Organisationen dominiert. Der Grund hierfür ist das einfache Mehrheitswahlrecht.
Kleinere Parteien wie man sie beispielsweise in Deutschland mit der FDP seit Jahrzehnten kennt, sind zwar zulässig. Aber sie haben aufgrund eines fehlenden Ausgleichs über Zweitstimmen praktisch keine Chance, die Politik langfristig entscheidend mitzugestalten. Seit der Ernennung des ersten britischen Premierministers im Jahr 1721 gab es nur eine Handvoll an Koalitionsregierungen.
Zu Beginn der Herrschaft von Königin Victoria hießen die dominierenden Parteien beziehungsweise deren Anhänger „Tories“ und „Whigs“:
Ein Tory ist ein konservativer Politiker. Traditionell sind diese Konservativen im Vereinigten Königreich von Großbritannien auch Unterstützter der Monarchie. Die Tory oder auch Conservative Party existiert bis heute und kann nach wie vor Premierminister stellen. Ein besonders bekanntes Beispiel der jüngeren Geschichte war Margaret Thatcher.
Ein Whig war dagegen ein liberaler Politiker. Die Partei stand vor allem für Freihandel sowie ein starkes Parlament mit Widerstandsrechten. Zu ihren politischen Vordenkern gehören so bekannte Personen wie John Milton und John Locke.
Während der Herrschaft von Königin Victoria bildeten die Whigs mit gemäßigten Tories im Jahr 1859 die neue Liberal Party. Diese Partei existiert ebenfalls bis heute, spielt jedoch in der Regel keine entscheidende Rolle mehr
Die Liberals wurden in den 1920er Jahren in einem der sehr seltenen Umschwünge von der sozialdemokratischen Labour Party als dominierende Organisation im Zweiparteien-System abgelöst.
Premierminister unter Königin Victoria
Während der Herrschaft von Königin Victoria hatten zahlreiche Personen das Amt des britischen Premierministers inne. Dabei zeigte bereits der Wechsel der Parteien den intensiven Schlagabtausch innerhalb der parlamentarischen Demokratie.
William Lamb war ein Whig. Seine Amtszeit erstreckte sich vom 18. April 1835 bis zum 30. August 1841. Er gilt als Mentor von Königin Victoria und sorgte für eine politische Ausbildung der damals noch sehr jungen Herrscherin.
Robert Peel war ein Tory, dessen erste Amtszeit als Premierminister vom 30. August 1841 bis zum 30. Juni 1846 dauerte. Sein Verhältnis zu Königin Victoria war deutlich kühler.
John Russel war ein Whig. Seine erste Amtszeit unter Königin Victoria begann am 30. Juni 1846 und endete am 23. Februar 1852. In diesen Jahren wütete die große Hungersnot in Irland, die der Liberale maßgeblich verschlimmerte.
Edward Smith-Stanley war ein Tory. Seine erste Amtszeit als Premierminister dauerte nur vom 23. Februar 1852 bis zum 19. Dezember 1852.
George Hamilton-Gordon war ein parteiloser Premierminister an der Spitze einer der seltenen Koalitionsregierungen vom 19. Dezember 1852 bis zum 6. Februar 1855. Er hatte einst als konservativer Außenminister unter Arthur Wellesley gedient und führte Großbritannien in den Krimkrieg.
Henry Temple war ein Whig und amtierte vom 06. Februar 1855 bis zum 20. Februar 1858 als Premierminister unter Königin Victoria. Aus Angst vor einer französischen Invasion ließ er die Küstenverteidigung mit den sogenannten Palmerston Forts massiv verstärken.
Edward Smith-Stanley war ein Tory. Seine zweite Amtszeit unter Königin Victoria dauerte vom 20. Februar 1858 bis zum 12. Juni 1859. In diese Zeit fiel die Umwandlung von British India in eine Kronkolonie. Die unter Königin Elisabeth I. gegründete Ost-Indien-Kompanie wurde damit als quasi-staatlicher Akteur aufgelöst.
Henry Temple wurde ein Liberal. Seine zweite Amtszeit als Premierminister dauerte vom 12. Juni 1859 bis zu seinem Tod am 18. Oktober 1865.
John Russel wurde ein Liberal. Er setzte die Regierung nach dem Tod seines Vorgängers fort und amtierte damit ein zweites Mal als Premierminister bis zum 26. Juni 1866.
Edward Smith-Stanley war ein Tory. Seine dritte Amtszeit als Premierminister dauerte vom 28. Juni 1866 bis zum 27. Februar 1868. Er führte eine der seltenen Reformen von Wahlbezirken durch, den Reform Act von 1867. Die neuen Industriestädte wurden dabei aufgewertet, während die sogenannten Rotten Boroughs, einige nur noch dünn besiedelte Gegenden in der Peripherie, an Stimmgewicht verloren. Eigentlich sollten die Konservativen von diesem Reform Act profitieren, doch die Rechnung ging nicht auf. Sie sollten die kommende Wahl verlieren. Vorher trat Smith-Stanley jedoch aufgrund seines hohen Alters zurück. Die Pleite kassierte dann sein Nachfolger.
Benjamin Disraeli war ein Tory. Er übernahm die Regierung von seinem zurückgetretenen Vorgänger. Seine erste Amtszeit als Premierminister dauerte noch bis zum 23. April 1868. Von ihm stammt ein schwungvolles Zitat über seinen politischen Gegner und Nachfolger: „Es wäre eine Tragödie, wenn jemand Mr. Gladstone in die Themse stieße, und eine Katastrophe, wenn ihn jemand wieder herauszöge.“
William Ewart Gladstone war ein Liberal. Er war der große Gegenspieler des konservativen Benjamin Disraeli. Seine erste Amtszeit dauerte vom 03. Dezember 1868 bis zum 20. Februar 1874. Gladstone führte zahlreiche innenpolitische Reformen durch wie die Einführung der allgemeinen Schulpflicht. Darüber hinaus reformierte er die Rekrutierung von Beamten und verbot den Kauf von Offizierspatenten. Er setzte sich für eine Entschärfung der Spannungen mit Irland ein und schob eine weitere Wahlrechtsreform an. Außenpolitisch blieb er anfangs jedoch farblos.
Benjamin Disraeli war ein Tory. Seine zweite Amtszeit als Premierminister dauerte vom 20. Februar 1874 bis zum 23. April 1880. Während dieser Zeit trug er Königin Victoria den Titel als Kaiserin von Indien an. Dies gilt als entscheidende Wegmarke zur Begründung des Britischen Weltreiches. Darüber hinaus konnte Disraeli auf internationalen Kongressen große diplomatische Siege erringen. Beispielsweise fiel Zypern an Großbritannien.
William Ewart Gladstone war ein Liberal. Er konnte seinen Erzfeind Disraeli schließlich wieder ablösen. Die zweite Amtszeit von Gladstone als Premierminister unter Königin Victoria dauerte vom 23. April 1880 bis zum 23. Juni 1885. Die Jahre waren besonders von der Bekämpfung des Mahdi-Aufstandes im Sudan geprägt. Darüber hinaus kam es zu einer erneuten Reform des Wahlrechts.
Robert Gascoyne-Cecil war ein Tory. Seine erste Amtszeit erstreckte sich vom 23. Juni 1885 bis zum 01. Februar 1886. Er war den Großteil seiner Amtszeit als Premierminister auch sein eigener Außenminister. Dabei verfolgte er einen Kurs der Splendid Isolation für Großbritannien und führte dabei Kolonialkriege vor allem in Afrika.
William Ewart Gladstone war ein Liberal und amtierte ein drittes Mal vom 01. Februar 1886 bis zum 25. Juli 1886.
Robert Gascoyne-Cecil war ein Tory. Seine zweite Amtszeit als Premierminister dauerte vom 03. August 1886 bis zum 15. August 1892.
William Ewart Gladstone war ein Liberal. Seine vierte Amtszeit als Premierminister erstreckte sich vom 15. August 1892 bis zum 05. März 1894. Er zog sich erst aus der Politik zurück, als er fast blind und beinahe taub war.
Archibald Primrose war ein Liberal und Premierminister vom 05. März 1894 bis zum 21. Juni 1895. Seine Regierung war wenig erfolgreich und stand aufgrund außenpolitischer Schwäche ständig unter Beschuss.
Robert Gascoyne-Cecil war ein Tory und amtierte ein drittes Mal als Premierminister vom 25. Juni 1895 bis zum 11. Juli 1902. Während dieser Zeit ist Königin Victoria gestorben.
Konflikte mit dem Außenministerium
Königin Victoria akzeptierte weitgehend die Kontrolle des Parlamentes beziehungsweise der Regierung über das politische Tagesgeschäft. In großen außenpolitischen Fragen sah sie dennoch ihr königliches Prärogativ.
Henry Temple – Lord Palmerston (Francis Cruikshank / gemeinfrei)
Damit war gemeint, dass Victoria ein Vorrecht auf Mitsprache in internationalen Angelegenheiten für gegeben hielt. Je nach Premierminister wurde dies ganz unterschiedlich gehandhabt.
Vor allem unter Henry Temple, 3. Viscount Palmerston kam es jedoch zu massiven Einbußen an Mitsprache. Es wurden nicht nur Botschafter ohne Rücksprache mit Königin Victoria ernannt.
Die Monarchin erfuhr häufig erst aus der Presse von Personalentscheidungen. Im Außenministerium wurde auch die Post an Königin Victoria geöffnet.
Das Revolutionsjahr 1848 brachte ebenfalls eine Abwertung der Bedeutung von Königin Victoria mit sich, weil ihre dynastischen Verbindungen zu anderen europäischen Herrscherhäusern an politischer Relevanz verloren.
Aus diesen Entwicklungen ergaben sich immer wieder teils auch offene Konflikte zwischen der parlamentarischen und der königlichen Linie wie nach dem Staatsstreich von Napoleon III. am 02. Dezember 1851 in Paris. Doch Königin Victoria hatte in diesem Spiel praktisch keine Trümpfe auf der Hand.
Krimkrieg gegen Russland ab 1854
Von 1853 bis 1856 tobte der Krimkrieg. Ursprünglich war es ein Konflikt zwischen dem Osmanischen Reich und Russland. Der Auslöser war die russische Expansion auf dem Balkan.
Im März 1854 traten Frankreich und Großbritannien als Verbündete des Osmanischen Reiches ebenfalls in den Krimkrieg ein. Aufgrund der technischen Neuerungen entwickelte sich der Konflikt zu einer blutigen Materialschlacht mit schweren Grabenkämpfen wie beispielsweise um Sewastopol.
Der Krimkrieg gilt deshalb als erster „moderner Krieg“. Dabei zeigten sich deutlich die damaligen Probleme in der britischen Armee. Die katastrophalen Zustände in den Heerlagern und Lazaretten forderten mehr Verluste als die Kämpfe.
Von 22.000 Toten auf britischer Seite starben 17.000 an Krankheiten oder fehlender Versorgung. Königin Victoria konnte zwar nicht direkten Einfluss auf die Militärpolitik nehmen.
„Wie bereue ich es, dass ich kein Mann bin und im Krieg kämpfen darf. Es gibt für einen Mann keinen schöneren Tod als auf dem Schlachtfeld zu fallen.“
Aber sie entwickelte dennoch eine große Begeisterung für die Armee. Schließlich gelang es ihr zumindest, eine Reform anzustoßen. Darüber hinaus stiftete Königin Victoria eine bedeutenden Orden.
Militärreform und „Victoria-Kreuz“
Die britische Armee führte ab 1854 auf die Initiative von Königin Victoria hin eine große Militärreform durch. Zentral war die Einrichtung der Garnison Aldershot.
Königin Victoria stiftete das „Victoria-Kreuz“ (Rcdarchive / gemeinfrei)
Die Militäranlage wird auch als „The Home of the British Army“ bezeichnet und existiert bis heute. Dort wurde vor allem in die Ausbildung investiert.
Königin Victoria stiftete mit dem Victoria-Kreuz auch den höchsten militärischen Orden: für herausragende Tapferkeit im Angesicht des Feindes. Die Auszeichnung kann an jeden Dienstgrad verliehen werden.
Der Orden ist mit sehr viel Prestige verbunden. Die Träger dürfen das Kürzel „VC“ als postnominalen Zusatz verwenden und werden unabhängig vom Rang zuerst gegrüßt.
Darüber hinaus wird an Träger des Victoria-Kreuzes ein Ehrensold gezahlt. 2002 lag die Höhe für britische Soldaten bei etwa 1.500 Pfund pro Jahr.
Victorianisches Zeitalter (1837 bis 1901)
Als „Viktorianisches Zeitalter“ wird die gesamte Herrschaftsdauer von Königin Victoria bezeichnet. Je nach Lesart wird die zeitliche Abgrenzung manchmal etwas enger gefasst oder von einer Ära beziehungsweise Epoche gesprochen.
In dieser Zeit erreichte Großbritannien den Zenit seiner politischen und wirtschaftlichen Blüte. Dies beruhte auf früheren Erfolgen, aber auch auf der Industriellen Revolution.
Industrielle Revolution in Großbritannien
Großbritannien gehörte zu den frühen und auch den großen Profiteuren der Industriellen Revolution. Entscheidend war ein ganzes Gefüge an vorteilhaften Bedingungen:
lange Friedensepoche auf den britischen Inseln
einheitlicher Wirtschaftsraum ohne Zollbeschränkungen
Überproduktion der Landwirtschaft mit einem Überschuss an Arbeitskräften
gute Infrastruktur sowie erschließbare Energievorkommen (Kohle)
umfangreiche Rohstoffimporte sowie Absatzmärkte in den Kolonien
hoch entwickelte Feinmechanik und Werkzeugproduktion
hoher Unternehmergeist in vielen sozialen Milieus
Die technischen Fortschritte trafen deshalb auf eine bereits deutlich über dem Subsistenzniveau liegende wirtschaftliche Ausgangssituation. Der Überschuss an Ressourcen konnte gerade in Großbritannien deshalb schnell und gewinnbringend reinvestiert werden. Von besonderer Bedeutung waren:
Textilgewerbe
Mechanisierung
Dampfmaschinen
Eisenverhüttung
Insgesamt kam es deshalb zu einer fortschreitenden Arbeitsteilung und Spezialisierung während der Herrschaft von Königin Victoria. So entstanden immer neue Gewerbe und auch immer größere Produktionsstandorte.
Große Hungersnot in Irland (1845 bis 1849)
Die Jahre von Königin Victoria waren jedoch keinesfalls ausschließlich von wirtschaftlichem Glück für alle geprägt. Vor allem die Iren mussten für den Manchesterliberalismus der Whigs auch bitter bezahlen.
Zunächst erlebte Irland binnen hundert Jahren eine Bevölkerungsexplosion. Diese Entwicklung wurde von der Kartoffel als Hauptnahrungsmittel getragen:
1760: 1,5 Mio. Einwohner
1801: 4 bis 5 Mio. Einwohner
1821: 7 Mio. Einwohner
1841: 8,1 Mio. Einwohner
Doch der monokulturelle Anbau von Kartoffeln machte die Böden anfällig für spezialisierte Krankheitserreger. Die „Kartoffelfäule“ führte dann zu mehreren Katastrophen.
Grafik der Bevölkerungsentwicklung in Europa und Irland (Ben Moore / CC-BY-SA 3.0)
Dabei handelt es sich um einen Pilz, der Knollen bereits im Boden verfaulen lässt und zu Missernten führt. Bereits zwischen 1816 und 1842 gab es insgesamt 14 solcher Ernteausfälle.
Ab 1845 kam es dann zum GAU. Der britische Premierminister Sir Robert Peel kaufte deshalb Mais aus den USA ein, der eigentlich zum Selbstkostenpreis an die Iren weitergeben werden sollte.
Im weitgehend verarmten Irland konnten sich viele Menschen diese Preise dennoch nicht leisten. Dann kamen die Whigs mit ihrer Laissez-faire-Ideologie unter Premierminister John Russel an die Macht und kürzten soziale Ausgaben.
Im Jahr 1846 war aufgrund von schlechtem Wetter auch noch die Hafer- und Weizenernte betroffen. Der folgende Winter war besonders hart, so dass sich nun auch Seuchen in Irland ausbreiteten.
In ihrer Ohnmacht erklärte die britische Regierung im Jahr 1847 die große Hungersnot einfach für beendet. Die Finanzierung von Suppenküchen wurde eingestellt.
Das tatsächliche Ende der großen Hungersnot wird jedoch meist mit 1849 angegeben. Aber Quellen berichten, dass auch zwei Jahre später noch tote Iren am Straßenrand lagen.
Die Bevölkerungsentwicklung von Irland brach dramatisch ein. Etwa zwei Millionen Personen verließen zwischen 1845 und 1855 das Land. Viele wanderten in die USA aus.
Verlässliche Todeszahlen gibt es nicht. Aber 1901 hatte die grüne Insel noch 3,5 Millionen Einwohner und war völlig verarmt.
John Brown – Esquire of the Queen
Nach dem Tod von Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha war Königin Victoria lange in Trauer. Sie heiratete auch nie wieder.
Doch in John Brown, dem schottischen Jagdgehilfen ihres verstorbenen Mannes, fand sie schließlich eine neue Stütze in ihrem Leben. Sie schätze ihn für seine diskrete, aber ihr gegenüber auch sehr direkte und rustikale Art.
Im Jahr 1865 ernannte Königin Victoria ihn zum The Queen’s Highland Servant. Formal wurde John Brown damit die Verantwortung für die Pferde, Hunde und Kutschen ihrer Majestät übertragen.
Königin Victoria mit John Brown (G. W. Wilson / gemeinfrei)
Darüber hinaus teilte er Jagd- und Fischrechte in den königlichen Ländereien zu. Im Laufe der Zeit wurde eine Empfehlung von John Brown für eine Karriere am Hof wichtiger als die Meinung offizieller Amtsträger oder Adeliger.
Schließlich erhielt er sogar den Höflichkeitstitel „Esquire“. Das heißt soviel wie Schild- oder Wappenträger.
John Brown konnte durch seinen engen und persönlichen Kontakt jedoch vor allem auch schlechte Nachrichten an Königin Victoria überbringen. Beispielsweise informierte er sie über den Tod ihrer Tochter Alice im Jahr 1878.
Darüber hinaus entwickelte sich John Brown zu einer Art persönlichem Botschafter von Königin Victoria. Sie schickte ihn beispielsweise, um sich bei Kranken oder Sterbenden zu erkundigen und drückte damit ihre besondere Anteilnahme aus.
Der Tod von John Brown am 29. März 1883 war ein schwerer Schlag für Königin Victoria. Sie schrieb zu diesem Ereignis in ihr Tagebuch:
„[…] schrecklich bewegt durch diesen Verlust, der mir einen Menschen raubt, der mir mit so viel Hingabe und Treue gedient hat und so viel für mein persönliches Wohlbefinden getan hat. Mit ihm verliere ich nicht nur einen Bediensteten, sondern einen wirklichen Freund.“
Victoria Regina et Imperatrix ab 1876
Am 01. Mai 1876 wurde Königin Victoria zur Kaiserin von Indien erhoben. Fortan trug sie den Titel „Victoria Regina et Imperatrix“.
Die Idee für einen solchen Titel wurde schon vorher mal geäußert. Bereits nach dem Indischen Aufstand von 1857 hatten britische Eliten den Gedanken entwickelt, dass man durch eine solche Formalie die Bevölkerung von Indien besser an das Empire binden kann.
Karikatur der Ernennung von Königin Victoria zur Kaiserin von Indien durch Disraeli (John Tenniel / gemeinfrei)
Die Ernennung von Königin Victoria zur indischen Kaiserin gilt als Höhepunkt des britischen Imperialismus. Der federführende Premierminister Disraeli wurde dafür in den Adelsstand erhoben.
Königin Victoria entwickelte jedoch in der Folge ein größeres Interesse für Indien, obwohl sie den Subkontinent nie besuchte. Dafür ließ sie sich gerne von den Indern huldigen und stellte eine indische Leibwache auf.
Darüber hinaus ließ sie sich von ihrem Diener Abdul Karim auch Sprachunterricht in Hindustani und Urdu erteilen. Tatsächlich war Königin Victoria jedoch überhaupt nicht in der Lage, die komplexen Herausforderungen in Indien zu verstehen.
Außerdem waren ihre Ansichten gegenüber den Indern von einer damals üblichen Überheblichkeit geprägt. Königin Victoria lehnte beispielsweise Kriege in Europa aus zivilisatorischen Gründen ab.
Währenddessen legitimierte sie die zahlreichen und immer wieder sehr blutigen Konflikte in den Kolonien des Empires mit der angeblichen Unfähigkeit von lokalen Herrschern.
Nachkommen der „Großmutter Europas“
Königin Victoria konnte sich bis in die 1890er Jahre einer guten Gesundheit erfreuen. Erst im hohen Alter litt sie unter Gebrechen.
Aufgrund von Rheuma war sie gegen Ende ihres Lebens zunehmend auf einen Rollstuhl angewiesen. Außerdem entwickelte sich bei ihr ein Grauer Star, was das Lesen und Schreiben mühsamer machte. Geistig blieb sie aber sehr fit.
Kaiser Wilhelm II. war ein Enkel von Königin Victoria, hier auf einem Foto von 1902 (Thomas Heinrich Voigt / gemeinfrei)
Erst in den Monaten vor ihrem Tod fühlte sie sich schwächer und rief schließlich ihre Verwandtschaft an ihr Sterbebett. Am 22. Januar 1901 starb Königin Victoria in Anwesenheit des deutschen Kaisers Wilhelm II. und ihres Sohnes Albert Eduard.
Victoria regierte 63 Jahre, sieben Monate und zwei Tage. Sie war bis dato die am längsten regierende britische Königin. Erst ihre Ur-Ur-Enkelin Königin Elisabeth II. übertraf diese Zeit.
Mit dem Tod von Königin Victoria endete die Herrschaft des Hauses Hannover. Ihr ältester Sohn Eduard VII. übernahm die Thronfolge, doch er gehörte nach seinem Vater zum Haus Sachsen-Coburg und Gotha. Im Jahr 1917 nahm dieses Geschlecht den Namen „Windsor“ an.
Obwohl Königin Victoria eigentlich immer ein eher schlechtes Verhältnis zu ihren Kindern hatte, gilt sie aufgrund der zahlreichen Nachkommen in den Herrscherhäusern als „Großmutter Europas“. Dies gilt bis heute. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts waren es:
Königin Elisabeth II. von Großbritannien
König Harald V. von Norwegen
König Carl XVI. Gustaf von Schweden
Königin Sophia von Spanien
König Juan Carlos von Spanien
Königin Margrethe II. von Dänemark
Darüber hinaus zählen auch zahlreiche Erben von abgesetzten Herrscherhäuser zu den Nachkommen von Königin Victoria:
Baden
Frankreich
Griechenland
Hannover
Hessen
Preußen
Rumänien
Russland
Serbien
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
Gerhard Johann David von Scharnhorst wurde 12. November des Jahres 1755 geboren. Er machte Karriere in der Armee und brachte es bis zum Generalleutnant. Darüber hinaus ernannte man ihn 1807 faktisch zum ersten Kriegsminister von Preußen.
Gerhard von Scharnhorst gemalt von Friedrich Bury (gemeinfrei)
Vor dem Hintergrund einer erneuten Niederlage gegen Napoleon wurde Gerhard von Scharnhorst in seiner neuen Rolle zum zentralen Akteur der preußischen Heeresreform von 1807. Diese wurde zur Grundlage für den späteren Erfolg gegen Frankreich.
Die Reform bestand vor allem aus einer Stärkung der Reserve durch die Einführung des Krümpersystems. Außerdem wurde das preußische Offizierskorps umgebaut, in dem eine Eignungsprüfung wie auch das Leistungsprinzip eingeführt wurde.
Außerdem reformierte Gerhard von Scharnhorst auch die Taktiken der Preußischen Armee. Er wollte mehr Feuerkraft und Flexiblität auf dem Schlachtfeld haben. Deshalb führte er die kombinierte Schützen- und Kolonnentaktik ein.
Darüber hinaus baute General von Scharnhorst die Jägertruppe auf. Die Früchte seiner Arbeit und den Sieg über das napoleonische Frankreich erlebte er selbst jedoch nicht mehr. Im Mai 1813 war er in einem Gefecht von einer Kugel ins linke Bein getroffen worden.
Die Wunde schien zunächst ungefährlich. Sie entzündete sich jedoch. Am 28. Juni 1813 erlag Gerhard von Scharhorst dann dem Wundbrand. Doch sein Andenken wird bis heute in hohen Ehren gehalten.
Die Deutsche Bundeswehr erhielt in Anerkennung seiner Leistungen seinen 200. Geburtstag als offizielles Gründungsdatum.
Stationen bis zum Generalstab
Gerhard von Scharnhorst stammte aus einer klein-bäuerlichen Familie bei Hannover. Sein Vater war ein Quartiermeister. 1773 kam er selbst dann auf eine Militärschule. Nach seinem Abschluss trat er 1778 als Fähnrich den kur-hannoveranischen Truppen bei. Zunächst war er in Göttingen stationiert.
1782 kam die Beförderung zum Leutnant der Artillerie. Zugleich folgte die Versetzung an die Militärschule in Hannover. Dort wurde Gerhard von Scharnhorst im folgenden Jahr der erste Lehrer der neugegründeten Artillerieschule.
Lehrer an Kriegsschule
Die preußische Artillerieschule verfügte über eine Bibliothek, die Gerhard von Scharnhorst als leitender Bibliothekar intensiv pflegte. Dank dieses Herzstückes entwickelte sich die Kriegsschule schnell zu einer führenden Lehranstalt. Der bedeutensten und auch beste Absolvent des ersten Jahrganges war Carl von Clausewitz.
In den nächsten Jahren unternahm Gerhard von Scharnhorst einige Studienreisen. Außerdem begann er mit der Veröffentlichung von militärwissenschaftlichen Schriften. Darunter war auch eine Studie über die Bayrische Armee.
Sein Ergebnis war sehr kritisch und er machte sich bereits in diesen Jahren mit den Defiziten der zeitgenössischen Armeen vertraut. 1792 wurde Gerhard von Scharnhorst dann zum Stabskapitän ernannt.
„Bey diesen Militär-Schulen muß ich Ihnen den Hauptmann Scharnhorst nennen, den ich seiner gründlichen Kenntnisse, seiner edlen Bescheidenheit und seines sanften Charakters wegen gleich hoch schätze.“
Freiherr von Knigge
Gerhard von Scharnhorst behielt seinen Lehrauftrag an der preußischen Kriegsschule bis zum Jahr 1801. Doch in der Zwischenzeit hielt die Weltpolitik weitere Aufgaben für den Offizier bereit.
Gefechtsoffizier im 1. Koalitionskrieg
In den Jahren von 1792 bis 1797 fand sich eine erste Koaltion für den Krieg gegen Frankreich. Der Bund bestand zunächst aus Preußen, Österreich und einigen kleineren deutschen Staaten. Später traten noch weitere Parteien dem Krieg bei wie beispielsweise die Briten, die Niederlande, einige italienische Staaten und Spanien.
Der junge Gerhard von Scharnhorst erhielt 1793 das Kommando über eine berittene Artillerie-Batterie. Er machte sich noch im selben Jahr in einem Rückzugsgefecht besonders verdient.
Er war zwar nur ein Titularhauptmann einer berittenen Batterie. Aber er ergriff eigeninitiativ das Kommando über flüchtende Truppen. Er brachte Ordnung in das Chaos und eröffnete recht kaltblütig mit seinen Kanonen das Feuer auf gegnerische Kräfte.
Dank seines Eingreifens konnte der Rückzug der wesentlicher Kräfte koordiniert und gesichert werden. Auf der nächsten Rückzugsposition wurde ihm deshalb bereits das Kommando über die gesamte Artillerie übertragen.
Zeitnah folgte im Rahmen dieses strategischen Rückzugs vor den Franzosen eine weitere Abwehrschlacht. Auch bei dieser Verteidigung erwies er sich als sehr guter Gefechtsoffizier und wurde dafür zum Major befördert.
Intellektuelle Jahre und militärische Schriften
1796 folgte die Ernennung zum Oberstleutnant. Die intellektuelle Arbeit wurde ab dieser Zeit wieder der Mittelpunkt in seinem Leben. Gerhard von Scharnhorst begann seine Kriegserfahrungen zu verarbeiten. Hierfür schuf er ein Neues Militärisches Journal.
„Eine Idee ist nie ganz neu, irgendeine Verwandtschaft vorher gefasster Ansichten erzeugte sie.“
1802 gründete Gerhard von Scharnhorst in Berlin dann noch die Militärische Gesellschaft. Das war eine Diskussionsrunde für Offiziere aller Ränge und eine geistige Keimzelle für die spätere Preußische Heeresreform von 1807.
Gerhard von Scharnhorst im Generalstab
1804 wurde der militärische Visionär in den Adelsstand erhoben und zum Oberst ernannt. Gerhard von Scharnhorst schrieb in diesen Jahren viele Denkschriften. Sein Thema war schwerpunktmäßig die Fähigkeit der Mobilmachung sowie die Einführung einer nationalen Miliz. Damit schuf er bereits einen konkreten gedanklichen Unterbau für sein späteres Krümpersystem.
1806 wurde Gerhard von Scharnhorst dann Chef des Stabes von General von Rüchel. Die beiden Offiziere kannten sich schon aus der Militärischen Gesellschaft. Am 14. Oktober diesen Jahres folgte auch wieder ein Kampfeinsatz.
Es tobte bereits der vierte Koalitionskrieg gegen das napoleonische Frankreich. Gerhard von Scharnhorst kämpfte in der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt und trug eine Verwundung davon.
Im folgenden Jahr war er bereits Generalquartiermeister. In Eylau bei Königsberg kam es zu einer Schlacht, bei der sich Gerhard von Scharnhorst wieder seine Exzellenz im Gefecht bewies.
Für seine Verdienste in dieser Schlacht erhielt Gerhard von Scharnhorst den Pour le Mérite, die höchste Auszeichnung für Tapferkeit der Preußen.
Der Krieg gegen Frankreich war jedoch nicht zu gewinnen. So kam es im Juli 1807 zum Frieden von Tilsit. Damit zog sich die preußische Armee zwar aus den Kampfhandlungen zurück, aber man zog ernste Konsequenzen.
Preußische Heeresreform von 1807
General Gerhard von Scharnhorst erreichte 1807 mit der Ernennung zum Chef des Preußischen Kriegsministerium seinen Zenit. Damit war er der erste Kriegsminister von Preußen und baute die Behörde auf.
Die Preußische Armee wurde nach den Niederlagen gegen Napoleon fundamental neu strukturiert und fit für die Zukunft gemacht. Darüber hinaus reformierte Gerhard von Scharnhorst auch die Militärjustiz und schaffte die Prügelstrafe ab.
Kombinierte Schützen- und Kolonnentaktik
Im Zuge der Heeresreform von 1807 übernahm Gerhard von Scharnhorst die kombinierte Schützen- und Kolonnentaktik von den Franzosen. Dabei handelt es sich um Taktiken, die ursprünglich auf römischen Formationen basierten.
Im Wesentlichen handelte es sich dabei um eine Staffelung der Soldaten auf dem Schlachtfeld. Durch die napoleonische Kombination konnte sowohl die Feuerkraft nach vorne wie auch die Manövrierfähigkeit der Truppenverbände optimiert werden.
So erhielten die Einheiten mehr Schlagkraft im Gefecht. Außerdem wurden sie weniger anfällig für Angriffe auf der Flanke.
Krümpersystem
Gerhard von Scharnhorst führte das Krümpersystem ein. Das ist eine Art Dreifelder-Wirtschaft, nur eben nicht mit Feldern sondern mit Menschen beziehungsweise Soldaten. Durch eine Rotation von aktiven Soldaten und Reservisten in Friedenszeiten ist die Zahl der stehenden Truppen stets relativ niedrig.
Im Bedarfsfall werden dann die Einheiten, die zu dieser Zeit nur als Reserve geführt werden, aktiviert. Dann ist umgehend eine hohe Zahl an voll ausgebildeten und einsatzfähigen Soldaten verfügbar.
Als das System im Jahr 1813 aktiviert wurde, standen 65.000 zusätzliche Soldaten zur Verfügung. Dennoch blieb die Leistungsfähigkeit des Krümpersystems hinter den Hoffnungen der Reformer zurück.
Leistungsprinzip
Gerhard von Scharnhorst schaffte das Ancienitätsprinzip ab. Dafür führte er das Leistungsprinzip für das Offizierskorps ein. Persönliche Befähigung und Leistung zählte ab diesem Zeitpunkt wieder mehr.
Zahlreiche unfähige Kommandeure hatten nämlich erhebliche Mitschuld an den Niederlagen gegen Napoleon getragen. Ab der Batallionsebene mussten sie sich einer Kommission stellen. Ränge darunter wurden vor Tribunale gestellt. Im Ergebnis kam es zu zahlreichen Entlassungen und Degradierungen.
Aber nicht nur Abstammung aus deutschem Adel und Dienstalter verloren an Bedeutung. Um das Übel an der Wurzel zu packen, wurde im Rahmen der Heeresreformen auch eine Eignungsprüfung für angehende Fähnriche eingeführt.
Jägertruppe
Gerhard von Scharnhorst wertete im Zuge der Heeresreform die Jäger in der Preußischen Armee deutlich auf. Das ist eine Truppengattung der leichten Infanterie. Diese Einheiten wurden aus besonders guten Schützen zusammgestellt.
Die Jäger wurden dann auch mit besseren Gewehren ausgestattet. Diese hatten einen gezogenen Lauf, der dem Projektil beim Verlassen des Laufes einen starken Drall mitgibt, der die Flugbahn stabilisiert.
Mit dieser Technik konnte eine höhere Reichweite und Präzision erzielt werden, als dies für reguläre Linieninfanteristen mit ihren Standard-Waffen möglich war. Die Aufgabe der Jäger war und ist deshalb auch der Kampf in lockerer Formation unter besonders intensiver Ausnutzung des Geländes.
Als Truppengattung der leichten Infanterie haben sich die Jäger bis heute erhalten. Die Jägertruppe der heutigen Bundeswehr besteht aus Fallschirmjägern und Gebirgsjägern. Inzwischen gibt es auch schwere Jägerkompanien, die über weitreichende Panzerabwehrwaffen und Steilfeuer verfügen.
Der Begriff des Jägers ist auch in deutschen Einheiten mit Polizeiaufgaben bekannt. Die Feldjäger mit ihren militärpolizeilichen Schwerpunkt weisen mit ihrer Bezeichnung auf diese Abstammung hin. Bis 1976 wurde auch die einfache Laufbahn beim Bundesgrenzschutz als Grenzjägerlaufbahn bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
Carl Philipp Gottlieb von Clausewitz wurde am 1. Juni 1780 in Oberschlesien geboren und war ein preußischer General. Er verstarb am 16. November 1831 als Chronist und Theoretiker der militärischen Ereignisse seiner Zeit.
Carl von Clausewitz (Karl Wilhelm Wach / gemeinfrei)
Bereits als Schüler und Student zeichnete sich Carl von Clausewitz durch seine besondere Geistesschärfe aus. Er gehörte zu den Absolventen des ersten Jahrgangs der von Gerhard von Scharnhorst neu eingerichteten preußischen Kriegsschule und graduierte als der Jahrgangsbeste.
Neben zahlreichen Denkschriften verfasste Carl von Clausewitz mit der Abhandlung Vom Kriege eines der wichtigsten Werke der Kriegstheorie. Das Denken des preußischen Offiziers war dabei stets von seinen persönlichen Erfahrungen gekennzeichnet.
Bereits als junger Kadett hatte von Clausewitz blutige Gefecht erlebte. Außerdem stand er zeitlebens unter den Eindrücken der Niederlagen gegen Napoleon. Darüber hinaus diskutierte Carl von Clausewitz auch intensiv die politischen Dimensionen von militärischen Konflikten.
In diesem Zusammenhang stehen vor allem die Rückkoppelungen zwischen Armee, Regierung und Volk im gedanklichen Zentrum des Generals. Doch es war erst die Anerkennung durch Helmuth von Moltke, Chef des deutschen Generalstabes unter Wilhelm I., der den Schriften des Carl von Clausewitz zum Durchbruch verhalf.
Carl von Clausewitz – der Offizier
Die frühen Dienstjahre
Carl von Clausewitz war der Sohn eines preußischen Offiziers aus dem Siebenjährigen Krieg. Seine Söhne erhielten zunächst eine einfache Schulbildung und kamen dann mit zwölf Jahren als Offiziersanwärter zur Armee.
Der junge Carl von Clausewitz wurde Fähnrich im Infanterieregiment „Prinz Ferdinand“. Die Einheit wurde schon im folgenden Jahr 1793 im ersten Koaltionskrieg eingesetzt. Bei der Belagerung der Festung von Mainz sammelte er erste Erfahrungen im Schützengraben.
Bei der Belagerung starben die beiden anderen Fähnriche des Regiments und Carl von Clausewitz sollte zeitlebens von diesen Kindheitserfahrungen geprägt bleiben. Es folgte noch ein Feldzug am Rhein.
Doch der Frieden von Basel beendete den Krieg bald für Preußen. Zwischen 1796 und 1801 hatte der junge Offizier sehr viel Zeit, sich in seiner Garnison in Neuruppin auf militärische Studien zu konzentrieren.
Dank seiner Leistungen sowie auf Grund einer Empfehlung durfte er ab 1801 auf die neugegründete preußische Kriegsschule. Außerdem wurde er Mitglied der Militärischen Gesellschaft, einer Diskussionsrunde von höheren Offizieren.
Im Jahr 1804 beendete Carl von Clausewitz seine Ausbildung an der Kriegsschule als Jahrgangsbester. Dafür wurde er zum Adjutanten von Prinz August Ferdinand von Preußen befördert.
Carl von Clausewitz hatte sich so den Aufstieg in die höchste Gesellschaft gesichert. In diesem Milieu fand er auch seine spätere Frau, Maria von Brühl.
Als Offizier im 4. Koalitionskrieg
Im Jahr 1806 zog Carl von Clausewitz als Stabskapitän und Adjutant in den vierten Koalitionskrieg gegen das napoleonische Frankreich. Doch noch im Oktober diesen Jahres kam es zur verheerenden Niederlage in der Schlacht bei Jena und Auerstadt.
Die verbündeten Truppen von Preußen und Sachsen konnten sich nicht gegen Napoleon Bonaparte behaupten. Es oblag dem jungen Carl von Clausewitz mit seinem Bataillon den Rückzug des verwundeten Prinz August Ferdinand zu sichern, um dann zu kapitulieren.
Die Lage war jedoch auch für den Prinzen aussichtlos. Der französische Kaiser hatte Berlin besetzt und so kam es schließlich sogar zu einer persönlichen Begegnung. Es soll nur ein kurzes Gespräch gewesen sein.
„Der Eroberer ist immer friedliebend, er zöge ganz gerne ruhig in unseren Staat ein.“ – Carl von Clausewitz
Doch der Franzose gab sich irritiert darüber, dass Preußen ihm überhaupt den Krieg erklärt hatte. Er selbst wolle gar keinen Krieg. Die Begegnung hinterließ jedoch nicht den gewünschten Effekt bei dem jungen Offizier, der sich im nachhinein zu einem spottischen Spruch bemüßigt sah.
Tätigkeit im preußischen Generalstab
Nach der Niederlage der Preußen verbrachte Carl von Clausewitz zunächst einige Zeit in Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Freilassung im Jahr 1809 wechselte er in den Generalstabsdienst bei Gerhard von Scharnhorst.
Seit dieser Zeit gehörte er zu den wichtigsten Reformern der preußischen Armee. Es war ein Zirkel von Offizieren, die von den schweren Niederlage schockiert waren und alles dafür taten, die alte Militärmacht Preußens wiederherzustellen.
Carl von Clausewitz wurde 1810 zum Major befördert und war in dieser Zeit auch als Lehrer für die jungen Prinzen tätig. Doch das Leben im besetzten Preußen stellte ihn vor moralische Probleme.
Wechsel in russische Dienste
Als Frankreich das preußische Militär im Jahr 1812 zum Feldzug gegen Russland aufrief, verweigerte sich Carl von Clausewitz. Er verließ Preußen und wechselte in die russische Armee.
In den Diensten von Alexander I. war er an allen wichtigen Gefechten des Krieges beteiligt. Clausewitz brachte es bis zum Stabschef eines Korps und erlebte in dieser Funktion den Verlauf der Befreiungskriege.
Rückkehr nach Preußen
Nach einigem Hin und Her erlaubte man es Carl von Clausewitz im Jahr 1814 in die preußische Armee zurückzukehren. Er war inzwischen Oberst und diente von da ab im Stab von August Neidhardt von Gneisenau.
Da er zu den liberalen Reformern in der Armee gehörte, folgten eine Reihe von uninteressanten Posten. Auch die Ernennung zum jüngsten General der preußischen Armee im Alter von 38 Jahren brachte keine erfüllende Aufgabe für Carl von Clausewitz.
Deshalb hatte er in den folgenden Jahren viel Zeit, militärische Schriften zu verfassen und auch sein Hauptwerk Vom Kriege entstand in dieser Zeit. Erst 1831 folgte wieder eine spannende Aufgabe.
Carl von Clausewitz wurde als Teil des Stabes von August Neidhardt von Gneisenau nach Polen entsandt. Doch in den Armeen grassierte die Cholera und beide Offiziere starben.
Carl von Clausewitz – der Theoretiker
Der preußische Offizier beschäftigte sich intensiv mit der Entwicklung von Kriegstheorie. Von entscheidender Bedeutung war für ihn die Entwicklung von allgemeingültigen Prinzipien im Gegensatz zur Vorgabe von allzu konkreten Anweisungen.
Das Studium der Geschichte zeige für ihn, dass ein Feldzug oder ein Krieg nicht im Detail voraus berechnet werden kann. Hierfür sind vor allem die Friktionen, die ungeplanten Hindernisse und Reibungsverluste verantwortlich.
Darüber hinaus sieht Carl von Clausewitz eine entscheidende Herausforderung im Bereich der informationellen Klarheit. Viele Aspekte der Kriegsführung bleiben vor den verantwortlichen Offizieren verborgen, wofür er das Bild vom Nebel des Krieges entwickelte.
Deswegen sieht Carl von Clausewitz die Entscheidungsfähigkeit als zentrale Stärke, über die ein Offizier verfügen muss. Er muss in der Lage sein, schnell, unter hohem Druck sowie auf Basis von unvollständigen Informationen immer noch gute Entscheidungen zu fällen.
Vom Kriege
Der Krieg ist bei Carl von Clausewitz ein existentieller Teil der Selbstbehauptung als Volk bzw. als Staat. Der Krieg dient bei Clausewitz jedoch keinem Selbstzweck sondern hat instrumentellen Charakter.
„Der Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.“ – Carl von Clausewitz
Für den preußischen Offizier ergab sich eine klare Unterordnung des Krieges unter die Politik. Dies galt für Carl von Clausewitz auch und gerade während Kriegszeiten. Die Verselbstständigung der Obersten Heeresleitung im 1. Weltkrieg wäre dem gegenüber ein absolutes Negativbeispiel.
Bei Clausewitz bildet deshalb auch eine Dialektik von Angriff und Verteidigung das fundamentale Gerüst für zahlreiche Folgerungen. Während die Verteidigung sehr viel effizienter als der Angriff sei, erfordert das Erreichen eines Zieles in der Regel dennoch einen Angriff.
Nur die Abnutzung der gegnerischen Fähigkeit, Angriffe durchzuführen, kann als weiteres legitimes Ziel der Verteidigung angesehen werden.
Die Strategie
Clausewitz hat eine eigene Strategiedefinition: Es „ist die Lehre vom Gebrauch der einzelnen Gefechte zum Zweck des Krieges.“ Clausewitz tatsächliches Strategieverständnis reicht jedoch erheblich tiefer.
Er teilt einen Konflikt in zwei Phasen – die Zeit bis zum ersten Schuss, dann beginnt eben die Friktion, die Zeit in der alles schief gehen kann und daraus Konsequenzen entstehen, die für sich genommen nicht planbar sind.
Der preußische General legte in seiner Denkweise deshalb auch höchsten Wert auf die abstrakte Planung von künftigen Ereignissen. Es ist zwar nicht alles planbar, aber was geplant werden kann, muss geplant werden.
Dennoch zielt alles daraufhin ab, den Gegner niederzuringen. Egal, ob durch Angriff oder Verteidigung, die entscheidende Wegmarke ist jeweils die Vernichtung der feindlichen Grundlage allen militärischen Handelns.
Carl von Clausewitz unterscheidet dabei zwischen „Niederwerfungsstrategien“ und „Ermattungsstrategien“. Entsprechenderweise zielt das militärische Handeln nach Clausewitz deshalb auch keinesfalls zwangsläufig auf eine Vernichtung des Gegners.
Die Taktik
Clausewitz hat auch eine eigene Taktikdefinition: Es „ist die Lehre vom Gebrauch der Streitkräfte im Gefecht.“ Clausewitz maß der taktischen Ebene insofern sehr viel Bedeutung bei, als dass hier viele Friktionen entstehen können.
Doch auch hierbei konzentrierte er sich vor allem auf die Dialektik von Angriff und Verteidigung. Die Mittel sind in beiden Fällen jedoch grundsätzlich dieselben. Die Verteidigung ist aber die stärkere Form der Kriegsführung.
Die Schwäche der Verteidigung ist nur, dass sie lediglich durch einen Akt des Angriffs hervorgerufen werden kann. Das Ziel der Verteidigung ist deshalb immer ein darauf folgender Gegenstoß. Reiner Widerstand hat keinen Sinn für Carl von Clausewitz.
In der Taktik zielt nach Carl von Clausewitz alles auf den „Kulminationspunkt des Sieges“. Dies ist der entscheidende Punkt in einem Verlauf, an welchem sich das Glück des Sieges eindeutig einer Partei zu neigt.
Der Kleinkrieg
Neben seinen Beiträgen zur regulären Kriegsführung beschäftigte sich Carl von Clausewitz auch mit dem Kleinkrieg, auch als Guerillakrieg bekannt.
Carl von Clausewitz konnte sich bei seinen Überlegungen zur Guerillakriegsführung auch auf die zeitgenössischen Beispiele aus den Kämpfen gegen Napoleon beziehen.
Diesen Ansatz sieht er als ideal an, um einen Volkskrieg wie beispielsweise General Giap zu führen. Damals war es insbesondere die Unterstützung durch die Bevölkerung, die den Krieg zum Erfolg werden ließ.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
Michail Alexandrowitsch Bakunin wurde am 30. Mai 1814 im Dorf Prjamuchino im Westen von Russland geboren. Die Bakunins waren alter russischer Adel und gehörten zur aristokratischen Oberschicht im Zarenreich.
Michail Bakunin um 1860 (gemeinfrei)
Auf dem Landgut der Familie von Michail Bakunin arbeiteten etwa 500 Leibeigene. Dennoch war die Familie ursprünglich westlich und liberal orientiert. Außerdem waren die Bakunins sehr gut vernetzt und empfingen viele Besucher auf ihrem Familiensitz.
Aufgrund ihrer politischen Beziehungen wurde die Familie Bakunin jedoch in den Dekabristenaufstand von 1825 verwickelt. Dabei hatten rebellische Offiziere den Eid auf Zar Nikolaus I. verweigert. Damit wollten sie eine konstitutionelle Monarchie nach englischem Vorbild erzwingen.
Der Dekabristenaufstand scheiterte jedoch und die Rädelsführer wurden gehängt. Um möglichen Repressionen zuvor zu kommen, bekundete der Vater von Michail Bakunin seine absolute Loyalität gegenüber dem Zaren. Für den Sohn bedeutete dies Militärdienst. Im Alter von 14 Jahren wurde er als Kadett eingezogen.
Doch Michail Bakunin entwickelte eine Abscheu gegen das Militär und die autokratische Herrschaft des Zaren. Ab dem Jahr 1840 beteiligte er sich an zahllosen Revolutionen in ganz Europa. Er lernte dabei die großen Sozialisten und Kommunisten seiner Zeit kennen wie beispielsweise Karl Marx.
„Man setze den aufrechtesten Revolutionär auf einen Thron, und er wird zum schlimmsten Diktator.“ (Michail Bakunin)
Wegen seiner Aktivitäten musste Michail Bakunin acht Jahre im Gefängnis verbringen. Zeitweise war er an eine Kerkerwand geschmiedet. Darüber hinaus lebte er vier weitere Jahre in der Verbannung in Sibirien. Dort gelang ihm eine spektakuläre Flucht über Japan, San Francisco, Panama-Stadt und Boston bis zurück nach Europa.
Vor allem für Polen und Italien wurde er dann wieder politisch aktiv. Michail Bakunin stand dabei auch mit dem italienischen Guerilla Guiseppe Garibaldi in Kontakt.
Michail Bakunin wurde schließlich eine führende Figur der Anarchistischen Bewegung. In dieser Rolle entwickelte er die Idee des Kollektivistischen Anarchismus und gehörte zu den Gründern der Antiautoritären Internationale.
Aus gesundheitlichen Gründen musste er sich jedoch schließlich aus der Politik zurückziehen. Im Alter von 62 Jahren verstarb Michael Bakunin am 1. Juli 1876. Sein Grab auf dem Bremgartenfriedhof in Bern kann noch heute besucht werden.
Militärdienst des Michail Bakunin
Artillerie-Schule in Sankt Petersburg
Michail Bakunin kam mit 14 Jahren als Kadett zur Artillerie-Schule nach Sankt Petersburg. Dort wurde er zum Offizier ausgebildet.
Doch der junge Bakunin zeigte bereits früh eine starke Ablehnung des militärischen Gehabes. Darüber hinaus war er jedoch noch nicht auffällig. Schließlich wurde er zum Leutnant befördert.
Polnischer Aufstand und Desertation
Mit dem Wiener Kongress von 1814/15 hatte Polen seine Unabhängigkeit verloren. Etwa eineinhalb Jahrzehnte später kam es deshalb zum Novemberaufstand von 1830/31.
„Im Namen Gottes für unsere und eure Freiheit“ (Leitspruch der Polen)
Dieser große Aufstand der Polen scheiterte jedoch. Im darauffolgenden Jahr wurde Michael Bakunin als Leutnant in die Region geschickt und konnte die Brutalität des russischen Militärs selbst erleben.
Mit 21 Jahren meldete sich Michail Bakunin schließlich krank und entfernte sich von der Truppe. Einer Verfolgung wegen Fahnenflucht konnte er sich dank der Fürsprache von Verwandten jedoch entziehen.
Akademische Karriere des Rebellen
Nach seinem Dienst im russischen Militär entschied sich Michail Bakunin gegen eine Rückkehr in den familiären Betrieb. Stattdessen ging er nach Moskau und arbeitete zunächst als Lehrer für Mathematik, um seine Lebensunterhalt zu bestreiten.
Studium an der Moskauer Universität
Der junge Rebell begann aber auch ein Studium der Philosophie an der Universität von Moskau. Außerdem schloss er sich einem literarischen Zirkel um den Philosophen Nikolai Stankewitsch an. Michail Bakunin wurde in diesen Jahren von einigen Denkern ganz stark geprägt:
Immanuel Kant
Johann Gottlieb Fichte
Friedrich Wilhelm Schelling
Georg Wilhelm Friedrich Hegel
Während seines Studiums an der Moskauer Universität übersetzte Michail Bakunin eine Reihe von Schriften deutscher Philosophen in die russische Sprache. Darunter fanden sich bedeutende Werke wie:
Goethes Briefwechsel mit einem Kinde von Bettina von Armin
Die Anweisung zum seligen Leben von Fichte
Gymnasialreden von Georg Wilhelm Friedrich Hegel
Michail Bakunin und Hegel
Von Hegel war Michail Bakunin ganz besonders fasziniert. Dank seines intensiven Studiums entwickelte er sich zu einem führenden Kenner des deutschen Philosophen in ganz Russland.
Seine besonderen Kenntnisse der Schriften von Hegel prägte schließlich auch eine bedeutende Freundschaft: In dem Sozialisten Alexander Herzen fand Bakunin einen Mitbewohner während dieser Zeit in Moskau und auch einen finanziellen Förderer für einen späteren Aufenthalt in Berlin.
Als Revolutionär im 19. Jahrhundert
Gesinnungswandel in Berlin
Dank der Unterstützung von Alexander Herzen begab sich Michail Bakunin im Jahr 1840 nach Berlin. Dort wollte er sich auf eine Professur an der Moskauer Universität vorbereiten.
Doch in Berlin veränderte sich Michail Bakunin. Nach zwei Jahren schrieb er an seinen Bruder, dass er nicht mehr nach Russland zurückkehren werde. Während einer späteren Zeit in Haft beschrieb Bakunin selbst diesen Gesinnungswandel:
Michail Bakunin im Jahr 1843 (gemeinfrei)
„Im übrigen aber heilte mich Deutschland selbst von der philosophischen Krankheit, an der es litt; als ich mit den metaphysischen Fragen näher vertraut wurde, überzeugte ich mich ziemlich rasch von der Nichtigkeit und Eitelkeit der ganzen Methaphysik: ich suchte Leben in ihr, aber sie ist langweilig, wirkt tödlich; ich suchte Taten, sie aber ist die absolute Untätigkeit. Ich gab die Philosophie preis und ergab mich der Politik.“
Einen ganz besonderen Einfluss hatte sein Kontakt zu Ludwig Feuerbach. Dieser gehörte mit seiner Idealismus- und Religionskritik zu den zentralen Figuren des Vormärz. Damit bezeichnet man den Vorlauf der Märzrevolution von 1848/49.
Darüber hinaus baute Michail Bakunin enge Verbindungen zu Junghegelianern auf. Dabei handelte es sich um Schüler des verehrten Philosophen. Schließlich lernte er mit Arnold Ruge auch einen bedeutenden Herausgeber kennen.
Unter dem Pseudonym Jules Elysard verfasste Michail Bakunin schließlich einen bedeutenden Artikel. Vor allem der dialektische Schlusssatz sollte ihn unter Revolutionären berühmt machen:
„Die Lust der Zerstörung ist zugleich eine schaffende Lust!“
Flucht nach Zürich und erste Verurteilung
Aufgrund einer zunehmenden Repression flüchtete Michail Bakunin zusammen mit dem befreundeten Georg Herwegh über das Königreich Sachsen nach Zürich. Dort konnte er als politischer Emigrant ein sicheres Asyl finden. Außerdem hatte sich in der Schweiz ein wichtiger Verlag für radikale Schriften aus Deutschland etabliert.
Durch einen Kontakt über Georg Herwegh stand Michail Bakunin in der Schweiz auch in Verbindung mit dem kommunistischen Theoretiker Wilhelm Weitling. Er stimmte dessen Gesellschaftsentwurf jedoch keinesfalls zu, sondern formulierte eine scharfe Kritik.
Doch Weitling wurde in Zürich verhaftet. Der Jurist und Freimaurer Johann Caspar Bluntschli führte die Untersuchung durch. In seinem umfassenden Bluntschli-Bericht tauchte auch der Name von Michail Bakunin auf, so dass er erstmals in das Visier der Obrigkeit geriet.
Der russische Botschafter forderte Michail Bakunin zur sofortigen Rückkehr nach Russland auf. Doch er weigerte sich und floh nach Brüssel. Dafür wurde ihm in Abwesenheit der Adelstitel aberkannt und außerdem verurteilte man Bakunin zu Zwangsarbeit in Sibirien.
Jahre in Paris und Streit mit Karl Marx
Ab dem Jahr 1844 lebte Michail Bakunin in Paris. Dort befand sich das damalige Zentrum des europäischen Radikalismus. Anfangs hatte er intensive Kontakte zu dem Kreis der Herausgeber des sozialistischen Wochenblatts Vorwärts.
So entstand auch die erste Verbindung zwischen Michail Bakunin und Karl Marx. Die Diskussionen zwischen den beiden Vordenkern endeten jedoch mehrfach im Streit. Bakunin konzentrierte sich deshalb in seinen Publikationen auf die Kritik am russischen Zaren und dessen Autokratie.
Zum Gedenken des Aufstandes der Polen hielt Michail Bakunin im Jahr 1847 eine bedeutende Rede: „Wie Russland wirklich ist!“ Damit wuchs zwar seine Bekanntheit, jedoch forderte Russland die Ausweisung von Bakunin aus Frankreich. Er floh daraufhin erneut nach Brüssel.
Entwicklung zum Berufsrevolutionär
Nur ein Jahr nach seiner Ausweisung kam es zum Sturz des Königs Louis-Philippe I. und zur Proklamation der Zweiten Französischen Republik. Michail Bakunin kehrte zurück und beteiligte sich an dieser Februarrevolution von 1848.
Der politische Philosoph machte sich in Frankreich jedoch nicht nur Freunde. Seinem Vorschlag, die Revolution im russischen Teil von Polen zu unterstützen, wurde von der provisorischen Regierung nur zu gerne entsprochen.
„Am ersten Tag der Revolution ist er [Michail Bakunin] einfach unbezahlbar, doch am nächsten Tag muss man ihn erschießen.“ Marc Caussidière, 1848
Die republikanische Regierung gab ihm 2.000 Francs, Pässe und man schickte ihn auf die Reise. Michail Bakunin begab sich zunächst nach Frankfurt am Main und traf dort seinen alten Freund Arnold Ruge.
Bakunin konnte diesem zwar zu einem Platz in der Nationalversammlung verhelfen. Aber seinem Vorschlag zur Unterstützung der polnischen Revolutionäre wurde nicht entsprochen.
Michail Bakunin reiste daraufhin alleine über Posen nach Breslau. Als er dort ankam, hatte die preußische Armee den Aufstand der Polen bereits niedergeschlagen.
Daraufhin schloss sich Michail Bakunin der Deutschen Demokratischen Legion um Georg Herwegh an. Diese wollte den Heckeraufstand in Baden unterstützen. Bei dieser Legion handelte es sich um radikal-demokratische Freischärler, die in großen Teilen ursprünglich Handwerker waren.
Doch auch diese Bewegung scheiterte. Die Freischärler wurden vom Militär des Königreichs Württemberg am 27. April 1848 besiegt. Michail Bakunin begab sich nachdem Scheitern dieser Badischen Revolution nach Prag.
Im Juni 1848 beteiligte er sich dann am Aufstand der Tschechen. Diese wehrten sich gegen die Herrschaft der österreichischen Habsburger. Doch die Erhebung wurde nach fünf Tagen von Truppen unter dem Befehl des Stadtkommandanten besiegt.
Das Jahr 1848 endete dann mit der Niederschlagung des Wiener Oktoberaufstandes mit einer letzten großen Enttäuschung. Dennoch publizierte Michail Bakunin einen weiteren Aufruf an Slawen und Deutsche zum Widerstand gegen die herrschenden Kräfte.
Haft in europäischen Festungen
Im Frühjahr 1849 gehörte Michail Bakunin schließlich zu den Führungsfiguren des Aufstands in Dresden. Das Ziel war die Durchsetzung einer sächsischen Republik.
Festung Königstein süd-östlich von Dresden (gemeinfrei)
Der sächsische König Friedrich August II. musste zunächst fliehen. Fast kampflos übernahmen die Revolutionäre die Stadt Dresden. Michail Bakunin hatte dabei die militärische Führung inne. Darüber hinaus war er ein Berater der provisorischen Regierung.
Doch Preußen hatte binnen einer Woche eine große Streitmacht versammelt und war gegen Dresden marschiert. Die Revolutionäre zogen sich nach Chemnitz zurück und wurden dort schließlich verhaftet.
Michail Bakunin wurde daraufhin auf die Festung Königstein im Elbsandsteingebirge etwa 30 km süd-östlich von Dresden verbracht. Sein ursprüngliches Todesurteil wurde in eine lebenslange Haftstrafe verwandelt.
Russland verlangte erneut seine Auslieferung. Im Juni 1850 wurde Bakunin deshalb zunächst nach Prag gebracht und dort in der Burg festgesetzt.
Im darauffolgenden Jahr kam er nach Olmütz. Dort schmiedete man ihn an eine Kerkerwand. Nachrichten von seinem Tod gingen durch die europäische Presse.
Am 17. Mai 1851 betrat Michail Bakunin als Gefangener erneut seine russische Heimat. Nach der Auslieferung durch Österreich wurde er zunächst in St. Petersburg in der Peter-und-Paul-Festung inhaftiert.
Nach drei Jahren verlegte man Bakunin in die Schlüsselburg östlich von Sankt Petersburg. Aufgrund von schlechter Ernährung erkrankte der Revolutionär dort an Skorbut.
Verbannung nach Sibirien und Flucht
Nach dem Tod von Zar Nikolaus im Jahr 1855 kam es zu einer Amnestie für politische Gefangene. Doch der folgende Zar Alexander II. strich Michail Bakunin persönlich von dieser Liste.
Die lebenslange Haftstrafe wurde bestätigt. Wiederholte Gnadengesuche seiner Familie führten jedoch schließlich zu einer Umwandlung der Strafe in eine Verbannung nach Sibirien.
Zunächst brachte man ihn nach Tomsk im Westen von Sibirien. Dort lernte er seine spätere Frau Antonia Kwiatkowska kennen. Im darauffolgenden Jahr 1858 wurde er nach Irkutsk in Ost-Sibirien deportiert.
Aber Michail Bakunin war keinesfalls ein gebrochener Mann. Er knüpfte zahlreiche Kontakte zu Dekabristen und anderen Verbannten.
Im Jahr 1861 durfte Michail Bakunin auf eine Forschungsreise zum Fluss Amur. Dort konnte er seinen Bewachern entkommen und gelangte mit Hilfe eines amerikanischen Klippers nach Japan.
Über Yokohama, San Francisco, Panama-Stadt und Boston erreichte Michail Bakunin gegen Ende 1861 wieder Europa. In London traf er sich dann mit seinem alten Gönner Alexander Herzen.
Mit Karl Marx gab es trotz zahlreicher Streitigkeiten in London ebenfalls einen erneuten Kontakt. Zeitweise wurden die Beziehungen freundschaftlicher. Michail Bakunin übersetzte dann auch das Manifest der Kommunistischen Partei erstmals ins Russische.
Vom Sozialismus zum Anarchismus
Die spektakuläre Flucht von Michail Bakunin hatte seine Bekanntheit weiter gesteigert. Für konservative und monarchistische Kräfte wurde er zu einem der großen Feindbilder seiner Zeit.
Der umtriebige Revolutionär nutzte seine Prominenz erneut zum Aufbau von Kontakten insbesondere zu Exil-Polen. Darüber hinaus knüpfte er Beziehungen zu Giuseppe Garibaldi.
Als 1863 der Januaraufstand in Polen ausbrach, versuchte Michail Bakunin von Stockholm aus über Kopenhagen einzureisen. Dies scheiterte jedoch ebenso sehr wie die Aufstandsbewegung.
Gründung der „Internationalen Bruderschaft“
Garibaldi war ein italienischer Guerillaführer, der sich auch für die Einigung Italiens einsetzte. Ab 1864 hatte Michail Bakunin dann seinen Wohnsitz in dem süd-europäischen Land.
In Italien gründete Michail Bakunin mit Hilfe seiner Bekanntschaften die „Internationale Bruderschaft“. Damit legte er den Grundstein für die später sehr einflussreiche Bewegung der italienischen Anarchisten.
Im Jahr 1865 bezeichnete sich Michail Bakunin dann erstmals in einer italienischen Zeitung als Anarchist. Zwei Jahre später begab sich der Berufsrevolutionär nach Genf.
„Anarchie ist Sozialismus und Freiheit in einem. Freiheit ohne Sozialismus besteht aus Privilegien und Sozialismus ohne Freiheit bedeutet Gewalt und Unterdrückung.“
In Genf beteiligte sich Bakunin am Gründungskongress der „Internationalen Liga für Frieden und Freiheit“. Dort wurde er zwar in das Zentralkomitee gewählt. Er scheiterte jedoch mit dem Versuch, die Liga zu radikalisieren.
Erste Internationale Arbeiterassoziation
Bereits 1864 hatte Karl Marx in London die Erste Internationale Arbeiterassoziation gegründet. Dabei handelte es sich um eine Versammlung teils sehr unterschiedlicher Strömungen.
Die „vollständige Emanzipation der Arbeiterklasse“ war jedoch das gemeinsame Ziel. Dennoch war die Organisation bereits in ihrer Frühphase von schweren Grabenkämpfen geprägt.
Die Auseinandersetzungen wurden jedoch nicht nur in den Gremien geführt. Im Umfeld von Bakunin etablierte sich Sergei Netschajew, der heimlich Briefe entwendete, um diese später gegen den Revolutionär zu verwenden.
Revolutionen & Antiautoritäre Internationale
Noch im Jahr 1868 brach die Septemberrevolution in Spanien aus. Michail Bakunin verfasste hierfür einen Aufruf an die Arbeiter von Spanien. Außerdem bereitete er eine Agitationsreise vor, die ein Anarchist aus dem Umfeld von Garibaldi für ihn durchführte.
Michail Bakunin im Jahr 1872 (gemeinfrei)
Im Herbst 1870 beteiligte sich Bakunin persönlich am Aufstand von Lyon. Dieser war ausgebrochen, nachdem sich die französische Niederlage im Deutsch-Französischen Krieg abzeichnete. Die Bewegung wurde jedoch binnen eines Monats niedergeschlagen.
Michail Bakunin zog sich daraufhin in die Schweiz zurück. Dort schrieb er seine Briefe an einen Franzosen zur aktuellen Krise. Darin betonte er die Bedeutung der Allianz von Arbeitern und Bauern.
Die inneren Konflikte in der Ersten Internationalen Arbeiterassoziation führten letztlich zum Bruch. Die „Antiautoritären“ waren nicht bereit, sich der Führung des Generalrats um Karl Marx und Friedrich Engels in London zu beugen.
Michail Bakunin beteiligte sich noch an der Gründung einer neuen, der Antiautoritären Internationale. Doch anschließend begann sein Rückzug aus der Öffentlichkeit.
Letzte Schriften und Tod
Im Jahr 1873 verfasste Michail Bakunin das Werk Staatlichkeit und Anarchie. Die Schrift wurde in hoher Auflage nach Russland geschmuggelt.
Dort beeinflusste das Werk von Bakunin die Narodniki. Dabei handelte es sich um eine sozialrevolutionäre Bewegung, deren terroristischer Arm später den Zar Alexander III. mit einer selbstgebauten Handgranate töten würde. Ein ebenfalls sehr wichtiger Vertreter der Bewegung war Alexander Iljitsch Uljanow, der ältere Bruder von Lenin.
Im Jahr 1874 kam es zum Aufstand in Bologna, an dem Michail Bakunin trotz gesundheitlicher Probleme noch teilnehmen wollte. Die Carabinieri konnten jedoch im Vorfeld viele Rädelsführer verhaften. Die verbliebenen Aufrührer wurden von militärischen Einheiten zur Kapitulation gezwungen.
Michail Bakunin hatte unerkannt in die Schweiz entkommen können. Doch sein gesundheitlicher Zustand verschlechterte sich in der folgenden Zeit. Am 1. Juli 1876 starb der Berufsrevolutionär und wurde in Bern beigesetzt.
Das Grab des Anarchisten kann noch heute besucht werden. Es befindet sich auf dem Bremgartenfriedhof in der Abteilung 9201 und trägt die Nummer 68.
Im Jahr 2016 wurde die Plakette auf dem Grabstein ersetzt: „Wer nicht das Unmögliche wagt, wird das Mögliche niemals erreichen.“
Philosophie des russischen Revolutionärs
Theorie des kollektivistischen Anarchismus
Im Jahr 1866 entwickelte Michail Bakunin seine Theorie zum Staat, den Produktionsmitteln und dem Privat-Eigentum entscheidend weiter. Im Wesentlichen ging es bei seinem Anarchokollektivismus um die Abschaffung von eben diesen.
Der Staat wird auf die Organisation der Betriebsmittel reduziert. Diese wiederum befinden sich im kollektiven Besitz. Die einzelnen Arbeiter werden dann entsprechend ihrer Arbeitszeit vergütet.
Damit stellte er sich gegen den Anarchokommunismus. Dieser sah auch eine Abschaffung der Gehälter vor. Waren sollen in diesem Modell lediglich nach den Bedürfnissen verteilt werden.
Strittig ist jedoch, ob die Theorie vom kollektivistischen Anarchismus nicht auf einen anderen Denker zurückgeht.
Im selben Jahr wie Michail Bakunin hatte sich der Kommunist Johann Most ebenfalls der Anarchie zugewandt und vergleichbare Vorschläge gemacht.
In der politischen Philosophie stellt Michail Bakunin deshalb eine große Ausnahme dar. Er stellt ein Gegengewicht gegen die Theoretiker von Staatlichkeit dar wie beispielsweise:
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