Karl der Kahle wurde am 13. Juni 823 in Frankfurt geboren. Er war der dritte Sohn von Kaiser Ludwig I. dem Frommen aus dessen zweiter Ehe mit der Welfin Judith.
Karl der Kahle – zeitgenössische Darstellung (gemeinfrei)
Später wurde von seinen Brüdern das Gerücht geschürt, er sei nur das Ergebnis eines Ehebruchs und kein legitimer Erbe. Dies wurde jedoch nie bewiesen.
Den Beinnamen „der Kahle“ erhielt er, weil er auf dem Reichstag zu Worms im Jahr 829 zunächst von der Thronfolge ausgeschlossen wurde.
Noch im selben Jahr wurde er jedoch zum Herzog von Schwaben ernannt. 838 erhielt Karl der Kahle von seinem Vater das Unterkönigtum Neustrien im Norden des heutigen Frankreich in der Region zwischen Tours und Reims.
Zwei Jahre später starb Ludwig I. der Fromme und seine drei Söhne rangen um das Erbe. Erst im Vertrag von Verdun einigten sie sich im Jahr 843 auf eine Spaltung des bisherigen Großreichs in drei Teile:
Das Fränkische Reich blieb zwar als formale Entität auf dem Papier bestehen. Aber die innere und realpolitische Spaltung schwächte das Großreich. Es wurde anfällig für vermehrte Einfälle von Wikingern und vor allem Westfranken entwickelte sich zu einem attraktiven Reiseziel für ambitionierte Nordmänner.
Bereits 845 segelte der legendäre Ragnar Lodbrok mit 120 Schiffen die Seine hinauf und bedrohte Paris. Karl der Kahle zahlte ein Schutzgeld von 7.000 Pfund Silber und trug damit wesentlich zur Bildung des „Großen Heidnischen Heeres“ bei.
Vertrag von Verdun & Reichsteilung
Kopie der Lex Salica aus dem Jahr 793 (Vandalgrius / gemeinfrei)
Das fränkische Erbrecht führte immer wieder zu kritischen Problemen für das Reich der Franken. Die Regeln waren ursprünglich vor allem aus dem althergebrachten Stammesrecht der Germanen hervorgegangen. Es finden sich jedoch auch einige römische Rechtstraditionen.
Mit der Lex Salica von Chlodwig I. wurden diese Gepflogenheiten des Erbrechts zu Beginn des 6. Jahrhunderts schriftlich fixiert. Diese Lex Salica gilt im Haus Hannover bis heute und führte beispielsweise 1837 zum Ende der Union von Großbritannien und Hannover, weil Königin Victoria nur die britische Krone erhielt.
Die Gesetze sahen vor, dass die Erbmasse unter allen Erbberechtigten gleichermaßen aufgeteilt wird. Ursprünglich waren diese Erbberechtigten ausschließlich Männer. Das Frankenreich wurde deshalb immer wieder zerschlagen, um die Ansprüche von Söhnen zu bedienen.
Als Karl der Große beispielsweise am 28. Januar 814 in Aachen verstarb, hatte er zum Vorteil des Reiches nur noch einen lebenden Sohn. Die Einheit des Reiches war in dieser Konstellation gesichert. Aber der Vater von Karl dem Kahlen hinterließ drei Söhne. Streit war praktisch vorprogrammiert.
Sohn von Ludwig I. dem Frommen
Der Nachfolger von Karl dem Großen war sein Sohn Ludwig I. der Fromme. Dieser konnte nach dem Tod des Vaters im Jahr 814 problemlos die Herrschaft über das ungeteilte Reich übernehmen und erhielt auch die Kaiserwürde.
Doch bereits die Regierungszeit von Ludwig I. stand unter einem schlechten Stern. Er hatte neben Karl dem Kahlen noch zwei weitere Söhne aus insgesamt zwei Ehen, die ihn sogar zweimal – in den Jahren 830 und 833 – jeweils kurzzeitig absetzten.
Vor allem der später als Ludwig II. der Deutsche bekannte König zeigte bereits früh seinen unstillbaren Machthunger. Er war 826 als Unterkönig von Baiern eingesetzt worden und entwickelte auf dieser Basis eine eigene Hausmacht im Reich.
Aber die Rebellionen gegen den Vater sowie Konflikte mit anderen Adeligen hatten für ihn auch schmerzhafte Konsequenzen. Zuletzt wurde der vorgesehene Erbteil von Ludwig dem Deutschen stark beschnitten.
Im Jahr 840 starb Ludwig I. der Fromme dann auf der Rückkehr von einer Strafexpedition gegen den Sohnemann in Baiern. Für Ludwig den Deutschen bot sich damit die Möglichkeit, wieder mehr Einfluss zu gewinnen.
Weg zur Teilung des Frankenreichs
Kurz vor seinem Tod am 20. Juni 840 traf Ludwig I. der Fromme letzte Regelungen für seine Thronfolge. Dem ältesten Sohn Lothar sandte er die Krone, ein Schwert und das Reichszepter.
Mit diesen Symbolen wurde Lothar die Oberhoheit über das Reich sowie der Anspruch auf die Kaiserwürde übertragen. Zugleich wünschte sich der sterbende Vater, dass die bereits seinem weiteren Sohn Karl dem Kahlen übertragenen Reichsteile garantiert bleiben.
Wechselhafter Bruderkrieg (ab 840)
Lothar dachte aber nicht daran, seinem Halbbruder Karl dem Kahlen den zusagten Erbteil zu lassen. Vielmehr beanspruchte er als Erbe des Mittelreiches zunächst auch die Teile im Osten und im Westen. Zu seinem Vorteil waren viele Adelige an einer Einheit des Reiches interessiert und wurden damit zu seinen Parteigängern.
König Ludwig der Deutsche und seine drei Söhne (gemeinfrei)
Doch auch Ludwig der Deutsche wurde nach dem Tod des Vaters sofort aktiv. Er baute ein Heer auf und konnte damit seinen Bruder Lothar zumindest von einer vorzeitigen militärischen Entscheidung abhalten.
Lothar und Ludwig einigten sich im November 840 auf eine gegenseitige Duldung, was sich jedoch stark zu Lasten ihres Halbbruders Karl dem Kahlen auswirken sollte. Dieser hatte in seinen Landen, vor allem in Aquitanien, auch noch mit Aufständen gegen seine Herrschaft zu kämpfen.
Im Frühjahr 841 trafen dann die Heere von Lothar und Karl dem Kahlen aufeinander. Doch wiederum zog der älteste Bruder eine diplomatische Lösung vor, um sich erneut gegen Ludwig den Deutschen wenden zu können.
Am 13. Mai 841 kam es dann mal zu einem Gefecht. Die Schlacht fand an der Wörnitz statt, einem Nebenfluss der Donau im Ries. Ludwig der Deutsche konnte dort einen blutigen Sieg erringen, wobei viele Adelige des gegnerischen Lagers erschlagen wurden.
Nun verbündeten sich Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle. Am 25. Juni 841 besiegten sie ihren ältesten Bruder Lothar in der Schlacht bei Auxerre in Frankreich. Nach dem langen Bruderkrieg wurde diese schwere Niederlage von einigen Parteigängern als eine Art Gottesurteil angesehen.
Straßburger Eide (842)
Die beiden Halbbrüder Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle versicherten sich schließlich am 14. Februar 842 mit öffentlichen Schwüren vor ihren Heeren der Bündnistreue gegen Lothar. Diese Straßburger Eide sind erhalten.
Auszug aus den Straßburger Eiden (gemeinfrei)
Der zeitgenössische Chronist Nithard überlieferte in seiner Historiae die Worte von Ludwig dem Deutschen in verschiedenen Sprachen. Bei diesem Dokument handelt es sich sogar um die älteste Quelle des Altfranzösischen.
Leider existiert aber nur noch eine offensichtlich fehlerhafte Kopie aus dem 10. Jahrhundert. Der Kopist war der Sprache scheinbar nicht mächtig und verstand die Inhalte wohl nicht.
Eine moderne Übersetzung des Straßburger Eides von Ludwig dem Deutschen würde jedoch in etwa so lauten:
„Für die Liebe Gottes und des christlichen Volkes und unser aller Erlösung, von diesem Tage an, soweit mir Gott Wissen und Können gibt, werde ich meinem Bruder Karl beistehen, sowohl in der Hilfeleistung als auch in jeder anderen Angelegenheit, so wie man seinem Bruder beistehen soll, auf dass er mir genauso tue, und ich werde niemals ein Abkommen mit Lothar treffen, das willentlich meinem Bruder Karl zum Schaden sei.“
Vertrag von Verdun (843)
In der Folge kam es zu Friedensverhandlungen zwischen den Konfliktparteien. Im Juni 842 einigten sich die drei Brüder bei Mâcon auf grundsätzliche Fragen.
Ludwig der Deutsche erhielt im Vertrag von Verdun von 843 das Ostfränkische Reich. (Furfur / CC-BY-SA 3.0)
Für die Regelung der Details wurde eine Kommission mit je 40 Bevollmächtigten eingesetzt.
Nach schwierigen Verhandlungen wurde schließlich im August 843 der Vertrag von Verdun unterzeichnet. Von besonderer Bedeutung für diesen politischen Kompromiss war die formale Organisation des Reichs.
Vielen der Beteiligten war es sehr wichtig, dass das Frankenreich als übergeordnete Entität erhalten blieb. Im sprachlichen Ausdruck wurde deshalb nur von einer Teilung der Herrschaftsgewalt innerhalb der Königsfamilie gesprochen.
Diese Idee von der „Reichseinheit“ diente dabei jedoch vor allem der Beruhigung von hohen Adeligen, die Güter in verschiedenen Reichsteilen hatten. Faktisch wurde das Reich jedoch dauerhaft aufgeteilt.
Erst unter Karl III. dem Dicken sollte es gegen Ende des Jahrhunderts noch für wenige Jahre eine kurzzeitige Wiedervereinigung geben. Die alte Potenz war jedoch für immer verloren.
Wikingereinfälle in das Westfränkische Reich
Dank der substantiellen Schwächung des alten Reichs der Franken entwickelten sich viele Regionen zu einem Leckerbissen für plündernde Nordmänner. Ganz besonders vorteilhaft war, dass deren Wikingerschiffe sowohl die Nordsee wie auch Flüsse befahren konnten.
So segelte man beispielsweise sehr entspannt durch den Ärmelkanal und fuhr anschließend die Seine hinauf. Der berühmte Ragnar Lodbrok stellte das im Jahr 845 mit insgesamt etwa 120 Schiffen sehr anschaulich unter Beweis.
Er bedrohte Paris und kassierte dann dafür ein Schutzgeld in Höhe von 7.000 Pfund Silber von Karl dem Kahlen. Damit finanzierte Lodbrok weitere Fahrten und zog auch viele Freiwillige aus den skandinavischen Ländern an, die sich zum „Großen Heidnischen Heer“ formierten.
845: Überfall auf Paris
851: Überfälle entlang der Seine
852: Überfälle entlang der Seine
853: Überfall auf Tours und weitere Städte
855: Überfälle entlang der Seine
856/57: Überfall auf Paris, Tours und Orleans
859: Überfälle entlang der Somme von Amiens
861: Überfall auf Paris
863: Überfälle entlang der Seine
864: Überfall auf Aquitanien
865: Überfälle entlang der Seine
Ab 866 verlagerte sich der Schwerpunkte der Überfälle auf die britischen Inseln. Das dortige Haus Wessex vor allem in Person von Alfred dem Großen lieferte sich heftige Abwehrschlachten gegen das Große Heidnische Heer. Die englische Verteidigungspolitik war nach zahlreichen blutigen Kämpfen schließlich auch erfolgreich, so dass zum Ende des 9. Jahrhunderts wieder das Reich der Franken in den Fokus der Nordmänner rückte.
Niedergang & Kaiserkrönung (875)
König Karl der Kahle war nicht in der Lage ein effektive Verteidigung gegen die Angriffe der Wikinger zu organisieren. Sein Reich und er selbst erlebten deshalb einen politischen Niedergang.
Doch auch das Ostfränkische Reich steckte in einer Krise und Lothringen war inzwischen sogar wieder aufgelöst. Trotz seiner verheerende Bilanz erhielt Karl der Kahle am 25. Dezember 875 in Rom die Kaiserkrone.
Es war vor allem Symbolpolitik, die an die Krönung von Karl dem Großen erinnern sollte. Ebenso erhielt Karl der Kahle dann auch die Krone des Königs der Langobarden. Er starb jedoch bereits im Oktober 877 und wurde in der Kathedrale von Saint-Denis bestattet.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
Ragnar Lodbrok ist eine skandinavische Sagengestalt, deren Historizität in der Forschung umstritten ist. Er soll im 9. Jahrhundert gelebt und ein nordisches Großreich erschaffen haben.
Saga von Ragnar Lodbrok und seinen Söhnen (gemeinfrei)
Ihm wird die Plünderung von Paris im Jahr 845 zugeschrieben. Fränkische Quellen sprachen von einem „Reginheris“, der als historisches Vorbild für Ragnar Lodbrok gilt.
Der erpresste beim Angriff auf Paris von dem westfränkischen König Karl dem Kahlen die enorme Summe von 7.000 Pfund Silber. Mit diesem riesigen Erfolg lockte Ragnar Lodbrok weitere Krieger an und es bildete sich das „Große Heidnische Heer“ heraus.
Die folgenden Jahrzehnte brachten zahllose Beutefahrten und schließlich die Eroberung von Teilen Englands – dem „Danelag“. Dabei hatte der sagenhafte Ragnar Lodbrok die Unterstützung von nachweisbaren Söhnen.
Dazu gehörten vor allem Halfdan Ragnarsson wie auch Ivar der Knochenlose und Ubba Ragnarsson. Sie unterstützten den Vater als Heerführer und Unterkönige.
Ragnar Lodbrok war jedoch kein ruhmreiches Ende beschieden. Er verlor eine Seeschlacht gegen König Ælle von Northumbrien und geriet in Gefangenschaft. Man warf ihn dann in eine Schlangengrube, wo er den Tod fand.
Die Geschichten über Ragnar Lodbrok fasziniert dennoch bis heute viele. Die Sagen wurde mehrfach verfilmt und stehen im Zentrum der sehr erfolgreichen Serie „Vikings“.
Sohn des legendären Königs Sigurd Hring
Schlacht von Brávellir im Jahr 770
Ragnar Lodbrok soll der Sohn des ebenfalls legendären Sigurd Hring (Sigurðr Hringr) gewesen sein. Das war ein König von Schweden und zugleich Neffe des dänischen Königs Harald Kriegszahn.
Sigurd Hring verbrennt Harald Kriegszahn (Wilhelm Wägner / gemeinfrei)
Den Sagen nach wünschte sich der alternde Harald einen ruhmreichen Tod. Er wollte nach Walhalla kommen und forderte Sigurd Hring deshalb zu einer großen Schlacht heraus.
Im Jahr 770 kamen dann angeblich 200.000 Wikinger auf einem Feld im östlichen Götaland südlich von Stockholm zusammen. 3000 Wikingerschiffe, zahllose Helden und 300 Schildmaiden trafen sich zum letzten Gefecht von Harald Kriegszahn.
Der alte König stand mit einem Schwert in jeder Hand auf seinem Streitwagen und tötete zahllose Feinde. Auf dem Höhepunkt der Schlacht wurde Harald Kriegszahn dann von seinem Haushofmeister hinterrücks mit einer Keule erschlagen.
An dem Tag starben der Legende nach weitere 40.000 Krieger. Sigurd Hring, der Vater von Ragnar Lodbrok, hingegen war fortan auch König von Dänemark.
Nordisches Reich von Sigurd Hring
Sigurd Hring entwickelte sich zu einem dominierenden Wikinger-König im Norden. Er regierte nicht nur Dänemark und Schweden.
Darüber hinaus heiratete er auch mit Alfhild die Tochter von Gandalf Alfgeirsson. Das war der Kleinkönig von Alfheim, einer Region im Südosten von Norwegen rundum Oslo. Alfhild war dann auch die Mutter von Ragnar Lodbrok.
Außerdem kontrollierte Sigurd Hring ebenso Gebiete in Northumbrien. Im fortgeschrittenen Alter verlor er jedoch seinen Einfluss an den dortigen König Æthelberht.
Karte der skandinavischen Expansion ab 8. Jahrhundert (Gikü / CC-BY-SA 3.0)
Überfall auf Lindisfarne am 07. Juni 793
Ruine des Klosters Lindisfarne (Nilfanion / CC-BY-SA 3.0)
Es war auch während der Herrschaft des König Æthelberht von Northumbria als die Wikingerzeit begann. Der Überfall auf das Kloster Lindisfarne am 07. Juni 793 gilt als Marke.
Das Kloster wurde 635 von schottischen Mönchen unter der Führung des Heiligen Aidan gegründet. Auch der Heilige Cuthbert wirkte auf der kleinen Insel vor Bamburgh Castle an der schottischen Ostküste.
Das Kloster Lindisfarne spielte eine wichtige Rolle für die Christianisierung der britischen Hauptinsel und unterstand direkt dem römischen Papst. Der Ort lag jedoch militärisch schutzlos vor der Küste.
Am 07. Juni 793 wurde Lindisfarne schließlich überfallen. Die Wikinger mordeten, plünderten und waren längst weg bevor Truppen von Bamburgh Castle eintreffen konnten. Die grausige Nachricht erreichte selbst den Hof von Karl dem Großen. Der Mönch Alkuin notierte:
„Niemals zuvor ist in Großbritannien ein solcher Schrecken aufgetreten […] Die Heiden haben das Blut der Heiligen um den Altar vergossen und die Leichen der Heiligen im Tempel Gottes wie Mist auf den Straßen zertreten.“
Entstehung des Großen Heidnischen Heeres
Reginheris Plünderung von Paris (845)
Teilung des Reiches durch den Vertrag von Verdun im Jahr 843 (Furfur / CC-BY-SA 3.0)
Im Jahr 843 teilten die drei Söhne des verstorbenen Kaisers Ludwig I. dem Frommen das Reich der Franken unter sich auf. In diesem Vertrag von Verdun wurde die formale Einheit des Großreichs zwar bewahrt.
Doch faktisch entstanden mit Westfranken, Lothringen und Ostfranken drei eigenständige Königreiche. Durch die innenpolitischen Querelen waren diese nur schlecht gegen Wikinger gerüstet.
845 wurde dann zunächst Hamburg geplündert. Die fränkischen Annalen berichteten von einem Wikingerkönig namens Reginheris, der mit 120 Schiffen die Seine hinauf gen Paris segelte.
Dieser Reginheris gilt als eine Vorlage für Ragnar Lodbrok und vollbrachte eine Husarenstück. Der westfränkische König Karl der Kahle war so eingeschüchtert, dass er 7.000 Pfund Silber als Schutzgeld zahlte.
Dieser sagenhafte Erfolg zog viele weitere Wikinger an. Immer mehr nordische Krieger beteiligten sich in den folgenden Jahren an den Beutezügen.
Eroberung des Danelag
In der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts kam ein großes Heer aus Dänemark und plünderte in England. Dabei handelte es sich jedoch nicht um eine einheitlich geführte Streitkraft, sondern vielmehr um zahlreiche Gruppen, die insgesamt mehrere tausend Krieger umfasste.
Wikinger-Angriffe ab 865 auf England (Furfur / CC-BY-SA 3.0)
Die Masse der Wikinger hatte sich bereits beim Überfall auf Paris von 845 gebildet und bei den Plünderungen von Rouen gefestigt. Ab 865 fielen sie in East Anglia ein, dem Osten von England.
Bedeutende Anführer der Wikinger dieser ersten Welle waren die drei Söhne des legendären Ragnar Lodbrock: Ivar der Knochenlose, Halfdan Ragnarsson und Ubba Ragnarsson.
866 eroberten die Wikinger das Kleinkönigreich Northumbria. Wenige Jahre später kam unter der Führung von Guthrum eine weitere große Welle an Kriegern als Verstärkung auf die britische Hauptinsel.
Die eroberten Gebiete wurde als Danelag bekannt. Das waren die Territorien, in denen fortan das dänische Recht galt. Daraus ging dann beispielsweise auch das Kleinkönigreich von York hervor.
Die Angelsachsen wehrten sich unter der Führung von Alfred dem Großen gegen die Heiden. Doch eine dritte Welle von Wikingern ab 876 zwang ihn kurzzeitig in die Knie.
Erst mit dem Sieg in der Schlacht von Eddington im Mai 878 konnte ein Frieden gewonnen werden. Guthrum ließ sich daraufhin unter dem Namen Æthelstan taufen und gab ein paar Jahre Ruhe.
Tod in der Schlangengrube von König Ælle
Ragnar Lodbroks Tod in der Schlangengrube (Hugo Hamilton / gemeinfrei)
Nach siegreichen Kämpfen in Dänemark erhielt Ragnar Lodbrok eine schlechte Nachricht: Seine Krieger in Irland waren von König Ælle aus Northumbria massakriert worden.
Ragnar Lodbrok segelte daraufhin selbst nach Britannien. Seine Flotte wurde jedoch von König Ælle geschlagen.
Er geriet in Gefangenschaft. König Ælle ließ ihn dann in eine Schlangengrube werfen, wo die große Wikingerlegende ihr Ende fand.
Doch bereits 867 kamen Halfdan, Ubba und Ivar noch Schottland. Sie eroberten zunächst Yorvik (York) und und folterten anschließend König Ælle zu Tode.
Frauen und Kinder von Ragnar Lodbrok
In den Sagen über Ragnar Lodbrok spielen seine Frauen und Kinder eine große Rolle. Einige seiner Söhne wurden selbst zu großen Heerführern und regierte kleine Königreiche.
Laut der dänischen Fassung heiratete Ragnar Lodbrock zunächst die Schildmaid Lagertha. Mit ihr hatte er den Sohn Fridleif und zwei Töchter.
Dann löste er die erste Verbindung zu Gunsten einer Ehe mit Thora. Das war die Tochter eines schwedischen Jarls und sie gebar Ragnar Lobdrok sechs Söhne:
Radbard
Dunvat
Sigurd Schlangenauge
Björn Eisenseite
Agnar
Ivar der Knochenlose
Darüber hinaus hatte er mit einer dritten Frau den unehelichen Sohn Ubba Ragnarsson.
Aus dritter Ehe mit Aslaug als vierter Frau kamen noch drei Söhne hinzu:
Ragnvald
Eric
Halfdan Ragnarsson (Hvitserk)
Ivar der Knochenlose
Gokstad-Wikingerschiff aus dem 9. Jahrhundert (Karamell / CC-BY-SA 3.0)
Ivar der Knochenlose soll einer der Söhne von Ragnar Lodbrock gewesen sein. Im Gegensatz zum Vater finden sich jedoch zu seiner Person auch historische Belege wie in der Angelsächsischen Chronik und den Irischen Annalen.
Er taucht in den Quellen erstmals wegen eines Angriffs in Irland von 857 auf. Wenige Jahre später übernahm Ivar der Knochenlose mit seinen beiden Brüdern Halfdan und Ubba die Führung der ersten Welle des Großen Heidnischen Heeres.
Ivar der Knochenlose war jedoch nicht so sehr in die Kämpfe mit Alfred dem Großen verwickelt. Vielmehr war er häufig in Irland aktiv und dort mit einem Anführer namens Olaf der Weise verbündet.
Die Annalen von Ulster berichten von seinem Tod im Jahr 873 und bezeichneten ihn als „König der Nordmänner in ganz Irland und Britannien“. Laut einer Überlieferung soll die Todesursache eine plötzliche und schwere Erkrankung gewesen sein.
Halfdan Ragnarsson
Gjermundbu-Helm aus dem 10. Jahrhundert (NTNU Vitenskapsmuseet / CC-BY-SA 2.0)
Halfdan Ragnarsson soll ein weiterer Sohn von Ragnar Lodbrock gewesen sein. Gesicherter ist, dass er ein Bruder von Ivar und Ubba Ragnarsson war.
Er gehörte zu den Anführern der ersten Welle des Großen Heidnischen Heeres. Er siegte am 05. Januar 871 in der Schlacht bei Reading gegen Ethelred von Wessex und dessen Bruder Alfred den Großen. Die Sache hatte aber noch ein Nachspiel.
Vier Tage später gelang den Angelsachsen bei Ashdown einen blutiger Gegenschlag. Halfdan Ragnarsson überlebte als einer der wenigen Anführer. Der dänische König Bagsecg und seine Jarle wurden jedoch alle erschlagen.
875 unterwarf Halfdan Ragnarsson ganz Northumbrien und ließ sich zum König von York ausrufen, das von den Wikingern als Jorvik bezeichnet wurde. Dieser Sohn von Ragnar Lodbrok wurde dann 877 bei Kämpfen gegen norwegische Wikinger in Irland getötet. Die schottischen Könige aus dem Haus Alpin konnte sich in all dieser Zeit jedoch behaupten.
Ubba Ragnarsson war an den Eroberungen von East Anglia, Mercia und Northumbria zwischen 866 und 875 beteiligt. Dann schloss er mit Alfred dem Großen einen Frieden, den sein Bruder Halfdan zwei Jahre später jedoch brach.
Ubba fand sein Ende in der Schlacht bei Cynuit im Jahr 878. Der Ort liegt in Devonshire und bot den englischen Verteidigern ein Hügelfort.
Dort wurden sie von Ubba Ragnarsson belagert. Doch die Angelsachsen überraschten die Dänen mit einem Gegenangriff in der Morgendämmerung:
„Und im Winter desselben Jahres landete der Bruder von Ívarr und Hálfdan mit 23 Schiffen in Devonshire, Wessex, wo er und mit ihm 800 Männer und 40 seiner Armee getötet wurden. Außerdem wurde das Banner, das sie „Raben“ nannten, entwendet.“
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
Heiliger Benedikt von Nursia – Leben & Ordensregeln
Der Heilige Benedikt wurde um 480 in Nursia bei Spoleto geboren. Er gründete im Jahr 529 die Abtei Montecassino und verfasste mit den „Regula Benedicti“ ein Regelwerk für Mönche.
„Wer weniger braucht danke Gott und sei nicht traurig. Wer mehr braucht, werde demütig wegen seiner Schwäche und nicht überheblich wegen der ihm erwiesenen Barmherzigkeit. So werden alle Glieder der Gemeinschaft zufrieden sein.“ (Regula Benedicti)
Benedikt von Nursia gemalt von Hans Memling im Jahr 1487 (gemeinfrei)
Entgegen der verbreiteten Annahme war Benedikt von Nursia jedoch nicht der Gründer des nach ihm benannten Benediktinerordens. Dabei handelte es sich vielmehr um eine sehr viel spätere Maßnahme zur kirchenrechtlichen Fassung jener Mönche, die gemäß der Regula Benedicti lebten.
Hierin steckt eine weitere Besonderheit: Einzelne Abteien der Benediktiner verfügen über sehr viel Autonomie und sind nur in losen Konföderationen zusammengefasst.
Benedikt von Nursia war seinerzeit aber eine herausragende Größe der christlichen Welt. In den Dialogi von Gregor dem Großen wurde er wenige Jahrzehnte später mehrfach erwähnt.
Der Tod des Benedikt von Nursia am 21. März 547 in Montecassino wurde von Zeitgenossen als heiliger Moment beschrieben: Er starb beim Gebet auf Brüder gestützt und wurde nach seinem Ableben von Engeln davon getragen.
Benedikt von Nursia wird als ein Heiliger in der armenischen, katholischen und orthodoxen Kirche verehrt. In der evangelischen und anglikanischen Kirche gilt er als bedeutender Glaubenszeuge.
Darüber hinaus wird Benedikt von Nursia als Patron von Schülern und Lehrern sowie von Höllenforschern, Schmieden aber auch von Sterbenden verehrt.
Sein Gedenktag war ursprünglich sein Todestag, der 21. März. Im Zuge der Reformation des liturgischen Kalender im Jahr 1970 wurde sein Gedenktag auf den 11. Juli verlegt.
Familiärer Hintergrund & frühe Jahre
Einsiedler in einer Höhle bei Subiaco
Kloster San Benedetto in Subiaco (gemeinfrei)
Der Heilige Benedikt wurde als junger Mann von seinen Eltern zum Studium nach Rom geschickt. Der dortige Sittenverfall war ihm jedoch zuwider.
Er ging deshalb schon bald in die Berge etwa 80 Kilometer östlich von Rom bei Affile im Latium. Dort lebte Benedikt von Nursia mit asketischen Einsiedlern.
Das reichte ihm jedoch offenbar nicht. Wenig später zog er sich als Einsiedler für drei Jahre in eine Höhle im benachbarten Subiaco zurück.
Benedikt von Nursia wurde dort mit Nahrung und Kleidung von dem Mönch „Romanus“ versorgt. Über dieser Höhle wurde das Kloster San Benedetto dann später im 12. Jahrhundert gegründet.
Nach den Jahren als Einsiedler sollte Benedikt von Nursia in der Region noch sehr aktiv sein. Er gründete dort in den folgenden zwei Jahrzehnten insgesamt zwölf Klöster.
Wunder und Versuchungen
In der Phase soll es auch zu Wundern gekommen sein: Benedikt von Nursia war bei vielen anderen Mönchen sehr unbeliebt und man versuchte ihn zu vergiften – zunächst mit Wein und später mit Brot.
Als Benedikt von Nursia den vergifteten Weinbecher segnete, zersprang dieser jedoch. Nach seinem Segen über das vergiftete Brot kam ein Raben angeflogen und trug den Laib davon.
Bruder der Heiligen Scholastika
Benedikt von Nursia entstammte einem Geschlecht von reichen Landbesitzern. Mit seiner Schwester „Scholastika“ brachte die Familie eine weitere Heilige hervor.
Sie wurde ebenfalls in den Dialogi von Gregor dem Großen erwähnt. Weitere Zeugnisse ihrer Person gibt es jedoch leider nicht.
Darstellung der Heiligen Scholastika in St. Adolari (Wolfgang Sauber / CC-BY-SA 3.0)
Scholastika gilt gemeinhin als erste Benediktinerin. Das ist insofern nicht ganz richtig, als dass der Benediktinerorden erst sehr viel später gründet wurde.
Auch ist nicht klar, ob Scholastika wirklich in einer klösterlichen Gemeinschaft lebte. Im frühen Christentum war es eher üblich, dass Frauen die sogenannte „Jungfrauenweihe“ erhielten. Man bezog sich dabei beispielsweise auf eine Stelle im Evangelium des Matthäus:
„Jesus sagte zu ihnen: Nicht alle können dieses Wort erfassen, sondern nur die, denen es gegeben ist. Denn manche sind von Geburt an zur Ehe unfähig, manche sind von den Menschen dazu gemacht und manche haben sich selbst dazu gemacht – um des Himmelreiches willen. Wer es erfassen kann, der erfasse es.“ (Mt 19,11-12)
Solche „geweihte Jungfrauen“ haben vor einem Bischof und in der Öffentlichkeit ein Leben in Jungfräulichkeit gelobt. Dafür erhielten sie mit dem Consecratio virginum eine besondere Weihe und seit dem 3. Jahrhundert meist auch einen Schleier.
Laut Gregor dem Großen trafen sich Benedikt von Nursia und Scholastika jährlich zum gemeinsamen Gebet und spirituelle Austausch auf dem elterlichen Gutshof. Kurz vor ihrem Tod im Jahr 542 bat die Schwestern den Bruder etwas länger zu bleiben, der jedoch zunächst ablehnte.
Daraufhin ließ Gott ein mächtiges Gewitter aufziehen, so dass Benedikt von Nursia länger bleiben musste. Gregor der Große kommentierte dies mit folgenden Worten:
„Jene vermochte mehr, weil sie mehr liebte.“
Als Scholastika drei Tage später starb, sah Benedikt von Nursia ihre Seele in Form einer Taube zum Himmeln fliegen, die dann zu ihrem Heiligenattribut wurde. Ihre sterblichen Überreste wurde unter dem Hauptaltar in Montecassino begraben. Ihr Bruder sollte wenig später neben ihr bestattet werden.
Abtei auf dem Monte Cassino
Gründung des Klosters
Im Jahr 529 zog Benedikt von Nursia mit einigen Brüder aus, um etwa 130 Kilometer süd-östlich von Rom ein weiteres Kloster zu gründen. Kurz zuvor war Theoderich der Große verstorben und Italien stand ein weitere Phase der Umbrüche bevor.
Benedikt von Nursia wählte dann den eindrucksvollen Berg (Monte) oberhalb der Stadt Cassino als Standort. Das ist etwa auf halber Höhe zwischen Rom und Neapel.
Die Siedlung namens „Casium“ existierte bereits in der vorchristlichen Antike und war spätestens ab 290 v. Christus unter römischer Kontrolle. Eine Quelle berichtet sogar, dass Hannibal Barkas während des Zweiten Punischen Krieges durch den Ort kam.
Auf dem Monte Cassino (516 ü. NN) befanden sich die Ruinen eines Tempels zu Ehren des Gottes Apollon. Der Ort wurde neu gewidmet und für den Bau der christlichen Abtei „Montecassino“ genutzt.
Heute ist Montecassino die Mutterabtei der Benediktiner. Aber der Ort erlebte auch viele verheerende Zeiten. Erstmals 570 durch Langobarden und zuletzt während des Zweiten Weltkrieges wurde das Kloster mehrfach zerstört und wieder aufgebaut.
Regulae Benedicti – die Benediktinerregeln
Regulae Morales aus dem 4. Jahrhundert
Benedikt von Nursia war von oströmischen Eremiten inspiriert. Ein besonderes Vorbild war Basilius von Caesarea.
Ikone von Basilius der Große aus dem 16. Jahrhundert (gemeinfrei)
Dieser auch als „Basilius der Große“ bekannte Bischof aus dem 4. Jahrhundert gehörte zu den Vordenkern des ersten Konzils von Konstantinopel aus dem Jahr 381.
Darüber hinaus hatte der kappadokische Bischof mit der „Basilia“ ein karitatives Großprojekt auf die Beine gestellt. Es handelte sich um eine Einrichtung, die Kloster und Krankenhaus zugleich war.
Außerdem hatte Basilius von Caesarea mit den „Regulae Morales“ ein sehr umfassendes Regelwerk für Mönche erstellt. Dieses beruhten auf etwa 1.500 Zitaten aus dem Neuen Testament und zielte vor allem auf ein asketisches Leben innerhalb einer christlichen Gemeinschaft.
Benedikt von Nursia griff dann für seine Regula Benedicti diese Regulae Morales auf. Darüber hinaus konnte er an die bei Basilius noch recht unscharfen Vorstellungen zur Organisation von monastischen Gemeinschaften anknüpfen.
Ebenfalls bei Basilius dem Großen fanden sich bereits Vorgaben für den Wechsel von gemeinschaftlichem Stundengebet und körperlicher Arbeit. Auch diesen Ansatz übernahm Benedikt von Nursia und prägte das berühmte Motto: Ora et Labora – Bete und Arbeite.
Regula Benedicti aus dem 6. Jahrhundert
Die Benediktinerregeln entstanden um das Jahr 540. Das Regelwerk des Benedikt von Nursia besteht aus einem Prolog sowie 73 Kapiteln.
Die Überlieferung der Regula Benedicti verdanken wir jedoch nur einem glücklichen Zufall: Das Original wurde bei der Plünderung von Montecassino durch die Langobarden im Jahr 570 vernichtet. Einige Jahre später taucht aber eine Kopie in Gallien auf.
Kapitel 1-3: Grundlagen des Mönchslebens
Kapitel 4-7: Monastische Tugenden
Kapitel 8-20: Aufbau eines Gottesdienstes
Kapitel 21-30: Regeln und Strafen
Kapitel 31-57: Organisation des Klosters
Kapitel 58-66: Rangordnung im Kloster
Kapitel 67-73: Umgang untereinander und Epilog
Verbreitung im Laufe des 9. Jahrhunderts
Statue des Hl. Bonifatius (Frank Schulenburg / CC-BY-SA 2.5)
Benedikt von Nursia verfasste seine Regeln ursprünglich nur für das Kloster Montecassino. Zur großen Verbreitung kam es erst ab dem 8. Jahrhundert und diese war eng mit der politischen Entwicklung im Frankenreich verknüpft.
Zunächst Pippin der Jüngere und dann sein Sohn Karl der Große suchten die Unterstützung der Päpste. Durch die betonte Förderung von monastischen Regeln wollten sie sich in Rom beliebt machen.
Der Heilige Bonifatius spielte dabei eine besondere Rolle. Er gründete im Jahr 744 das Kloster Fulda und stellte dieses explizit unter die Regeln des Benedikt von Nursia.
In den folgenden Jahrzehnten wurden dann vermehrt Kopien der Regula Benedicti erstellt und im Reich verteilt.
Karls Sohn Ludwig der Fromme vollendete dann die Vereinheitlichung der klösterlichen Ordnung im Reich mit Hilfe des Abtes Benedikt von Aniane im Jahr 817.
Dieser Benedikt von Aniane schuf auch Reichsabtei Kornelimünster bei Aachen. Dieses Kloster diente als Muster für alle weiteren Klöster im Reich, so dass die Regeln des Heiligen Benedikt einen allgemeingültigen Charakter erhielten.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
Leif Eriksson war ein Sohn von Erik dem Roten, dem Initiator der Besiedelung von Grönland. Die Familie hatte norwegische Wurzeln war um 970 wegen eines Totschlags verbannt worden und war zunächst nach Island gezogen.
Leif Eriksson gemalt von
Christian Krohg (gemeinfrei)
Leif Eriksson wurde dann wahrscheinlich bereits auf Island geboren. Später erhielt er dann noch den Beinamen „der Glückliche“.
Ab 986 begann die skandinavische Landnahme von Grönland. Unter der Führung des Vaters von Leif Eriksson gründeten die Grænlendingar zwei Siedlungen, die auch bis zum Beginn der kleinen Eiszeit im 15. Jahrhundert bestehen sollten.
Von diesen Orten aus erkundeten die Wikinger in der folgenden Zeit die Region. Das nordamerikanische Festland wurden dann erstmals wohl schon von einem gewissen Bjarni Herjólfsson gesichtet. Zumindest wird dies so in der Grænlendinga Saga erwähnt.
Leif Eriksson führte dann um die Jahrtausendwende ebenfalls eine Expedition nach Westen. Als erste Europäer landeten sie in der neuen Welt an und entdeckten Trauben beziehungsweise Beeren, was zur Bezeichnung von Neufundland als „Vinland“ führte.
Laut den Sagen soll es konkret Tyrkir gewesen sein. Das war der deutsche und wohl auch schriftkundige Ziehvater von Leif Eriksson. Der Name ist die skandinavische Form von Dietrich beziehungsweise der Kurzform „Dirk“.
Diese Entdeckungsfahrt wurde in den Vinlandsagas sehr heldenhaft ausgeschmückt. So soll Leif Erikssons nebenbei auch Schiffbrüchige gerettet und die Christianisierung voran gebracht haben.
Es gibt nur wenige fundierte Belege zu dieser Entdeckungsfahrt beziehungsweise zur darauffolgenden Besiedlung von diesem Vinland. Sie sind jedoch vorhanden.
Archäologisch gesichert ist eine Wikinger-Siedlung bei L’Anse aux Meadows an der Nordspitze von Neufundland. Diese wurde jedoch nicht schon im Zuge der Fahrt von Leif Eriksson gegründet, sondern entstand erst später und wurde auch bald wieder aufgegeben.
Nächster Halt – Nordamerika
Die Expansion der Wikinger begann um 700. Der wirtschaftliche Hintergrund war, dass das fruchtbare Land in Skandinavien begrenzt und vor allem bereits verteilt war.
Da das Erbrecht die ältesten Söhne begünstigte, nutzten viele Nachgeborene dann die Möglichkeiten der bemerkenswerten Wikingerschiffe. Über das offene Meer, aber auch über Flüsse schwärmten sie mehr als 300 Jahre lang in alle Himmelsrichtungen aus.
Expansion der Wikinger
Die Expansion der Wikinger erfolgte nur selten in einer massiven Welle, sondern vollzog sich in der Regel in vielen kleinen Schritten. Sie segelten beziehungsweise ruderten von einer Position zur nächsten und nahmen dann nach und nach Land in Beschlag. Wenn dies erfolgreich verlief, sprach sich das herum und mobilisierte so erst weitere Nachzügler.
Teilweise gründeten die Skandinavier dann wie in Folge der Entdeckungsfahrt von Leif Eriksson neue Siedlungen in quasi leeren Räumen. In anderen Fällen eroberten sie Territorien und verdrängten bisherige Bewohner mit Gewalt.
Leif Eriksson gilt als Entdecker von Nord-Amerika. (Mediatus / CC-BY-SA 3.0)
Sobald das jeweils neu in Anspruch genommene Land verteilt war, setzte wieder der ursprüngliche Migrationsdruck ein und man drang zu einer weiteren Region vor. So wurde beispielsweise auch Island nicht direkt im ersten Zug von Norwegen aus besiedelt.
Vielmehr nahmen die Wikinger zunächst die Shetland Inseln und dann die Färöer Inseln in Beschlag. Von dort aus setzte man im nächsten Sprung zur Besiedelung von Island an. Die Verteilung der dortigen Flächen wurde genealogisch im Landnámabók dokumentiert.
Als Schriftquelle ist dieses „Buch der Landnahme“ zwar in wissenschaftlicher Hinsicht nicht voll belastbar. Aber man kann dennoch einen spannenden Einblick in die Geschichte der Kolonisierung sowie von 400 Familien gewinnen.
Von Island aus war es wiederum der Vater von Leif Eriksson, der die Besiedlung von Grönland anstieß. Der Hintergrund war jedoch speziell:
Erik der Rote – daher der Beiname – hat jemandem im Streit erschlagen. Er wurde dafür verbannt und ließ sich deshalb auf der damals aber bereits mehrfach gesichteten Hauptinsel von Grönland nieder.
Zunächst war Erik nur in Begleitung von weiteren Geächteten, von denen mit Eyjolf, Styr und Thorbjörn auch drei Namen überliefert sind. Wenige Jahre später konnte der Vater von Leif Eriksson bei einer Rückkehr nach Island jedoch grob 1000 Kolonisten für Grönland anwerben – die Grænlendingar.
Mit 25 Schiffen brachen sie von Island auf. Auf der Reise gingen jedoch elf verloren, so dass diese erste Besiedlungswelle bereits bei der Ankunft stark dezimiert war. Es gelang dennoch die Gründung von zwei Orten, die dann weitere Kolonisten anzogen.
Schiffe und Navigation
Die wortwörtlich tragende Kraft der Expansion der Skandinavier im Frühmittelalter waren ihre Schiffe, von denen es wiederum ganz unterschiedliche Typen gab. Ein Merkmal zur Unterscheidung ist beispielsweise die Trennung nach Transportschiffen für hohe Lasten und Kriegsschiffen für viele Kämpfer.
Doppeltbrechende Kristalle können als Polarisationsfilter verwendet werden. (Arniein / CC-BY-SA 3.0)
Die Schiffe hatten jedoch gemein, dass sie sehr stabil gebaut waren und zugleich nur wenig Tiefgang hatten. So konnten sie sowohl das offene Meer wie auch Flüsse befahren.
Außerdem verfügten Wikingerschiffe sowohl über einen umlegbaren Masten für die Fahrt unter Segel und auch Riemen zum Rudern bei Windstille.
Der „Sonnenkompass“ gilt als wichtiges Beispiel für die navigationalen Fähigkeiten der Wikinger. Dabei handelte es sich um ein kleines Brett oder eine Scheibe, die in der Mitte einen Nagel oder einen Stift hatte.
Ein weiteres, aber nicht zweifelsfrei belegtes Hilfsmittel waren „Sonnensteine“. Das sind doppeltbrechende Kristalle beispielsweise aus Kalkspat, die als Polarisationsfilter in der Dämmerung oder bei Nebel genutzt werden können.
Gesichert ist der Einsatz von Wetterfahnen auf Wikingerschiffen. Die Masse der überlieferten Segelanweisungen beziehen sich jedoch auf terrestrische Merkmale wie die Silhouetten von Inseln.
Vinland – das Weinland
Um 1000 nach Christus wuchsen auf Neufundland noch wilde Trauben. Diese verschwanden aufgrund von klimatischen Veränderungen im 12. oder 13. Jahrhundert. Deswegen wurde die aus Sagen überlieferte Region „Vinland“ von der älteren Forschung deutlich südlicher vermutet wurde.
Bei diesen wilden Trauben könnte es sich konkret um Johannisbeeren gehandelt haben. Davon gibt es in Nordamerika eine winterharte Gattung, die nicht besonders anspruchsvoll ist.
Weitere Alternativen wären Blaubeeren, Cranberries oder auch Heidelbeeren. Grundsätzlich war den Skandinaviern die Fermentierung von Früchten zur Gewinnung eines alkoholischen Getränks jedoch bekannt, welches man dann als „Vin“ bezeichnete.
Leif Eriksson soll dann von seiner Expedition eine Ladung von diesen Trauben beziehungsweise Beeren zurück nach Grönland gebracht haben. Dort taufte man das entdeckte Land dann auf den Namen „Vinland“.
Tyrkir und die Trauben
Eine bedeutende Schriftquelle für Vinland ist das Skálholtsbók. Dabei handelt es sich um eine Sammlung von Handschriften aus dem Bestand des isländischen Bistums Skálholt.
Eine weitere Schriftquelle findet sich in der Gesta Hammaburgensis Ecclesiae Pontificum, einer Chronik der Hamburger Bischöfe aus der Feder des Adam von Bremen und dem Jahr 1076. Das Werk ist in der wissenschaftlichen Diskussion jedoch umstritten, weil teils auch abwegige Behauptung wie von „Zaubervölkern“ in Dänemark aufgestellt werden.
„Weiterhin berichtete er [der Dänenkönig] über eine von vielen Inseln in diesem Ozean, die Winland genannt wird, weil dort Weinreben wild vorkommen, die guten Wein tragen. Dass dort auch nicht gesäte Früchte im Überfluss vorhanden sind, haben wir nämlich nicht durch ein unglaubwürdiges Gerücht, sondern durch den Bericht der Dänen erfahren.“
In der Grænlendinga Saga wird sogar beschrieben, wie es zur Entdeckung der Trauben auf Neufundland gekommen sein soll. Die zentrale Rolle spielte mit Tyrkir der deutsche und wohl schriftkundige Ziehvater von Leif Eriksson:
Eines Abends fehlte einer aus der Schar, und das war Tyrkir, der Deutsche. Leif war darüber in großer Unruhe. Denn Tyrkir war schon lange bei ihm und schon bei seinem Vater gewesen und hatte ihn in seiner Kindheit sehr geliebt. Leif machte seinen Fahrtgenossen darob heftige Vorwürfe. Er brach auf, um ihn zu suchen, und zwölf Männer begleiteten ihn. Sie waren aber erst kurze Zeit unterwegs, da kam ihnen Tyrkir schon entgegen. Man empfing ihn voller Freude. Leif merkte bald, dass sein Ziehvater nicht recht bei sich war. […] Da sagte Leif zu ihm: „Wo weiltest du so lange, lieber Ziehvater, und warum trenntest du dich von den Gefährten?“ Tyrkir sprach zuerst lange deutsch, rollte die Augen und fletschte die Zähne, und keiner verstand, was er sagte. Nach einer Weile sagte er aber dann auf nordisch: „Ich ging nicht viel weiter denn ihr. Doch hab’ ich eine Neuigkeit für euch. Ich fand Weinranken und Weintrauben.“
Grænlendinga Saga, Kap. 4, übersetzt von Felix Niedner
L’Anse aux Meadows
In der Region um L’Anse aux Meadows an der Nordspitze von Neufundland leben Menschen seit etwa 4000 vor Christus. Dabei handelte es sich ursprünglich um mehrere Gruppen aus der indianischen und der Inuit-Kultur.
Die Nordmänner bezeichneten die Eingeborenen als „Skrælingar“. Das Wort kann soviel wie Bewohner oder auch abfällig Schwächling meinen. Zumindest in Bezug auf Neufundland wäre die letztere Bedeutung jedoch überzogen.
Mit diesen „Schwächlingen“ hatten die Skandinavier nämlich wohl ganz erhebliche Probleme. Die Sagen berichten, dass es zu schweren Kämpfen kam und sich die Wikinger auf Neufundland nicht lange halten konnten.
Zum genauen Verlauf dieser Besiedlung in Folge der Entdeckung durch Leif Eriksson gibt es keine eindeutigen Quellen. Aber man konnte beispielsweise anhand der Schlacke in der Schmiede feststellen, dass in L’Anse aux Meadows wahrscheinlich nur wenige Kilo Eisen verarbeitet wurden.
Der Rückzug der Skandinavier aus dieser Siedlung verlief aber wahrscheinlich relativ geordnet. Es wurden kaum wertvolle Gegenstände in der aufgegebenen Siedlung zurückgelassen, was auf einen planmäßigen Aufbruch deutet.
Unabhängig von Konflikten mit Eingeborenen erscheint es jedoch auch unrealistisch, dass die Wikinger eine dauerhafte Niederlassung so weit im Westen hätten am Leben erhalten können. Bereits auf Grönland war man auf Importe beispielsweise von Eisenerz angewiesen. Eine logistische Kette bis in die Neue Welt aufrecht zu erhalten war wohl kaum möglich.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
Erik der Rote wurde um 950 im Südwesten von Norwegen geboren. Er war ein Entdecker, segelte von Island nach Grönland und gründete dort die erste skandinavische Siedlung.
Erik der Rote segelte von Island nach Grönland. (Carl Rasmussen / gemeinfrei)
Doch bereits die Übersiedelung von Norwegen nach Island kam nicht aus freien Stücken. Vielmehr hatte sein Vater Thorvald Asvaldsson einen Kontrahenten während eines Holmgangs getötet und wurde dafür vom Thing wegen Mordes verbannt.
Auch spätere Weiterfahrt zum bereits entdeckten Grönland hatte eine ähnlichen Hintergrund: Erik hatte auf Island jemandem im Streit getötet. Deswegen nannte man ihn auch „der Rote“ – wegen seiner Haarfarbe und dem Blut an seinen Händen.
Die Folge war eine weitere Verbannung wegen Mordes. Die erste Reise nach Grönland trat er dann mit weiteren Geächteten an, von den mit Eyjolf, Styr und Thorbjörn auch drei namentlich bekannt sind.
Die Reise war jedoch keineswegs ein Segeln ins völlig Ungewisse. Grönland war erstmals bereits um 900 von Gunnbjörn Úlfsson erstmals gesichtet worden. Wenige Jahre vor der Abfahrt von Erik dem Roten wurden die Erzählungen von Snæbjörn Galti bestätigt, der als erster Europäer auch tatsächlich angelandet war.
Doch die erste Reise von Erik dem Roten wohl im Jahr 982 war der Auftakt für die Landnahme von Grönland. Zur zweiten Fahrt unter seiner Führung brachen bereits etwa 1.000 Kolonisten auf, von denen jedoch viele auf dem Weg einem Sturm zum Opfer fielen.
Die Grænlendingar konnten jedoch zwei Siedlung gründen, an der Südküste und an der Westküste von Grönland. Die größte Krise erlebten die Kolonisten durch eine Seuche im Jahr 1002, der auch Erik der Rote zum Opfer fiel.
Dennoch konnten sich die Kolonien mehr hundert Jahre lang bis zum Beginn der kleinen Eiszeit im 15. Jahrhundert halten. Darüber hinaus sollte auch Grönland für nachfolgende Generationen das Sprungbrett für weitere Fahrten sein.
Eriks Sohn Leif Eriksson segelte bereits um 1000 weiter und erreichte bei Neufundland als erster Europäer den nord-amerikanischen Kontinent.
Entdeckung von Grönland durch Wikinger
Erik der Rote war nicht der Entdecker, sondern eine Schlüsselfigur der Besiedlung von Grönland. Er baute dabei auf eine Expansion der Wikinger von fast 300 Jahren auf.
Der Hintergrund war, dass die Skandinavier mit ihren Wikingerschiffen sukzessive von einer Position zu weiteren Lebensräumen vorstießen. Dieser Prozess begann um 700 mit der Besiedlung der Shetland Inseln.
Karte der Entdeckungs- und Eroberungsfahrten der Wikinger (Mediatus / CC-BY-SA 3.0)
Der nächste Zwischenstopp der Skandinavier auf dem langen Weg nach Grönland war die Besiedlung der Färöer Inseln durch Wikinger um das Jahr 825 unter der Führung von Grímur Kamban. Zu dieser Zeit waren dort aber auch bereits irische Mönche sesshaft.
Die entscheidende Zwischenstation war Island, dessen Entdeckung dem Schweden Garðarr Svavarsson zugeschrieben wird. Die Landnahme soll um 870 durch den Norweger Ingólfur Arnarson sowie keltische Sklaven erfolgt sein.
Aus der Folgezeit gibt es mit dem Landnámabók, dem Buch der Besiedlung Islands, eine genealogische Liste der norwegischen Familien, die die fruchtbaren Ländereien unter sich aufteilten. Archäologische Funde der jüngeren Zeit deuten jedoch auf einen sogar deutlich früheren Beginn der Besiedlung hin.
Auf einer Reise von Norwegen nach Island wurde der Norweger Gunnbjörn Úlfsson um das Jahr 900 soweit abgetrieben, dass Grönland erstmals von Wikingern gesichtet wurde. Weil Grönland geologisch und kulturell zu Nord-Amerika gezählt wird, gilt des auch als erste Begegnung von Europäern mit der neuen Welt.
Morde und Verbannungen
Die Geschichte von Erik dem Roten begann dann mit einem Mord im Süden von Norwegen, als Harald Blauzahn über das nordische Großreich herrschte.
Sein Vater Thorvald Asvaldsson tötete bei einem Holmgang seinen Gegner. Das war ein ritueller Zweikampf, bei dem vergleichbar mit einem Gottesurteil über eine Streitfrage entschieden wurde.
Die skandinavische Gesellschaft war jedoch keinesfalls völlig archaisch. Man hatte gesetzliche Standards und so ein Holmgang sollte eigentlich nicht tödlich enden:
Holmgang (Johannes Flintoe / gemeinfrei)
„So lautete das Holmgangsgesetz: […] Jeder Mann erhielt drei Schilde. […] War einer verwundet, so dass Blut auf den Teppich floss, dann durfte man nicht weiter kämpfen. Setzte einer einen Fuß außerhalb der Haseln, dann hieß es: ‚Er weicht‘, trat er mit beiden über sie hinaus: ‚Er ist geflohen‘.“ (Kormáks Saga Kap. 10)
Der Thing verurteilte Thorvald Asvaldsson nach dem tödlichen Holmgang um 970 wegen Mordes und verbannte ihn nach Island. Die Familie von Erik dem Roten siedelte dann ganz im Norden auf der Halbinsel Hornstrandir.
Thorvald Asvaldsson starb bereits ein Jahr später. Laut dem Landnámabók heiratete Erik der Rote und erlangte dadurch ein Hof im Westen von Island.
Erste Reise nach Grönland
Ganz der Vater erschlug Erik dann jemanden auf Island im Streit. Deshalb nannte man ihn auch „der Rote“, wegen seiner Haarfarbe und weil er Blut an den Händen hatte.
Er wurde dafür vom Thing verurteilt und für drei Jahre verbannt. Zunächst versuchte Erik der Rote sich nur etwas zurückzuziehen, aber er konnte nach dem Urteil auf Island nicht mehr unbehelligt leben.
Auch eine Rückkehr gen Norwegen kam wohl nicht in Frage. Deshalb waren die Geschichten des ursprünglichen Entdeckers Gunnbjörn Úlfsson über eine weitere Insel im Westen für Erik den Roten plötzlich offenbar sehr interessant. Außerdem hatte mit Snæbjörn Galti ein weiterer Norweger erst wenige Jahre zuvor Grönland erstmals betreten und die Gerüchte damit bestätigt.
Im Landnámabók wird erwähnt, dass Erik der Rote dann im Jahr 982 mit weiteren Geächteten namens Eyjolf, Styr und Thorbjörn lossegelte. Diese Anti-Helden machte sich gemeinsam auf, um in der neuen Welt eine Zuflucht vor den Gerichten zu finden.
Die Gruppe um Erik den Roten betrat dann bei „Midjökul“ im Osten von Grönland die Hauptinsel. Das war wahrscheinlich in der Nähe des heutigen Ortes Tasiilaq.
Den ersten Winter verbrachten sie auf einer vorgelagerten Insel. Dort fanden die Wikinger auch bereits Spuren einer Besiedlung von Inuits. Ernähren konnte sie sich dort beispielsweise durch die Jagd auf Robben.
Im Frühjahr fanden die Wikinger dann im Süden von Grönland einen passenden Fjord, der dann auch den klangvollen „Eriksfjord“ erhielt. Dort entstand dann auch der erste Hof.
Besiedelung unter Erik dem Roten
Erik der Rote und seine Begleiter verbrachten wohl mehrere Jahre auf Grönland. Dann kehrten sie nach Island zurück, um dort Kolonisten für ein dauerhaftes Leben auf der unerschlossenen Insel anzuwerben.
Anwerbung der Grænlendingar
Als „Grænlendingar“ bezeichnet man jene Isländer, die sich ab 986 in Grönland niederließen. Aus dieser Gruppe gingen auch jene Siedler hervor, die später als erste Europäer bis nach Nord-Amerika vorstoßen sollten.
Erik der Rote konnte sich bei seiner Anwerbung von Freiwilligen für die Landnahme von Grönland vor allem auf zwei Faktoren stützen. Einerseits waren Durchhaltevermögen und Risikobereitschaft sozial erwünschtes Verhalten in der nordischen Gesellschaft.
Andererseits begünstigte das skandinavische Erbrecht die Erstgeborenen, so dass sich alle weiteren Söhne eine eigene Existenz aufbauen mussten. Deshalb war die Aussicht auf Besiedlung von Grönland ein attraktives Angebot für Nachgeborene, mit der Erik der Rote viele Personen mobilisieren konnte.
Darüber hinaus hatten die 970er Jahre aber auch dürre Ernten und in der Folge dann Hungersnöte über die Isländer gebracht. Diese damals jüngsten Erfahrungen förderten den Migrationsdruck zur Zeit von Erik dem Roten noch zusätzlich.
Zugleich waren die klimatischen Bedingungen in dieser Zeit auch milder als während der späteren kleinen Eiszeit. Insofern klang der Vorschlag von Erik dem Roten offenbar nicht gänzlich absurd.
Es fanden sich schließlich etwa 1.000 Personen zusammen, die mit 25 Schiffen aufbrachen. Auf der stürmischen Fahrt nach von Island nach Grönland gingen jedoch elf Schiffe samt Besatzung verloren.
Eystribygð und Vestribygð
Die Grænlendingar um Erik den Roten gründeten auf Grönland zwei Siedlungen – die Ostsiedlung und die Westsiedlung. Die Namen sind allerdings missverständlich und beziehen sich eher auf die Anfahrtswege und nicht auf die Lokalisierung der Orte auf Grönland.
Grassodenhaus auf Grönland (Wolfgang Sauber / CC-BY-SA 3.0)
Die Ostsiedlung Eystribygð lag unweit der Südspitze von Grönland und entwickelte sich zur größten Niederlassung. Der Ort lag einem Fjord und genoss durch umliegende Hügel auch eine gewissen klimatischen Schutz.
Die Kolonisten konnten sich dort neben der Jagd auch dank der subpolaren Vegetation versorgen. Archäologische Funde deuten auf Brandrodungen hin, mit den das Land für die Viehzucht kultiviert wurde. Laut einem Chronisten aus dem 14. Jahrhundert soll man dort in guten Jahren sogar Äpfel geerntet haben.
Die Westsiedlung Vestribygð lag etwa 500 Kilometer weiter nördlich, war deutlich kleiner und hatte ein raueres Klima. Dort war die Versorgung weitgehend auf die Jagd reduziert.
Während die Versorgung mit Fleisch- und Milchproduktion relativ gesichert war, war Bauholz jedoch Mangelware und Erz beziehungsweise Eisen musste importiert werden. Es wurden beispielsweise Waffen gefunden, die vollständig aus Knochen bestanden.
Ein bedeutendes und auch wertvolles Exportgut für den Handel war dagegen die Wolle von Schafen. Diese war sehr fetthaltig, damit besser wasserabweisend und aus diesem Grund ein gefragtes Gut.
Brattahlid und Thing-Platz
Die Grænlendingar brachten die Lebensweise aus Island mit. In der Ostsiedlung entstanden 192 Höfe, zu denen auch das Gut „Brattahlid“ von Erik dem Roten zählte.
Kirche von Brattahlid (Hamish Laird / gemeinfrei)
Die Anlage wurde in den 1930er Jahren ausgegraben. Man fand mehrere Gebäude sowie eine 25 Meter langen Halle, die als zentraler Wohnraum diente.
Unweit entfernt entdeckte man eine Kirche, die rekonstruiert wurde. Darüber hinaus konnte ein Thing-Platz identifiziert werden, wo Versammlungen abgehalten und Recht gesprochen wurde.
Die Analyse von Knochen aus Gräber lege jedoch nahe, dass es zwischen den Wikingern auf Grönland auch zu schweren Auseinandersetzungen kam. An Skeletten wurden Spuren von Schwert- und Axthieben gefunden.
Erikssaga und Grönland-Saga
Die ältere Fassung Erikssaga stammt aus dem 14. Jahrhundert und behandelt die Besiedelung von Grönland und Neufundland. Es ist ein literarisches Werk, dass besonders Leif Eriksson und dessen Fahrten hervorhebt.
Die Grönland-Saga hingegen entstand schon hundert Jahre früher und gilt inhaltlich als belastbarer. Einige Angaben und Daten lassen sich auch mit dem Landnahmebuch von Island abgleichen.
Beiden Texten ist jedoch gemein, dass die Inhalte auch geschmückt sind und vor allem auch die Christianisierung behandeln.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
Sven Gabelbart war ein Sohn von Harald Blauzahn und wurde um 960 als Bastard geboren. Das war in der dänischen Gesellschaft kein zwangsläufiges Problem, aber der Vater schloss ihn dann explizit von der Thronfolge aus.
Sven Gabelbart – Ausschnitt einer Darstellung aus dem 13. Jahrhundert (gemeinfrei)
Ganz im Stile seiner Zeit rebellierte Sven Gabelbart gegen den legendären Vater und war vor Bornholm in der Seeschlacht von Helgenes siegreich. Harald wurde tödlich verwundet und der uneheliche Sohn konnte sich letztlich doch als König Sven I. von Dänemark durchsetzen.
Sven Gabelbart trat dann die Herrschaft über ein skandinavisches Großreich an, das sich damals auch über Teile von Norwegen, Schweden und Pommern erstreckte.
Berühmt wurde Sven Gabelbart jedoch für seine Angriffe auf die britische Hauptinsel. Anfangs trieben ihn und seine Wikinger wohl nur die Beutegier. In den 990er Jahren plünderten sie den Süden und belagerten sogar London. Der englische König Æthelred der Unfertige sorgte jedoch letztlich selbst für die entscheidende Provokation.
Im Jahr 1002 ordnete er das St.-Brice’s-Day-Massaker an den Dänen in England an. Dabei wurde auch eine Schwester von Sven Gabelbart getötet. Dieser organisierte anschließend eine ganze Serie von Angriffswellen gegen die Insel.
1013 konnte er schließlich fast im Handstreich weite Teile von England einnehmen. Der angelsächsische König Æthelred floh über den Ärmelkanal ins Exil. Anschließend machte sich Sven Gabelbart selbst zum ersten dänischen König von England.
Er verstarb allerdings schon 40 Tage später am 03. Februar 1014 im englischen Gainsborough. Das Großreich wurde dann zunächst unter mehreren Erben aufgeteilt. Nach einigen Jahren kam es jedoch unter seinem Sohn Knut dem Großen zu einer Wiedervereinigung.
Dänisches Großreich und Haus der Jellinge
Das herrschaftliche Geschlecht von Sven Gabelbart stammte aus Jelling im dänischen Jütland. Der Ort liegt etwa 120 Kilometer nördlich von Flensburg.
Gorm der Alte und Harald Blauzahn
Der Großvater von Sven Gabelbart war Gorm, den man „den Alten“ nannte. Er wurde um 900 geboren und gilt als Reichseiniger sowie erster König von Dänemark.
Runenstein für Gorm den Alten im jütländischen Jelling (Jürgen Howaldt / CC-BY-SA 2.0)
Es gibt aus dieser Zeit und dieser Region jedoch praktisch keine schriftlichen Quellen. Eine der wenigen Ausnahmen sind beispielsweise die spärlichen Angaben des Widukind von Corvey in der Sachsenchronik zu Heinrich I. aufgrund einer kriegerischen Auseinandersetzung im Jahr 934.
Als bedeutendste Zeugnisse dieser Frühphase gelten einige Runensteine. Eine nähere Rekonstruktion der Machtergreifung der Jellinge in Dänemark ist deshalb nicht möglich.
Der Sohn Harald Blauzahn hinterließ jedoch bereits sehr viel tiefere Schleifspuren in der Geschichte. Bereits in jungen Jahren mischte er kräftig mit und engagierte sich beispielsweise in der Normandie.
Dort stabilisierte Harald die Herrschaft der normannischen Rolloniden und nahm den westfränkischen König Ludwig IV. gefangen. Als dänischer König führte er dann Kriege um Schleswig und besetzte den Süden von Norwegen.
Darüber hinaus soll auf seine Initiative hin auch die legendäre Jomsburg in Pommern gegründet worden sein. Als möglicher Standort wird das Spandowerhagener Wiek am westlichen Ufer des Peenestroms auf Usedom vermutet. Alternativ wird auch die polnische Insel Wollin diskutiert.
Das Gebiet wurde damals vom polnischen Fürsten abgetreten, der mit dieser Kooperation seine Seegrenze sichern wollte. Die Dänen hingegen verfügten mit der Jomsburg über eine Basis mit Ankerplätzen für angeblich bis zu 300 Wikingerschiffe. So konnte man die westliche Ostsee und den Handel in diesem Gebiet vollständig kontrollieren.
Revolte von Sven Gabelbart (986)
Sven Gabelbart war wie beispielsweise auch Wilhelm der Eroberer ein Kind der Leidenschaft. Die Mutter war laut der Jómsvíkinga Saga eine Magd.
Karte des Reiches von Harald Blauzahn in roter sowie mit abhängigen Gebieten in gelber Farbe (Briangotts / CC-BY-SA 3.0)
Diese „dänische Sitte“ stellte hinsichtlich der Anerkennung zwar kein zwangsläufiges Problem dar. Der mächtige Vater wollte Sven Gabelbart dennoch nicht an der Thronfolge beteiligen.
Ab 985 kam es deswegen zu einer Rebellion gegen den alternden König. Die wenigen vorhandenen Berichte sind leider sehr parteiisch und bieten keine Anhaltspunkte für ein klares Bild.
Aber Harald Blauzahn scheint zunächst sehr erfolgreich bei der Bekämpfung von Sven Gabelbart gewesen zu sein. Dann kam es in der Nähe von Bornholm zur entscheidenden Schlacht.
Dabei wurde Harald von einem Pfeil getroffen und verstarb wenig später. Da es sonst keine Erben mit einem höheren Anspruch oder Rückhalt gab, konnte Sven Gabelbart dank dieses Glückstreffers dann doch König werden.
König Sven I. von Dänemark und England
Trotz des Konfliktes mit dem Vater knüpfte Sven Gabelbart an die herrschaftliche Tradition seiner Familie an. Die Leiche von Harald wurde nach Roskilde überführt und in allen Ehren bestattet. Bis heute erinnert ein prächtiges Mosaik in der dortigen Kathedrale an den 960 getauften König der Wikinger.
Verhältnis zu Olav von Norwegen
Laut den Angelsachsen verbündete sich Sven Gabelbart ab 993 mit dem norwegischen König Olav Tryggvason. Gemeinsam plünderten die Skandinavier anschließend im Süden von England.
Eine Belagerung von London war zwar erfolglos. Dennoch zahlte der angelsächsische König Æthelred der Unfertige ein immenses Schutzgeld in Höhe von 22.000 Pfund Silber – das sogenannte „Danegeld“.
Das Gokstad-Wikingerschiff aus dem 9. Jahrhundert (Karamell / CC-BY-SA 3.0)
Diese sehr ergiebige Arbeitsbeziehung der beiden Wikinger-Könige wurde mit der Ehe von Olav mit Svens Schwester Tyra Haraldsdatter gefestigt. Dennoch kam es zum Bruch zwischen den beiden Nordmännern. Die Gründe sind jedoch nicht bekannt.
In der Seeschlacht bei Svold am 09. September 1000 zwischen Sven Gabelbart und Olav Tryggvason wurde der norwegische König getötet. Das Gefecht fand im Öresund statt und war nicht besonders fair.
Sven Gabelbart hatte ohnehin das größere Reich mit mehr Ressourcen. Noch dazu war er mit dem schwedischen König Olof Skötkonung verbündet.
Außerdem war der norwegische König wohl auf einer Rückreise und segelte dann nichts ahnend in einen Hinterhalt. Des Weiteren gab es in den norwegischen Reihen auch noch Abtrünnige.
Der Ladejarl von Trondheim war zu Sven Gabelbart übergelaufen. Letztlich wurden dann elf norwegische Schiffe von der dänisch geführten Allianz mit mehr als 70 Schiffen platt gemacht. Angeblich beging Olav durch einen „Königssprung“ in die Ostsee Selbstmord, um der Gefangenschaft zu entgehen.
Das Drama wurde in den Sagen anschließend durch eine weitere Anekdote angereichert. Der Legende zu Folge verweigerte Svens Schwester Tyra nach dem Tod von Olav Tryggvason die Nahrungsaufnahme und starb wenige Wochen später ebenfalls.
St.-Brice’s-Day-Massaker (1002)
Der angelsächsische König Æthelred der Unfertige hatte die Demütigungen und Plünderungen der 990er Jahre nicht vergessen. Nach dem Bruch des dänisch-norwegischen Bündnisses sah er offenbar eine Chance, sich von der skandinavischen Plage zu befreien.
Æthelred der Unfertige erließ die Order, am Gedenktag des Heiligen Brictius, am 13. November 1002 alle Dänen in England umzubringen. Ein Opfer dieses Massakers war eine weitere Schwester von Sven Gabelbart mit dem Namen Gunhilde. Laut der angelsächsischen Chronik war dieser Genozid natürlich ganz klar Notwehr:
„Der König ordnete an, alle in England lebenden Dänen am St.-Bricius-Tag – dem 13. November – zu töten, weil er in Erfahrung gebracht hatte, dass sie sich verschworen hatten, ihn und seine Ratgeber umzubringen und sich sein Reich anzueignen.“
Es ist jedoch umstritten, ob wirklich landesweit alle Dänen getötet wurden. Plausibler ist, dass es vor allem in größeren Orten wie Bristol, Oxford oder London zu Übergriffen kam. Im Danelag, den alten dänischen Gebieten aus dem 9. Jahrhundert, konnten umfassende Säuberungen wohl eher nicht realisiert werden.
König Æthelred der Unfertige erreichte mit diesem Anschlag auf dänische Bewohner jedoch vor allem eine Sache: Er gab Sven Gabelbart eine umfassende Motivation und vor allem auch eine Rechtfertigung, die britische Hauptinsel mit allen Mitteln massiv zu attackieren.
Invasionen und Tod in England
Ab 1003 begann eine neue Serie von dänischen Großangriffen auf England wie zu Zeiten von Alfred dem Großen. Æthelred der Unfertige versuchte zunächst verzweifelt, die Invasionen mit hohen Zahlungen abzuwenden.
Aber die Skandinavier brachen nach Erhalt der Gelder die Friedensverträge immer wieder. Historiker vermuten als weiteren wesentlichen Grund für diese Aggressivität die hohe Zahl an verfügbaren Krieger in jenen Jahren. Der römisch-deutsche Kaiser Otto III. war kurz vorher plötzlich verstorben und sein Reich stellte keine akute Gefahr dar.
Knut der Große – König über ein nordisches Großreich (Illustration von 1320 / gemeinfrei)
Die letztlich erfolgreiche Invasion begann 1013. Mit ihren flusstauglichen Wikingerschiffen drangen die Dänen über den Humber und den Trent bis ins Landesinnere vor.
Binnen kurzer Zeit unterwarfen sich alle Engländer nördlich der Watling Street. Das ist eine wichtige Verkehrsachse aus römischer Zeit von Ost nach West, die auf der Höhe von Birmingham verläuft und in etwa der heutigen A5 entspricht. An dieser Straße fand beispielsweise auch die entscheidende Schlacht des Aufstandes von Boudicca statt.
Uhtred, der Earl von Northumbrien, wurde getötet. Andere Adelige schlossen sich Sven Gabelbart jedoch wohl ganz gerne an, weil Æthelred wenige Jahre zuvor einen bedeutenden Ealdorman töten ließ.
Als sich die Dänen nach Süden wandten, floh der englische König ins Exil nach Frankreich. Am 25. Dezember 1013 ernannte sich Sven Gabelbart zum neuen Monarchen über die Angelsachsen.
Er starb jedoch nur 40 Tage später. Deshalb ist umstritten, inwieweit die herrschaftliche Durchdringung der neuen Gebiete zu diesem Zeitpunkt bereits gelungen war.
Sein Sohn Knut der Große beerbte Sven Gabelbart dann in der Rolle als König von England. Dessen Stand war zunächst nicht gefestigt. Er wurde umgehend vertrieben. Knut kehrte aber ein Jahr später mit geballter Streitkraft auf die britische Hauptinsel zurück und regierte dann für beinahe zwei Jahrzehnte.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
Harald Blauzahn wurde um 910 geboren. Er war ein Jelling aus dem dänischen Jütland. Die Bedeutung des speziellen Beinnamens ist nicht geklärt. Jedoch können abgestorbene Zahnnerven tatsächlich zu einer bläulichen Verfärbung der Zähne führen.
Runenstein von Harald Blauzahn bei Wollin (Radosław Drożdżewski / CC-BY-SA 3.0)
Harald Blauzahn war ein Sohn von König Gorm dem Alten, dem Einiger des dänischen Reiches. Er beerbte den Vater wahrscheinlich im Jahr 958.
Doch Harald Blauzahn war schon deutlich früher ein gefürchteter Anführer der Wikinger. Er fiel ab 945 mehrfach in das Reich der Westfranken ein und nahm sogar den regierenden Karolinger – König Ludwig IV. – gefangen.
Den ostfränkischen König Otto den Großen erkannte Harald Blauzahn jedoch an. Unter dem Einfluss des späteren Kaisers leitete der Däne ab 948 die Christianisierung von Skandinavien ein und ließ sich schließlich auch selbst taufen.
Grob um 950 ließ Harald Blauzahn die legendäre Jomsburg auf der deutsch-polnischen Seite der Ostsee gründen. Dort lebte ein Söldnerbund, von dem die Jómsvíkinga Saga berichtet.
Nach dem Tod von König Håkon dem Guten von Norwegen griff Harald Blauzahn nach den südlichen Gebieten des nördlichen Nachbarn und ließ sich dort huldigen. Trotz anfänglicher Rückschläge gegen Otto II. konnte er am Ende auch Schleswig unter dänische Kontrolle bringen.
Damit wurde Harald Blauzahn zum Gründer eines nordischen Großreiches. Seinem Sohn König Sven I. gelang 1013 sogar die Invasion von England. Er regierte dann dort zwar nur noch weitere 40 Tage bis zu seinem Tod.
Doch mit Knut dem Großen herrschte ein Enkel von Harald Blauzahn fast zwei Jahrzehnte über Dänemark, England, Norwegen sowie den Süden von Schweden.
In den 1990er Jahren hat man deshalb als Anspielung auf Harald Blauzahn einen Standard für drahtlose Datenübertragung auf den Namen „Bluetooth“ getauft. Damit soll an das verbindende Element der Herrschaft des Wikingers erinnert werden.
Auch das Logo von Bluetooth erinnert an Harald Blauzahn. Es ist eine Kombination seiner Initialen in Runenschrift: H(agalaz) und B(erkano) – ᚼ und ᛒ.
Gorm der Alte und das Haus der Jellinge
Einigung des dänischen Reiches
Gorm der Alte war der Vater von Harald Blauzahn. Sein Geburtsjahr ist nicht bekannt, liegt jedoch wahrscheinlich vor 900. Er wird häufig als der erste König von Dänemark bezeichnet.
Runenstein für Gorm den Alten im jütländischen Jelling (Jürgen Howaldt / CC-BY-SA 2.0)
Die schriftliche Quellenlage aus dieser Zeit und dieser Region ist aber nur äußerst dünn. Jedoch besiegte der deutsche König Heinrich I. die Dänen im Jahr 934, so dass dessen Schreiber Widukind von Corvey einige grobe Informationen hinterließ.
Die genauen Zusammenhänge der Machtübernahme des Vaters von Harald Blauzahn im Jahr 936 sind jedoch nicht bekannt. Die Informationen aus der Saga über Olaf Tryggvason aus dem 14. Jahrhundert zu Gorm dem Alten gelten als unzuverlässig.
Der erste Dänen-König regierte dann jedoch bis zu seinem Tod in einem relativ hohen Alter wohl im Jahr 958 oder spätestens bis Mitte der 960er Jahre. An Gorm den Alten und seine Frau Thyra erinnern bis heute die Grabhügel in Jelling sowie eindrucksvolle Runensteine.
Nach dem Tod von Gorm dem Alten wurde sein Sohn Harald Blauzahn neuer dänischer König. Unter seiner Führung entwickelte sich das Haus der Jellinge zur führenden Dynastie in Skandinavien.
Kriegszüge in der Normandie
Doch Harald Blauzahn war schon lange vor dem Tod seines Vaters ein sehr aktiver Anführer der dänischen Wikinger. Bereits ab 945 unterstützte er den damals noch minderjährigen Herzog der Normandie: Richard Ohnefurcht.
Grab von Jarl Rollo im Notre-Dame de Rouen (Raimond Spekking / CC-BY-SA 4.0)
Dessen Großvater Jarl Rollo, Ahnherr der Rolloniden und Vorfahr von Wilhelm dem Eroberer, hatte den westfränkischen Königen einige Gebiete im Norden von Frankreich an der Kanalküste abgerungen, das Herzogtum der Normandie.
Nach dem Tod von Rollo im Jahr 931 oder 932 wurde dessen Sohn Wilhelm Langschwert zum Herzog der Normandie ernannt. Er wurde jedoch in einen langen Konflikt mit dem Herzog von Flandern verwickelt und im Jahr 942 während Verhandlungen hinterhältig umgebracht.
Die Normandie wurde daraufhin von Ludwig IV. attackiert. Der westfränkische König besetzte das Herzogtum und der minderjährige Richard Ohnefurcht geriet in Gefangenschaft.
Der schwächliche Karolinger hatte jedoch wohl nicht mit der Solidarität von Harald Blauzahn mit seinen skandinavischen Vettern in der Normandie gerechnet. Die dänischen Jellinge stellten sich an die Seite der normannischen Rolloniden und attackierten nun selbst die Region.
Harald Blauzahn nahm Ludwig IV. schließlich sogar gefangen. Dem übermütigen König blieb letztlich keine Wahl, als den immer noch minderjährigen Richard Ohnefurcht und dessen Herzogtum anzuerkennen.
Harald Blauzahn – König der Wikinger
Christianisierung und Taufe
Harald Blauzahn erkannte die Dominanz von Otto dem Großen im Jahr 948 an. Dänemark unterlag zwar keiner direkten Abhängigkeit, zahlte jedoch Tribute und erfüllte weitere Verpflichtungen.
Das entstehende Heilige Römische Reich war in der Mitte des 10. Jahrhunderts die führende Macht in Mittel-Europa. Das dänische Haus der Jellinge pflegte darüber hinaus auch persönliche Beziehungen zu den regierenden Ottonen.
Mit dieser Vormachtstellung des christlichen Reiches der Ostfranken setzte auch die Christianisierung von Skandinavien ein. Beginnend in Dänemark wurden von Harald Blauzahn die Bistümer Aarhus, Ribe und Schleswig gegründet.
Im Jahr 960 ließ sich Harald Blauzahn von Bischof Poppo angeblich durch ein Wunder bekehren. Anschließend wurde der Wikinger-König am Poppostein getauft, einem Hünengrab aus der Jungsteinzeit bei Flensburg.
Gründung der Jomsburg
Nach der Jómsvíkinga Saga entstand in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts eine Wikinger-Feste auf der deutsch-polnischen Seite der Ostsee. Diese Jomsburg lag auf einer Insel, entweder Wollin oder Usedom.
Eine moderne Annahme ist, dass die Jomsburg am Spandowerhagener Wiek am westlichen Ufer des Peenestroms lag. Die Anlage bestand wahrscheinlich aus mehreren Langhäusern, die durch einen Erdwall geschützt waren.
Der Standort war der Überlieferung nach von Palnatoki, einem Gefolgsmann von Harald Blauzahn gegründet worden und diente seinen Anhängern als Basis. Der Hafen der Jomsburg konnte angeblich bis zu 300 Wikingerschiffe aufnehmen.
Das Gebiet war von Herzog Mieszko I. von Polen zu diesem Zweck an die Wikinger übergeben worden, was wohl einen Beitrag zur Sicherung der Seegrenze leisten sollte. Außerdem konnte von der Jomsburg aus der Handel gen Osten beispielsweise mit den Rus unter der damaligen Führung der Olga von Kiew kontrolliert werden.
Auch die Knytlinga Saga über Knut den Großen, einen Enkel von Harald Blauzahn, berichtet, von den verschworenen Jomswikingern, die mit besonderer Todesverachtung kämpften.
Erster Krieg um Schleswig
Nach dem Tod von Otto dem Großen im Mai 973 verschob sich das Kräfteverhältnis zwischen dem römisch-deutschen Reich und der dänischen Einflusssphäre. Harald Blauzahn sah die Chance und fiel in Schleswig ein.
Das Danewerk im Norden von Schleswig-Holstein (Joachim Müllerchen / CC-BY-SA 2.0)
Für den jungen Thronfolger Otto II. war dieser Konflikt an der Nordgrenze seines Reiches anfangs ein großes Problem. Zeitlich parallel stellten sich nämlich auch deutsche Herzöge gegen ihn.
Dem neuen Monarchen gelang jedoch die Konsolidierung seines Herrschaftsraums. In der Folge konnte der junge Kaiser einen Feldzug gen Norden führen.
Es kam zu harten Kämpfen um das Danewerk. Das war eine durchgehende Wehranlage im Norden des heutigen Schleswig-Holstein, die bereits vor 700 erstmals angelegt und dann immer wieder ausgebaut wurde.
Harald Blauzahn wurde dabei zurückgeworfen. Konkret ging es um das Gebiet zwischen Schlei und Eider. Das liegt westlich von Kiel. Otto II. ließ dann ein symbolisches Tor in das Danewerk einfügen.
„… inter Sliae et Eidera …“
Damit wollte er seinen potentiellen Zugriff auf Dänemark demonstrieren. Tatsächlich war er jedoch nicht in der Lage, genügend militärische Streitkraft längerfristig soweit im Norden zu konzentrieren.
Besetzung von Norwegen
Um das Jahr 961 starb König Håkon der Gute von Norwegen. Die Thronfolge sollte einer seiner Söhne antreten. Die Macht der Dynastie war jedoch nicht gefestigt und die Bevölkerung war des Clans überdrüssig.
Karte des Reiches von Harald Blauzahn in roter sowie mit abhängigen Gebieten in gelber Farbe (Briangotts / CC-BY-SA 3.0)
Harald Blauzahn intervenierte daraufhin und landete mit Truppen bei seinen nördlichen Nachbarn. Er behauptete den Süden und ließ sich dort sogar als König huldigen.
Als dänischer König konnte er jedoch nicht dauerhaft in Norwegen bleiben. Deshalb setzte er mit Harald Graufell einen Sohn des von Håkon verdrängten Königs Erik Blutaxt als Jarl ein.
Das Arrangement hatte jedoch keinen dauerhaften Bestand. Harald Graufell konnte nämlich nach und nach den Handel an der norwegischen Atlantik-Küste unter seine Kontrolle bringen.
Mit dieser wirtschaftlichen Macht wurde Harald Graufell schließlich etwas zu selbständig. Harald Blauzahn forderte ihn deshalb im Jahr 970 zu einem gemeinsamen Feldzug auf.
Harald Graufell folgte diesem Aufruf und wurde dann in einem Hinterhalt von Harald Blauzahn ermordet. Dieser machte sich in der Folge wieder selbst zum König von Norwegen.
Zweiter Krieg um Schleswig
Im Jahr 983 verstarb der römisch-deutsche Kaiser. Die Thronfolge fiel an den damals erst dreijährigen Otto III., für den die Kaiserin-Witwe Theophanu die Regierungsgeschäfte übernahm.
Harald Blauzahn fiel daraufhin erneut in Schleswig ein und konnte die Region dieses mal behaupten. Bis zu seinem eigenen Tod war das römisch-deutsche Reich mit internen Fragen beschäftigt und gar nicht zu einer Gegenoffensive in der Lage.
Verwundung und Tod
Das nordische Großreich zur Zeit von Knut dem Großen in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts (Furfur / CC-BY-SA 3.0)
Im Jahr 985 oder 986 rebellierte der ambitionierte Sven Gabelbart gegen sein Vater Harald Blauzahn. Der Hintergrund war, dass man ihn von der Thronfolge ausgeschlossen hatte.
Vor der Insel Bornholm kam es zur legendären Seeschlacht von Helgenes. Dabei wurde Harald Blauzahn von einem Pfeil schwer verwundet.
Enge Gefolgsleute retteten ihn und flohen gen Süden zur Jomsburg. Dort verstarb Harald Blauzahn an Allerheiligen an den Folgen der Verwundung. Die naheliegende Todesursache wäre Wundbrand aufgrund von Verschmutzungen, die bei einem Pfeiltreffern häufig mit in den Wundkanal getragen werden. So starb beispielsweise auch Richard Löwenherz.
Der Leichnam von Harald Blauzahn wurde später in die Kathedrale von Roskilde überführt. Dort erinnert bis heute ein prächtiges Mosaik an den eindrucksvollen Wikinger.
Der rebellische Sven beerbte Harald Blauzahn und baute das nordische Großreich weiter aus. Dessen Sohn Knut der Große herrschte dann bereits über Dänemark, England, Norwegen sowie Gebiete im Süden von Schweden.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
Olga von Kiew wurde wahrscheinlich um 920 in Pskow im heutigen Russland geboren. Das liegt südlich von St. Petersburg in der Nähe des Drei-Länder-Ecks zu Estland und Lettland.
Gemälde der Heiligen Olga von Kiew (Nestorov im Jahr 1892 / gemeinfrei)
Olga wurde 955 getauft und engagierte sich als Großfürstin für die Christianisierung des Reiches der Kiewer Rus. Otto der Große entsandte auf ihre Bitte hin mit Adalbert von Magdeburg sogar einen bedeutenden Bischof auf Missionsreise.
Der römischen Kirche gelang es allerdings nicht, sich dauerhaft im Osten zu etablieren. Gegen Ende des Jahrhunderts setzte sich die orthodoxe Kirche durch, in der Olga von Kiew seit 1547 sogar als apostelgleiche Heilige verehrt wird.
Die historische Figur der Heiligen Olga wirft jedoch einen anderen Schatten. Sie stammte aus einer führenden Familie von Warägern. Das waren skandinavische Händler, die sich ab dem 9. Jahrhundert in der Region niederließen.
Mit Langschiffen drangen sie als „Ruderer“ über die Flüsse bis tief ins Herz des heutigen Russland vor. Als „Rus“ wurden die meist schwedischen Wikinger zu den Namensgebern des Landes.
Olga von Kiew selbst ehelichte Igor I. aus dem Geschlecht der Rurikiden. So wurde sie zur angeheirateten Fürstin einer mittelalterlichen Großmacht, den sogenannten Kiewer Rus. In dieser Rolle war sie eine Art von Vorgängerin der russischen Zaren.
Olga von Kiew wurde dann erstmals 944 in einem Vertrag zwischen den Kiewer Rus und dem byzantinischen Reich erwähnt. Im folgenden Jahr wurde ihr Mann Igor während einer Revolte von slawischen Drewlanen getötet.
Als Witwe zog sie auf einen Feldzug, den man bis heute als „Olgas Rache“ kennt. Sie richtete ein Blutbad an, das in dieser Form seinesgleichen in der Geschichte sucht.
Im späteren Verlauf ihrer Regentschaft entwickelte sich Olga von Kiew jedoch auch zu einer fähigen Administratorin des Reiches. Ihr Sohn Swjatoslaw I. führte dann als Großfürst zahlreiche Expeditionen, die ihn im Osten bis an das Kaspische Meer und im Süden bis an die untere Donau führte.
Waräger, Rurikiden und Kiewer Rus
Waräger – relativ friedliche Wikinger
Ab dem 8. Jahrhundert schwärmten die Skandinavier mit ihren Langbooten in alle Himmelsrichtungen aus. Während die Dänen beispielsweise Alfred dem Großen und den Angelsachsen in England das Leben zur Hölle machten, fuhren die Schweden eher nach Osten.
Karte der skandinavischen Expansion ab 8. Jahrhundert (Gikü / CC-BY-SA 3.0)
Die Wikingerschiffe hatten nämlich den großen Vorteil, dass sie sowohl tauglich für das Meer wie auch für Flüsse waren. Die clevere Fugenbauweise ermöglichte sogar das Zerlegen der Langboote für einen Transport über Land.
Mit dieser Technologie erschlossen sich die Wikinger beziehungsweise schwedischen Waräger die Wasserstraßen in Russland. Vor Ort wurden die Ruderer als „Rus“ bekannt und bildeten schnell auch dauerhafte Niederlassungen für den Handel.
Ihr erstes großes Zentrum war die Stadt Nowgorod. Dort wurde der Legende nach ein Anführer namens Rurik ab 862 zum Gründungsvater eines neuen Großreiches.
Damit verhielten sich die Rus beziehungsweise die Rurikiden bis dato noch deutlich friedlicher als beispielsweise Harald Blauzahn, der in diesen Jahren Norwegen besetzte.
Rurkiden – die ersten Fürsten Russlands
Rurik soll um 830 geboren worden sein. Laut der Nestorchronik, die auch als Erzählung von den vergangen Jahren bezeichnet wird, beriefen ihn ansässige Skandinavier und Slawen zum Herrscher über Nowgorod.
Die Historizität dieser Legende wird von Wissenschaftlern bezweifelt. Die Geschichte von Rurik diente wohl eher der Schaffung eines Gründungsmythos. Damit verbunden war die Legitimierung von Herrschaft sowie die Bildung einer kollektiven Identität für sonst sehr lose Verbände.
Die archäologischen oder gar schriftlichen Quellen sind jedoch sehr dünn. Der tatsächliche Verlauf der Verschmelzung von skandinavischen und slawischen Gruppen kann kaum nachvollzogen werden. Erst für spätere Herrscher ergeben sich nach und nach belastbare Befunde.
Kiewer Rus – mittelalterliche Großmacht
879 soll dann Oleg der Weise von Nowgorod als Regent für Igor, den minderjährigen Sohn von Rurik, die Führung übernommen haben. Drei Jahre später eroberte er die Stadt Kiew und schuf damit die Basis für das Reich der „Kiewer Rus“.
Oleg der Weise von Nowgorod (Wiktor Wasnezow / gemeinfrei)
Mit der Kontrolle von Kiew dominierten die Rurikiden wichtige Handelsrouten in der Region. Die Skandinavier wurden zu einflussreichen Fürsten und konnten einige angrenzende Stämme unterwerfen.
Igor I. war der Überlieferung nach ab 912 der dritte Fürst der Rus und wurde später der Ehemann der Olga von Kiew. Er führte die Expansion der Skandinavier fort.
Von besonderer Bedeutung wurde der Kampf gegen slawische Drewlanen, die westlich von Kiew siedelten. 914 konnte Igor sie in die Tributpflicht zwingen und hohe Abgaben einziehen.
Im Laufe der nächsten Jahrzehnte dehnte Igor seinen Einfluss nach Süden aus. Im Jahr 941 bedrohte er sogar Konstantinopel mit einer Flotte, musste sich dem byzantinischen Reich jedoch letztlich geschlagen geben.
„Olgas Rache“ – eine Drama in vier Akten
Ehe mit Igor I. und Sohn Swjatoslaw I.
Olga von Kiew hatte warägische Wurzeln wie das herrschende Geschlecht der Rurikden und stammte aus dem alten Kerngebiet der Rus. Laut der Nestorchronik soll sie Fürst Igor im Jahr 912 geheiratet haben. Das passt aber aus biologischen Gründen nicht so recht zum Geburtsjahr ihres Sohnes Swjatoslaw etwa drei Jahrzehnte später.
Das Kind wurde wahrscheinlich 942 geboren. Drei Jahre später kam es zu einer Revolte der unterworfenen Drewlanen gegen die Kiewer Rus. In diesem Zusammenhang wurde Fürst Igor getötet. Anschließend übernahm Olga von Kiew im Namen ihres kleinen Sohnes die Regentschaft.
Aufstand der ostslawischen Drewlanen
Die Drewlanen waren ein ostslawischer Verband. Ihr Siedlungsschwerpunkt lag westlich von Kiew. Das Zentrum war das wohlhabende Iskorosten, die heutige Stadt Korosten.
Heilige Olga von Kiew (Nikolay Bruni / gemeinfrei)
Die Kiewer Rus bezwangen sie erstmals unter Führung von Oleg dem Weisen im Jahr 883. Die Drewlanen wehrten sich jedoch mit Nachdruck gegen die Fremdherrschaft und wurden erst drei Jahrzehnte später von Igor unterworfen.
Nach der Niederlage von Igor gegen das byzantinische Reich im Jahr 941 sahen die Drewlanen ihre Chance auf Unabhängigkeit. Der Fürst der Kiewer Rus konnte sie in einem ersten Feldzug jedoch erneut besiegen.
Zu Beginn eines zweiten Feldzuges gegen die Drewlanen im Jahr 945 wurde Igor allerdings erschlagen. Olga von Kiew gab sich anschließend als trauernde Witwe, die mit einer Delegation des ostslawischen Verbandes um Frieden verhandeln wollte.
Erstes, Zweites und Drittes Massaker
Die Gesandten wurden alle umgebracht. Daraufhin sandte Olga von Kiew erneut Boten zu den Drewlanen. Scheinheilig bot sie deren Anführer nun nicht nur Frieden, sondern auch den Bund der Ehe an.
„Olgas 2. Rache“ – 15. Jahrhundert (gemeinfrei)
Offenbar verblendet von der Perspektive auf Machtgewinn willigte der Anführer der Drewlanen ein. Olga von Kiew verlangte daraufhin eine Eskorte bestehend aus seinen besten Krieger, um sie standesgemäß nach Korosten zu begleiten.
Dem Wunsch wurde entsprochen. Als die Krieger nach Kiew kamen, geleitete man die Drewlanen in ein Badehaus. Die Heilige Olga ließ anschließend die Türen versperren und das Gebäude mit den wehrlosen Kämpfern darin niederbrennen.
Nachdem Olga von Kiew die besten Kämpfer der Drewlanen getötet hatte, zog sie nun offen in den Krieg. Ihre Armee plünderte Siedlung um Siedlung und machte dabei zahlreiche Gefangene.
Der Legende nach ließ die Heilige Olga dann erstmal 5.000 Personen auf dem Grabhügel von Fürst Igor hinrichten. Das Massaker hätte damit eine Größenordnung wie das Blutgericht von Karl dem Großen an den Sachsen gehabt.
Inferno und Massaker von Korosten
Daraufhin zog Olga von Kiew mit ihrer Armee gegen Korosten und belagerte die Stadt. Und wieder sandte sie Boten aus: Den Einwohnern versprach sie Frieden, wenn jeder Haushalt ihr drei Spatzen und drei Tauben als Zeichen des Friedens schenken würde.
„Olgas 4. Rache“ – 15. Jahrhundert (gemeinfrei)
Die Drewlanen gingen auf den scheinbar attraktiven Deal ein. Sie fingen zahlreiche Vögel in der Stadt und übergaben sie der Heiligen Olga.
Diese ließ die Vögel von ihren Soldaten mit brennbaren Tüchern und Salpeter präparieren. Als es Nacht wurde, zündete man die Spatzen und Tauben an und ließ sie zurück nach Korosten fliegen. Die mittelalterliche Stadt ging in Flammen auf.
Als die Bewohner aus dem Inferno flohen, warteten schon die Kämpfer der Olga von Kiew in der Dunkelheit und schlachteten alle ab.
Heilige Olga – Großfürstin der Kiewer Rus
Nachdem Olga von Kiew ihre Rache an den Drewlanen genommen hatte, gliederte sie deren Gebiete wieder in das Reich der Kiewer Rus ein. Im Namen ihres kleinen Sohnes entwickelte sie sich zu einer fähigen Regentin. Ihre bekannteste Maßnahme, die Konvertierung zum Christentum, blieb jedoch letztlich erfolglos.
Taufe & Scheitern der Christianisierung
Olga von Kiew ließ sich im Jahr 955 römisch-katholisch taufen. Dieses Ereignis wird als erster bedeutender Kontakt der Kiewer Rus mit dem Christentum angesehen.
Nach ihrer Konvertierung ließ die Herrscherin in ihrem Reich viele Kirchen errichten. Die Großfürstin nahm sogar Kontakt mit Otto dem Großen auf. Sie bat den deutschen Kaiser um Unterstützung bei der Christianisierung ihres Reiches.
Adalbert von Magdeburg (W. Hoffmann / gemeinfrei)
Daraufhin wurde Bischof Adalbert von Magdeburg auf eine Missionsreise entsandt. Er scheiterte jedoch an den polytheistischen Überzeugungen, die noch über Jahrzehnte hinweg sehr tief verankert blieben.
„In diesem Jahr kehrte Adalbert zurück, der zum Bischof der Rus ernannt worden war, denn es war ihm nicht gelungen, das zu erreichen, wozu er ausgesandt worden war, und er sah seine vergeblichen Bemühungen. Auf dem Rückweg wurden einige seiner Begleiter getötet, er selber konnte sich mit großer Mühe retten.“ (Regino von Prüm)
Erst gegen Ende des Jahrhunderts setzte sich sukzessive die orthodoxe Kirche im Reich der Kiewer Rus durch. Diese Entwicklung steht jedoch im Kontext der Verbreitung des Monotheismus in dieser Weltregion.
Eine besondere Affinität der Kiewer Rus zur orthodoxen Kirche gegenüber anderen christlichen Strömungen ist nicht plausibel. Die Ostkirche hatte lediglich mehr Erfolg bei der Etablierung als Machtfaktor und dominiert nun seit etwa 1.000 Jahren auf dem Gebiet des heutigen Russland.
Feldzüge von Sohn Swjatoslaw I.
Das Scheitern der Christianisierung der Kiewer Rus durch die Heilige Olga lässt sich anekdotisch sehr gut am Lebenswandel ihres Sohnes ablesen. Fürst Swjatoslaw I. blieb den heidnischen Götter treu, um seine persönliche Stellung in der kriegerisch geprägten Gesellschaft zu stärken.
Die Regierungsgeschäfte blieben auch nach seiner Volljährigkeit vor allem in den Händen der Mutter. Der Sohn hingegen zog plündernd durch die Gebiete angrenzender Stämme.
Seine Expeditionen führten Swjatoslaw I. im Osten sogar bis an das Kaspische Meer. Das sind in der Luftlinie über 1.500 Kilometer Entfernung östlich von Kiew.
Später bezahlte ihn das byzantinische Reich für einen Feldzug gegen Bulgarien. Dabei drang er bis zur unteren Donau vor, etwa 1.000 Kilometer südlich von Kiew.
Fürst Swjatoslaw I. lebte durch das Schwert und starb durch das Schwert beziehungsweise durch Pfeile in einem Hinterhalt. Sein Kopf wurde abgeschlagen und zu einem Trinkgefäß verarbeitet.
Erhebung zur apostelgleichen Heiligkeit
Olga von Kiew starb im Jahr 969. Erst unter ihrem Enkel Vladimir dem Großen verbreitete sich der Monotheismus endgültig in der Region.
600 Jahre nach ihrem Tod wurde Olga von Kiew von der orthodoxen Kirche in den Rang einer apostelgleichen Heiligen erhoben, weil sie sich als einzige Christin für den Glauben in ihrer Weltregion eingesetzt hatte.
Damit erinnert die Rolle der Heiligen Olga an den Völkerapostel Paulus, der die anfängliche Verbreitung des Ur-Christentums durch seinen persönlichen Einsatz entscheidend prägte.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
Knut der Große war der zweite Sohn von Sven Gabelbart und wurde um 995 geboren. Er nahm 1013 an der dänischen Invasion von England an der Seite seines Vaters teil.
Nach dem Tod von König Sven I. am 03. Februar 1014 übernahm Knut der Große die Kontrolle über die Dänen in England und wollte sich umgehend als König etablieren.
Knut der Große – König über ein nordisches Großreich (Illustration von 1320 / gemeinfrei)
Knut der Große wurde vom englischen Witan, der Versammlung der Ealdormen, jedoch zunächst nicht anerkannt. Vielmehr versuchten die englischen Edelleute ihren alten König Æthelred II. den Unfertigen aus dem Haus Wessex wieder auf dem Thron zu installieren. Der Däne verließ deshalb die Insel erstmal.
Doch schon 1015 kehrte der Knut der Große nach England zurück. Mit einer überwältigenden Streitmacht zog er von Cornwall bis nach Schottland und tötete dort den Ealdorman Uhtred von Bamburgh.
Nach dem Tod seines älteren Bruders erbte Knut der Große im Jahr 1019 auch die Krone von Dänemark. Er herrschte dann bis zu seinem eigenen Ableben über ein Großreich, das wesentliche Teile der Nordsee umschloss.
Knut der Große wurde schließlich im Alten Münster von Winchester bestattet. An der Stelle ließ Wilhelm der Eroberer nur wenige Jahrzehnte später eine Kathedrale errichten.
Im 13. Jahrhundert entstand dann in Island die Knýtlinga Saga über das Leben von Knut dem Großen und seinen Nachkommen. Das Werk wurde wohl im Auftrag des damaligen dänischen Königs Waldemar II. dem Sieger erstellt, der den Autor mit Quellen versorgte.
Haus der Jellinge aus dem dänischen Jütland
Knut der Große war ein Vertreter der Jellinge. Das war eine dänische Dynastie, die nach ihren Wurzeln in der Stadt Jelling in Jütland benannt wurde.
Gorm der Alte und die Einigung des Reiches
Gorm der Alte wird häufig als der erste König von Dänemark bezeichnet. Sein Geburtsjahr ist nicht bekannt, liegt jedoch wahrscheinlich vor 900.
Runenstein für Gorm den Alten im jütländischen Jelling (Jürgen Howaldt / CC-BY-SA 2.0)
Die schriftliche Quellenlage aus dieser Zeit und dieser Region ist aber nur äußerst dünn. Jedoch besiegte der deutsche König Heinrich I. die Dänen im Jahr 934, so dass dessen Schreiber Widukind von Corvey einige grobe Informationen hinterließ.
Die genauen Zusammenhänge der Machtübernahme des Ahnen von Knut dem Großen im Jahr 936 sind jedoch nicht bekannt. Die Informationen aus der Saga über Olaf Tryggvason aus dem 14. Jahrhundert zu Gorm dem Alten gelten als unzuverlässig.
Er regierte dann jedoch bis zu seinem Tod in einem relativ hohen Alter wohl im Jahr 958 oder spätestens bis Mitte der 60er. An Gorm den Alten und seine Frau Thyra erinnern bis heute die Grabhügel in Jelling sowie eindrucksvolle Runensteine.
Nach dem Tod von Gorm dem Alten wurde sein Sohn Harald Blauzahn neuer dänischer König. Unter seiner Führung entwickelte sich das Haus der Jellinge zur führenden Dynastie in Skandinavien.
Harald Blauzahn und das Königreich von Norwegen
König Harald Blauzahn wurde um 910 geboren. Der Hintergrund seines speziellen Beinamens ist unbekannt. Eine Theorie ist, dass er aufgrund abgestorbener Zahnnerven tatsächlich dunkel gefärbte Zähne hatte.
Auch der genaue Zeitpunkt seiner Thronfolge konnte durch die Forschung nicht eindeutig geklärt werden. Sicher ist nur, dass er nach dem Tod seines Vaters Gorm zum Anführer beziehungsweise König der Dänen wurde und zahlreiche Kriege führte.
Runenstein für Harald Blauzahn bei Wollin (Radosław Drożdżewski / CC-BY-SA 3.0)
Der Wikinger attackierte früh die Westfranken und mischte als Protektor der normannischen Rolloniden kräftig in der Machtpolitik mit. 945 nahm er sogar den König Ludwig IV. aus dem Geschlecht der Karolinger gefangen.
In den folgenden Jahren unterstütze er als dänischer König die Söhne des verstorbenen norwegischen Königs Erik Blutaxt gegen den neuen Machthaber Håkon I. den Guten.
Im Zuge der dänischen Invasion wurde Håkon in der Schlacht bei Fitjar im Jahr 961 getötet. Harald Blauzahn ließ sich dann erstmals als König von Norwegen huldigen.
Harald Blauzahn setzte in der Folge den Erikssohn Harald Graufell als tributpflichtigen Jarl von Norwegen ein und konzentrierte sich zunächst auf seine weiteren Ambitionen. Der Großvater von Knut dem Großen hatte nämlich beispielsweise auch die Jomsburg gründen lassen. Das war eine Wikingerfeste auf der deutsch-polnischen Seite der Ostsee.
Harald Graufell war als Regent von Norwegen jedoch sehr erfolgreich und löste sich in den 960er Jahren aus der Abhängigkeit seines Gönners. Der Däne rief den Norweger deshalb zu einem gemeinsamen Feldzug im Jahr 970 auf. Bei dieser Gelegenheit tötete Harald den aufstrebenden Vasallen in einem Hinterhalt.
Anschließend setzte der Großvater von Knut dem Großen die dänische Herrschaft in Norwegen durch. Nach dem Tod von Otto dem Großen fiel er dann in Schleswig ein.
Jedoch schlug Otto II. ihn nach schweren Kämpfen wieder zurück. Wenige Jahre vor seinem Tod konnte König Harald die Gebiete in Schleswig jedoch erneut erobern. 985 oder 986 trat sein Sohn Sven nach einer erfolgreichen Rebellion die Nachfolge an.
Nebenbei trug Harald Blauzahn aber auch sehr zur skandinavischen Christianisierung bei. Nachdem er angeblich von einem Wunder überzeugt wurde, ließ sich der Däne von Bischof Poppo von Schleswig taufen.
Sven I. Gabelbart und die Invasion von England
Miniatur von Sven Gabelbart bei der Invasion von England aus dem 13. Jahrhundert (gemeinfrei)
Sven I. wurde um das Jahr 960 geboren. Nach dem Tod seines legendären Vaters wurde er König von Dänemark und Teilen von Norwegen. Seine Gebiete umfassten darüber hinaus auch Regionen, die heute zu Schweden gehören.
Für die Phase der Machtübernahme sowie auch für spätere Jahre gibt es jedoch widersprüchliche Quellen. Die Indizien deuten auf eine gewisse Erosion der Macht der Jellinge hin, die später wieder restauriert werden konnte.
In den Jahren von 990 bis 995 führte der Vater von Knut dem Großen zahlreiche Feldzüge. Die Ziele lagen dabei sowohl im Norden von Deutschland wie auch in England.
Nach einer erfolglosen Belagerung von London zog der dänische König beispielsweise plündernd durch den Südosten von England. Erst ein großer Tribut, das Danegeld, durch König Æthelred II. von 22.000 Pfund in Gold und Silber führte zum vorläufigen Abzug.
Durch eine Heirat mit der schwedischen Königswitwe Sigrid der Stolzen konnte Sven I. auch seinen Einfluss in Schweden stabilisieren. Am 09. September 1000 besiegte er den rebellischen Olav Tryggvason in der Seeschlacht von Svold und setzte seine Kontrolle über Norwegen wieder durch.
St.-Brice’s-Day-Massaker am 13. November 1002
Im Jahr 1002 befahl Æthelred II. jedoch die Ermordung aller Dänen in England. Bei dem Blutbad wurde auch die königliche Schwester Gunhilde getötet.
Dieses Massaker am Gedenktag des Heiligen Brictius gilt als Auslöser für fünf Invasionswellen gegen die britische Hauptinsel unter der Führung des dänischen Königs.
Im Jahr 1013 kam es schließlich zum erfolgreichen Durchmarsch der Dänen. Uhtred, der Earl von Northumbria, unterwarf sich sowie die Einwohner der Five Boroughs of Mercia in Mittel-England. Die Herr von Bamburgh wurde allerdings trotzdem erschlagen.
Einige Historiker vermuten, dass dieser militärische Erfolg durch Konflikte innerhalb des angelsächsischen Gefüges begünstigt wurde. Knut der Große war an dieser Invasionswelle bereits beteiligt und befehligte zeitweise die skandinavische Flotte.
Zur Festigung der Position der Dänen wurde Knut der Große im selben Jahr noch mit der Tochter des Ealdorman von York Ælfgifu von Northampton verheiratet.
Die Dänen zog daraufhin in den Süden und konnte schließlich auch London einnehmen. Æthelred II. floh anschließend in die Normandie.
Am 25. Dezember 1013 wurde Sven Gabelbart dann als erster dänischer König von England gekrönt. Er starb jedoch bereits nach 40 Tagen.
Knut der Große – König über das nordische Reich
Nach dem Tod von König Sven I. am 03. Februar 1014 erbte sein ältester Sohn Harald II. das Königreich Dänemark und Knut wurde als König von England ausgerufen.
Karte des nordischen Großreiches von Knut dem Großen (Furfur / CC-BY-SA 3.0)
Der vertriebene Æthelred II. und dessen Sohn Edmund Ironside konnten Knut den Großen jedoch kurzfristig vertreiben. Im Jahr 1015 kehrte er jedoch mit geballter Macht zurück und etablierte sich dauerhaft als englischer König.
Im Jahr 1018 verstarb auch sein älterer Bruder Harald II. von Dänemark, so dass das nordische Großreich wenig später wieder vereint wurde. Damit zählte Knut der Große zu den mächtigsten Fürsten seiner Zeit.
Dies kann man beispielsweise an seiner Anwesenheit bei der legendären Kaiserkrönung von Konrad II. im März 1027 in Rom ablesen. Die Beziehung zum salischen Haus entwickelte sich auch später noch sehr positiv.
Knut der Große konnte sogar seine Tochter Gunhild von Dänemark mit Konrads Sohn, dem späteren römisch-deutschen Herrscher Heinrich III., verheiraten. Die Prinzessin verstarb dann allerdings schon zwei Jahre nach der Vermählung.
Schlacht von Assandun im Oktober 1016
König Edmund II. Ironside um 1255 (gemeinfrei)
Nach dem Tod seines Vaters wurde Knut der Große zwar als König ausgerufen. Die erst jüngst erfolgreiche dänische Invasion hatte sich jedoch noch nicht ausreichend gefestigt.
Das alte Königshaus unter Edmund Ironside konnte ihn kurzzeitig verdrängen. Doch 1015 kehrte Knut der Große zurück und belagerte zunächst London. Dabei erhielt er wie schon sein Vater auch erhebliche Unterstützung durch Teile des englischen Adels.
London konnte sich erfolgreich verteidigen und Edmund Ironside eilte mit einer Entsatzarmee zum Gegenschlag herbei. Der westsächsische König nährte sich durch Essex und wurde dabei von dänischen Spähern aufgeklärt.
Knut der Große überraschte Edmund Ironside anschließend nicht nur in einem Hinterhalt. Es desertierten auch zahlreiche Kämpfer aus der angelsächsischen Armee.
Die Dänen konnten sich deshalb in dieser entscheidenden Schlacht bei Assandun am 18. Oktober 1016 schnell durchsetzen. In der Folge beugte sich Edmund Ironside dem Anspruch von Knut dem Großen und verstarb praktischerweise einen Monat später.
Ehe mit Emma von der Normandie
1017 heiratete Knut der Große die Witwe von Æthelred, dem alten Feind seines Vaters aus dem Haus Wessex. Damit festigte er nicht nur seinen Stand in England, sondern schuf letztlich auch die Grundlage für eine spätere Verbindung der angelsächsischen, dänischen und normannischen Herrschaft.
Emma von der Normandie war nämlich nicht nur die Mutter von Eduard dem Bekenner, einem späteren König von England. Sie entstammte auch den Rolloniden und war die Großtante von Wilhelm dem Eroberer.
Aber Knut der Große war nun mit zwei sehr ehrgeizigen Frauen gleichzeitig verheiratet, die sich wohl gar nicht leiden konnten. Außerdem gab es starke Spannungen zwischen den Stiefbrüdern. Zur großen Eskalation kam es dann jedoch erst nach seinem Tod.
Neuordnung der englischen Grafschaften
Eine wichtige Maßnahme von Knut dem Großem war die Neusortierung der englischen Grafschaften. Damit entwickelte sich der alte Rang des Ealdorman zum Earl, einer Ableitung vom skandinavischen Jarl:
Erik Håkonsson wurde Earl of Northumbria.
Torkjell Høge wurde Earl of East Anglia.
Leofric wurde Earl of Mercia.
Godwin wurde Earl of Wessex.
Nachfolge als König von Dänemark
Im Jahr 1018 starb mit Harald II. der ältere Bruder von Knut dem Großen, der daraufhin die Nachfolge antrat und zum dänischen König gekrönt wurde. Er übergab die Regierungsgeschäfte vor Ort jedoch in die Hände seines Schwagers Jarl Ulf.
Ab 1020 förderte Knut der Große darüber hinaus den Einfluss der römischen Kirche. Zahlreiche Bauten wurden in England errichtet. Außerdem kam es zur Entsendung von englischen Priestern nach Dänemark, um die skandinavische Christianisierung zu fördern.
Seeschlacht am Helgeå in Schweden
Der Schwager Jarl Ulf erwies sich jedoch als verräterischer Stellvertreter. Als in den 1020er Jahren die Unzufriedenheit über die Abwesenheit von Knut dem Großen in Dänemark wuchs, schürte er weitere Spannungen und forcierte sogar die Wahl eines neuen Königs.
Diese Phase der Unsicherheit nutzten Norweger und Schweden für einen Überfall. Knut der Große kehrte daraufhin nach Dänemark zurück und stellte sich zunächst mit der Hilfe von Ulf der Bedrohung.
Die entscheidende Schlacht wurde wohl an der Mündung des Flusses Helgeå in Schweden geschlagen. Die Angaben zu dem Gefecht sind nicht eindeutig. Es gibt aber eine Quelle von 1027, in der sich Knut der Große wieder als König von Dänemark, England, Norwegen und eines Teils von Schweden bezeichnete.
Für Jarl Ulf ging die Geschichte jedoch übel aus. Knut der Große ließ ihn wohl an Weihnachten 1026 von einem seiner Huscarle in der Dreifaltigkeitskirche in Roskilde erschlagen.
Schlacht von Stiklestad in Norwegen
Nach dem Sieg in Schweden wollte Knut der Große auch seine erodierte Herrschaft in Norwegen wiederherstellen. Im Jahr 1028 landete der dänische König mit 50 Wikingerschiffen und setzte den herrschenden Olav II. Haraldsson ab.
Stattdessen wurde Håkon Eiriksson von Knut dem Großen als Jarl eingesetzt. Dieser ertrank jedoch ein Jahr später, so dass Olav Haraldsson wieder zur Macht griff.
Tod von Olav II. Haraldsson in der Schlacht von Stiklestad am 29. Juli 1030 (Altarbild aus Trøndelag / gemeinfrei)
Diese weltliche Machtfrage spielte sich dabei entscheidend vor dem Hintergrund der Christianisierung Norwegens ab. Dies führte zu Spannungen und Verteilungskämpfen in den Reihen des norwegischen Adels sowie der landbesitzenden Bauern.
In diese Gemengelage stieß Olav mit einem christlichen Heer aus schwedischen Kriegern, mit denen er Norwegen erobern wollte. Für sein besonderes Engagement wurde er wenige Jahrzehnte später sogar heilig gesprochen und man kennt ihn bis heute als Olav den Heiligen.
Am 29. Juli 1030 traf Olav Haraldsson dann nördlich von Trondheim bei Trøndelag auf ein Heer von Anhängern von Knut dem Großen. Angeblich standen auf beiden Seiten viele tausend Kämpfer. Historiker schätzen jedoch, dass es sich eher um ein Treffen von jeweils mehreren hundert Kriegern handelte.
Olav II. Haraldsson wurde in der Schlacht getötet. In der Folge konnte Knut der Große die dänische Herrschaft wieder durchsetzen.
Als Jarl setzte er seinen ältesten Sohn Sven Alfivason ein. Dieser traf jedoch auf erbitterten Widerstand seitens der Norweger und wurde nach dem Ableben seines Vaters von Magnus I. dem Guten vertrieben.
Aber auch für die Geschichte von Norwegen spielte die Schlacht von Stiklestad eine herausragende Rolle. Sie gilt als zentraler Wegpunkt der Entstehung eines einheitlichen Reiches. Damit hat das Gefecht eine ähnliche Bedeutung wie beispielsweise die Schlacht auf dem Lechfeld von 955 unter Otto dem Großen für Deutschland.
Tod und Nachfolger des Wikinger-Königs
Knut der Große verstarb am 12. November 1035 in Shaftesbury im Südwesten von England. Er wurde ihm Old Minster von Winchester begraben.
Sein Großreich wurden unter den Söhnen aus erster und zweiter Ehe aufgeteilt:
Die Thronfolge von Dänemark trat Hardiknut an, ein Sohn aus der Ehe mit Emma von der Normandie.
In England wurde hingegen Harald I. Hasenfuß aus erster Ehe zum König ernannt. Der Beiname spielte auf das besondere Geschick des neuen Monarchen bei der Jagd an.
Norwegen wäre an Sven Alfivason gefallen, der zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits von Magnus I. vertrieben worden war.
Die leiblichen Söhne von Knut dem Großen starben jedoch alle nach wenigen Jahren. Ab 1042 herrschte mit seinen Stiefsohn Eduard dem Bekenner dann wieder ein Angelsachse über England.
Legende von König Knut dem Großen
In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts prägte der englische Schreiber Heinrich von Huntingdon eine Sage über Knut den Großen. Diese hat sich bis heute im englischen Sprachraum in Form von Bauernweisheiten und Sprichwörtern erhalten.
Angeblich versuchte Knut der Große in einem Anfall von Größenwahn an einem Strand sitzend die Flut aufzuhalten. Wahlweise saß er dabei auf einem Thron und wollte seinen Höflingen demonstrieren, dass er als König gegenüber Gott machtlos sei.
Die Historizität dieser Geschichte aus der Historia Anglorum darf bezweifelt werden. Aber dennoch hat Heinrich von Huntingdon das Image von Knut dem Großen mit dieser Geschichte wesentlich geprägt. Sein Name steht im sprichwörtlichen Gebrauch deshalb für unmögliche Absichten.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
Heinrich III. wurde am 28. Oktober 1016 geboren. Sein Vater Konrad II. baute ihn bereits als Kind zum Thronfolger auf. Dafür erhielt er schon als Jugendlicher nach und nach mehrere Herzogtümer sowie Königswürden.
Nach dem Tod von Konrad im Jahr 1039 übernahm Heinrich III. reibungslos die Herrschaft. Es handelte sich dabei sogar um die einzige unangefochtene Übergabe der Macht der gesamten ottonisch-salischen Zeit, also einer Phase von etwa 200 Jahren.
Während seiner Regierung förderte Heinrich III. wie sein Vater vor ihm ganz besonders Speyer. Der dortige Dom wurde während seiner Zeit zur damals größten Kirche der Christenheit ausgebaut.
Im Jahr 1046 beendete Heinrich III. ein Papstschisma. Anschließend wurde er in Rom zum zweiten deutschen Kaiser aus dem Geschlecht der Salier gekrönt. Dabei brach er auch den übermäßigen Einfluss des Stadtadels auf die Wahl der römischen Päpste.
Zugleich leistete Heinrich III. aber der cluniazensischen Reformbewegung aus den Reihen vieler Mönchsorden Vorschub. Damit schuf er jedoch auch die Basis für das große Duell zwischen seinem Sohn und Papst Gregor VII. in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts.
Ausbildung und Zeit als Thronfolger
Heinrich III. war der Sohn von Konrad II. und Gisela von Schwaben. Er hatte aus früheren Ehen der Mutter noch ältere Stiefbrüder, aber auch jüngere Schwestern.
Die älteren Stiefbrüder starben jedoch schon vor dem Tod des Vaters. Ernst von Schwaben wurde beispielsweise nach einer missglückten Rebellion im Jahr 1030 auf der Flucht erschlagen.
Bischof Bruno von Augsburg
Heinrich III. wurde bereits als Kind systematisch zum Thronfolger aufgebaut. Anfangs war sein Onkel, der Erzbischof Bruno von Augsburg, mit der Erziehung betraut.
Neben der fachlichen Ausbildung erhielt Heinrich III. sicherlich Einblicke in die Traditionen der Herrschaftspraxis. Außerdem prägte sein Vater beispielsweise gegenüber der Stadt Pavia mit der berühmten Schiffsmetapher ein damals sehr modernes Staatsverständnis:
„Ist der König tot, so bleibt doch das Reich bestehen, ebenso wie ein Schiff bleibt, dessen Steuermann gefallen ist.“
Das „Ostfränkische Reich“ als ein territorial oft unscharfer Begriff für den Machtbereich eines konkreten Herrschers entwickelte sich in diesen Jahrzehnten immer mehr zu einer abstrakten, aber vor allem eigenständigen Entität.
Heinrich erlebte in seiner Jugend diesen wichtigen Schritt der staatlichen Evolution hinzu dem, was man im nachhinein besser als „Heiliges Römisches Reich“ kennt. In der Rückschau wurde seine spätere Herrschaft als Kaiser Heinrich III. von Historikern deshalb häufig als entscheidende Brücke zwischen Früh- und Hochmittelalter bewertet.
Wie sich später herausstellen sollte, konvergierte dieser Wandel des weltlichen Verständnisses von einem Staat mit einer Reformbewegung in der Kirche. Heinrich III. lebte deswegen in einer Zeit, als die beiden Säulen der mittelalterlichen Macht zeitlich in etwa parallel verschoben wurden.
Herzog- und Königtümer
Unabhängig von der sich entwickelnden Staatstheorie wurde Heinrich III. von seinem Vater auch realpolitisch aufgebaut:
Das Herzogtum Bayern übertrug man ihm am 24. Juni 1027, nachdem der alte Herzog verstorben war. Der kaiserliche Vater respektierte zwar das Wahlrecht des Adels, drückte die Ernennung seines damals erst zehn Jahre alten Sohnes jedoch politisch einfach durch.
Das Königtum Ostfranken erhielt Heinrich III. wenig später im Jahr 1028 aus den Händen des Erzbischofs Pilgrim von Köln. In kaiserlichen Urkunden wurde er als „einziger Sohn“ und „Hoffnung des Reiches“ bezeichnet.
Das Herzogtum Schwaben wurde Heinrich III. im Jahr 1038 verliehen. Ursprünglich war dort sein älterer Stiefbruder Ernst in Amt und Würden, der hatte sich jedoch erhoben und war getötet worden.
Das Königtum Burgund erhielt der junge Thronfolger ebenso im Jahr 1038. Diese „Trias der Reiche“ von Burgund, Deutschland und Italien unter der Führung der deutschen Könige war erst wenige Jahre zuvor entstanden.
Heinrich III. bekam auch eine standesgemäße Frau. Anfangs suchte man nach einer möglichen Verbindung mit dem byzantinischen Kaiserhaus wie einst mit Theophanu.
Aber Heinrich III. wurde dann mit einer Tochter von Knut dem Großen verheiratet. Der herrschte von 1014 bis 1035 über ein Großreich bestehend aus Dänemark, England, Norwegen und dem Süden von Schweden.
Diese Gunhild von Dänemark starb jedoch zwei Jahre nach der Hochzeit. Ihr Grab befindet sich noch heute im Mittelschiff der Klosterruine Limburg. Das Paar hatte mit Beatrix eine Tochter, die später ganz in kaiserlicher Tradition als Äbtissin das Kloster von Quedlinburg führte.
Sieg gegen Udalrich von Böhmen
Trotz all seiner Ämter übernahm Heinrich III. als junger Teenager natürlich nicht gleich die volle Verantwortung. Er wuchs begleitet von Beratern in seine Aufgaben hinein.
Heinrich III. war dann beispielsweise an einem Friedensschluss mit Ungarn von 1031 beteiligt. Seine erste eigene große Aktion kam zwei Jahre später mit einem Feldzug gegen Udalrich von Böhmen.
Der Herzog war ein Vasall des römisch-deutschen Kaisers. Er verweigerte jedoch die Vorladung auf den Hoftag zu Merseburg im Jahr 1033. Der junge Heinrich III. führte daraufhin ein Zug nach Böhmen und nahm den rebellischen Fürsten gefangen.
Heinrich III. als römisch-deutscher Monarch
Nach dem Tod von Kaiser Konrad II. am 04. Juni 1039 ging die Herrschaft reibungslos auf Heinrich III. über. Nur ein lothringischer Graf soll kurz überlegt haben, die Anerkennung zu verweigern
Der ohnehin bereits gekrönte Heinrich III. trat anschließend auch keinen Umritt durch das Reich an, um persönlich Präsenz zu zeigen. Es gab keine Unruhen. Selbst ein schwellender Konflikt mit dem Erzbischof von Mailand legte der neue Monarch schnell bei.
Erneuter Krieg gegen Böhmen
Doch noch im Jahr 1039 band der Osten des Reiches die Aufmerksamkeit des neuen Königs. Der Sohn von Udalrich und neue böhmische Herzog Břetislav I. fiel in Polen ein.
Dabei plünderte er beispielsweise Krakau. Aber vor allem besetzte der böhmische Herzog auch die Stadt Gnesen. Dort ließ er die Reliquien des Heiligen Adalbert entwenden und nach Prag überführen.
Kaiser Otto III. vom Meister der Reichenauer Schule um 1000 (gemeinfrei)
Diese Reliquien waren damals sehr bekannt. Otto III. war beispielsweise im Jahr 1000 dorthin gepilgert. Im Gegenzug für einen Arm von der Leiche des Heiligen Adalbert hatte der damalige Kaiser den Polen im sogenannten Akt von Gnesen große Freiheiten zugestanden.
Heinrich III. rüstete deshalb zu einem Feldzug, um den Angriff auf seine polnischen Vasallen zu beantworten. Der böhmische Herzog verbündete sich daraufhin mit Ungarn und bereitete seine Verteidigung vor.
Zunächst musste Heinrich III. jedoch eine schwere Niederlage hinnehmen. Ein großer Teil seiner Krieger wurde wohl getötet. In den Todesannalen des Klosters von Fulda wurden sogar viele Namen dokumentiert.
Im Sommer 1041 nahm der König das Herzogtum Böhmen in die Zange. Er attackierte im Norden und im Westen. Die Heere vereinigten sich anschließend vor Prag.
Břetislav hatte zu diesem Zeitpunkt seine Rückendeckung verloren, weil der verbündete Peter von Ungarn gestürzt worden war. Ohne Schlacht stimmte er deshalb einer politischen Lösung zu und beugte sich weitere Forderungen.
Ehe mit Agnes von Poitou
Im Sommer 1043 ließ Heinrich III. über seinen Verwandten, den Bischof Bruno von Würzburg, um die Tochter des Herzogs von Aquitanien werben.
Mit Agnes von Poitou hatte Heinrich III. zunächst drei Töchter. Am 11. November 1050 wurde der lange ersehnte männliche Nachfolger geboren.
Als Pate fungierte der reformatorische Abt Hugo von Cluny. Auf seine Initiative hin wurde das Kind ebenfalls Heinrich genannt.
Grenzmarken & Krieg gegen Ungarn
Bereits im Rahmen der Konflikte mit Böhmen organisierte Heinrich III. einige Grenzmarken im Osten neu. Eine solche Grenzmark war ein bestimmtes Gebiet wie beispielsweise um Cham in der Oberpfalz im heutigen Bayern, das speziell auf die Verteidigung ausgelegt war.
Einige Historiker sahen in diesen Reformen sogar einen Ausdruck des neuen Staatsverständnisses der Salier. Unstrittig ist jedoch, dass Heinrich III. damit zahlreiche Konflikte offen legte und letztlich auch verschärfte.
Auch der Machtwechsel von 1041 in Ungarn entwickelte sich nicht nur vorteilhaft. Deren neuer Herrscher Sámuel Aba griff anschließend das Herzogtum Kärnten und die bayerische Ostmark an. Heinrich III. reagierte jedoch umgehend.
Er marschierte nach Ungarn und gewann in Unterzahl die Schlacht bei Menfö am 05. Juli 1044. Sámuel Aba hatte im Vertrauen auf seine zahlenmäßige Überlegenheit den Deutschen gestattet, den Fluss Raab zu überqueren und sich zu formieren.
Der ungarische Herrscher scheiterte jedoch mit einem stürmischen Frontalangriff. Er wurde dabei sogar gefangen genommen. Die Streitmacht der Ungarn löste sich anschließend auf und Heinrich III. ging als der große Sieger vom Feld.
Der Überlieferung nach sang Heinrich III. abends ein Kyrie eleison und betete barfuß im Büßergewand vor einer Kreuzreliquie. Seine Soldaten mussten dann nicht nur bei diesem Spektakel mitmachen.
Nach der Schlacht zog Heinrich III. mit seinen Leuten wiederum barfuß in Regensburg ein. Er dankte Gott für den Sieg in der Schlacht. Die Kirchen wurden mit Schenkungen bedacht und Sámuel Aba von seiner irdischen Hülle befreit.
Papstschisma und Cluniazenser
Der römische Stadtadel teilte sich mit den Crescentiern und Tuskulanern damals in zwei Fraktionen, die um den heiligen Stuhl rangen. Ab 1044 kam es zu schnellen Wechseln.
Ein Jahr später gab es dann sogar drei Päpste zur gleichen Zeit. Innerhalb des Klerus dominierte Papst Gregor VI. aufgrund seiner reformatorischen Bestrebungen.
In dieses Wirrwarr drang ab 1046 nun auch König Heinrich III., um seine Kaiserkrönung zu erhalten. Nach heutigem Forschungsstand hatte er dabei jedoch gar nicht das vorrangige Interesse, die Machtverhältnisse in Rom zu klären.
Heinrich III. war aber natürlich sehr daran interessiert, dass seine Kaiserkrönung unzweifelhaft anerkannt wird. Er wollte es sich deshalb nicht leisten, von einem Papst gesalbt zu werden, dessen Legitimität im nachhinein strittig sein könnte.
Auf einer Synode am 24. Dezember 1046 wurden deshalb zwei Päpste ihrer Ämter enthoben und Gregor VI. trat unter dem politischen Druck zurück. Anschließend wurde mit dem Bamberger Bischof ein frischer Kandidat als Clemens II. erhoben.
Kaiserkrönung im Jahr 1046
Nach der Erhebung von Clemens II. krönte dieser dann umgehend Heinrich III. und seine Frau Agnes. In diesem Zug ließ sich der Herrscher auch zum Patricius Romanorum ernennen.
Der Titel bedeutet soviel wie „Schutzherr der Römer“. Mit dieser Funktion war aber vor allem auch ein Mitspracherecht bei der Erhebung von römischen Päpsten verbunden.
Reichskrone in der Wiener Schatzkammer (gemeinfrei)
Der nunmehr als Kaiser regierende Heinrich III. stärkte so die Legitimation für seine politischen Eingriffe. Anfang des Jahres 1047 wurde eine Synode in Rom einberufen, die Simonie scharf verurteilte. Der Begriff steht für den Kauf von kirchlichen Ämtern.
Anschließend zogen Kaiser Heinrich III. und Papst Clemens II. nach Süden, um die dortigen Machtverhältnisse zu verändern. Das Fürstentum Capua wurde eingezogen und zur Stabilisierung der Verhältnisse an einen Tuskulaner vergeben.
Dennoch entstanden in der Folge des Rücktritts von Gregor VI. und der Erhebung von Clemens II. sehr große Spannungen in der Kirche. Diese wurden von Henrich III. durch die späteren Ernennungen von weiteren Gefolgsleuten zum Papst noch verschärft.
Der ganz große Knall kam dann mit der Wahl von Gregor VII. im Jahr 1073. Dieser als Mönch Hildebrand oder auch als Zuchrute Gottes bekannte Reformer knüpfte schon mit der Wahl seines päpstlichen Namens an die Ereignisse von 1046 an.
Einsetzung landfremder Herzöge
Dank der etablierten Machtfülle der deutschen Könige und Kaiser hatte auch Heinrich III. großen Spielraum bei der Besetzung von vakanten Herzogtümern. Bereits im Sommer 1039 war beispielsweise der Herzog von Kärnten verstorben.
Heinrich III. pflegte lange Zeit eine trickreiche Strategie. Er besetzte einige Herzogtümer zumindest zeitweise einfach gar nicht, weil damit die Kontrolle faktisch auf ihn als Monarch überging.
Gegen Ende 1047 gab es beispielsweise im gesamten süd-deutschen Raum nicht einen Herzog. Anschließend setzte Kaiser Heinrich III. die Ernennung von landfremdem Adel durch.
Im Fall von Bayern ging sein Masterplan jedoch nicht auf. Heinrich III. konnte dort zwar zunächst einen lothringischen Grafen als neuen Herzog einsetzen.
Der sammelte jedoch schnell eine eigene Gefolgschaft um sich und plante letztlich wohl sogar einen Giftmord am Kaiser, um dann selbst den Thron zu besetzen. Auch wenn Details strittig sind, ist dies ein Beispiel für die Spannungen im Herrschaftssystem.
Einen weiteren Anschlag planten Kreise des sächsischen Adels. Der Drahtzieher Graf Thietmar wurde jedoch selbst von einem seiner Vasallen mit dem Namen Arnold verraten.
Die Sache wurde in der Pfalz Pöhlde durch Gottesurteil geklärt. Der hochrangige Graf Thietmar trat bei diesem bemerkenswerten Ereignis persönlich gegen den niederen Vasallen im Zweikampf an und wurde tödlich verwundet.
Der Sieger des Gottesurteils sollte aber auch nicht von seinem Verrat profitieren. Arnold wurde von Thietmars Sohn entführt und schmachvoll getötet. Dafür wurde er allerdings verbannt und verlor alle Titel. Seine Ländereien erhielten das Bistum Hildesheim und der Goslaer Domstift.
Aufstände von Gottfried dem Bärtigen
Der vielleicht größte Streitfall aus der Politik von Heinrich III. gegenüber dem Adel ergab sich jedoch in Lothringen. Mit Herzog Gotzelo I. gab es schon länger Ärger.
Nach dessen Tod im April 1044 sollte Gottfried der Bärtige als Sohn die beiden Herzogtümer Ober- und Unterlothringen erben. Heinrich III. verweigerte ihm jedoch das Letztere und setzte einen Luxemburger ein.
Umgehend kam es zu einer ersten Erhebung von Gottfried dem Bärtigen und auch in Burgund herrschte Aufruhr. Heinrich III. marschierte daraufhin mit einem Heer gegen den Lothringer.
Aber vor allem der tangierte Adel wie das Geschlecht der Ezzonen hielt stabil zum König. Gottfried unterwarf sich letztlich. Er wurde von einem Fürstengericht sogar begnadigt und erhielt Oberlothringen zurück. Er musste jedoch seinen Sohn als Geisel für seine künftige Treue stellen.
Nur wenige Jahre provozierte Heinrich III. mit einem Detail seiner Symbolpolitik jedoch erneut Widerstand. Wohl im Nachgang zu seiner Kaiserkrönung erließ er eine Art Amnestie für frühere Feinde, deren Namen er dann explizit nannte.
Gottfried der Bärtige hatte sich bis dato wohl sehr ernsthaft um die Aussöhnung bemüht, wurde aber wohl bewusst nicht aufgezählt. Der brüskierte Herzog begann dann umgehend mit der Vorbereitung einer weiteren Erhebung.
Dabei war auch sehr zufällig nicht alleine. In einer Ad-Hoc-Koalition rebellierten auch die Grafen von Flandern, dem Hennegau und Holland.
Die Kaiserpfalzen von Nimwegen und Verdun wurden niedergebrannt. Heinrich III. konnte hingegen ein Bündnis mit dem König von Frankreich sowie Angelsachsen und Dänen schmieden. Gemeinsam kreiste man den Aufstand ein und schlug die Rebellion nieder.
Kurzzeitig erreichte Heinrich III. so den Zenit seiner Macht. Aber die folgende Zersplitterung des Herzogtums Lothringen schwächte letztlich auch den Einfluss der Zentralgewalt. Außerdem hatten die rebellischen Fürsten großen Rückhalt beim Adel und wurde letztlich rehabilitiert.
Heinrich III. hatte auch nicht damit gerechnet, dass Gottfried der Bärtige im Jahr 1054 die Tochter eben jenes Luxemburger heiraten würde. Die holde Maid namens Beatrix brachte als Witwe nebenbei auch die Markgrafenschaft Tuszien mit in die Ehe.
Kaiser Heinrich III. stand nun plötzlich wieder einem feindlichen gesonnen Machtblock gegenüber. Nach nur einem Jahr setzte er Gottfried als Herzog ab, nahm Beatrix gefangen und marschierte mit einem Heer nach Tuszien.
Früher Tod im Jahr 1056
Kaiser Heinrich III. hatte sich bemüht, seinen Sohn Heinrich IV. genauso aufzubauen, wie sein Vater Konrad das mit ihm gemacht hatte. Deshalb rang er den Fürsten im Jahr 1053 einen Treueeid auf den damals erst dreijährigen Sohn ab.
Kaiser Heinrich III. erhielt einen Reichsapfel als Grabbeigabe (Bullenwächter / CC-BY-SA 3.0)
Dabei kam es jedoch zu einem bemerkenswerten Ereignis, welches auf eine Erosion der salischen Position schließen ließ. Die Fürsten wollte dem Kind nur folgen, wenn es ein gerechter Herrscher werden würde.
si rector iustus futurus esset
Trotz dieses Affronts wurde der kleine Heinrich im darauf folgenden Jahr zum König gekrönt. Darüber hinaus wurde bereits eine Ehe für das Kind arrangiert.
Am 05. Oktober 1056 starb Kaiser Heinrich III. nach kurzer, aber schwerer Krankheit in der Königspfalz Bodfeld im Harz. Noch auf dem Totenbett konnte er jedoch die Großen des Reiches erneut auf seinen Sohn als Thronfolger einschwören. Zunächst übernahm jedoch Kaiserin Agnes die Regierungsgeschäfte.
Sie sicherte die Thronansprüche ihres damals noch kleinen Sohnes. Als Heinrich IV. wurde dieser dann nach seiner Schwertleite im März 1065 eigenständiger Herrscher.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
Konrad II. wurde um 990 geboren. Er war ein Nachfahre von Konrad dem Roten, einem engen Gefolgsmann von Otto dem Großen und Herzog von Lothringen.
Die Reichskrone von Kaiser Konrad II. in der Wiener Schatzkammer (gemeinfrei)
Nach dem Tod des letzten Kaisers aus dem Geschlecht der Ottonen übernahm Konrad II. die Macht im Reich. Es kam jedoch nicht zu einem politischen Bruch, sondern vielmehr zur Fortsetzung der Leitlinien des Vorgängers.
Am Beispiel von Konrad II. kann man darüber hinaus auch sehr schön die Bedeutung der Symbolpolitik zu Beginn des hohen Mittelalters ablesen. Ein besonders prominentes Beispiel ist die Einführung der „Reichskrone“ mit folgendem Satz auf dem Bügel:
Chonradus dei gratia Romanorum imperator augustus
Kaiser Konrad II. trug außerdem sehr wesentlich zur Entkopplung der Person des Monarchen vom Reich bei. Das war ein wichtiger Schritt in der staatlichen Entwicklung vom realen Einflussbereich eines Herrschers hinzu einer eigenständigen Entität wie sie letztlich mit der Bezeichnung als Heiliges Römisches Reich ihren Ausdruck fand.
„Ist der König tot, so bleibt doch das Reich bestehen, ebenso wie ein Schiff bleibt, dessen Steuermann gefallen ist.“
Herkunft und Aufstieg des salischen Hauses
Der spätere Kaiser Konrad II. war ein „Salier“. Dieser Familienname wurde jedoch erst nachträglich ab dem 12. Jahrhundert geprägt, so dass es sich hierbei nicht um zeitgenössische Bezeichnung handelt.
Der Clan von Konrad II. ging wahrscheinlich auf die „Widonen“ zurück. Das war ein fränkisches Adelsgeschlecht, welches bereits seit dem 7. Jahrhundert zur Führung des Reiches gehörte.
Die Widonen hatten sich bei den Karolingern eingeheiratet. Sie beherrschten in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts das Herzogtum Spoleto in Italien.
Währenddessen zerfiel das Reich unter Karl dem Dicken. Die Widonen sahen sich kurzzeitig als große Gewinner des Niedergangs. In den 890er Jahren waren gleich zwei Vertreter der Sippe römische Kaiser:
Guido von Spoleto
Lambert von Spoleto
Lambert von Spoleto wurde jedoch im Jahr 896 durch den ostfränkischen König Arnulf von Kärnten verdrängt. Während der Herrschaft von Otto dem Großen ab 936 gewannen sie vor allem in der Person von Konrad dem Roten wieder große Bedeutung.
Konrad der Rote – Herzog von Lothringen
Konrad der Rote gehörte lange Zeit zum engsten Kreis seines Monarchen. Als dessen Gefolgsmann erhielt er im Jahr 944 das Herzogtum Lothringen.
Konrad der Rote liegt in der Gruft der „Ahnen des Kaisers Konrad II.“ im Wormser Dom. (Altera Levatur / CC-BY-SA 4.0)
Das Gebiet war einst die Keimzelle des Frankenreiches. Deswegen hatte Lothringen einen sehr hohen symbolischen Rang. Konrad der Rote ließ sich jedoch auf die Intrigen von Liudolf ein, dem ältesten Sohn seines Gönners und Kaisers.
Ab 953 erschütterte der Liudolfinische Aufstand das Reich. Der Kaiser könnte diesen nur mit Mühe niederschlagen. Konrad der Rote fiel in Ungnade und verlor sein Herzogtum.
Der Ahnherr des späteren Kaisers Konrad II. konnte jedoch die Vergebung von Otto erlangen und spielte bald wieder eine herausragende Rolle.
In der Schlacht auf dem Lechfeld von 955 führte Konrad der Rote den fränkischen Haufen und ließ sein Leben für den Sieg gegen die Ungarn. In der Folge war die Familie aus ottonischer Sicht unzweifelhaft rehabilitiert.
Bruno von Kärnten – Papst Gregor V.
Die politische Partnerschaft der Clans fand in der Beziehung zwischen Otto III. und seinem widonischen Hofkaplan und entfernten Vettern Bruno von Kärnten ihren Höhepunkt.
Im Jahr 996 zog dieser Otto dann als ostfränkischer König nach Italien, um einen neuen römischen Papst zu inthronisieren. Der Stadtadel um den Präfekten Crescentius wollte einen eigenen Kandidaten installieren und tat dies auch kund.
Statt einem lokalen Adeligen machte Otto III. jedoch einfach Bruno von Kärnten als Papst Gregor V. zum neuen Stellvertreter Gottes auf Erden. Der revanchierte sich umgehend und krönte seinen Gönner zum Kaiser.
Anschließend verließ Otto Italien wieder. Bruno von Kärnten wurde ohne die Präsenz des Kaisers jedoch umgehend aus Rom verjagt.
Konrads Heirat mit Gisela von Schwaben
Der spätere König und Kaiser Konrad II. gehörte damit während seiner Jugend zu den einflussreichsten Familien in Europa. Sein Großvater bewarb sich sogar um die Wahl als Nachfolger nach dem Tod von Otto. Das wurde jedoch durch den spektakulären Coup von Heinrich II. verhindert.
Innerhalb seiner Sippe war Konrad II. jedoch zumindest während seiner Kindheit weitgehend unbedeutend. Im Jahr 1016 ging er jedoch eine wirtschaftlich sehr interessante Ehe mit Gisela von Schwaben ein.
Die Dame hatte bereits zwei Ehen hinter sich und brachte Kinder mit. Darüber hinaus hatte sie einen sehr beeindruckenden Stammbaum. Damit gewann Konrad an Prestige.
Die politischen Folgen dieser Ehe führten jedoch auch zu Spannungen mit dem letzten ottonischen Kaiser. Aus der Verbindung ging 1017 mit dem späteren Kaiser Heinrich III. ein Sohn hervor.
Nachfolger der ottonischen Königslinie
Nach dem Tod von Kaiser Heinrich II. am 13. Juli 1024 übernahm seine Witwe Kunigunde von Luxemberg geschäftsführend die Regierung. Darüber hinaus verwahrte sie auch die Reichskleinodien, die Symbole der herrschaftlichen Gewalt.
Die Thronvakanz dauerte jedoch nur acht Wochen. Dies spricht vor dem Hintergrund eines dynastischen Wechsels des Königshauses für relativ klare Mehrheitsverhältnisse.
König des Ostfränkischen Reiches
Am 04. September 1024 versammelte sich der hohe deutsche Adel in Kamba, einem Ort am rechten Rheinufer gegenüber von Oppenheim. Als Leiter für die Königswahl fungierte der Erzbischof Aribo von Mainz.
Neben dem dann gewählten Konrad II. kandidierte nur noch eine weitere Person. Es handelte sich dabei um seinen Vettern, der als Konrad der Jüngere bezeichnet wird.
Der zeitgenössische Hofschreiber Wipo von Sachsen beschrieb die Königswahl sehr idealisiert als eine freie, einvernehmliche Wahl. In seiner Darstellung werden allerdings Beteiligte genannt, die tatsächlich jedoch weder anwesend noch in Kamba repräsentiert waren.
Vor allem Lothringer und Sachsen zogen wohl Konrad den Jüngeren vor. Ein wesentliches Argument für Konrad II. dürfte jedoch gewesen sein, dass er bereits einen siebenjährigen Sohn als möglichen Thronfolger hatte.
Der Kölner Erzbischof Pilgrim lehnte die Wahl von Konrad II. zum König des ostfränkischen Reiches ebenfalls ab und verließ Kamba mit den Lothringern. Kunigunde von Luxemburg übergab jedoch die Reichskleinodien und stellte den Gewählten damit in die Nachfolge zu ihrem verstorbenen Mann.
Der Erzbischof von Mainz krönte Konrad II. am 08. September 1024 zum ostfränkischen König. Bei dieser Zeremonie musste der neue Machthaber seine persönliche Regierungsfähigkeit symbolisch nachweisen:
Milde: Konrad II. vergab einem alten Feind und söhnte sich mit ihm aus.
Gerechtigkeit: Er urteilte über die Ansprüche einer Witwe und eines Waisen.
Barmherzigkeit: Ein Bettler erhielt Almosen.
Besetzung des „Erzstuhls des Reiches“
Der Mehrheitsverhältnisse der Königswahl waren zwar geklärt. Die Existenz einer realen Opposition war Konrad II. jedoch offenkundig bewusst.
Konrad II. besetzte den „Erzstuhl des Reiches“ (Berthold Werner / CC-BY-SA 4.0)
Er begab sich deshalb nach seiner Wahl und Krönung auf einen „Umritt“ durch das Reich. Dabei handelte es sich um eine sehr alte Tradition, die bis zurück zu den Merowingern ging.
Ein neuer Herrscher zeigte damit Präsenz im Reich, um möglichen Zweiflern zu begegnen. Dieser Umritt von König Konrad II. dauerte mehrere Monate, während er parallel beispielsweise durch Beförderungen einen Ausgleich mit oppositionellen Personen suchte.
Die Reise hatte jedoch eine Reihe von symbolischen Höhepunkten. Beispielsweise traf er sich mit Adelheid von Quedlinburg. Diese Tochter von Kaiser Otto II. lebte und führte das berühmte Kloster als zweite Äbtissin immer noch.
Von besonderer Bedeutung auf diesem Umritt war die Besetzung des „Erzstuhls“. Damit ist der Krönungsstuhl von Karl dem Großen in Aachen gemeint.
Rex Francorum et Langobardorum
Bereits im Februar 1026 sammelte der damalige König Konrad II. ein Heer für einen ersten Zug nach Italien. Der Hintergrund war, dass die Stadt Pavia nach dem Tod des letzten Kaisers umgehend die Pfalz aus Zeiten von Theoderich dem Großen niedergebrannt hatte.
Vor dem Hintergrund dieser Ereignisse kam es zu der bekannten Schiffsmetapher von Konrad II. zu seinem Staatsverständnis:
„Ist der König tot, so bleibt doch das Reich bestehen, ebenso wie ein Schiff bleibt, dessen Steuermann gefallen ist.“
Die Streitkraft umfasste tausende Panzerreiter. Außerdem wurde Konrad II. von den Erzbischöfen aus Köln und Mainz begleitet, so dass er die höchstrangigen Kleriker des ostfränkischen Reiches an seiner Seite hatte.
Im März 1026 wurde Konrad II. in Mailand zum König der Langobarden gekrönt. Dieser Italienzug verlief jedoch keinesfalls reibungslos.
Die Stadt Pavia konnte Konrad II. trotz seiner Streitkraft nicht unterwerfen. Im Juni 1026 kam es dann zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen Einwohnern der Stadt Ravenna sowie seinen dort einquartierten Truppen.
Konrad II. als römisch-deutscher Kaiser
Kaiserkrönung in der Peterskirche
Im März 1027 kehrte Konrad II. nach Italien zurück, um sich am Ostersonntag zusammen mit seiner Frau Gisela in der Peterskirche zum Kaiser krönen zu lassen. Es war eine der glanzvollsten Zeremonien des Mittelalters.
Die Krönung wurde durch Papst Johannes XIX. vollzogen. Neben über 70 hochrangigen Klerikern war beispielsweise auch Knut der Große anwesend, der in dieser Zeit über ein Großreich aus England, Dänemark und Norwegen herrschte.
Nach seiner Kaiserkrönung erließ Konrad II. mindestens 17 Urkunden und sortierte vor allem die kirchlichen Machtverhältnisse in Italien. In diesem Zuge verließ er erstmals die Linie seines Vorgängers und zwar mit einer sehr konfrontativen Haltung gegenüber der Unabhängigkeit von Venedig.
Im April 1027 machte Kaiser Konrad II. noch einen Abstecher in den Süden von Italien. Dort ließ er sich von den Fürsten von Benevent, Capua und Salerno huldigen.
Rekuperation und bayerische Herzogswahl
Nach seiner Rückkehr aus Italien nahm Kaiser Konrad II. zumindest Teile des deutschen Adels ins Visier. Zunächst eröffnete er im Juni 1027 ein „Rekuperationsverfahren“.
Dieser etwas sperrige Begriff bezeichnet die schriftliche Feststellung von Reichsgütern. Das bedeutete, dass der Adel gegenüber dem Kaiser angeben musste, beispielsweise welche Burgen und Klöster diesem gehören.
In dem Zug wurden dann auch zahlreiche strittige beziehungsweise eigentlich vererbte Güter durch Konrad II. eingezogen. Besonders betroffen war beispielsweise der Nachlass der inzwischen verstorbenen Witwe seines Vorgängers Kunigunde von Luxemburg.
Diese Rekuperation durch Kaiser Konrad II. gilt als ein weiteres Merkmal seines abstrakten Verständnisses von einem Staat.
Parallel besetzte Konrad II. das zu diesem Zeitpunkt vakante Herzogtum Bayern allerdings auch mit seinem Sohn. Er tastete das Wahlrecht der bayerischen Fürsten zwar nicht an, aber er dachte eben auch in dynastischen Linien.
Unterwerfung des polnischen Königs
Polen hatte je nach Lesart seit 1002 mit Boleslaw I. einen ersten König. Unter Missachtung der ostfränkischen Suprematie ließ sich dieser dann nach dem Tod des Vorgängers von Konrad II. im Jahr 1025 öffentlich krönen.
in iniuriam regis Chuonradi
Boleslaw I. starb allerdings schon wenige Monate später. Doch auch sein Nachfolger Mieszko II. Lambert ließ sich entgegen des Willens von Konrad II. zum König von Polen erheben.
König Mieszko ging ab 1028 auch noch in die militärische Offensive und fiel im östlichen Sachsen ein. Es dauerte drei Jahre, bis Kaiser Konrad II. sich nach wechselvollen Feldzügen durchsetzen konnte.
Im Juli 1033 unterwarf sich Mieszko auf dem Hoftag zu Merseburg und verzichtete auf die Krone. Polen fiel drei Jahrzehnte nach der einstigen Aufwertung durch Otto III. wieder in den Rang eines Vasallen zurück.
Sturz der Herzöge Ernst und Adalbero
Ab Juli 1027 hatte Konrad II. auch mit handfestem Widerstand im Inneren zu kämpfen. Zunächst betraute er seinen Stiefsohn Ernst mit der Befriedung der Konflikte.
Doch Ernst schloss sich kurzerhand einer Gruppe von Verschwörern an, zu denen beispielsweise auch Welf II. gehörte. Sie plünderten im Elsass und versuchten Gebiete in Burgund mit neuen Burgen zu sichern.
Es folgten drei turbulente Jahre, in denen sich auch der alte Konkurrent Konrad der Jüngere gegen den Kaiser stellte. Letztlich gab dieser jedoch den Widerstand auf und Ernst von Schwaben wurde 1030 nach einer verlorenen Schlacht auf der Flucht getötet.
Das Herzogtum Schwaben wurde wenige Jahre später ebenfalls an den Thronfolger verliehen. Ein weiterer Streitfall ergab sich bis dahin auch noch mit Adalbero, dem Herzog von Kärnten:
1027 war Adalbero der Schwertträger von Konrad II. auf der Synode zu Frankfurt.
1028 und später wurde der Herzog von Kärnten nicht mehr erwähnt.
1035 stand er unter Anklage vor dem Hoftag zu Bamberg.
Der Hintergrund dürfte eine allzu eigenständige Politik des Kärntener Herzogs gegenüber Ungarn gewesen sein. Der Konflikt endete mit der Verbannung von Adalbero und seinen Söhnen.
Der geschickte Kaiser Konrad II. verlieh das nun vakante Herzogtum an Konrad den Jüngeren. Damit waren diese Spannungen befriedet.
Konrad der Jüngere starb 1039. Der Thronfolger Heinrich III. erhielt dann auch dieses Herzogtum.
Aneignung des Königreiches Burgund
Unter Konrad II. kam es schließlich zur Übernahme des Königreiches Burgund durch das römisch-deutsche Reich. Der Hintergrund war, dass deren letzter König Rudolf III. am 06. September 1032 kinderlos verstarb.
Als Erbe war ursprünglich ein Stiefsohn von Konrad II. eingesetzt worden. Der starb jedoch vor dem Kaiser, so dass der territoriale Nachlass an ihn fiel.
Kaiser Konrad II. brach umgehend einen Feldzug gegen Polen ab und marschierte mit seinem Heer nach Burgund. Am 02. Februar 1033 wurde er von einigen seiner Anhänger als König von Burgund gewählt.
Noch im Winter errang er die Zustimmung weiterer Adeliger. Er konnte jedoch Widerstandsnester im heutigen Schweizer Kanton Freiburg nicht zeitnah erobern.
Erst mit längeren Feldzügen in den Sommern von 1033 und 1034 setzte er seine Ansprüche durch. Die Angelegenheit wurde mit einer größeren Zeremonie in der Kathedrale von Genf abgeschlossen.
Speyer – vom Kuhdorf zur Metropolis
Im Bereich der Stadt Speyer kann man Funde der Besiedelung bis zurück aus der Jungsteinzeit finden. Das Römische Reich hatte dort einen Außenposten, der zeitweise mit etwa 500 Mann besetzt war.
Kaiser Konrad II. befahl die Errichtung des Speyerer Doms ab 1025. (gemeinfrei)
Um die Jahrtausendwende war Speyer jedoch immer noch ein kleines Kaff. In Urkunden wurde der Ort als „vaccina“, als Kuhdorf, bezeichnet.
Unter Konrad II. entwickelte sich Speyer jedoch in einem rasanten Tempo zu einer der bedeutendsten Städte im Reich. Ein politischer Hintergrund war, dass andere wichtige Regionen wie Köln oder Mainz fest in der Hand von anderen Familien oder der Kirche waren.
In Speyer konnten sich die Salier hingegen ein eigenes und neues Machtzentrum errichten. Wohl ab 1025 ließ Konrad II. dort eine Königskathedrale errichten, den Speyerer Dom.
Konrad II. förderte das Domkapitel mit Schenkungen und plante wohl von Anfang an mit dem Ort als Grablege für sich selbst und seine Dynastie. Innerhalb weniger Jahre entstand so eine „metropolis“, eine Großstadt.
Unter dem Sohn von Kaiser Konrad II. erreichte der Speyerer Dom eine Gesamtlänge von 134 Meter. Zu diesem Zeitpunkt war es die größte Kirche der Christenheit.
Tod und Thronfolge des Sohnes (1039)
Konrad II. hatte bereits ab 1026 mit der Ordnung seiner Nachfolge begonnen. Sein Sohn Heinrich erhielt nach und nach mehrere Herzogtümern und wurde systematisch aufgebaut.
Grabkrone von Kaiser Konrad II. (gemeinfrei)
Im Frühjahr des Jahres 1039 war Kaiser Konrad II. in Nimwegen und kurierte eine Erkrankung aus. Er zog dann weiter nach Utrecht, um dort Pfingsten zu feiern.
Konrad II. starb jedoch sehr plötzlich am 04. Juni 1039. Seine Leiche wurde dann über einen Monat lang durch das Reich gekarrt und in verschiedenen Kirchen aufgebahrt.
Der Hofschreiber Wipo von Sachsen beschrieb die große Anteilnahme der Bevölkerung. Der unbekannte Verfasser der Hildesheimer Annalen zeichnete jedoch ein ganz anderes Bild von einem herzlosen Herrscher, dem niemand eine Träne nachweinte.
Der Übergang der Herrschaft an den Thronfolger Heinrich III. verlief jedoch reibungslos. Es handelte sich dabei sogar um die einzige ungefährdete Nachfolge der gesamten ottonisch-salischen Zeit also etwa für 200 Jahre.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
Der römisch-deutsche Kaiser Heinrich II. wurde am 06. Mai 973 geboren. Er entstammte nicht der ursprünglichen Haupt-, sondern einer jüngeren Nebenlinie des herrschenden Hauses der Ottonen.
Der deutsche Kaiser Heinrich II. der Heilige im Evangelistar aus Seeon (gemeinfrei)
Ab 1002 regierte Heinrich II. zunächst als König und wurde zwölf Jahre später auch zum Kaiser gekrönt. Er blieb jedoch kinderlos, so dass mit seinem Tod am 13. Juli 1024 auch die mehr als hundertjährige Herrschaft der Ottonen endete.
Im Gegensatz zu seinem Vater „Heinrich der Zänker“ gelang es Heinrich II. jedoch ein völlig anderes Image zu hinterlassen. Für sein angeblich so frommes Leben sprach ihn der Papst im Jahr 1146 heilig. Deswegen kennt man ihn auch als „Heinrich der Heilige“.
Tatsächlich hat sich Heinrich II. nach dem Tod seines Onkels und Vorgängers Kaiser Otto III. sehr spektakulär an die Macht geputscht.
Nach dem Raub der Reichskleinodien ließ er Bischöfe inhaftieren und zog mit einer Armee im Rücken zur Königswahl. Die anwesenden Fürsten durften dann formfrei über seine Erhebung abstimmen. Möglichen Zweiflern begegnete er anschließend sehr proaktiv mit einem Ritt durch das ganze Reich.
Als deutscher König brach Heinrich II. mit praktisch allen Konventionen seiner Zeit und sprengte das Gefüge der konsensualen Herrschaft.
Der zeitgenössische Geschichtsschreiber Thietmar von Merseburg berichtet von den gezielten Demütigungen seiner politischen Gegner. Der moderne Historiker Stefan Weinfurter bezeichnete den letzten Ottonen schlicht als „König der Konflikte“.
Dank der wachsenden Macht von Byzanz im Süden von Italien wurde Heinrich II. schließlich vom römischen Papst auch die Kaiserkrone angeboten. Seine zählbaren Dienste für die Kirche blieben jedoch sehr überschaubar.
Interessanterweise hinterließ Kaiser Heinrich II. nach seinem Tod jedoch ein relativ gut sortiertes Reich ohne akute Krisen. Der dynastische Übergang der ottonischen Herrschaft an den salischen Konrad II. verlief sehr geordnet und jener knüpfte dann sogar an die Politik seines Vorgängers an.
Heinrich II. – Urenkel von Heinrich I.
Der spätere Kaiser Heinrich II. war ein Enkel des jüngsten Sohnes jenes Herzogs von Sachsen, der ab 919 als König Heinrich I. über das ostfränkische Reich regierte.
Der königliche Ahnherr hatte mit der Hausordnung von 929 allerdings auch das einstige Erbrecht der Franken geändert. Seitdem wurden die Hinterlassenschaften nicht mehr wie zu Zeiten der Karolinger möglichst gleichmäßig unter den Erbberechtigten verteilt.
Sohn von Heinrich dem Zänker
Der Großvater von Heinrich II. war als jüngerer Bruder von Otto dem Großen jedoch nicht leer ausgegangen, sondern wurde mit Judith von Bayern aus dem Geschlecht der Luitpoldinger verheiratet. Ab 948 erhielt er das Herzogtum als Lehen.
Herzog Heirich II. von Bayern – „der Zänker“ (Regelbuch von Niedermünster in Regensburg / gemeinfrei)
In den folgenden Jahren bewährte sich der Großvater von Heinrich II. als Heerführer in den Kriegen gegen die Ungarn. Bereits todkrank führte er noch drei bayerische Haufen am 10. August 955 in die Schlacht auf dem Lechfeld und verstarb einige Monate später.
Das Herzogtum Bayern fiel an dessen Sohn, den man als Heinrich „den Zänker“ kennt. Der Hintergrund für diesen einprägsamen Beinnamen sind die ewigen Streitigkeiten mit dem seit 973 herrschenden Kaiser Otto II., die schließlich zu einer langen Inhaftierung führten.
Nach dem frühen Tod des Kaisers am 07. Dezember 983 wurde Heinrich der Zänker jedoch aus seinem Gefängnis in Utrecht entlassen und erhielt sein Würden zurück. Damit rückte auch der spätere Kaiser Heinrich II. wieder in die Rolle als Erbe des Herzogtums Bayern.
Ehe mit Kunigunde von Luxemburg
Kunigunde war die achte Tochter von Graf Siegfried, dem Gründer von Luxemburg. Sie entstammte einer karolingischen Linie. Über diese Achse war sie sogar mit dem westfränkischen König Ludwig II. dem Stammler verwandt.
Kaiser Heinrich II. und Kunigunde von Luxemburg als Tafelbild der Mährischen Galerie in Brünn (gemeinfrei)
Graf Siegfried I. hatte 963 die Lucilinburhuc erworben. Dabei handelt es sich um eine Wehranlage auf dem Gebiet der heutigen Stadt Luxemburg.
Im Krieg um die Nachfolge von Kaiser Otto II. stellte er sich auf die ottonische Seite und geriet dabei sogar in Gefangenschaft. Die Treue wurde im später vergolten.
Im Jahr 995 konnte er als verlässlicher Parteigänger dann seine Tochter Kunigunde mit Heinrich II. verheiraten. Die Ehe mit dem Herzog von Bayern blieb kinderlos.
Kunigunde von Luxemburg entwickelte sich jedoch zu einer relativ eigenständigen Politikerin, die sich sehr für die Kirche einsetzte. Zusammen mit Heinrich II. wurde sie im Jahr 1146 ebenfalls heilig gesprochen.
Herrschaft des letzten Ottonen
Der Vorgänger von Heinrich II. starb jung und überraschend Ende Januar 1002 in der Nähe von Rom. In der ewigen Stadt drohte zu diesem Zeitpunkt eine Revolte.
Ganz Italien wurde von der Entourage des nun mehr toten Kaisers als bedrohliches Terrain angesehen. Das Ableben von Otto III. hielt man bis zur Organisation eines geordneten Rückzuges sogar geheim.
Machtergreifung im Jahr 1002
Das kaiserliche Gefolge zog dann in den Norden des Heiligen Römischen Reiches. Der Tross unter Führung des Kölner Erzbischofes Heribert kam bei Polling in Bayern an.
Dort wurden sie vom damaligen Herzog Heinrich empfangen. Er zwang Heribert zur Übergabe der Reichskleinodien, der Symbole der königlichen Macht. Nur leider fehlte die Heilige Lanze als wichtigste Reliquie der Sammlung.
Die Heilige Lanze in der Schatzkammer der Wiener Hofburg (Aiwok / CC-BY-SA 3.0)
Der listige Heribert wollte nämlich eher den Herzog von Schwaben als Nachfolger auf dem Thron sehen. Deshalb hatte er die Heilige Lanze bereits heimlich voraus nach Aachen geschickt.
Doch Herzog Heinrich ließ sich nicht lumpen, sondern nahm erst Heribert und dann seinen Bruder, den Würzburger Bischof Heinrich von Rothenburg, gefangen. Die beiden Gottesmänner sorgten schließlich für die Übergabe der Heiligen Lanze und komplettierten die Reichskleinodien wieder.
Dennoch versuchte zunächst der Markgraf Ekkehard von Meißen, sich von einer Versammlung sächsischer Adeliger als König nominieren zu lassen. Dem Herzog Heinrich sekundierte jedoch der Markgraf Heinrich von Schweinfurt, so dass er eine Mehrheit auf einer Zusammenkunft in Werla erringen konnte.
Mit einer Armee im Rücken zog der bayerische Herzog anschließend sofort nach Mainz. Dort ließ er sich von den anwesenden Fürsten am 07. Juni 1002 zum König wählen.
Damit brach er die damals bereits seit der Erhebung von Konrad I. eingespielten Regeln der Königswahl. Der Mainzer Erzbischof krönte ihn dann als Heinrich II. zum neuen Herrscher.
Umritt von König Heinrich II.
In einer späteren Urkunde begründete Heinrich II. seinen Anspruch auf die Krone aber nicht nur mit der Verwandtschaft, sondern auch mit einer besonderen persönlichen Nähe zum Vorgänger.
Der neue König Heinrich II. könnte sich jedoch keinesfalls sicher sein, dass seine Erhebung überall im Reich anerkannt wurde. Um den Untertanen mögliche Zweifel an der Rechtsmäßigkeit seiner Wahl zu nehmen, entschied er sich für einen Umritt wie zu Zeiten der Merowinger.
Umritt von Heinrich II. nach Königswahl im Jahr 1002 (Michail Jungierek / CC-BY-SA 3.0)
Dieser Umritt führte König Heinrich II. durch Thüringen, Sachsen, Niederlothringen, Schwaben, Bayern und dann nach Oberlothringen. Dabei kam es dann auch schon zu ersten Konflikten.
Vor allem der Herzog von Schwaben war nicht bereit, die Machtergreifung von Heinrich II. einfach zu akzeptieren. Die Parteien gingen jedoch nicht in offenen Gefechten aufeinander los. Aber der neue Monarch verwüstete einige Ländereien, um seine Haltung zu kommunizieren.
Sein bisher so wichtiger Unterstützer, der Markgraf Heinrich von Schweinfurt, wurde ebenfalls schwer enttäuscht. Heinrich II. brach nämlich sein Versprechen, ihm das Herzogtum Bayern zu übergeben.
Der Umritt war dennoch ein großer Erfolg, weil Heinrich II. die Anerkennung des Kölner und des Mainzer Erzbischofs erringen konnte. Auch weitere Große des Reiches huldigten ihm in Merseburg.
Ein Blick in den höheren Norden zeigt jedoch, wie begrenzt die Reichweite der Herrschaft gewesen sein muss. In eben jenen Jahren begann eine neue Serie von Angriffen der Wikinger unter Sven Gabelbart gegen England. Das römisch-deutsche Reich stellte offenbar keine große Bedrohung für die Nordmänner dar, so dass sie sich in Ruhe austoben konnten.
Krönung zum König von Italien
Die Stimmung in Italien war bereits vor dem Tod des letzten Kaisers sehr explosiv. Nur drei Wochen danach ließ sich Markgraf Arduin von Ivrea am 15. Februar 1002 zum König von Italien erheben.
Nach dem Heinrich II. seine Macht als neuer König nördlich der Alpen konsolidiert hatte, wandte er sich ab 1004 gegen den italienischen Usurpator. Besondere Unterstützung erhielt er dabei vom Klerus.
Heinrich II. sammelte daraufhin ein Heer aus bayerischen und kirchlichen Truppen bei Augsburg und zog über den Brenner nach Trient. Mit dieser Rückendeckung ließ er sich dann am 15. Mai 1004 in Pavia zum König von Italien krönen.
Diese Krönung war jedoch eher ein Zeichen von Schwäche als von Stärke. Denn seine beiden Vorgänger hatten sich direkt zum römisch-deutschen Kaiser krönen lassen, ohne einen solchen Zwischenschritt gehen zu müssen.
Die folgenden Ereignisse bestärken diesen Blickwinkel. Noch in der Nacht nach der Krönung von Heinrich II. zum König von Italien kam es zu einer Revolte in Pavia.
Die königlichen Truppen konnte sich nur mit größter Mühe behaupten. Dabei wurde sogar der Schwager von Heinrich II. so schwer verwundet, dass er wenige Tage später starb.
König Heinrich II. verbrachte noch einige Wochen in Italien, ohne jedoch Arduin von Ivrea endgültig zurückdrängen zu können. Dann zog er sich zurück und überließ den Süden des Reiches für fast ein Jahrzehnt sich selbst.
Konflikt mit Bolesław von Polen
Die Machtergreifung von Heinrich II. hatte darüber hinaus einen weiteren Konflikt aufgebrochen. Boleslaw I. der Tapfere, den man heute vor allem als ersten König der Polen kennt, gehörte unter Kaiser Otto II. noch zu den wichtigsten Parteigängern des herrschenden Hauses.
Durch den „Akt von Gnesen“ war Boleslaw im Jahr 1000 erheblich aufgewertet worden. Je nach Lesart gilt dieses Datum als Beginn des Königtums in Polen.
Die Machtansprüche von Heinrich II. und der polnische Weg in die Unabhängigkeit vertrugen sich jedoch nicht. Darüber hinaus war der Zugriff auf Handelsrouten ein großer Streitpunkt, was sogar zur Entwicklung eines neuen Typs an Burgen führte.
Die Situation eskalierte nachdem Boleslaw bewaffnet den Königshof von Merseburg betrat. Damit hatte er nach Ansicht des deutschen Adels die Ehre des Königs verletzt.
Nach seiner Abreise wurde Boleslaw deshalb angegriffen. Nur die Unterstützung des Herzogs von Sachsen und des Markgrafen Heinrich von Schweinfurt ermöglichte seine Flucht.
Damit begann zwischen Heinrich II. und Boleslaw eine lange Fehde, die man anhand der Friedenschlüsse von Posen (1005), Merseburg (1013) und Bautzen (1018) in drei Phasen unterteilt.
Nach anfänglichen Erfolgen von König Heinrich II. machte Boleslaw I. den Markgrafen Heinrich von Schweinfurt zu einer Art Bauernopfer. Dieser musste sich öffentlich, barfuß und im Büßergewand unterwerfen und um Vergebung bitten. Eine solche Zeremonie nannte man „deditio“.
Der weitere Verlauf der Fehde war dann aber sehr von äußeren Ereignissen geprägt. Der Frieden von Merseburg hatte beispielsweise den Hintergrund, dass sich Heinrich II. in Ruhe zum Kaiser krönen lassen wollte, während Boleslaw sich zeitlich parallel auf seinen Konflikt mit den Kiewer Rus konzentrieren musste.
Kaiserkrönung mit Reichsapfel
Im Jahr 1012 hatten sich durch den Tod des römischen Papst die Machtverhältnisse in der ewigen Stadt verschoben. Der renitente Stadtadel um das Geschlecht der Crescentier musste einen schweren Rückschlag hinnehmen.
Krönung von Heinrich II. zum Kaiser in seinem Bamberger Perikopenbuch (gemeinfrei)
Im Rahmen eines kurzen Schismas konnte sich Papst Benedikt VIII. durchsetzen und bot Heinrich II. die Kaiserkrone an. Dieser schloss daraufhin mit Boleslaw Frieden und sammelte im Oktober 1013 ein Heer bei Augsburg.
Unterstützt von zahlreichen Bischöfen und in Begleitung seiner Frau Kunigunde von Luxemburg zog Heinrich II. noch ihm Winter nach Italien. Die freiwillige Unterwerfung des Arduin von Ivrea im Gegenzug für eine Grafschaft wies er zurück.
Dafür marschierte Heinrich II. direkt auf Rom und ließ sich dort am 14. Februar 1014 in St. Peter zum Kaiser krönen. Dabei wurde erstmalig die Überreichung eines Reichsapfels dokumentiert.
Es handelt sich dabei um eine mit einem Kreuz versehene Kugel. Diese wurde später fester Bestandteil der Reichskleinodien.
Nach der Kaiserkrönung hielt Heinrich II. zusammen mit Papst Benedikt VIII. eine Synode ab. Dabei wurden fünf Bischöfe abgesetzt und Verfügungen gegen den Kauf von kirchlichen Ämtern erlassen.
Anschließend kehrte Heinrich II. als Kaiser in den Norden des Reiches zurück, ohne den Konflikt mit Arduin von Ivrea zu lösen. Das Problem erledigte sich jedoch wenig später durch dessen schwere Erkrankung und folgendem Tod.
Krieg gegen byzantinischen Kaiser
Der Konsolidierung der Macht von Kaiser Heinrich II. in Nord- und Mittel-Italien führte zu Spannungen mit dem byzantinischen Kaiser. Dieser Basileios II. „der Bulgarentöter“ kontrollierte den Süden der Halbinsel und begann nun seine Burgen in der Region auszubauen.
Neben der Verteidigung wurde auch das Verwaltungssystem weiterentwickelt. Die Fortschritte der Byzantiner ließen Papst Benedikt VIII. im Jahr 1020 die Alpen überqueren, um Kaiser Heinrich II. persönlich um Unterstützung zu bitten.
Dieser entschied sich für einen dritten Italienzug. Doch zunächst besetzte er die Erzbistümer Köln und Mainz mit zwei bayerischen Gefolgsleuten: Aribo und Pilgrim.
Vor allem der neue Kölner Erzbischof Pilgrim wurde zum tatkräftigen Unterstützer des Heerzuges. Im Herbst 1021 brachen sie auf und stießen schnell bis in den Norden von Apulien vor.
Dort belagerte Kaiser Heinrich II. lange Zeit vergeblich die byzantinische Festung in Troia. Es kam jedoch zu keiner großen Schlacht. Letztlich war sein Heer durch Krankheiten so geschwächt, dass er sich aus dem Süden von Italien zurückzog.
Tod und Nachfolge durch Konrad II.
Die letzten Lebensjahre von Heinrich II. waren relativ friedlich und schließlich von einer schweren Erkrankung an Harnsteinen geprägt. Er musste lange Pausen in seiner Tätigkeit einlegen und verstarb dann am 13. Juli 1024 in der Pfalz Grona bei Göttingen.
Spannenderweise hinterließ der „König der Konflikt“ keine größeren Probleme im Reich. Die Ehe mit Kunigunde hatte allerdings keinen Erben hervorgebracht, so dass mit ihm die Herrschaft der ottonischen Dynastie endete.
Bis zur Königswahl des salischen Konrad II. im September 1024 blieb Kaiserin Kunigunde geschäftsführend im Amt. Anschließend wurden die Macht und die Reichskleinodien reibungslos übergeben.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
Otto III. war der Sohn des frühverstorbenen Otto II., einem Herrscher des ost-fränkischen beziehungsweise römisch-deutschen Reiches. Er wurde im Sommer des Jahres 980 geboren und bereits im Alter von drei Jahren in Aachen zum König gesalbt.
Kaiser Otto III. vom Meister der Reichenauer Schule um 1000 (gemeinfrei)
Nach dem Tod des Vaters wurde für das kleine Kind zunächst Heinrich der Zänker als nächster männlicher Verwandter zum Vormund ernannt. Doch bereits nach einigen Monaten wurde Otto III. seiner Mutter Theophanu und der Großmutter Adelheid von Burgund übergeben.
Das Reich verwalteten in den Jahren bis zur Mündigkeit von Otto III. dann die beiden Kaiserinnen. Ab 996 entwickelte sich der junge König zum eigenständigen Herrscher.
Er knüpfte an die politische Nähe der Ottonen zum Heiligen Stuhl an. Bereits zu Beginn seiner Regierungszeit konnte Otto III. mit Gregor V. einen eigenen Kandidaten als römischen Papst installieren.
Von diesem wurde Otto III. im Gegenzug umgehend zum Kaiser gekrönt. Durch seine besondere Nähe zur Kirche wurde er jedoch auch immer wieder in die Machtkämpfe um das Papsttum hineingezogen.
Kaiser Otto III. starb dann wie sein Vater ebenfalls sehr früh und unerwartet. Nach starkem Fieber schied er am 23. oder 24. Januar 1002 in Castel Paterno dahin. Zeitgenossen vermuteten eine Vergiftung, was jedoch nicht belegt ist.
Sohn von Otto II. und Theophanu
Otto III. wurde im Sommer 980 während einer Reise seines Vaters von Nimwegen nach Aachen geboren. Er war der einzige Sohn aus der Ehe von Otto II. mit Theophanu, hatte aber noch drei Schwestern.
Königswahl auf dem Hoftag zu Verona
Otto II. als römisch-deutscher Kaiser (Registrum Gregorii / gemeinfrei)
Kaiser Otto II. erlitt im Jahr 982 eine schmähliche Niederlage im Süden von Italien. In der Schlacht bei Colonna wurden seine Truppen von Sarazenen vernichtend geschlagen.
Dennoch konnte der Vater im folgenden Jahr die Krönung seines damals erst drei Jahre alten Sohnes durchsetzen. Auf dem Hoftag zu Verona wurde zunächst die Königswahl abgehalten.
Es handelte sich dabei um die einzige Wahl eines deutschen Königs auf italienischem Boden. Auch deshalb haftete Otto III. lange der Ruf an, er sein kein echter deutscher Herrscher.
Anschließend wurde das kleine Kind nach Aachen gebracht, um dort die Königsweihe von den Erzbischöfen aus Mainz und Ravenna zu erhalten.
Doch parallel verstarb sein Vater Otto II. im Alter von nur 28 Jahren überraschend in Rom an der Malaria. Zugleich erhoben sich die Slawen gegen die Zentralgewalt und es brachen wechselhafte Zeiten an.
Mündel von Heinrich dem Zänker
Herzog Heirich II. von Bayern – „der Zänker“ (Regelbuch von Niedermünster in Regensburg / gemeinfrei)
Der kleine Otto III. wurde nach dem frühen Tod seines Vaters dem nächsten männlichen Verwandten als Mündel übergeben. Dabei handelte es sich um den bis dato internierten Herzog von Bayern, den man besser als Heinrich den Zänker kennt.
Otto III. und Heinrich der Zänker hatten mit Heinrich I. einen gemeinsamen Vorfahren. Doch der bayrische Herzog hatte sich wiederholt gegen die ottonische Herrschaft gestellt und wurde deshalb zuletzt in Utrecht gefangen gehalten.
Erst nach dem Tod von Otto II. wurde er überhaupt erst aus der Haft entlassen und erhielt dann sogleich die Vormundschaft über das kleine Kind seines politischen Gegners. Doch Heinrich der Zänker erkannte wohl, dass sein eigener Rückhalt unter den Großen des Reiches nicht für eine Machtergreifung reichte.
Heinrich der Zänker scheute den militärischen Konflikte mit den Parteigängern der Mutter Theophanu und der Großmutter Adelheid von Burgund des kleinen Jungen. Am 29. Juni 984 wurde Otto III. deshalb an die beiden Kaiserinnen übergeben.
Herrschaft der zwei Kaiserinnen
Ab 985 führte zunächst vor allem Kaiserin Theophanu die Regierungsgeschäfte. Die Zeit blieb weitgehend frei von großen Konflikten.
Aber vor allem die Missionierung der Slawen erlitt große Rückschläge. Sächsische Heere führten in den kommenden Jahren deshalb eine Reihe von Feldzügen gegen die Elbslawen.
Unter dem religiösen Deckmantel suchten die Sachsen nach neueren Erkenntnissen jedoch vor allem Beute. 986 war Otto III. im Alter von sechs Jahren erstmals bei einem solchen Kriegszug dabei.
989 übergab Theophanu die Kontrolle über die Verwaltung von Italien an den damaligen Erzbischof von Piacenza und späteren Papst Johannes Philagathos. Das war ein Vertrauter der Kaiserin. Eine dezidierte Linie in der Italienpolitik ist anhand der wenigen vorhandenen Quellen jedoch nicht erkennbar.
Theophanu verstarb im Jahr 991 im Beisein von Otto III. in Nimwegen. Da er immer noch nicht mündig war, übernahm nun Adelheid von Burgund, seine Großmutter und Witwe von Otto dem Großen, das Ruder.
Regierungsjahre von Kaiser Otto III.
Der junge Otto III. wuchs über Jahre hinweg in die Verantwortung als Monarch hinein. Man hatte ihn als kleines Kind zum König gesalbt und er beurkundete bereits als Minderjähriger einige Schenkungen.
Inthronisierung von Papst Gregor V.
Als erste eigenständige Unternehmungen von Otto III. gelten seine Italienzüge ab 996. Im März diesen Jahres brach er von Regensburg nach Süden auf:
In Verona traf der König aus Deutschland auf den Dogen von Venedig und führte das traditionell gute Verhältnis der Ottonen zur Seerepublik fort.
Bei Pavia verhandelte Otto III. mit einer römischen Gesandtschaft über die Ernennung des nächsten Papstes. Er ging jedoch nicht auf die Vorstellungen des städtischen Adels um den Präfekten Crescentius ein.
In Ravenna ernannte der König stattdessen seinen Verwandten und Hofkaplan Bruno von Kärnten als neuen römischer Papst. Am 21. Mai 996 wurde dieser dann als Gregor V. gekrönt.
Während Otto der Große sich noch ein Veto bei der Papstwahl erkämpfen musste, konnte sein Enkel Otto III. nun sogar einen eigenen Kandidaten auf dem Stuhl Petri platzieren.
Kaiserkrönung im Jahr 996
Kaiserkrönung von Otto III. durch Papst Gregor V. (gemeinfrei)
Der neue Papst Gregor V. krönte nur kurz drauf seinen Gönner Otto III. zum neuen Kaiser. Damit hatten sich die Verwandten erfolgreich diese beiden höchsten Positionen ihrer mittelalterlichen Welt zugeschoben.
Kaiser Otto III. kehrte dann im Juni 996 nach Norden zurück. Besondere Ereignisse aus den folgenden Wochen sind nicht überliefert.
Aber schon im September wurde Gregor V. vom stadt-römischen Adel um Crescentius vertrieben. Daraufhin kam es zur Erhebung von Johannes XVI. als Gegenpapst.
Doch der neue Kaiser des Heiligen Römischen Reiches priorisierte zunächst die Sicherung der östlichen Gebiete seines Reiches. Im Sommer 997 führte er einen erneuten Feldzug gegen Elbslawen.
Belagerung der Engelsburg
Erst im Dezember 997 zog Otto III. wieder nach Italien, um seinen Papst zu stützen. Die Größe des Heeres ist unbekannt. Der deutsche Kaiser wurde jedoch von sehr vielen Amtsträgern begleitet.
Während seiner Abwesenheit ließ sich Kaiser Otto III. von seiner Tante Mathilde, der Äbtissin von Quedlinburg vertreten. Das war eine Enkelin der Heiligen Mathilde von Quedlinburg.
Kaiser Hadrian ließ die Engelsburg als Mausoleum errichten. (gemeinfrei)
Sobald das kaiserliche Heer vor Rom erschien, flüchtete Crescentius in die Engelsburg. Nach langer Belagerung konnte die Anlage von Kaiser Otto III. eingenommen werden.
Für den Präfekten Crescentius nahm die Geschichte ein übles Ende. Er wurde auf einen Turm geführt und vor der johlenden Menge enthauptet.
Dann warf man den Korpus in die Tiefe und hängte anschließend die Leiche an den Füßen an einem Galgen auf. Der Gegenpapst wurde geblendet und man riss ihm die Zunge heraus.
Kaiser Otto III. blieb noch bis 999 in Italien, um die Verhältnisse nach seinen Vorstellungen zu sortieren. In dieser Zeit absolvierte er nach heftiger Kritik an dem brutalen Vorgehen allerdings auch eine Wahlfahrt zur Buße.
Zuletzt verstarb der ottonische Papst Gregor V. an einer Erkrankung. Daraufhin inthronisierte Otto III. mit Silvester II. erneut einen Vertrauten aus seinem Umfeld auf dem Stuhl des heiligen Petrus.
Pilgerreise und Akt von Gnesen
Anfang 1000 pilgerte Kaiser Otto III. zum Grab des Märtyrers Adalbert von Prag. Der war von heidnischen Pruzzen erschlagen und anschließend in Gnesen im heutigen Polen bestattet worden.
Der Kaiser zog barfuß in die Stadt ein und errichtete dem Märtyrer einen Altar. In diesem Zusammenhang kam es auch zu weitreichenden politischen Entscheidungen.
Kaiser Otto III. ließ im Akt von Gnesen eine Kirchenprovinz gründen. Darüber hinaus erhöhte er den Rang des dortigen Herzogs Boleslaw, der dann ab 1025 auch offiziell der erste König von Polen war.
Boleslaw bekam noch dazu eine Kopie der Heiligen Lanze geschenkt. Im Gegenzug erhielt Kaiser Otto III. einen Arm von der Leiche des Adalbert von Prag als Reliquie.
Aufstände in Tivoli und Rom
Gegen Ende des Jahres 1000 zog Otto III. wieder nach Rom. Während die Anfangszeit noch friedlich verlief, kam es nach dem Jahreswechsel zunächst in Tivoli zu einem Aufstand gegen den Kaiser.
Unter dem Druck der Belagerung von Tivoli unterwarf sich die Stadt aber dem Willen des Kaisers. Im selben Monat kam es allerdings noch zur Ausstellung einer bemerkenswerten Urkunde.
Kaiser Otto III. rechnete schonungslos mit der bisherigen Politik vieler Päpste ab. Er wies die Konstantinische Schenkung zurück, übergab jedoch aus seiner kaiserlichen Autorität heraus acht Grafschaften an die römische Kirche.
Im Machtspiel mit dem Heiligem Stuhl war der Kaiser in dieser Zeit der alles dominierende Taktgeber. Die Schonung von Tivoli führte nur leider zu einer Revolte der städtischen Römer.
In einer bewegenden Rede soll Kaiser Otto III. die Römer jedoch von seiner Liebe zu der Stadt überzeugt haben. Bewegt von seinen rührenden Worten ergriffen die Städter zwei Rädelsführer und schlugen sie übel zusammen.
Tod und Nachfolge von Otto III.
Die Ratgeber von Kaiser Otto III. fürchteten dennoch weitere Gefahren. Er zog sich deshalb aus Rom zurück und rief nach militärischer Verstärkung aus dem Reich. Diese traf jedoch nur sehr zögerlich ein.
Im Januar 1002 wurde Kaiser Otto III. dann plötzlich schwer krank. Er bekam starkes Fieber und verstarb am 23. oder 24. Januar in Castel Paterno. Der zeitgenössische Bischof von Paderborn ging in seiner Vita Meinwerci von einer Vergiftung aus.
Der Tod von Kaiser Otto III. wurde zunächst geheim gehalten, weil sich sein Umfeld in Italien von Feinden bedroht sah. Erst nach dem Eintreffen der Verstärkung zog man sich geschlossen in den Norden des Reiches zurück.
Als Nachfolger kam mit Heinrich II. ein Vetter von Otto III. an die Macht. Es war der Sohn von Heinrich dem Zänker und er sollte der letzte deutsche Herrscher aus dem sächsischen Geschlecht der Liudolfinger werden.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
Otto II. war ein Sohn von Otto dem Großen aus dem Geschlecht der Liudolfinger. Er wurde 955 geboren und schon früh von seinem Vater zum Mitkönig und dann auch zum Mitkaiser erhoben.
Otto II. als römisch-deutscher Kaiser (Registrum Gregorii / gemeinfrei)
Nach dem Tod des Vaters wurde Otto II. bereits im Alter von nur 18 Jahren zum Alleinherrscher über das römisch-deutsche Reich. Er war umgehend mit tiefen strukturellen Krisen sowie großen Personalproblemen konfrontiert.
Kaiser Otto II. musste dann viele Revolten bekämpfen und schließlich eine verheerende Niederlage im Süden von Italien hinnehmen. Nur wenig später starb er schon im Alter von 28 Jahren an Malaria.
Otto II. gilt deshalb landläufig als ein weitgehend gescheiterter Monarch. Die moderne Forschung zeichnet ein etwas differenzierteres Bild. Ihm wird angerechnet, dass das Reich trotz der strukturellen Krisen fortbestand.
Insofern ist die Herrschaft von Kaiser Otto II. zwar ein recht schäbiges, aber in funktionaler Hinsicht dennoch wichtiges Kapitel der Entstehung des Heiligen Römischen Reiches.
Nachfolger von Otto dem Großen
Otto II. war ein Sohn aus der zweiten Ehe des Vaters mit Adelheid von Burgund. Sein älterer Bruder Liudolf aus erster Ehe hatte 953 einen Aufstand angezettelt und das Reich in eine gefährlich Krise gestürzt.
Liudolf scheiterte jedoch im darauffolgenden Jahr endgültig und verstarb 957. In der Folge rückte Otto II. schon als zweijähriges Kind in die Rolle als natürlicher Thronfolger auf.
Aufstieg der sächsischen Liudolfinger
Bei den Ottonen handelte es sich um das sächsische Adelsgeschlecht der Liudolfinger. Ihr ältester bekannter Ahnherr war Graf Liudolf aus der Mitte des 9. Jahrhunderts.
In den folgenden Jahrzehnten wurden sie zu den Herzögen in Sachsen. Nach dem Tod des letzten Karolingers im Ostreich standen sie zunächst in Opposition zu dessen Nachfolger.
Die Heilige Lanze in der Schatzkammer der Wiener Hofburg (Aiwok / CC-BY-SA 3.0)
Gegen diesen König Konrad I. stellten sie sich während der Babenberger Fehde auf die Seite der Thüringer gegen die Zentralgewalt. Dabei handelte es sich um eine nachrangige, aber dafür sehr spannende Episode der früh-deutschen Geschichte.
Nach dem kinderlosen Tod von Konrad im Jahr 918 setzten sich mit Heinrich I. die Liudolfinger an der Spitze des Ostfränkischen beziehungsweise römisch-deutschen Reiches durch. Im Tauziehen um die Nachfolge errang der Herzog von Sachsen jedoch nur eine Art von Punktsieg. Er bekam zwar die Macht, konnte sich aber nicht inszenieren:
„Es genügt mir […], dass ich König heiße und dazu ernannt worden bin.“
Eine besondere Leistung von „Heinrich dem Vogler“ war, dass er das Reich gegen die steten Einfälle der Ungarn mit dem Burgwart-System befestigte. Außerdem brachte er die Heilige Lanze des Longinus durch einen Handel mit Burgund in seinen Besitz.
Erst sein Sohn Otto der Große setzte sich als unbestrittener Alleinherrscher im Reich durch. Die innenpolitische Anerkennung der Liudolfinger als neue Königslinie war dabei eng mit der sicherheitspolitischen Lage verknüpfte.
Die Heilige Lanze wurde dann zum einenden Symbol für eine Armee aus Bayern, Böhmen, Franken, Sachsen und Schwaben. Zunächst unter Heinrich und dann schließlich unter seinem Sohn Otto dem Großen schlugen sie entscheidende Gefechte.
Am 10. August 955 errangen 10.000 Panzerreiter in der Schlacht auf dem Lechfeld nicht nur einen Sieg gegen den gemeinsamen Feind. In der Folge zentralisierte sich auch das politische System unter der Führung von Otto zu Lasten der Unabhängigkeit der Herzogtümer.
Mit dem Erzengel Michael fand man sogar einen gemeinsamen Schutzpatron. Die realpolitische und die symbolische Einigung des Ostfränkischen Reiches hatte damit große Schritte gemacht.
Mitregent des mächtigen Vaters
Otto der Große empfängt die Unterwerfung von Berengar (Manuscriptum Mediolanense / gemeinfrei)
Otto II. wurde im Jahr des Sieges in der Schlacht auf dem Lechfeld geboren. Er bekam als Kind eine umfassende Ausbildung. Auf seinem Lehrplan standen neben literarischen und geistigen Themen auch das Kriegshandwerk sowie Recht.
Im Mai 961 wurde Otto II. bereits im Alter von nur sechs Jahren auf dem Hoftag in Worms zum Mitkönig gewählt. Damit sollte aber nicht nur die dynastische Folge gesichert werden. Das war auch ein Ausdruck der enormen Machtstellung des Vaters in jenen Jahren.
Die Großen des Reiches haben wohl kaum aus einer inneren Überzeugung heraus ein sechs Jahre altes Kind in der Kaiserpfalz von Aachen zum deutschen König gesalbt, nachdem sie dessen Großvater Heinrich diese Art der sakralen Anerkennung königlicher Macht noch komplett verweigern konnten.
Am 25. Dezember 967 wurde Otto II. vom römischen Papst zum Kaiser gekrönt. Aber nach den negativen Erfahrungen des Vaters mit dem erstgeborenen Liudolf erhielt der neue Thronfolger keine administrativen Aufgaben.
Ehe mit der byzantinischen Theophanu
Otto II. wurde mit Theophanu verheiratet. Das war die Nichte des byzantinischen Kaisers Johannes Tzimiskes. Mit diesem Bund ging auch die internationale Anerkennung der ottonischen Herrschaft durch die Großmacht vom Bosporus einher.
Die Ehe schloss man am 14. April 972. Theophanu wurde an der Seite von Otto II. zur Kaiserin über das römisch-deutsche Reich.
Sie entwickelte sich zu einer der einflussreichsten Herrscherinnen des Mittelalters. In dieser Rolle war Theophanu auch über den frühen Tod ihres Mannes hinaus im Namen des gemeinsamen Sohnes Otto III. politisch aktiv.
Otto II. als Alleinherrscher über das Reich
Als Otto der Große am 07. März 973 verstarb, hatte sein Sohn Otto II. zwar bereits Amt und Würden. Schon am nächsten Tag erwiesen ihm die Großen des Reiches die Aufwartung und huldigten ihn als Monarchen.
Ihm fehlte jedoch jedwede Regierungspraxis. Aufgrund seines Alters von nur 18 Jahren und vor dem Hintergrund der langen Aufenthalte im Süden des Reiches hatte Otto II. auch keinen zugeschnittenen Beraterstab um sich.
Die ersten Monate seiner Herrschaft verbrachte Kaiser Otto II. deshalb auf Reisen durch das Reich. Er traf Bischöfe und zentrale Figuren des weltlichen Adels.
Ermordung von Papst Benedikt VI.
Doch der Tod von Otto dem Großen zog weite Kreise. In Rom verlor der von ihm gestützte Papst Benedikt VI. an Rückhalt. Daraufhin setzten ihn die Crescentier, ein römisches Patriziergeschlecht, in der Engelsburg fest.
Anschließend rief man den Gegenpapst Bonifatius VII. aus. 974 wurde der ottonische Benedikt schließlich sogar von einem bestochenen Priester erdrosselt.
Kaiser Otto II. musste deshalb nach Rom ziehen. Der Gegenpapst floh nach Byzanz und es kam mit der Erhebung von Benedikt VII. zur Inthronisation eines Kandidaten nach seinen Vorstellungen.
Aber nach diesem Zwischenfall dauerte es Jahre, bis sich die Beziehungen zum Klerus und in Rom wieder stabilisiert hatten. Dadurch ging wertvolle Zeit verloren, während sich an anderen Orten im Reich immer neue Probleme auftaten.
Konflikt mit Heinrich dem Zänker
Otto II. stand vor der Herausforderung, dass sein Großvater Heinrich I. noch eine weitere, jüngere Linie in die Welt gesetzt hatte. Von besonderer Bedeutung wurde Heinrich II., den man auch den „Zänker“ nannte.
Heinrich der Zänker war ein Vetter von Otto II. und Herzog von Bayern. Im Sinne des Familienfriedens schenkte ihm der Kaiser die Königsburg Bamberg und gestand im eine quasi-monarchische Ausübung seiner Herrschaft zu.
Herzog Heirich II. von Bayern – „der Zänker“ (Regelbuch von Niedermünster in Regensburg / gemeinfrei)
Doch Heinrich der Zänker war keineswegs zufrieden. Vielmehr versuchte er seinen Einfluss auf Schwaben auszudehnen. Dann wären bereits zwei von insgesamt fünf Herzogtümern jener Zeit unter seiner Kontrolle gewesen.
Die Chance bot sich nach dem Tod von Herzog Burchard III. von Schwaben im Jahr 973. Als Kaiser Otto II. daraufhin einen gleichnamigen Neffen erhob, brach ein offener Konflikt mit Heinrich dem Zänker aus.
Zunächst konnte sich Heinrich noch die Unterstützung des böhmischen Herzogs und der Polen sicher. Doch die offene Androhung einer Exkommunikation zersprengte das Bündnis. Der Rädelsführer unterwarf sich Kaiser Otto II. noch bevor es zu einer Schlacht kam.
Doch 976 sollte sich Heinrich der Zänker wieder erheben. Otto II. belagerte ihn in Regensburg und konnte sich militärisch durchsetzen. In der Folge verlor das Herzogtum Bayern fast ein Drittel seiner Ländereien. Dafür wurde das Herzogtum Kärnten neu geschaffen.
Den böhmischen Herzog Borislaw konnte Kaiser Otto II. dann 977 besiegen. Parallel gab es zu diesem Zeitpunkt schon wieder einen weiteren Aufstand von Heinrich dem Zänker in Passau. Er wurde dort jedoch ebenfalls besiegt und dann bis zum Tod von Otto in Utrecht in Haft gehalten.
Krieg gegen Harald Blauzahn
Der legendäre Harald Blauzahn, König von Dänemark und Norwegen, hatte die Macht des Vaters von Otto II. noch respektieren müssen. Er zahlte Tribut und erfüllte weitere Verpflichtungen.
Karte des Reiches von Harald Blauzahn in roter sowie mit abhängigen Gebieten in gelber Farbe (Briangotts / CC-BY-SA 3.0)
Der König der Wikinger war jedoch nicht Willens, vor dem Junior einfach so das Knie zu beugen. 974 fiel er zusammen mit Jarl Hakon in die sächsischen Gebiete nördlich der Elbe ein.
Ein Gegenangriff von Otto II. führte zunächst zu vergeblichen Kämpfen um das Danewerk. Dabei handelte es sich um eine Wehranlage im Norden des heutigen Schleswig-Holstein.
Im Herbst 974 gelang aber wortwörtlich der Durchbruch. In einer großen Geste ließ Otto II. ein Tor in das Danewerk einfügen, um symbolisch jederzeit in das Gebiet von Harald Blauzahn marschieren zu können.
Doch Kaiser Otto II. hatte nie die reale Chance, einen Feldzug ins heutige Dänemark zu führen. Dafür waren seine Ressourcen durchgehend zu sehr beansprucht.
Kämpfe gegen Westfranken
Bereits 973 hatten sich die Reginaren im Westfrankenreich gesammelt. Ursprünglich hofften sie wohl auf eine politische Lösung für ihren Dauerkonflikt mit den Liudolfingern.
Doch Otto II. bestätigte schon früh in seiner Regierungszeit den Entzug aller Lehnsgüter der Reginaren in Lothringen durch seinen Vater. 976 kam es dann mit Unterstützung des westfränkischen Königs Lothar zu einem Angriff.
Nach einem politischen Intermezzo zog Lothar im Jahr 978 erneut gegen Lothringen. Kaiser Otto II. und Theophanu wurden davon so überrascht, dass sie fluchtartig aus der Kaiserpfalz in Aachen nach Köln ziehen mussten.
Doch Otto II. schlug noch im selben Jahr zurück. Er vertrieb die Westfranken zunächst aus Aachen und trieb sie in mehreren Schlachten bis nach Paris.
Eine Belagerung konnte Otto II. aufgrund des einbrechenden Winters jedoch nicht zu Ende führen. Im Jahr 980 söhnten sich das ost- und das westfränkisch Reich wieder aus und schlossen einen Freundschaftsvertrag.
Katastrophe in Süd-Italien
Ab 980 hielt sich Otto II. in Italien auf, um seinen Status als deutscher König und Kaiser auszubauen. Er hielt prächtige Hoftage. Ein besonderer Ehrengast war der damalige Herzog Hugo Capet, der Ahnherr der Kapetinger.
Aber vor allem wollte Otto II. den Süden von Italien unter sein kaiserliches Joch zwingen. Das heutige Kalabrien wurde jedoch von Sarazenen kontrolliert.
Allerdings geriet schon seit Jahren auch die politische Architektur in Mittel- und Nord-Italien ins Wanken. Die alten Partner des Vaters von Otto II. starben nach und nach weg. Es brachen Konflikte in der Lombardei und mit Venedig aus.
Dennoch konnte Otto II. im Jahr 982 einen militärischen Zug organisieren. Vor allem kirchliche Fürsten unterstützen ihn. So gelang es, ein Aufgebot von etwa 2.000 Panzerreitern zusammenzustellen.
Am 15. Juli 982 kam es zur Schlacht bei Kap Colonna im Norden von Kalabrien. Zunächst waren die Kämpfer von Otto II. sehr erfolgreich und konnten sogar den sarazenischen Emir Abu al-Qasim töten.
Den Sieg vor Augen begannen jedoch viele seiner Krieger die Leichen der Gefallenen zu fleddern und Hinterlassenschaften zu plündern. Als nun die sarazenische Reserve angriff, wurden die kaiserlichen Truppen vernichtet.
Kaiser Otto II. selbst konnte sich nur durch eine spektakuläre Flucht in Sicherheit bringen. Zunächst rettete er sich auf ein byzantinisches Schiff und entkam so dem Tod in der Schlacht.
Doch die Besatzung wollte ihn dann als Geisel nehmen. Kaiser Otto II. sprang daraufhin vor Rossano ins Wasser und musste an Land schwimmen.
Dort traf Otto II. auf einen Juden aus Mainz, der dem Kaiser ein Pferd überließ. Die militärische Niederlage und die demütigende Flucht verfolgten ihn jedoch wie ein Fluch.
Der Verlust an Ansehen hatte verheerende Konsequenzen auf viele der instabilen Situationen im Reich. Mit dem Slawenaufstand von 983 standen die nächsten Probleme auch bereits vor der Tür.
Tod in Rom und Nachfolge
Im Herbst 983 zog der Kaiser wieder nach Rom. Benedikt VII. war verstorben und es musste ein neuer Papst installiert werden. Die Ehre fiel an Ottos treuen Erzkanzler Petrus von Pavia.
Doch Otto II. erkrankte an der Malaria. Er starb am 07. Dezember 983 im Alter von nur 28 Jahren und wurde in der Vorhalle von Alt-St. Peter beigesetzt.
Drei Wochen später weihte man den damals erst drei Jahre alten Otto III. zum König. Aufgrund der Krisen im Reich wurde Heinrich der Zänker aus der Haft entlassen und gemäß des Verwandtschaftsrechts als Vormund bestellt.
Aber Heinrich der Zänker hatte selbst nicht genügend Rückhalt im Reich. Er übergab das Kind und damit letztlich die Herrschaft am 29. Juni 984 an Kaiserin Theophanu.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
Abū Bakr ʿAbdallāh ibn Abī Quhāfa as-Siddīq oder einfach nur kurz Abu Bakr war einer der ersten Anhänger von Mohammed und auch dessen Schwiegervater. Er wurde um 573 nach Christus in Mekka geboren und war von Juni 632 bis zu seinem Tod zwei Jahre später der Anführer der islamischen Gemeinschaft.
Wappen von Abu Bakr als erster Kalif an der Spitze der islamischen Gemeinschaft (Petermaleh / CC-BY-SA 3.0)
Obwohl Abu Bakr selbst schon im August 634 starb, spielte er aufgrund von zwei Leistungen eine sehr wichtige Rolle für die frühe Expansion des Islam. Zunächst konnte er die nach dem Tod des Propheten zerbrechende Gemeinschaft unter seiner Führung gegen erhebliche Widerstände einigen.
„Wer immer Mohammed verehrt, möge wissen, dass Mohammed tot ist. Wer immer aber Gott verehrt, möge wissen, dass Gott lebt und nicht stirbt.“
Außerdem trieb Abu Bakr die Expansion der Muslime weit über die bisherigen Grenzen hinaus. Er entsandte den sehr talentierten General Chālid ibn al-Walīd, das „Schwert Gottes“, aus dem heutigen Saudi Arabien in den Irak.
Nach seinen Siegen gegen die Sassaniden im Zweistromland schickte Abu Bakr den General weiter nach Syrien. Dort kämpften die Muslime gegen ost-römische Heere und deren Vasallen.
In der jüngeren Vergangenheit wurde der legendäre Name von Abu Bakr dann wieder aufgegriffen. Der damalige Anführer des Islamischen Staats Ibrahim Awad Ibrahim al-Badri knüpfte an die historische Figur an.
Er bezeichnete sich als Abu Bakr al-Baghdadi und rief am 29. Juni 2014 in einer Moschee in Mossul ein neues Kalifat aus. Im darauf folgenden Jahr gelangen dem Islamischen Staat große Geländegewinne.
Dieser Islamische Staat des frühen 21. Jahrhunderts wurde jedoch relativ schnell vor allem von amerikanischen Truppen geschlagen. Abu Bakr al-Baghdadi selbst wurde in der Nacht vom 26. auf den 27. Oktober 2019 von einem Spezialkommando aufgespürt und sprengte sich daraufhin in die Luft.
Schwiegervater und Nachfolger des Propheten
Abu Bakr gehörte ursprünglich einem unbedeutenden Clan aus dem allerdings sehr wichtigen arabischen Stamm der Quraisch an. Die Beduinen handelten vor allem Gewürze mit dem Römischen Reich und den Sassniden. Es war ursprünglich eine heidnische Kultur, die sich religiös um Götzen organisierte.
Falke der Quraisch – Wappentier der Föderation der arabischen Republiken (gemeinfrei)
Das Wappentier der Quraisch ist ein Falke, der heutzutage sogar die Flagge der Föderation der Arabischen Republiken ziert. Aus diesem Stamm gingen zwar auch sehr viele der frühen Anhänger des islamischen Propheten hervor.
Doch Mohammed provozierte bei den Quraisch mit seiner Kritik am Götzenkult auch viel Widerstand. Vor allem seine Ansagen, dass die Ahnen des Stammes als Ungläubige gestorben und damit ewig verdammt sind, führte zu Spannungen.
Später sollte der Streit mit den Quraisch sogar zur Vertreibung der frühen Muslime aus Mekka nach Medina führen.
Abu Bakr als Stoffhändler in Mekka
Abu Bakr war ursprünglich ein Stoffhändler in Mekka. Damit brachte er es zu einem gewissen Reichtum und Einfluss in seinem Clan.
Nach dem der auch im Christentum bekannte Erzengel Gabriel wohl im Jahr 610 dem islamischen Propheten erschien, begann dieser in Mekka zu predigen.
Abu Bakr gehörte dann zu seinen ersten Anhängern. Er sollte eine besondere Rolle nach dem Ausbruch der Konflikte mit heidnischen Arabern bekommen.
Ehe von Aischa mit Mohammed
Abu Bakr hatte zu dieser Zeit zwei Frauen und aus den Ehen je einen Sohn und eine Tochter. Besonders wichtig war die 613 oder 614 geborene Aischa.
Sie wurde die dritte von zehn und zugleich jüngste Frau von Mohammed. Das Alter von Aischa bei der Eheschließung wird meist zwischen sechs und sieben Jahren angegeben.
Hidschra – Flucht nach Medina
Bereits ab 615 kam es zu einer ersten Fluchtbewegung von Muslimen aus Mekka. Abu Bakr blieb jedoch als einer der letzten Gefährten an der Seite Mohammed.
Die Glaubenskonflikte unter den Arabern spitzten sich bis zum Ende des Jahrzehnts immer weiter zu. Im Sommer 622 planten die Quraisch schließlich sogar die Ermordung des Propheten.
Daraufhin versteckte er sich mit Abu Bakr für drei Tage in einer Höhle am Berg Thaur im Süden von Mekka. Dort wurden sie von Asmā, der Stiefschwester von Aischa mit Nahrung versorgt.
„Wenn ihr ihm nicht helft, so hat Allah ihm (schon damals) geholfen, als diejenigen, die ungläubig waren, ihn als einen von Zweien vertrieben; als sie beide in der Höhle waren …“ (Sure 9:40)
Anschließend flohen sie nach Medina im Nordosten von Mekka. Die Auswanderer dieser zweiten Welle werden als Muhādschirūn bezeichnet.
Sie bildeten dann auch später eine eigene Gruppe innerhalb der muslimischen Gemeinschaft und hatten aufgrund der frühen, persönlichen Kontakte zum Propheten eine hervorgehobene Stellung. Vergleichbares gilt auch im Christentum für die ersten Gefährten im unmittelbaren Umfeld des Jesus von Nazareth.
In Medina nutzte Abu Bakr dann sein Vermögen. Er kaufte ein Grundstück für den Bau einer Moschee für die junge Gemeinde.
Schlachten von Badr und Uhud
Die Konflikte mit den Quraisch setzte sich jedoch gewaltsam fort. Zunächst kam es zu einer Reihe von kleineren Scharmützeln. Am 17. März 624 entwickelte sich jedoch eine größere Schlacht, die als Schlüsselereignis der frühen islamischen Expansion gilt.
Mohammed führte einen kleinen Verband während eines Raubzuges gegen eine Karawane. Dabei wurden sie von einer größeren Truppe der Quraisch überrascht.
Trotz ihrer deutlichen Unterzahl errangen die Muslime einen wichtigen Sieg. Der Überlieferung nach hatten sie nur 14 Tote zu beklagen. Auf der anderen Seite fielen jedoch etwa 70 Kämpfer. Außerdem wurden ebenso viele Gefangene gemacht.
Die gesamte Armee der Quraisch war vorher wohl grob 1.000 Mann stark. Insofern handelte es sich um erhebliche Verluste an Streitkraft. Manche konvertierten daraufhin zum Islam.
Nach dieser sogenannten Schlacht von Badr keimte laut der Überlieferung die Hoffnung auf eine Rückkehr nach Mekka auf. Abu Bakr überzeugte dabei Mohammed, die Gefangenen nicht zu töten, sondern gegen ein Lösegeld freizulassen.
Die Ereignisse stärkten aber vor allem die politische Stellung von Mohammed. Im darauf folgenden Jahr erlitt er am Berg Uhud mit 700 Mann jedoch eine taktische Niederlage gegen 3.000 Angreifer vom Stamm der Quraisch.
Bei Uhud hatte Chālid ibn al-Walīd noch gegen die Muslime gekämpft. Der äußerst talentierte Krieger konvertierte später jedoch zum Islam. Er wurde dann einer der wichtigsten Heerführer der frühen Expansion und erhielt für seine Erfolge den Beinamen „Schwert Gottes“.
Rückkehr nach Mekka im Jahr 630
Anfang des Jahres 630 gelang dem Propheten schließlich die erfolgreiche Rückkehr nach Mekka. Da er den Bewohnern eine Amnestie versprochen hatte, verlief die Einnahme relativ einfach.
Mohammed nutzte die ersten Wochen zunächst um die Kaaba zu reinigen. Das würfelförmige Gebäude wurde nach dem islamischen Glauben von Adam errichtet, den auch die Christen aus dem 1. Buch Mose kennen:
Höhe: 13,10 Meter
Breite: 11,03 Meter
Tiefe: 12,62 Meter
Entscheidend ist jedoch der Schwarze Stein innerhalb der Kaaba. Die Muslime glauben, dass Adam auf Gottes Weisung hin bei der Vertreibung aus dem Paradies einen weißen Saphir mitnehmen sollte, der in der Nacht hell leuchtete. Entweder die Tränen Adams, menstruierende Frauen oder andere unreine Menschen färbten den Stein in seine heutige Farbe.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass es sich bei diesem Stein um das Relikt eines heidnischen Kultes handelt. Im Vergleich dazu haben die Christen beispielsweise den Weihnachtsbaum aus der Verehrung des germanischen Lebensbaumes übernommen.
Umma – Gemeinschaft der Muslime
Der Prophet forderte nach seiner Rückkehr nach Mekka die arabischen Stämme zur Konvertierung auf und gewann so weitere Anhänger. Als Gesandter Gottes verstand er sich als Führer der islamischen Gemeinschaft – der „Umma“.
Abu Bakr wiederum war die Nummer 2 an der Spitze der Glaubensgemeinschaft. Doch als Staat handelte es sich dabei nur um ein sehr zerbrechliches Gebilde.
Ein Teil der Regeln entlehnte sich aus der „Gemeindeordnung von Medina“. Dabei handelte es sich um den Bündnisvertrag von 622 zwischen seinen anfänglichen Gefolgsleuten wie Abu Bakr aus Mekka und den neuen Anhängern aus Medina.
Bis zum Tod des Propheten hatte sich die islamische Gemeinschaft zwar über den größten Teil der arabischen Halbinsel ausgedehnt. Doch das Regelwerk sah auch weiterhin die Gliederung der Muslime in Stämme vor.
Der § 23 der Gemeindeordnung verlieh dem Propheten lediglich die Rolle als oberster Richter. Es war aber keine moderne Verfassung, die ihn zum Regierungschef eines selbständigen Gefüges gemacht hätte. Doch gerade diese institutionelle Schwäche der Umma machte Abu Bakr zu einer so wichtigen Figur des frühen Islam.
Tod von Mohammed am 08. Juni 632
Der Prophet Mohammed starb am 08. Juni 632 gegen Mittag. Seine Lieblingsfrau Aischa war bis zuletzt bei ihm und auch Abu Bakr eilte umgehend herbei.
Der Überlieferung nach küsste Abu Bakr das Gesicht des Toten. Anschließend sprach er im Innenhof des Hauses zu einer Versammlung von Gläubigen:
„Wer immer Mohammed verehrt, möge wissen, dass Mohammed tot ist. Wer immer aber Gott verehrt, möge wissen, dass Gott lebt und nicht stirbt.“
Doch in die Szene platzte ein Bote mit der Nachricht, dass die Ansār, die Muslime aus Medina, nun einen eigenen Anführer wählen wollten. Eine automatische Thronfolge durch Abu Bakr würden es nicht geben.
Abu Bakr – „Zweiter von Zweien“
Nachdem Abu Bakr von der Eigenmächtigkeit der Muslime aus Medina erfuhr, suchte er sie an ihrem Versammlungsplatz auf. Dort war Saʿd ibn ʿUbāda bereits als neuer Führer der islamischen Gemeinschaft vorgeschlagen worden. Sehr deutlich betonte Abu Bakr jedoch seinen Führungsanspruch:
„Wir sind die Befehlshaber, und ihr seid die Wesire!“
Abu Bakr war dabei in Begleitung von zwei weiteren Gefährten Mohammeds. Diese sprachen sich ebenso mit großem Nachdruck gegen eine Teilung der muslimischen Gemeinschaft aus.
Abu Bakr schlug deshalb zunächst eine Wahl zwischen diesen beiden Gefährten des Propheten als politischen Kompromiss vor. Einer von ihnen war Omar, der später noch ab 634 zum zweiten Kalifen werden sollte.
Dagegen wehrten sich Omar und der andere jedoch selbst mit der Begründung, man könne keinen Eid von einer Gemeinschaft annehmen, denen der „Zweite von Zweien“ (aus der Höhle am Berg Thaur) angehöre.
Am nächsten Tag hielt Abu Bakr eine Antrittsrede als neuer Führer der Muslime. Doch er provozierte damit scharfe Kritik. Außerdem trennten die Konfliktlinien in der muslimischen Gemeinschaft nicht nur die Anhänger aus Mekka und Medina.
Auch Vertreter anderer Stämme fühlten sich übergangen. Dafür konnte Abu Bakr viele Einzelpersonen und darunter auch Chālid ibn al-Walīd, das „Schwert Gottes“, von sich überzeugen. Er wurde damit zum ersten Kalifen der Muslime.
Ridda-Kriege um die Nachfolge
Doch an vielen Orten verweigerten frühere Anhänger des Propheten nun Abu Bakr die Gefolgschaft. Dies drückte sich häufig in er Verweigerung aus, den Zakāt zu zahlen.
Abu Bakr gewann die Ridda-Kriege auf der arabischen Halbinsel im Jahr 632 (Mohammad Adil / CC-BY-SA 3.0)
Dabei handelt es sich nach islamischen Recht um eine Art Vermögenssteuer von 2,5 % pro Jahr auf Vieh, Feldfrüchte, Edelmetalle und Handelsgüter. Die Abgabe wird jedoch erst oberhalb eines Schwellwertes fällig.
Der Zakāt dient der Versorgung von Armen, der Finanzierung von sozialem Engagement sowie der Gewinnung von Gläubigen und der Unterstützung von Dschihad-Kämpfern oder auch Reisenden.
Als Almosensteuer ist der Zakāt eine religiöse Pflicht und gehört sogar zu den sogenannten „Fünf Säulen des Islam“. Eine Verweigerung dieser Pflicht ist ein Frevel und gilt als Abfall vom Glauben, was im Arabischen als „Ridda“ bezeichnet wird.
Doch Abu Bakr erwies sich in den Ridda-Kriegen als gewiefter Feldherr. Er entschied sich bereits sehr früh für eine riskante, aber letztlich dann genau richtige Strategie.
Normalerweise konzentriert man Streitkräfte und führt dann geballte Schläge. Doch Abu Bakr ließ von Mekka aus in viele Richtungen gleichzeitig gegen die Rebellionen agieren. Damit verhinderte er wiederum, dass sie sich nicht geschlossen gegen seine Muslime stellen konnten.
Chālid ibn al-Walīd – „SayfAllāh“
Der Krieger Chālid ibn al-Walīd entstammte den Quraisch und gehörte ursprünglich zu den heidnischen Feinden des Islam. Er konvertierte 629 und wurde noch vom Prophet selbst mit dem Beinamen „Schwert Gottes“ geadelt.
Chālid ibn al-Walīd brachte es dann auf eine stolze Liste an Kämpfen und Schlachten für die muslimische Bewegung. Ab 632 hatte er ein Feldkommando während der Ridda-Kriege und dann später auch beim Einmarsch in den Irak. Beim Angriff der Muslime zwei Jahre später auf Syrien war er bereits der Oberbefehlshaber:
Schlacht von Uhud (625)
Schlacht von Mu’tah (629)
Eroberung von Mekka (630)
Schlacht von Hunayn (630)
Schlacht von Buzakha (632)
Schlacht von Yamama (632)
Schlacht von Marj Rahit (634)
Schlacht von Bosra (634)
Schlacht von Ajnadayn (634)
Schlacht von Fahl (634)
Belagerung von Damascus (634)
Belagerung von Emesa (635/36)
Schlacht von Yarmouk (636)
Schlacht von Hazir (637)
Obwohl Chālid ibn al-Walīd sich schon bis 632 einen legendären Ruf erarbeitet hatte, zeigte er vor allem mit dem Beginn der Ridda-Kriege sein überragenden wert für die Sache von Abu Bakr. Häufig trat das Schwert Gottes gegen eine doppelte oder gar dreifache Überzahl an Feinden an und verließ dann als Sieger das Feld.
Abu Bakr entsandte das „Schwert Gottes“ in den heutigen Irak. (Mohammad Adil / CC-BY-SA 3.0)
Mit nur 9.000 Mann soll Chālid ibn al-Walīd in der Schlacht von Marj Rahit in Syrien sogar einer Streitmacht von mehr als 50.000 Mann eine schwere Niederlage zugefügt haben. Aber er glänzte auch im Einzelkampf Mann gegen Mann.
Es war damals in der Region nämlich üblich, dass sich die Befehlshaber oder Champions einer Armee vor einer Schlacht einem Zweikampf stellten. Das Schwert Gottes hat solche Kämpfe dann reihenweise persönlich ausgefochten und gewonnen, was zur außerordentlichen Moral der Muslime beitrug.
So besiegten die Muslime schließlich auch Armeen des byzantinischen Kaisers. Ihr überragender Anführer wurde im Jahr 638 jedoch entlassen. Die offizielle Begründung war, dass man Angst habe, die Soldaten würde nicht mehr auf Allah, sondern auf Chālid ibn al-Walīd vertrauen.
Er starb vier Jahre später und wird bis heute in der Chalid-ibn-al-Walid-Moschee in Homs in Syrien verehrt. Während des syrischen Bürgerkrieges galt sie als Symbol der Rebellen und wurde 2011 durch Luftangriffe schwer beschädigt.
Tod, Beerdigung und Nachfolgestreit
Abu Bakr starb im August 634 während eines Aufenthalts in Medina. Er wurde an der Seite von Mohammed in der Prophetenmoschee eben dort bestattet.
Im 8. Jahrhundert entbrannte die Diskussion um die Rechtmäßigkeit der Rolle von Abu Bakr als „Nachfolger des Gesandten Gottes“. Die Schiiten bestreiten dies und verweisen auf eine andere Person, die vom Propheten als vorzüglichster Mensch bezeichnet wurde.
Die Sunniten argumentieren jedoch, dass man wegen der Treueeide und großen Erfolge von Abu Bakr nachträglich keine sinnvolle Frage nach seiner Legitimität als erster Kalif stellen kann.
Abu Bakr al-Baghdadi – Anführer des IS
Abu Bakr al-Baghdadi hingegen ist eine andere Person aus der jüngeren Vergangenheit. Er wurde am 01. Juli 1971 als Ibrahim Awad Ibrahim al-Badri in Samarra im Irak geboren. Er war der dritte Sohn einer Bauernfamilie und behauptete von sich, dem Stamm der Quraisch anzugehören.
Ausrufung eines islamischen Kalifats
Abu Bakr al-Baghdadi studierte als junger Mann zunächst islamisches Recht und dann Koranwissenschaft. Nach dem Einmarsch der westlichen Truppen im Rahmen des Dritten Golfkrieges schloss er sich der sunnitischen Miliz Ansar as-Sunnah an, die sich in einem Zeitungsartikel selbst beschrieb:
„Eine Gruppe von Mudschahidin, Leute mit Wissen, politischer Umsicht und militärischer Kenntnis, und auch solche, die lange Erfahrung … damit haben, den islamischen ideologischen Kampf mit den Ungläubigen zu führen, brachte verschiedene Gruppen und unterschiedliche Dschihad-Fraktionen zusammen.“
Abu Bakr al-Baghdadi in amerikanischer Haft in Camp Bucca im Jahr 2004 (U.S. Army / gemeinfrei)
Abu Bakr al-Baghdadi wurde im Februar 2004 von amerikanischen Streitkräften festgesetzt. Zunächst wurde er im Zentralgefängnis von Abu-Ghuraib festgehalten. Wie später bekannt wurde, kam es dort zu psychischer und körperlicher Folter von Gefangenen durch US-Soldaten.
Im Dezember 2004 verlegte man Abu Bakr al-Baghdadi ins Camp Bucca. Dort soll es zu seiner entscheidenden Radikalisierung gekommen sein. Er lernte viele künftige Weggefährten kennen, bis ihn die US-Behörden als unbedenklich einstuften und entließen.
Bis 2010 verliert sich seine Spur, so dass manche mit einer längeren Haftzeit von Abu Bakr al-Baghdadi spekulieren. Dann tauchte er als Nachfolger des bisherigen Anführers des Islamischen Staates Abu Abdallah ar-Raschid al-Baghdadi auf.
Dieser wurde zusammen mit Abu Ayyub al-Masri, dem Anführer der Al-Qaida im Irak, durch eine geheime Operation von amerikanischen und irakischen Kräften am 18. April 2010 bei Tikrit getötet.
„I’m really good at killing people.“ (Barack Obama)
Daraufhin wurde Abu Bakr al-Baghdadi am 10. Mai 2010 der Nachfolger an der Spitze des Islamischen Staates. Im darauffolgenden Jahr wurde die Organisation als Islamischer Staat im Irak und Syrien oder kurz als ISIS bekannt. Parallel entstand eine große Spannung zur al-Qaida und deren neuem Anführer Ayman al-Zawahiri.
Den Dschihadisten von ISIS gelang die Eroberung von zusammenhängenden Gebieten im Nordwesten des Irak und im Osten von Syrien. Daraufhin rief Abu Bakr al-Baghdadi am 29. Juni 2014 in der an-Nuri Moschee in Mossul ein islamisches Kalifat aus und rückte sich selbst in die Nachfolge des Propheten Mohammed.
Tod von Abu Bakr al-Baghdadi (2019)
Der Islamische Staat wurde wie auch Abu Bakr al-Baghdadi selbst für seine Gewalt und bewussten Verletzungen von Menschenrechte bekannt. Die Dschihadisten verübten einen Genozid an den Yesiden. Außerdem versklavten und vergewaltigten sie Frauen sowohl systematisch wie auch massenhaft.
Die größte Ausdehnung des Islamischen Staates war im Jahr 2015 und reichte fast bis Bagdad. (Flappiefh Sémhur / CC-BY-SA 4.0)
Abu Bakr al-Baghdadi ließ Videomaterial der sexualisierten Gewalt produzieren, um weitere Kämpfer für seine Sache anzuwerben. Dasselbe galt für Auspeitschungen und Exekutionen beispielsweise durch Steinigung, Zerhacken oder Verbrennen.
Die CIA konnte Abu Bakr al-Baghdadi schließlich in Syrien lokalisieren. Im Nordwesten bei Barisha wurde er von Angehörigen der Delta Force und den Rangers in die Enge getrieben.
In der Nacht vom 26. auf den 27. Oktober 2019 führte ein Spezialkommando dann die Operation Kayla Mueller aus. Der Name spielte auf eine humanitäre Helferin an, die vier Jahre vorher in der Region unter ungeklärten Umständen getötet wurde.
Nach dem erfolgreichen Sturm auf sein Anwesen flüchtete Abu Bakr al-Baghdadi mit einer Sprengstoff-Weste und zwei Kindern in ein Tunnelsystem. Er wurde in einer Sackgasse von der Delta Force gestellt, die den Kriegshund „Conan“ attackieren ließ.
Abu Bakr al-Baghdadi zündete daraufhin die Selbstmord-Weste. Er tötete sich selbst, die beiden Kinder, aber konnte Conan nur verletzen. Der Kriegshund kehrte nach Angaben seines kommandierenden Generals Kenneth McKenzie später in den Einsatz zurück.
Der damalige US-Präsident Donald Trump zeichnete Conan in einer PR-Aktion mit einer Medaille aus, die an die Medal of Honor erinnern soll. In den Sozialen Netzwerken kam es daraufhin zu großem Spott und einer Flut von Memes.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
Konrad I. wurde um das Jahr 881 als „der Jüngere“ geboren. Ab 910 war er Herzog von Franken und regierte schließlich von 911 bis 918 das Ostfränkische Reich.
Darstellung von König Konrad I. aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts (gemeinfrei)
Konrad I. schaffte es zwar als mächtiger Provinzfürst auf den Thron. Er hatte jedoch keine Kinder, so dass nach seinem Tod eine neue Dynastie zur Königslinie werden konnte.
König Konrad I. war deshalb ein Bindeglied zwischen den fränkischen Karolingern und den bereits in Sachsen aufsteigenden Liudolfingern. Diese wurden später als Ottonen bekannt und dann bereits der deutschen Geschichte zugeordnet.
Die Herrschaft von Konrad I. selbst war von zahlreichen Adelsfehden wie mit seinem späteren Nachfolger Heinrich I. oder auch Herzog Arnulf dem Bösen von Baiern geprägt. Darüber hinaus litt das Ostfränkische Reich unter der wachsenden Bedrohung durch Ungarneinfälle.
Konrad I. war jedoch außerstande, das schwache Militär zu reformieren und sein Reich zu verteidigen. Im Jahr 913 verlor er dann auch noch Lothringen an Westfranken und damit auch sein Ansehen in der germanischen Kriegergesellschaft.
Fränkische Geschlecht der Konradiner
Die nach König Konrad I. benannten Konradiner waren ein fränkisches Adelsgeschlecht. Ihr ursprüngliches Kerngebiet lag im Raum Trier und verschob sich dann nach Hessen und Thüringen.
Graf Gebhard im Lahngau (832–879)
Der Ahnherr der fränkischen Konradiner war Graf Gebhard im Lahngau. Das war ein frühmittelalterlicher Gau an der mittleren und unteren Lahn in den heutigen Bundesländern Hessen und Rheinland-Pfalz.
Teilung des Frankenreiches im Vertrag von Verdun von 843 (Furfur / CC-BY-SA 3.0)
Gebhard im Lahngau war wohl ein Sohn des kaiserlichen Günstlings Odo von Orléans. Dabei handelte es sich um einen hochrangigen und vor allem sehr treuen Gefolgsmann der karolingischen Dynastie, der sogar entfernt mit Karl dem Großen verwandt war.
Die Vorfahren von Konrad I. hielten dann auch Karls Nachfolger Ludwig dem Frommen die Treue. Sie blieben vor allem auch während dessen beiden Absetzungen loyal und waren hochrangige Gesandte in dieser Zeit.
Graf Gebhard gelang es trotz der verfahrenen Situation ein gutes Verhältnis zum kommenden Herrscher Ludwig dem Deutschen zu erhalten. Deshalb konnte das Geschlecht über die Teilung des Fränkischen Großreiches im Vertrag von Verdun von 843 hinaus gedeihen.
Graf Udo im Lahngau und seine Söhne
Graf Udo im Lahngau war ein Sohn von jenem Gebhard. Die Lebensdaten von Udo sind nicht genau bekannt. Aber er beteiligte sich 861 an einer vergeblichen Verschwörung gegen den inzwischen regierenden Ludwig den Deutschen.
In der Folge mussten Udo und seine Brüder zeitweilig zu Karl dem Kahlem in das Westfränkische Reich fliehen. Dank ihrer verwandtschaftlichen Beziehungen zu Königin Irmentrud erhielten sie im Westreich aber Güter und Lehen.
Nach dem Tod von Ludwig dem Deutschen kam es jedoch zur Rehabilitation. Im Jahr 879 wurde Udo im Lahngau im Gründungsbrief des Stifts St. Severus in Gemünden erwähnt.
Graf Udo im Lahngau hatte darüber hinaus vier Söhne, die die Machtbasis der Konradiner im Ostfränkischen Reich dann immer weiter ausbauten. Ihre Zeit begann, nach dem die unglückliche Herrschaft von Karl III. dem Dicken im Jahr 887 durch den Putsch des Arnulf von Kärnten ihr Ende fand:
Konrad der Ältere war der Vater des späteren Königs Konrad I. „dem Jüngeren“. Aber er war vor allem auch ein enger Gefolgsmann des vorletzten Karolingers im Ostreich Arnulf von Kärnten. Das zahlte sich aus. Zunächst war Konrad der Ältere Graf im Oberlahngau (ab 886), dann noch im Wormsgau (ab 886), im Hessengau (ab 897), im Götzfeldgau (ab 903) und schließlich noch in der Wetterau (ab 905). Außerdem wurde Konrad der Ältere nach dem Sturz des Babenberger Markgrafen Poppo von Thüringen im Jahr 892 auch mit dessen Nachfolge betraut. Allerdings setzten sich dort nach und nach die Liudolfinger durch, die man jedoch besser als Ottonen kennt.
Eberhard wurde der Graf im Niederlahngau. Die genaue Grenze zum Oberlahngau ist nicht bekannt, verlief jedoch wahrscheinlich irgendwo bei Weilburg.
Gebhard wurde zunächst Graf im oberen Rheingau. Ab 904 war er Herzog von Lothringen und übte dieses Amt als eine Art Statthalter des Königs zusammen mit Graf Reginhar, dem Ahnherr der Reginaren, aus. Dabei handelte es sich um ein weiteres sehr bedeutendes Geschlecht des Mittelalters. Die Reginaren regierten sogar noch bis zum Jahr 1918 als Haus Hessen und existieren bis heute.
Rudolf I. war ab 892 der Bischof von Würzburg und damit auch ein weltlicher Machtfaktor in Mainfranken.
Darüber hinaus war Oda oder auch Uta aus dem weiteren Kreis der Konradiner mit dem ostfränkischen König Arnulf von Kärnten verheiratet. Sie selbst war damit nicht nur Königin, sondern auch römische Kaiserin und die Mutter des Thronfolgers.
Die Konradiner gehörten damit zu den einflussreichsten Familien im Ostfränkischen Reich, als der vorletzte Karolinger Arnulf von Kärnten am 08. Dezember 899 in Regensburg verstarb. Etwa zwei Monate später wurde dann sein erst sechsjähriger Sohn Ludwig das Kind im oberfränkischen Forchheim gekrönt.
Ludwig das Kind – letzter Karolinger im Osten
Ludwig IV. „das Kind“ kam im Herbst 893 auf die Welt. Er war zwar der einzige legitime Nachfolger, aber auch schwächlich und häufig krank.
Das Ostfränkische Reich nach dem Vertrag von Meerssen im Jahr 870 (Furfur / CC-BY-SA 4.0)
Darüber hinaus konnte Ludwig IV. als unmündiges Kind im Alter von sechs Jahren natürlich noch keine Regierung führen. Deswegen setzten ihn einige ostfränkische Fürsten am 04. Februar 900 wohl sogar ganz gerne auf den Thron.
Die tatsächliche Macht lag bei einflussreichen Beratern, allen voran den Bischöfen Hatto von Mainz und Salomo III. von Konstanz. Diese setzen die Begünstigung der Konradiner fort, was schließlich zu einem großen Konflikt mit den Babenberger führte.
Die Babenberger waren ein Grafengeschlecht aus dem heutigen Bamberg. Außerdem gingen wahrscheinlich auch die Grafen von Schweinfurt aus dieser Linie hervor.
Babenberger Fehde der Konradiner
Der Konflikt zwischen den Konradinern und den Babenbergern war zum Zeitpunkt der Krönung von Ludwig dem Kind bereits ein altes Thema. Die Herren aus dem heutigen Bamberg hatten nämlich ursprünglich zu Karl III. dem Dicken gehalten, der gegen Ende des Jahres 887 von Arnulf von Kärnten abgesetzt wurde.
Auf Babenberger-Seite standen drei Neffen des Markgrafen Poppo von Thüringen. Außerdem wurden sie von den sächsischen Liudolfingern unterstützt, die später als Ottonen bekannt wurden:
Heinrich († 902)
Adalhard († 902)
Adalbert († 906)
Auf Konradiner-Seite waren die vier Söhne von Graf Udo im Lahngau mit der königlichen Rückdeckung durch Arnulf von Kärnten:
Konrad der Ältere († 906)
Eberhard († 902)
Gebhard († 910)
Rudolf († 908)
Umgehend nach seiner Machtübernahme begann Arnulf von Kärnten, den Babenbergern Gebiete zu nehmen und an loyale Gefolgsleute wie die Konradiner zu verteilen.
Absetzung des Poppo von Thüringen (892)
Bereits 892 erlebte die Fehde mit der Absetzung des Babenberger Markgrafen Poppo von Thüringen einen ersten Höhepunkt. Dessen Position erhielt Konrad der Ältere und in diesem Zusammenhang wurde Rudolf zum Bischof von Würzburg.
Belagerung der Babenburg (902)
Nach dem Tod des Arnulf von Kärnten wurde der sechsjährige Ludwig das Kind Anfang 900 neuer König und die Babenberger Fehde nahm langsam wieder Fahrt auf. Zwei Jahre später kam es zu einer ersten offenen Schlacht.
Die Babenburg befand sich auf dem Domberg in Bamberg (Immanuel Giel / gemeinfrei)
Die Konradiner belagerten zunächst die Babenburg auf dem Bamberger Domberg. Die Anlage wurde in diesem Zusammenhang erstmals erwähnt. Archäologische Ausgrabungen haben jedoch gezeigt, dass der Bereich bereits seit dem 6. Jahrhundert besiedelt war.
Spätestens seit dem 9. Jahrhundert verfügte die Babenburg über eine Mauer und war das Machtzentrum des örtlichen Adelsgeschlechts. Die Kämpfe um die Anlage verliefen zu Gunsten der Konradiner und endeten sehr blutig.
Gleich drei (Heinrich, Adalhard und Eberhard) der sieben Hauptbeteiligten kamen ums Leben. Das schicksalhafte Ende von Adalhard ist sogar im Detail überliefert: Er verlor durch einen Hieb zunächst sein linkes Auge, wurde dann gefangen genommen und vom Konradiner Gebhard persönlich erschlagen.
Doch Adalbert setzte den Kampf fort. Mit der Hilfe des befreundeten Graf Egino konnte er sogar Würzburg erobern und den Konradiner Bischof Rudolf vertreiben.
Schlacht bei Fritzlar (905)
Auf einer Reichsversammlung in Forchheim im Juni 903 stellte sich die Mehrheit des Adels hinter die Konradiner. Aber Adalbert kontrollierte faktisch den östlichen Teil von Franken.
Im selben Jahr wurde Gebhard vom König zum Herzog von Lothringen ernannt. Dort entwickelte sich jedoch Widerstand unter der Führung des Geschlechts der Matfriede. Diese ebenfalls sehr bedeutende Linie wird manchmal auch Gerhardiner genannt, ist aber seit dem 18. Jahrhundert besser bekannt als das Haus Habsburg-Lothringen.
Möglicherweise aufgrund einer Absprache begannen 905 neue Angriffe. Lothringer erhoben sich und der Babenberger Adalbert drang von Osten kommend im heutigen Hessen ein.
Damit betrat auch der spätere König Konrad I. „der Jüngere“ nun die große Bühne. Er schlug im Auftrag seines Onkels Gebhard den Aufstand in Lothringen nieder.
Parallel stellten sich sein Vater Konrad der Ältere und der Onkel Gebhard dem Babenberger in der Schlacht bei Fritzlar am 27. Februar 905. Der zeitgenössische Geschichtsschreiber Regino von Prüm schrieb hierzu:
„Während dies in Lothars Reich geschah, hatte der ältere Konrad mit einer großen Schar zu Fuß und zu Ross sein Lager in Fritzlar in Hessen, indem er häufige Einfälle Adalberts argwöhnte; sein Bruder Gebehard aber erwartete mit allen, die er hatte an sich ziehen können, in der Wetterau den plötzlichen Einbruch eben jenes Adalberts. […] Als dies Konrad zu spät erkannte, teilt er seine Gefährten in drei Haufen und rückte ihm ohne Zögern entgegen; […] stürzte er sich selbst mit der dritten Schar, seine Kameraden anfeuernd, auf die Widersacher, aber schon beim ersten Angriff wurde er mit vielen Wunden bedeckt und starb. Adalbert trug den Sieg davon, verfolgte mit seinen Gefährten die Fliehenden und streckte eine zahllose Menge, hauptsächlich solche zu Fuß, mit dem Schwerte nieder. Indem er darauf drei Tage hintereinander jene ganze Landschaft durchstreifte, richtete er durch Mord und Plünderung alles zu Grunde. Als dies vollbracht war, kehrte er mit seinen Genossen, die mit Kriegsbeute und unermesslichem Raube beladen waren, in die Feste Bamberg zurück. Dieses Blutbad ereignete sich aber am 27. Februar.“
Trotz der Niederlage behaupteten sich die Konradiner jedoch als zentrale Akteure im politischen Betrieb. Der Babenberger Adalbert musste sich vor einer von König Ludwig dem Kind unterstützten Übermacht in die Burg Theres bei Haßfurt zurückziehen.
Dort wurde er unter der Führung des Erzbischofs Hatto von Mainz belagert. Nachdem sein wichtigster Verbündeter Graf Egino die Seite wechselte oder vielleicht auch dank einer List geriet Adalbert schließlich in Gefangenschaft. Der Babenberger wurde dann als Hochverräter verurteilt und am 09. Oktober 906 geköpft.
Machtgewinn von Konrad dem Jüngeren
Nach dem Ende der Babenberger Fehde im Herbst 906 waren die Konradiner das mächtigste Geschlecht im Ostfränkische Reich. Darüber hinaus brachten sie sich als Verwandte der Karolinger auch legitimatorisch in Stellung.
Der spätere König Konrad I. war als ältester und seit 906 auch militärisch bewährter Erbe von Konrad dem Älteren in einer zentralen Position. Darüber hinaus profitierte er von dem frühen Tod seiner beiden verbliebenen Onkel jeweils bei Kämpfen gegen die Ungarn:
Bischof Rudolf von Würzburg wurde am 03. August 908 in Thüringen getötet.
Gebhard starb zwei Jahre später vor Augsburg.
Konrad der Jüngere wurde deshalb 910 als letzter der großen Konradiner zum Herzog von Franken ernannt. Zu diesem Zeitpunkt war er dann bereits eine zentrale Größe im politischen Alltag von Ludwig dem Kind.
In fast jeder zweiten der erhaltenen Urkunden aus der Spätphase von Ludwig dem Kind wird Konrad der Jüngere als consanguineus (= Blutsverwandter) oder nepos (= Neffe) des Königs bezeichnet. Damit deutete sich bereits lange vor dem Tod des kränklichen Monarchen der Übergang der Herrschaft zu den Konradinern an.
Später wurde durch den Ottonen-freundlichen Schreiber Widukind von Corvey ein gegenteiliges Bild vom angeblichen Überraschungskandidaten auf dem Thron gezeichnet. Dieser Eindruck deckt sich jedoch nicht mit den vorhandenen Quellen.
Konrad I. – deutscher König im Ostfrankenreich
Königswahl in Forchheim (911)
Ende September 911 starb Ludwig das Kind wenig überraschend im Alter von 18 Jahren. Im Westfränkischen Reich gab es mit Karl dem Einfältigen noch einen Karolinger als möglichen Thronfolger. Der kam jedoch aufgrund seiner Erfolglosigkeit für die meisten Adeligen als König nicht in Frage kam.
Siegel von Konrad I. dem Jüngeren als König der Ostfranken mit Schild und Speer (gemeinfrei)
Die sächsischen Liudolfinger waren zwar mächtig, standen dem Königshof jedoch noch sehr fern.
Die Baiern hatten ihren Markgrafen Luitpold im Jahr 907 bei der vernichtenden Niederlage in der Schlacht bei Pressburg gegen die Ungarn verloren. Sein Nachfolger Arnulf, der später „der Böse“ genannt wurde, war noch zu jung.
Die Großen des Ostfrankenreiches entschieden sich mit Ausnahme der Lothringer deshalb wohl sehr klar für den ohnehin bereits dominierenden Konrad I. als neuen König. Darüber hinaus hatte er die Fürsprache der Bischöfe Hatto von Mainz und Salomo III. von Konstanz.
Am 10. November 911 wurde Konrad I. als damaliger Herzog von Franken in Forchheim von Alemannen, Baiern und Sachsen – wenn man so will – als deutscher König gewählt.
Herrschaftsbeginn und Kontinuität
König Konrad I. betonte von Beginn an die Kontinuität seiner Herrschaft zur karolingischen Dynastie seit deren Machtübernahme durch Pippin III. den Jüngeren. Konrad ließ sich durch Hatto von Mainz salben und behielt die Organisation der Hofkanzlei sowie Mitarbeiter seines Vorgängers.
Schenkungsurkunde von König Konrad I. an das Kloster Fulda (gemeinfrei)
Darüber hinaus bestätigte König Konrad I. zahlreiche bereits erlassene Schenkungen und Verleihungen. Selbst in seine Urkunden ließ er einen Hinweis auf die alte Herrscherlinie einfügen.
Die Herrschaft von Konrad I. hatte anfangs viel Zuspruch in weiten Teilen des Reiches. Der König begab sich bald nach seiner Krönung auf eine Reise durch die Gebiete. Bei diesem Umritt besuchte er Baiern, Franken, Lothringen, Schwaben und auch Sachsen.
Verlust von Lothringen (912 / 913)
Seit dem Tod des Onkels Gebhard hatten die Konradiner in Lothringen viel Einfluss verloren. Bereits im Sommer vor dem Tod von Ludwig dem Kind waren viele Adelige des Mittelreiches zu Karl dem Einfältigen übergelaufen.
Dieser nutzte die Frühphase der Herrschaft von Konrad I. und fiel in Lothringen ein. Karl der Einfältige wollte das traditionelle Kernland des Frankenreichs mit der Kaiserstadt Aachen unter seine Kontrolle bekommen.
In den Jahren 912 und 913 führte König Konrad I. dann insgesamt drei Feldzüge nach Lothringen. Dabei wollte er nicht nur das Gebiet des Ostfränkisches Reiches, sondern auch Güter seiner Familie wie die sehr wohlhabende Abtei St. Maximin in Trier schützen.
Letztlich waren seine Bemühungen jedoch vergebens. Der Verlust von Lothringen sollte für König Konrad I. dann auch schon den Niedergang seiner Autorität einleiten.
Einfälle der Ungarn (ab 912)
Die Ungarn waren schon vor Beginn der Herrschaft von König Konrad I. im Ostfrankenreich eingefallen. Die Heerbanne erlitten teils große Verluste und auch viele Adelige fielen in den Kämpfen gegen die berittenen Bogenschützen.
Zwischen 912 und 917 kam es zu vier weiteren großen Einfällen durch Ungarn. König Konrad I. reagierte als zentrale Gewalt jedoch nicht nennenswert, wobei die genauen Gründe für seine Untätigkeit jedoch nicht bekannt sind.
Die Provinzfürsten waren auf sich alleine gestellt. Dies trug wesentlich zum Konflikt mit dem sächsischen Herzog und späteren König Heinrich I. bei.
Aber die Bemühungen der Stämme trugen auch Früchte. Die Alemannen schlugen die Ungarn 913 zunächst in Schwaben zurück. Dann wurden die berittenen Bogenschützen von dem jungen bairischen Herzog Arnulf „dem Bösen“ am Inn erneut gestellt.
Arnulf vernichtete die Ungarn. Er rächte damit seinen Vater und dessen Niederlage bei Pressburg wenige Jahre zuvor. Bis heute erinnert die Gedenktafel Nr. 35 in der Walhalla bei Regensburg an diesen Herzog der Baiern.
Früher Niedergang (ab 913)
Der Verlust von Lothringen und die Untätigkeit gegenüber den Ungarn hatte Konsequenzen. Schon ab 913 erodierte der Einfluss von König Konrad I. in der noch immer sehr kriegerischen Gesellschaft.
Darüber hinaus machte sich Konrad I. mit der Verleihung von Privilegien und Schenkungen an einige Klöster unbeliebt. Auch die Vermittlungsversuche durch Hatto von Mainz blieben fruchtlos. Es brachen offene Konflikte mit den Herzögen von Baiern, Sachsen und Schwaben auf.
König Konrad I. belagerte den Hohentwiel im Jahr 914 vergeblich. (Peter Stein / CC-BY-SA 3.0)
Im Jahr 913 kam es dann zu einem offenen Schlagabtausch zwischen Konrad I. und seinem späteren Nachfolger Heinrich, dem Herzog von Sachsen. Dieser konnte mit schnellen Manövern sein Herrschaftsgebiet über ganz Thüringen ausdehnen.
Nur wenig später kam es auch in Schwaben zum Aufstand. König Konrad I. belagerte daraufhin im Jahr 914 den Grafen Burchard II. vergeblich auf dem Hohentwiel.
915 erlitt Konrad I. in der Schlacht bei Wahlwies im Hegau eine Niederlage gegen Burchard. Im selben Jahr hatte der König seinen Bruder Eberhard mit einem Heer nach Sachsen geschickt. Doch auch er erlitt eine vernichtende Niederlage und zwar bei der Eresburg.
Die Eresburg genoss in dieser Zeit offenbar viel Aufmerksamkeit. Es war eine alt-germanische Fliehburg im heutigen Hochsauerlandkreis. Der Standort wurde bereits um 400 vor Christus genutzt und wurde 938 schon wieder und dann von Otto I. belagert.
Aufstieg des Nachfolgers (ab 915)
Nach der Niederlage bei der Eresburg zog König Konrad I. selbst mit einem Heer nach Sachsen. Die Armeen trafen bei Grone im heutigen Göttingen aufeinander.
Konrad I. und sein späterer Nachfolger Heinrich I. fanden jedoch einen politischen Ausgleich. Die Hintergründe sind allerdings nicht bekannt und es fehlt auch an konkreten Quellen zu der weiteren Beziehung.
Man nimmt jedoch an, dass Konrad I. in der Situation zwar taktisch überlegen war. Er konnte sich aufgrund seiner strategischen Lage jedoch keine weitere Eskalation in Sachsen leisten.
Dadurch entstand in der Beziehung zwischen König Konrad I. und seinem späteren Nachfolger ein Gleichgewicht. Es sind zumindest keine weiteren Konflikte zwischen ihnen überliefert.
Weil Konrad I. auch immer noch keine Kinder hatte, spekulieren manche Historiker, dass bei Grone schon die Nachfolge geplant wurde. Dafür gibt es jedoch keine Belege.
Verletzung und Tod (ab 916)
Das Herzogtum Baiern war von Ludwig dem Deutschen zur Basis der Könige des Ostfrankenreiches gemacht worden. Der 893 von Arnulf von Kärnten eingesetzte Markgraf Luitpold war jedoch zum wahren Machtfaktor geworden.
Nach dem Tod von Markgraf Luitpold in der Schlacht bei Pressburg von 908 heiratete König Konrad I. deshalb sehr bewusst dessen Witwe. Die Quellen deuten jedoch daraufhin, dass sich die beiden nicht besonders nahestanden und es gingen auch keine Kinder aus der Beziehung hervor.
Auch in politischer Hinsicht blieb die Ehe ergebnislos. Die Macht in Baiern konnte Luitpolds Sohn Herzog Arnulf der Böse auf sich konzentrieren.
Im Jahr 916 erhob sich Arnulf der Böse dann zum Aufstand gegen den König. Konrad I. konnte den lästigen Stiefsohn zwar mit einem erfolgreichen Feldzug nach Regensburg vertreiben. Er wurde dabei jedoch schwer verletzt.
Die Wunde heilte wohl nie wieder. Der König lebte zwar noch zwei weitere Jahre, aber diese waren wohl von einem langen Siechtum geprägt.
Sicher ist nur, dass die aus dieser Zeit erhaltenen Urkunden von Orten stammen, die über den Wasserweg erreichbar waren. Dies gilt als ein weiteres Indiz, dass Konrad I. nach dem Feldzug von 916 körperlich stark eingeschränkt war.
Laut Widukind von Corvey soll Konrad I. dann auf dem Sterbebett seinen Bruder Eberhard mit der Regelung der Nachfolge zu Gunsten des sächsischen Herzogs beauftragt haben. Nach dem Tod des Königs am 23. Dezember 918 dauerte es bis zur Erhebung des neuen Königs jedoch fünf Monate.
Ein so langer Zeitraum spricht eher für zähe Verhandlungen um die Macht. Der neue König ging dann auch mit einer besonderen Geste in die Geschichte ein. Heinrich I. verzichtete auf die Salbung, was wohl als symbolisches Entgegenkommen zu deuten ist:
„Es genügt mir […], dass ich König heiße und dazu ernannt worden bin.“
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
Karl III. der Dicke wurde 839 geboren. Er war ein Sohn von Ludwig II. dem Deutschen und der Welfin Hemma. Nach dem Tod des Vaters im Jahr 876 regierte er zunächst als einer von drei Nachfolgern im Ostfrankenreich.
Karl der Dicke (gemeinfrei)
Darüber hinaus erlangte Karl III. der Dicke ab 879 auch die Königswürde über Italien. Zwei Jahre später wurde er dank seiner Kontakte zur Kirche von Papst Johannes VIII. auch zum römisch-deutschen Kaiser erhoben.
„Der 12. Februar ist in der deutschen Geschichte immer wieder ein Tag der Inthronisation gewesen, an dem bereits früher Staatsoberhäupter in Amt und Würden gekommen sind: 881, heute vor 1 135 Jahren [sic] – kein Mensch kann sich mehr daran erinnern – wurde in Rom Karl der Dicke zum Kaiser gekrönt, der über große Teile eines Territoriums herrschte, aus dem sich sehr viel später Deutschland entwickeln sollte.“
(Norbert Lammert zur Eröffnung der 16. Bundesversammlung am 12. Februar 2017)
Von 885 bis 887 wurde ihm auch die Herrschaft über das Westfränkische Reich übertragen. Das alte Großreich der Karolinger konnte damit ein letztes Mal wieder vereint werden.
Karl III. war jedoch ein schwacher Herrscher. Den Beinamen „der Dicke“ verlieh man ihm zwar erst nachträglich. Er litt jedoch vermutlich an einer Epilepsie. Diese galt im Mittelalter nicht mehr wie in der Antike als göttliche Erkrankung, sondern als Schwäche.
Im November 887 verlor Karl III. der Dicke dann auch seinen politischen Einfluss an seinen Neffen Arnolf von Kärnten. Er verstarb nur wenig später am 13. Januar 888 in Neudingen und fand seine letzte Ruhe in der Abteikirche St. Maria und Markus in Reichenau.
Jüngster Sohn von Ludwig dem Deutschen
Im Jahr 843 wurde das Frankenreich durch den Vertrag von Verdun in einen östlichen, einen mittleren und einen westlichen Teil gespalten.
Aufteilung des Reiches im Vertrag von Verdun (Furfur / CC-BY-SA 3.0)
Formal wurde nur von einer Aufteilung der Gewalt innerhalb der karolingischen Königsfamilie gesprochen wurde. Aber tatsächlich kam es damit zur substantiellen Teilung des früheren Großreiches.
Die Enkel von Karl dem Großen hatten damit das einstige Imperium zerschlagen und blieben auch weiterhin sehr verstritten.
Es kam zu wiederholten Attacken aufeinander. Diese waren im Jahr 870 erfolgreich und führten sogar zur Auflösung des Mittelreiches durch den Vertrag von Meerssen.
Die ursprüngliche Teilung nach dem Tod von Ludwig I. dem Frommen durch seine drei Söhne im Jahr 843 sah zunächst folgende Trennung vor:
Lothar I. erhielt als zentraler Nachfolger die Kaiserwürde sowie das Mittelreich von der Nordsee bis nach Italien. Nach dem Tod seines Sohnes und Nachfolgers Lothar II. wurde dieses „Lothringen“ im Vertrag von Meerssen 870 zwischen dem Ostfränkischen und dem Westfränkischen Reich weitgehend aufgeteilt.
Ludwig II. der Deutsche erhielt das Ostfränkische Reich aus dem das heutige Deutschland entstand. Er war der Vater von Karl dem Dicken und gilt je nach Lesart als erster König der Deutschen. Die moderne Geschichtswissenschaft betrachtet die Entstehung Deutschlands jedoch als einen langen Prozess mit vielen Zwischenschritten.
Karl der Kahle erhielt das Westfränkische Reich aus dem das heutige Frankreich hervorging. Seine Nachfolger waren Ludwig der Stammler, dann Ludwig III. und schließlich Karlmann II. bis Karl der Dicke auch dieses Erbe übernehmen konnte.
Thronfolge im Ostfränkischen Reich
Nach dem Tod von Ludwig II. dem Deutschen am 28. August 876 versuchte umgehend der westfränkische Herrscher Karl der Kahle, das Ostfrankenreich zu erobern. Zu diesem Zeitpunkt hatte Karl III. der Dicke mit Karlmann und Ludwig dem Jüngeren noch zwei ältere Brüder, die ebenfalls ihren Erbteil verteidigen wollten.
Ludwig dem Jüngeren gelang dann auch der entscheidende militärische Sieg gegen die Westfranken am 08. Oktober 876 in der Schlacht bei Andernach. Das Ostfrankenreich blieb damit erhalten und konnte wie geplant unter den drei Brüdern aufgeteilt werden:
Karlmann war der Älteste und erbte 876 das Königreich Baiern und bekam ein Jahr später das Königreich Italien. Er starb jedoch bereits am 29. September 880 in Altötting.
Ludwig der Jüngere erhielt Franken, Sachsen, Thüringen sowie jene linksrheinischen Gebiete, die das Ostfrankenreich im Vertrag von Meerssen erhalten hatte. Damit verfügte er von Anfang an über das größte territoriale Erbe. Nach dem Tod von Karlmann erhielt Ludwig der Jüngere darüber hinaus auch dessen Gebiete. Er starb jedoch selbst bereits am 20. Januar 882.
Karl der Dicke regierte anfangs nur über Alemannien. Nach dem Tod von Ludwig dem Jüngeren erhielt er jedoch die gesammelte Erbmasse und wurde zum alleinigen König über das Ostfrankenreich. Außerdem war bereits seit dem 12. Februar 881 der Kaiser.
Kaiserkrönung von Karl dem Dicken
Obwohl Karl III. der Dicke anfangs nur über ein geringes Erbe verfügte, hatte er jedoch offenbar sehr gute Kontakte zur Kirche. Außerdem profitierte er wieder einmal vom Tod eines Verwandten.
Nachdem Karl der Kahle bereits am 06. Oktober 877 verstorben war, erhielt nicht einer von dessen Nachkommen die Kaiserwürde. Vielmehr einigte sich Papst Johannes VIII. eben mit Karl dem Dicken.
Bei diesem Papst handelte es sich übrigens um jene Figur, die ab dem 13. Jahrhundert im Verdacht stand, eine Frau gewesen zu sein. Die Legende von Päpstin Johanna gilt in der heutigen Forschung jedoch als nicht belegbar.
„Ain weib ward pabst nach Christi gepürd achthundert siben und vierczig jare und besazz den stul drew jar und fümf mened und het sich Johannes genennet. Si cham in mans chlaid gen Athen und lert grozz chünste. Darnach cham si gen Röm und lazz da manige grosse chunst. Ander maister, schuler und phaffen horten ir leczen, und was ze Röm die weil dhain maister, der alz maisterleich hiet gelesen. Darumb ward si zu ainem pabst erwelet und ward darnach swanger. Do si in ainer processen gen solt, do vieng si weibleich chranchait und geperte ain chind.“
(Aus der Österreichischen Chronik von den 95 Herrschaften von etwa 1384/85)
Gesichert ist jedoch, dass Karl der Dicke am 12. Februar 881 zum Kaiser gekrönt wurde, als er selbst noch über relativ wenig Macht verfügte. Der römische Papst versprach sich wohl seine tatkräftige Unterstützung, die er letztlich aber nie erhalten sollte.
Vielmehr starb Papst Johannes VIII. schon im darauffolgenden Jahr eines gewaltsamen Todes. Die Quellen sind sich jedoch uneins. Entweder wurde er im Kampf gegen Sarazenen oder von seinen Verwandten getötet. Letztere sollen ihn angeblich erst vergiftet und dann sicherheitshalber noch mit einem Hammer erschlagen haben.
Karl III. als fränkischer König und Kaiser
Karl III. der Dicke kam vor allem deshalb zu Macht, weil er ein dynastischer Glückspilz war. Sein Vater Ludwig II. der Deutsche hatte sehr lange regiert, so dass seine ältesten Söhne selber erst im hohen Alter zu Königen wurden.
Das Ostfrankenreich, das Westfrankenreich und das Königreich Italien nach dem Vertrag von Meerssen (Furfur / CC-BY-SA 4.0)
Karl konnte dann als jüngster Sohn nach und nach die gesamte Erbmasse einstreichen. Ab 882 regierte er als einzig verbliebener Sohn im Ostfrankenreich.
Im Dezember 884 verstarb mit Karlmann II. auch der westfränkische König. Karl der Dicke kassierte wenig später dann auch dessen Erbe, so dass das fränkische Großreich ein letztes mal unter der Führung einer Person vereint war.
Aber Karl III. der Dicke war dennoch ein schwacher Herrscher. Er wurde schon früh von Wikingern gedemütigt. Diese stießen auf dem Rhein bis tief ins Reich vor.
Auch sein engster Berater Liutward von Vercelli hatte kein glückliches Händchen. Er wurde durch eine Intrige gestürzt.
Persönlich muss man Karl III. dem Dicken jedoch zu Gute halten, dass er aufgrund einer schweren Erkrankung, wahrscheinlich Epilepsie, praktisch kaum regierungsfähig war. Sein gesundheitlicher Zustand verschlechterte sich schließlich soweit, dass er seine Herrschaft im Reich kaum durchsetzen konnte.
Letztlich erhob sich wenige Monate vor dem Tod von Karl III. dem Dicken auch noch sein Neffe Arnolf von Kärnten. Der Kaiser wurde gegen Ende des Jahres 887 abgesetzt und starb schon im darauffolgenden Januar.
Wikingereinfälle am Rhein und vor Paris
Die dänischen Wikinger waren in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts sehr aktiv. Besonders bekannt sind ihre Attacken auf die britischen Inseln und die dortigen Abwehrschlachten unter Alfred dem Großen.
Karl III. der Dicke konnte die Wikinger nicht an Raubzügen im Rheinland hindern. (NordNordWest / CC-BY-SA 3.0 de)
Aber die Wikingerschiffe konnten nicht nur die Ost- und Nordsee, sondern dank des niedrigen Tiefgangs auch Flüsse befahren. Zu ersten Angriffen auf die Franken kam es bereits in den Jahren von 862 bis 864.
Darauf folgten etwa zwei Jahrzehnte des Handels auf dem Rhein. Nach den Niederlagen bei Cynwit und Edington im Jahr 878 in England wandte sich das „Große Heidnische Heer“ jedoch wieder verstärkt gegen die Franken.
Im Winter 881/882 überzogen die Wikinger das Rheinland dann mit einer Serie von Überfällen. Die alten Römerstädte Bonn, Köln, Trier, Xanten und sogar die Kaiserstadt Aachen wurden geplündert.
Karl III. der Dicke war jedoch außerstande, sich gegen diese Angriffe zu erwehren. Letztlich stimmte er der Zahlung von Tributen in einer sehr unvorteilhaften Vereinbarung zu. Damit wurden die Plünderungen jedoch auch nicht dauerhaft unterbunden.
Ab November 885 belagerte ein größeres Heer der Wikinger sogar Paris. Sie standen unter dem Befehl von Rollo, dem Ahnherr von Wilhelm dem Eroberer. Parallel plünderten sie entlang der Seine.
Als Karl III. der Dicke mit einem Heer vor Paris erschien, konnte er die normannische Armee zwar einschließen. Doch nach Verhandlungen zahlte er ihnen 350 Kilogramm Silber als Tribut und ließ sie anschließend im abtrünnigen Burgund plündern.
Karl III. der Dicke hielt diese Zahlung und vor allem den Zug der Normannen gen Burgund für ein gelungenes und cleveres Manöver seinerseits. Aber die Bevölkerung sah in ihrem Kaiser nur einen schwachen Feigling.
Aufstand von Arnolf von Kärnten
Arnolf von Kärnten war ein unehelicher Sohn von Karlmann, dem älteren Bruder von Karl dem Dicken. Nachdem sich abzeichnete, dass der Kaiser nicht in der Lage war, das wieder vereinte Frankenreich zu regieren, organisierte er ein ostfränkisches Bündnis von Alemannen, Baiern, Franken, Sachsen und Thüringern.
Grab von Karl III. dem Dicken in der Klosterkirche von St. Maria und Markus. (Joachim Specht / CC-BY-SA 4.0)
Im November 887 blieben dann viele Adelige der Reichsversammlung von Karl III. dem Dicken in Tribur fern. Dieser Boykott war eine faktische Aufkündigung der Loyalität sowie Verweigerung der Zustimmung zu seiner Regierung.
Arnolf von Kärnten genoss dagegen aufgrund seiner militärischen Erfahrung eine hohe Anerkennung und wurde zum König ausgerufen. Im Anschluss erhoben sich im gesamten Frankenreich sechs weitere Thronanwärter, die jedoch nicht mehr der karolingischen Dynastie entstammten.
Karl der Dicke stellte dann seine letzte Urkunde am 17. November 887 aus. Doch seine verbliebenen Anhänger wurde entweder mit Drohungen oder mit Gewalt auf die neue Linie gezwungen.
Arnolf von Kärnten wurde dann Mitte Dezember in Forchheim offiziell zum König gewählt. Er beschränkte seine Ansprüche jedoch auf das Ostfrankenreich, so dass das Großreich in der Folge wieder zerfiel.
Karl der Dicke starb schon einen Monat später alleine und verlassen am 13. Januar 888. Sein unehelicher Sohn Bernhard rebellierte zwei Jahre später von Alemannien aus, aber wurde von Arnolf besiegt und anschließend auf der Flucht von einem Markgrafen getötet.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
König Ludwig II. „der Deutsche“ wurde um 806 in Frankfurt am Main geboren. Er war ein Sohn des karolingischen Kaisers Ludwig I. der Fromme.
Nach dem Tod des Vaters gab es einen langen Streit um die Erbfolge im Frankenreich. Erst nach drei Jahren wurden sich die drei Söhne einig und spalteten das Großreich in einen östlichen, einen mittleren sowie einen westlichen Teil
König Ludwig der Deutsche und seine drei Söhne (gemeinfrei)
Im Vertrag von Verdun von 843 erhielt Ludwig der Deutsche dann den östlichen Teil des Reiches, das sogenannte Ostfränkische Reich. Aus diesem Fragment des einstigen Imperiums ging später das Heilige Römische Reich hervor.
Je nach Lesart der Geschichte gilt Ludwig II. deshalb als erster deutscher König. Wobei die Entstehung Deutschlands von der neueren Forschung eher als ein langer Prozess mit zahlreichen Zwischenschritten betrachtet wird.
Die Bezeichnung von König Ludwig II. als „der Deutsche“ entstand auch erst im 18. Jahrhundert. Die Ordnungszahl etablierte sich ebenfalls nur nachträglich. Von Zeitgenossen wurde der ostfränkische König noch als „rex Germaniae“ tituliert. Der Begriff war der antiken Bezeichnung von rechtsrheinischen Gebieten entlehnt.
Ludwig der Deutsche wurde deshalb wie beispielsweise auch Heinrich der Löwe von der nationalsozialistischen Propaganda für die Ideologie von Blut und Boden ganz besonders missbraucht. Eine völkische Interpretation seiner historischen Rolle geht jedoch völlig am Thema vorbei. Heutzutage wird in der Fachliteratur dagegen teils sogar bewusst auf den bekannteren, aber eigentlich anachronistischen Beinnamen „der Deutsche“ verzichtet.
„Das Konzept der Rasse ist das Ergebnis von Rassismus und nicht dessen Voraussetzung.“
(Aus der „Jenaer Erklärung“ des Max-Planck-Instituts von 2019)
Ludwig der Deutsche stellte mit seiner sehr langen Regierungszeit aber zweifelsohne eine bedeutende Wegmarke dar. Er wurde 826 als Unterkönig von Baiern eingesetzt und war dann ein halbes Jahrhundert lang bis zu seinem Tod am 28. August 876 ein wichtiger Herrscher.
Ludwig der Deutsche pflegte dabei zeitlebens einen sehr aggressiven politischen Stil. Er war bereits an den Aufständen gegen seinen Vater beteiligt und bedrängte auch seine Brüder immer wieder.
Außerdem strebte Ludwig der Deutsche nach der Kaiserkrone und der Herrschaft über Italien, woran er jedoch letztlich scheiterte. In den 860er Jahren musste er sich dann selbst gegen Rebellionen im Ostfränkischen Reich wehren.
Im Vertrag von Meerssen von 870 konnte Ludwig der Deutsche jedoch Teile des Mittelreiches erringen. Damit fielen auch linksrheinische Gebiete aus dem „Reich Lothars“ oder auch Lothringen beziehungsweise Lotharingien gewaltlos an die Ostfranken.
Die machtorientierte Außenpolitik von Ludwig dem Deutschen war jedoch von einem Rückgang der Schriftlichkeit bei der inneren Verwaltung begleitet. Aus der gesamten Dauer seiner Regentschaft ist nur die relativ geringe Zahl von 172 Urkunden erhalten.
Ludwig II. aus dem Geschlecht der Karolinger
Der später als Ludwig der Deutsche bekannte König war ein Karolinger. Dabei handelte es sich um eine fränkische Adelsdynastie, die seit der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts kontinuierlich an die Macht strebte.
Aufstieg der karolingischen Dynastie
Der karolingische Aufstieg zur Königslinie erhielt um das Jahr 640 den entscheidenden Schub. Pippin I. der Ältere und Bischof Arnulf von Metz, den man auch als Patron der Bierbrauer kennt, gingen ein politisches Bündnis ein. Sie verheirateten ihre Kinder Ansegisel und Begga.
Aus dieser Partnerschaft ging Pippin II. der Mittlere hervor. Dieser wurde als fränkischer Hausmeier schon zum zentralen Strippenzieher im Reich. Unter seiner Kontrolle dienten jedoch noch vier Könige aus dem Geschlecht der Merowinger:
Theuderich III. (679–690)
Chlodwig III. (690–694)
Childebert III. (694–711)
Dagobert III. (711–715)
Mit Karl Martell ging der Bastard von Pippin dem Mittleren in seiner Herrschaftspraxis schließlich noch einen großen Schritt weiter. In seinen letzten Jahren regierte er schon als „erwählter Hausmeier“, ohne sich noch die Mühe mit einer Marionette auf dem Thron zu machen.
Martells Sohn Pippin III. der Jüngere hämmerte dann den letzten Nagel in den Sarg des merowingischen Herrscherhauses. Im Jahr 751 ließ er sich zum König erheben und schloss damit den dynastischen Übergang nach über einem Jahrhundert erfolgreich ab.
Hochphase und Erbstreitigkeiten
Die karolingische Dynastie führte das Reich der Franken zum territorialen und kulturellen Zenit. Unter Karl dem Großen, einem Sohn von Pippin III. wurde die antike Kaiserwürde erneuert und es entwickelte sich eine europäische Großmacht, die auf Augenhöhe mit dem Byzantinische Reich auftreten konnte.
Expansion des fränkischen Reiches von 486 bis zum Tod von Karl dem Großen im Jahr 814 (Sémhur / CC-BY-SA 3.0)
Doch bereits die Erbfolge von Pippin III. dem Jüngeren war anfangs sehr problematisch. Zum Vorteil des Reiches verstarb der älteste Sohn Karlmann jedoch sehr früh, so dass eine dauerhafte Spaltung in den Jahrzehnten vor 800 vorerst abgewendet wurde.
Das Problem war das fränkische Erbrecht. Diese Regeln waren ursprünglich aus dem Stammesrecht der Germanen hervorgegangen und mit der Lex Salica von Chlodwig I. zu Beginn des 6. Jahrhunderts auch in schriftlicher Form fixiert worden.
Die Gesetze sahen vor, dass die Erbmasse unter allen Erbberechtigten (= männliche Personen) gleichermaßen aufgeteilt werden muss. Das Frankenreich wurde deshalb immer wieder zerschlagen, um die Ansprüche von Söhnen zu bedienen.
Als Karl der Große am 28. Januar 814 in Aachen verstarb, hatte er wiederum zum Vorteil des Reiches nur noch einen lebenden Sohn. Die Reichseinheit war damit aber nur vorübergehend gesichert.
Sohn von Ludwig I. dem Frommen
Der Nachfolger von Karl war sein Sohn Ludwig I. der Fromme. Dieser konnte nach dem Tod des Vaters im Jahr 814 problemlos die Herrschaft über das ungeteilte Reich übernehmen und erhielt auch die Kaiserwürde.
Kaiser Ludwig I. der Fromme in romantisierter Darstellung (unbekannt / gemeinfrei)
Doch bereits die Regierungszeit von Ludwig I. stand unter einem schlechten Stern. Er hatte mehrere Söhne aus zwei Ehen, die ihn sogar zweimal, in den Jahren 830 und 833, kurzzeitig absetzten.
Vor allem der später als Ludwig II. der Deutsche bekannte König zeigte bereits früh seinen unstillbaren Machthunger. Er war 826 als Unterkönig von Baiern eingesetzt worden und entwickelte auf dieser Basis eine eigene Hausmacht im Reich.
Aber die Rebellionen gegen den Vater sowie Konflikte mit anderen Adeligen hatten für ihn auch schmerzhafte Konsequenzen. Zuletzt wurde der vorgesehene Erbteil von Ludwig dem Deutschen stark beschnitten.
Im Jahr 840 starb Ludwig I. der Fromme dann auf der Rückkehr von einer Strafexpedition gegen den Sohnemann in Baiern. Für Ludwig den Deutschen bot sich damit die Möglichkeit, wieder mehr Einfluss zu gewinnen.
Weg zur Teilung des Frankenreichs
Kurz vor seinem Tod am 20. Juni 840 traf Ludwig I. der Fromme letzte Regelungen für seine Thronfolge. Dem ältesten Sohn Lothar sandte er die Krone, ein Schwert und das Reichszepter.
Mit diesen Symbolen wurde Lothar die Oberhoheit über das Reich sowie der Anspruch auf die Kaiserwürde übertragen. Zugleich wünschte sich der sterbende Vater, dass die bereits seinem weiteren Sohn Karl dem Kahlen übertragenen Reichsteile garantiert bleiben.
Wechselhafter Bruderkrieg
Lothar dachte aber nicht daran, seinem Halbbruder Karl dem Kahlen den zusagten Erbteil zu lassen. Vielmehr beanspruchte er als Erbe des Mittelreiches zunächst auch die Teile im Osten und im Westen. Zu seinem Vorteil waren viele Adelige an einer Einheit des Reiches interessiert und wurden damit zu seinen Parteigängern.
Doch auch Ludwig der Deutsche wurde nach dem Tod des Vaters sofort aktiv. Er baute ein Heer auf und konnte damit seinen Bruder Lothar zumindest von einer vorzeitigen militärischen Entscheidung abhalten.
Lothar und Ludwig einigten sich im November 840 auf eine wechselseitige Duldung, was sich jedoch stark zu Lasten ihres Halbbruders Karl dem Kahlen auswirken sollte. Dieser hatte in seinen Landen, vor allem in Aquitanien, auch noch mit Aufständen gegen seine Herrschaft zu kämpfen.
Im Frühjahr 841 trafen dann die Heere von Lothar und Karl aufeinander. Doch wiederum zog der älteste Bruder eine diplomatische Lösung vor, um sich erneut gegen Ludwig den Deutschen wenden zu können.
Am 13. Mai 841 kam es dann mal zu einem Gefecht. Die Schlacht fand an der Wörnitz statt, einem Nebenfluss der Donau im Ries. Ludwig der Deutsche konnte dort einen blutigen Sieg erringen, wobei viele Adelige des gegnerischen Lagers erschlagen wurden.
Nun verbündeten sich Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle. Am 25. Juni 841 besiegten sie ihren ältesten Bruder Lothar in der Schlacht bei Auxerre in Frankreich. Nach dem langen Bruderkrieg wurde diese schwere Niederlage von einigen Parteigängern als eine Art Gottesurteil angesehen.
Straßburger Eide (842)
Die beiden Halbbrüder Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle versicherten sich schließlich am 14. Februar 842 mit öffentlichen Schwüren vor ihren Heeren der Bündnistreue gegen Lothar. Diese Straßburger Eide sind erhalten.
Auszug aus den Straßburger Eiden (gemeinfrei)
Der zeitgenössische Chronist Nithard überlieferte in seiner Historiae die Worte von Ludwig dem Deutschen in verschiedenen Sprachen. Bei diesem Dokument handelt es sich sogar um die älteste Quelle des Altfranzösischen.
Leider existiert aber nur noch eine offensichtlich fehlerhafte Kopie aus dem 10. Jahrhundert. Der Kopist war der Sprache scheinbar nicht mächtig und verstand die Inhalte wohl nicht.
Eine moderne Übersetzung des Straßburger Eides von Ludwig dem Deutschen würde jedoch in etwa so lauten:
„Für die Liebe Gottes und des christlichen Volkes und unser aller Erlösung, von diesem Tage an, soweit mir Gott Wissen und Können gibt, werde ich meinem Bruder Karl beistehen, sowohl in der Hilfeleistung als auch in jeder anderen Angelegenheit, so wie man seinem Bruder beistehen soll, auf dass er mir genauso tue, und ich werde niemals ein Abkommen mit Lothar treffen, das willentlich meinem Bruder Karl zum Schaden sei.“
Vertrag von Verdun (843)
In der Folge kam es zu Friedensverhandlungen zwischen den Konfliktparteien. Im Juni 842 einigten sich die drei Brüder bei Mâcon auf grundsätzliche Fragen.
Ludwig der Deutsche erhielt im Vertrag von Verdun von 843 das Ostfränkische Reich. (Furfur / CC-BY-SA 3.0)
Für die Regelung der Details wurde eine Kommission mit je 40 Bevollmächtigten eingesetzt.
Nach schwierigen Verhandlungen wurde schließlich im August 843 der Vertrag von Verdun unterzeichnet. Von besonderer Bedeutung war dabei die formale Organisation.
Vielen Beteiligten war es sehr wichtig, dass das Frankenreich als staatliche Entität erhalten blieb. Im sprachlichen Ausdruck wurde deshalb nur von einer Teilung der Herrschaftsgewalt innerhalb der Königsfamilie gesprochen.
Diese Idee von der „Reichseinheit“ diente dabei jedoch vor allem der Beruhigung von hohen Adeligen, die Güter in verschiedenen Reichsteilen hatten. Faktisch wurde das Reich jedoch dauerhaft aufgeteilt.
Erst unter Karl III. dem Dicken sollte es gegen Ende des Jahrhunderts noch für wenige Jahre eine kurzzeitige Wiedervereinigung geben.
Ludwig der Deutsche – König der Ostfranken
Urkunden, Siegel und Polyzentrismus
Über die Herrschaftspraxis von Ludwig dem Deutschen kann nur relativ wenig gesagt werden. Aus seiner Zeit sind lediglich 172 Urkunden erhalten, deren Bestand teilweise monatelange Lücken aufweist.
Beispielsweise weiß man nicht, was Ludwig der Deutsche zwischen Juni 849 und Juli 850 getrieben hat. Die Quellen deuten jedoch daraufhin, dass vor allem Baiern von besonderer Bedeutung für den ersten König von Ostfranken war.
Signatur von Ludwig dem Deutschen (Otto Kaemmel / gemeinfrei)
Insgesamt sind 52 Urkunden erhalten, die an baierische Empfänger adressiert waren. Außerdem wurden von dem Bestand 34 Urkunden alleine in Regensburg ausgestellt. Die Häufigkeit solcher Urkunden mit einem baierischen Bezug ließ jedoch im Laufe der Herrschaft von Ludwig dem Deutschen nach.
Ebenfalls von großer Bedeutung scheint Frankfurt gewesen zu sein. Dort wurden 49 Urkunden ausgestellt und auch viele Hoftage sowie Reichsversammlungen abgehalten.
Solche Urkunden wurden von der königlichen Kanzlei ausgestellt. Eine Besonderheit aus der Zeit von Ludwig dem Deutschen war ein Wandel des Siegels. Er ließ sich im Gegensatz zu seinen Ahnen mit Schild und Speer darstellen, was seine Nachfolger übernahmen.
Außerdem wurde das Siegel deutlicher vom Text abgesetzt und größer dargestellt. Historiker sehen dies als ein Anzeichen für einen wachsenden Analphabetismus sowie die steigende Bedeutung von Symbolen.
Die Herrschaftsstruktur im Ostfränkischen Reich war dabei keineswegs monolithisch auf König Ludwig den Deutschen ausgerichtet. Er musste die Macht nicht nur mit geistlichen Würdenträgern teilen. Auch auf die Kooperation der weltlichen Fürsten in seinem Reich war er angewiesen.
Mit seinen früheren Konflikten hatte Ludwig der Deutsche die Beziehungen zu vielen Amtsinhabern jedoch schwer belastet. Die auf Zusammenarbeit ausgelegte Herrschaftsstruktur stellte ihn deshalb in den Anfangsjahren vor große Probleme.
Dank seiner langen Herrschaft konnte er jedoch nach und nach verstorbene Bischöfe und Grafen durch treue Gefolgsleute ersetzen.
Alemannien, Baiern, Sachsen, Thüringen
Baiern war für Ludwig den Deutschen in machtpolitischer Hinsicht die zentrale Bastion. Dort hatte er seit langem eine eigene Hausmacht und war bereits früh der unumstrittene Herrscher.
In Alemannien, Sachsen und Thüringen war Ludwig der Deutsche hingegen auf loyale Gefolgsleute zur Durchsetzung seiner Herrschaft angewiesen. Von besonderer Bedeutung waren beispielsweise der Bischof Salomo von Konstanz und Abt Grimald von St. Gallen.
Auch die Welfen, der Clan seiner Ehefrau Hemma, beziehungsweise konkret Konrad unterstützte Ludwig den Deutschen in seinen ersten Jahrzehnten. Erst nach dem Angriff auf das Westfrankenreich kam es zum Bruch.
Konflikte mit Dänen und Slawen
Ludwig der Deutsche befand sich seit dem Vertrag von Verdun in einem Dauerkonflikt mit den östlich seines Reiches siedelnden Slawen. Schon im Jahr 844 gelang ihm ein wichtiger Sieg gegen die Aboriten im heutigen Mecklenburg.
Er wollte jedoch keine neuen Gebiete erobern, sondern die Slawen zum Treueschwur und zu Tributzahlungen zwingen. Doch im Jahr 845 fielen die mit den Slawen verbündeten Dänen im Norden ein und plünderten Hamburg. Letztlich gelang jedoch auch ein Friedensschluss mit diesen.
Weitere Konfliktregionen waren Böhmen und Mähren. Vor allem die Mährer verfügten über gut ausgebaute Burgen und versuchten bis in die 870er Jahre sich immer wieder aus der Abhängigkeit von Ludwig dem Deutschen zu lösen.
Ludwig der Deutsche konnte deshalb nur mit großen und gut ausgerüsteten Heeren seine Feldzüge gegen die rebellischen Fürsten angehen. Diesbezügliche Schätzungen bewegen sich zwischen 5.000 und 10.000 Mann.
Attacken auf das Westfrankenreich
Karl der Kahle hatte nach dem Vertrag von Verdun aus dem Jahr 843 noch größere Probleme, seine Herrschaft im Westfrankenreich durchzusetzen. Besonders schwierig waren die Verhältnisse in Aquitanien.
Im März 853 ließ Karl der Kahle einen Grafen hinrichten, was zu einem Aufstand der adeligen Opposition führte. Diese boten daraufhin Ludwig dem Deutschen eine Allianz und damit letztlich auch die Krone des Westfrankenreiches an.
Ludwig der Deutsche brach infolgedessen den Straßburger Eid. Er schickte 854 seinen zweitältesten Sohn mit einer Streitmacht aus Alemannen, Baiern und Thüringern los, die bis nach Limoges vorstießen.
Die Opposition in Aquitanien hatte zwischenzeitlich jedoch an Schwung verloren. Das ostfränkische Heer zog deshalb nach Verhandlungen kampflos wieder ab.
Doch ab 856 wendete sich das Blatt in Aquitanien wieder. Die Situation für eine erneute Attacke war darüber hinaus sehr günstig, weil Karl der Kahle parallel gegen Normannen kämpfen musste.
858 marschierte nun Ludwig der Deutsche persönlich im Westfrankenreich ein und besetzte die östlichste Pfalz in Ponthion. Dort empfing er westfränkische Adelige und verhandelte über eine Übernahme der Herrschaft.
Doch Karl der Kahle erwies sich als geschickter Politiker und konnte die abgefallenen Adeligen mit Angeboten wieder an sich binden. Außerdem kam es nun zufälligerweise zu einem Aufstand von Sorben im Ostfrankenreich.
Ohne dass es zu einer Schlacht kam, musste sich Ludwig der Deutsche deshalb wieder zurückziehen. Im Juni 860 kam es dann in Koblenz zu einer finalen Einigung. Dabei verpflichtete sich Ludwig eidlich, weder das Leben noch den Besitz seiner Brüder und Neffen zu gefährden.
Krisen und Aufstände in Ostfranken
Die Fehlschläge gegen das Westfrankenreich hatten offenbar sehr negative Auswirkungen auf die Stabilität der Herrschaft von Ludwig dem Deutschen. Bereits 861 enthob er mit dem Markgrafen Ernst einen der bisher engsten und wichtigsten Gefolgsleute seiner Ämter.
In diesem Zug wurden dann auch noch weitere Adelige abgesetzt. Besonders litt das Verhältnis zu dem Geschlecht der Konradiner, die einige Jahrzehnte später mit Konrad I. selbst noch einen König des Ostfränkischen Reiches stellen würden.
Ein weiteres Problem war, dass Markgraf Ernst auch der Schwiegervater von Karlmann, einem Sohn von Ludwig dem Deutschen war. Dieser begann noch 861 in der bairischen Ostmark mit der Hilfe von Mährern eine allzu selbständige Politik.
Erst 864 kam es zur Aussöhnung zwischen Ludwig dem Deutschen und seinem Sohn Karlmann. In den darauffolgenden Jahren gab es dann jedoch viel Ärger mit den jüngeren Söhnen des Königs.
Parallel zu den politischen Konflikten kam es in den 860er Jahren auch mehrfach zu Hungersnöten im Ostfränkischen Reich. Per Gesetz wollte Ludwig der Deutsche deshalb ein allgemeines Fasten für die Bevölkerung durchsetzen.
Vertrag von Meerssen (870)
Im Vertrag von Verdun hatte Lothar I. das Mittelreich erhalten. Kurz vor seinem Tod am 29. September 855 hatte er seinen Sohn Lothar II. zum Nachfolger bestimmt. Dieser verstarb dann am 08. August 869.
Im Vertrag von Meerssen erhielt Ludwig der Deutsche Teile des Mittelreiches (Furfur / CC-BY-SA 4.0)
Karl der Kahle ergriff daraufhin sofort die Initiative und besetzte das Mittelreich. Schon am 09. September 869 ließ er sich in Metz zum König über Lothringen krönen.
Ludwig der Deutsche war in dieser Phase schwer krank. Er sandte erst im Februar 870 eine Gesandtschaft, aber drohte dafür auch gleich mit Krieg. Dabei erhielt der König des Ostfrankenreiches viel Unterstützung durch Adelige aus dem Mittelreich.
Karl der Kahle lenkte deshalb ein. Im Vertrag von Meerssen einigten sie sich auf eine Aufteilung der Gebiete. Dadurch erhielt das Ostfränkische Reich im August 870 linksrheinische Gebiete darunter Aachen, Köln, Metz und Straßburg.
Dass Lothar II. männliche Verwandte mit Erbansprüchen hatte, wurde einfach ignoriert. Besonders vorteilhaft war dabei eine zeitlich parallele Attacke von Arabern auf Italien, so dass man Mittel-Europa in Ruhe aufteilen konnte.
Rebellionen der jüngeren Söhne
Aufgrund der schweren Erkrankung im Jahr 869 machte Ludwig der Deutsche sein Testament. Die beiden nachgeborenen Söhne Ludwig der Jüngere und Karl III. der Dicke fürchteten dabei eine Benachteiligung oder gar Enterbung.
Zwischen 871 und 876 kam es deshalb zu mehreren Rebellionen. Ein besonderes Highlight war die versuchte Gefangennahme und Entmachtung von Ludwig dem Deutschen auf einer Versammlung in Regensburg Ende Januar 873.
Der König der Ostfranken konnte sich jedoch behaupten. Sehr auffällig war jedoch die ausgesprochen milde Reaktion von Ludwig dem Deutschen auf die Ambitionen seiner Söhne.
Die innerfamiliären Konflikte wurden friedlich mit einer rituellen Unterwerfung, einer sogenannten „deditio“ gelöst. Dabei handelte es sich um eine protokollarische Handlung, die meist in vier Schritten erfolgte:
Vorherige Absprache (condicio oder conditio)
Schaffung eines öffentlichen Rahmens
Fußfall (prostratio) und Selbstbeschuldigung
Gewährung der Gnade (clementia, condonatio, reconciliatio pacis)
Dieses Verfahren entwickelte sich in den folgenden Jahrhunderten zu einer ungeschriebenen sozialen Konvention, die beispielsweise in der Zeit der ottonischen Herrscher sehr häufig zur Anwendung kam.
Tod und chaotische Thronfolge
Ludwig der Deutsche starb am 28. August 876 in Frankfurt am Main und wurde im Kloster Lorsch bestattet. Das Ostfränkische Reich wurde zunächst unter seinen drei Söhnen Karlmann, Ludwig der Jüngere und Karl III. der Dicke aufgeteilt.
Grabplatte von Ludwig dem Deutschen im Kloster Lorsch (Krischnig / gemeinfrei)
Sofort versuchte Karl der Kahle einen Angriff, um Ostfranken zu erobern. Ludwig der Jüngere besiegte ihn jedoch am 08. Oktober 876 in der Schlacht bei Andernach.
Ein Jahr später starb Karl der Kahle, womit sich diese Bedrohung dann auch erledigt hatte. Doch auch die beiden älteren Söhne von Ludwig dem Deutschen verschieden bis zum Jahr 882.
Der jüngste Sohn konnte so das Reich der Ostfranken erneut vereinen. Außerdem hatte er sehr gute Beziehungen zum römischen Papst und wurde zum Kaiser gekrönt. Ab 885 regierte er sogar für zwei Jahre über das Westfrankenreich.
Doch Karl III. der Dicke war ein schwacher Herrscher. Seine Regierungszeit war von Einfällen der Wikinger und Attacken durch Normannen geprägt, beispielsweise von Rollo, dem Ahnherr von Wilhelm dem Eroberer.
Im Jahr 887 wurde Karl dann sogar von einem außerehelichem Sohn seines Bruders Karlmann mit dem Namen Arnolf von Kärnten abgesetzt. Der jüngste Sohn von Ludwig dem Deutschen verstarb dann auch schon am 12. Januar 888.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
Pippin III. „der Jüngere“ war ein Sohn von Karl Martell und erblickte im Jahr 714 das Licht der Welt. Nach dem Tod seines mächtigen Vaters folgte er ihm zunächst im Amt als fränkischer Hausmeier.
Pippin III. der Jüngere auf der Alten Mainbrücke in Würzburg (Andreas Faessler / CC-BY-SA 4.0)
Doch im Jahr 751 wurde Pippin der Jüngere zum ersten König der Franken aus dem Geschlecht der Karolinger erhoben. Mit seiner Person wurde der dynastische Übergang der fränkischen Herrscherlinien nach etwa einem Jahrhundert vollendet.
Die Regierung von Pippin dem Jüngeren bildete damit eine Art Schlussstein der cleveren Machtpolitik seines Adelsgeschlechts, die mit seinen Ahnen Pippin dem Älteren und Arnulf von Metz in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts begonnen hatte.
Deren Enkel Pippin der Mittlere war so in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts zur dominierenden Figur im Machtapparat geworden, dem die Könige aus dem alten Geschlecht der Merowinger faktisch untertan waren.
Dank der Fürsprache der beiden wichtigsten Berater von Pippin dem Jüngeren, der Abt Fulrad von Saint-Denis und der Hl. Burkhard von Würzburg, formulierte schließlich im Jahr 751 der römische Papst den entscheidenden Satz:
„Es ist besser, den als König zu bezeichnen, der die Macht hat.“
Anschließend kam es erst zur Absetzung des damals formal amtierenden Childerich III. und dann zur Krönung von Pippin dem Jüngeren.
Nach einer erfolgreichen Regierungszeit musste Pippin der Jüngere jedoch wie seine Vorgänger das Frankenreich unter seinen Söhnen Karl, der später „der Große“ genannt wurde, und Karlmann aufteilen. In der Hoffnung, dass die Brüder dann besser kooperieren würden, verschränkte er deren Territorien insbesondere in Aquitanien.
Doch die beiden Söhne von Pippin dem Jüngeren waren sich spinnefeind. Zum Vorteil des Reiches verstarb Karlmann jedoch im Jahr 771. Dies führte nach der Teilung zu einer erneuten Vereinigung und die Ära von Karl dem Großen begann.
Herrschaft von Pippin dem Jüngeren
Reichsteilungen von Karl Martell (ab 741)
Im März 741 teilte Karl Martell das Reich der Franken zwischen seinen beiden Söhnen aus erster Ehe mit Chrodtrud auf. Zu den genauen Umständen gibt es jedoch widersprüchliche Quellen. Dieser Plan sah wohl folgende Teilung vor:
Karlmann sollte Austrien, Alemannien und Thüringen erhalten.
Pippin sollte über Neustrien, Burgund und die Provence regieren.
Kurz vor seinem Tod änderte der mächtige Hausmeier der Franken jedoch noch kurzfristig sein Testament zu Gunsten von Grifo, einem Sohn aus seiner zweiten Ehe mit Swanahild.
Expansion des fränkischen Reiches von 486 bis zum Tod von Karl dem Großen im Jahr 814. (Sémhur / CC-BY-SA 3.0)
Doch Karlmann dachte nicht daran, den letzten Wunsch von Karl Martell zu respektieren und fackelte auch nicht lange. Kurz nach dem Tod seines Vaters am 22. Oktober 741 ließ er seine Stiefmutter Swanahild und den Halbbruder Grifo ergreifen. Beide wurden anschließend in verschiedenen Klöstern festgehalten.
Karlmann und Pippin der Jüngere teilten nach den Annales regni Francorum erst 742 die Gebiete ihres Vaters endgültig untereinander auf. Zwischen den Beiden gab es jedoch kein weiteres Einvernehmen oder eine darüber hinaus gehende Kooperation.
Erst etwa zehn Jahre später wurde Grifo wieder freigelassen. Von Pippin dem Jüngeren erhielt er dann sogar eine Grafschaft geschenkt. Doch der Halbbruder versuchte anschließend eine Rebellion zu entfesseln und wurde in einem Gefecht getötet.
Herrschaftspraxis in den Anfangsjahren
In den beiden fränkischen Teilreichen etablierte sich ab 742 eine unterschiedliche Herrschaftspraxis. Da Karlmann die Infragestellung seiner Macht als Hausmeier befürchtete, erhob er ein Jahr später einen letzten Merowinger als Marionette zum König. Damit wollte er die Legitimität seiner Regierung stärken.
„Der letzte Merowinger“ (Évariste Vital Luminais / CC-BY-SA 4.0)
Die Ernennung von diesem Childerich III. sollte vor allem einen symbolischen Gegenpol zu den Machtansprüchen des Herzogs von Bayern bilden. Die Marionette spielte jedoch keine inhaltliche Rolle.
Childerich III. wurde erst sehr viel später für seine extrem demütigende Absetzung bekannt. Man schnitt ihm die langen Haare ab, was in Anknüpfung an spätantike Traditionen als Verlust der Männlichkeit galt.
Pippin der Jüngere verzichtete hingegen auf die Inthronisation einer solchen Marionette in seinen Gebieten. Stattdessen setzte er von Anfang an auf seine persönliche Autorität.
Den Alemannen nahm Pippin der Jüngere die Herzogswürde. Auch mit den widerspenstigen Bayern sprang er nicht zimperlich um, sondern setzte den damals noch unmündigen Tassilo III. ein, der später als Hl. Tassilo bekannt wurde.
Rückzug von Karlmann (747)
Im Jahr 747 zog sich Karlmann vom Amt des Hausmeiers in seinen Gebieten zurück. Er begab sich erst in die Klöster von Monte Soratte und dann nach Monte Cassino.
In den zeitgenössischen Quellen ließ Pippin der Jüngere sehr explizit betonen, dass sein ungeliebter Bruder Karlmann freiwillig auf die Macht verzichtete. Doch anders lautende Gerüchte soll es zumindest gegeben haben.
Pippin der Jüngere sorgte anschließend vor allem auch dafür, dass die Söhne von Karlmann ebenfalls in Klöstern verschwanden. Das hatte den sehr praktischen Vorteil, dass er unter Umgehung des Erbrechts nun das gesamte Reich wieder unter seiner Führung vereinen konnte.
Pippin III. – Rex Francorum (751)
Das Frankenreich stand ab 747 unter der alleinigen Kontrolle von Pippin dem Jüngeren. Formal verfügte jedoch noch der machtpolitisch bedeutungslose Childerich III. über die Königswürde über Teile der Territorien.
Pippin der Jüngere spielte daraufhin seine nächste Trumpfkarte aus. Er brachte mit Hilfe von vertrauten Ratgebern aus dem Klerus den römischen Papst ins Spiel.
Die beiden Bischöfe Fulrad von Saint-Denis und Burkhard von Würzburg wurden in Rom bei Papst Zacharias vorstellig. Sie formulierten die einfache Frage, ob es gut sei oder nicht, einen machtlosen König im Reich der Franken zu haben. Der Pontifex gab wohl in Erwartung der später folgenden Gegenleistung die erhoffte Antwort:
„Es ist besser, den als König zu bezeichnen, der die Macht hat.“
Im November 751 wurde dann zunächst Childerich III. auf einer Versammlung von Adeligen des Reiches in Soissons abgesetzt. Der gestürzte Monarch wurde samt Nachwuchs ins Kloster Prüm verbannt.
Anschließend ließ sich Pippin der Jüngere als „Rex Francorum“ ausrufen. Damit war die Phase des dynastischen Übergangs hinzu der karolingischen Linie nach einem Jahrhundert vollendet.
Pippinische Schenkung (756)
Im Jahr 754 kam Papst Stephan II. in das Reich der Franken und bat um Hilfe gegen die Langobarden in Italien. Pippin der Jüngere nutzte die günstige Gelegenheit, um sich erstmal zusammen mit seinen Söhnen Karlmann und Karl in der Basilika Saint-Denis salben zu lassen.
Karte des Kirchenstaates vor und nach der Schenkung durch Pippin den Jüngeren (Maksim / CC-BY-SA 4.0)
Im Gegenzug garantierte er in der Urkunde von Quierzy dem Papst ein Dukat über Rom. Außerdem versprach Pippin der Jüngere in diesem Zug dem Kirchenstaat den Verwaltungsbezirk Ravenna, die Regionen Tuszien, Venetien und Istrien sowie die Herzogtümer Spoleto und Benevento.
Im Mai 755 führte Pippin der Jüngere eine Heerschau seiner Panzerreiter durch. Anschließend zog er nach Italien, um Pavia von der Belagerung durch die Langobarden unter Aistulf zu befreien. Dieser beugte sich zunächst dem Druck und machte Zugeständnisse.
Als Pippin der Jüngere in sein Reich zurückkehrte, belagerte Aistulf jedoch umgehend den Papst in Rom. Daraufhin zog der fränkische König erneut nach Italien. Er unterwarf die Langobarden und erzwang die Abtretung der Gebiete um Ravenna.
Diese erhielt der Kirchenstaat, was bis heute als Pippinische Schenkung bekannt ist. Die ursprünglichen Versprechungen von 754 waren jedoch sehr viel weitreichender und wurden in der Form nicht eingehalten.
Weitere Feldzüge von Pippin III.
Während der Herrschaft von Pippin dem Jüngeren gab es neben den Aktionen in Italien weitere Feldzüge. Bereits 753 hatte es eine Kampagne gegen die Sachsen gegeben.
Im Jahr 757 gab es einen weiteren erfolgreichen Feldzug gegen den damals noch heidnischen Stamm östlich des Reiches. Doch erst unter Karl dem Großen gelang die endgültige Unterwerfung und Eingliederung der sächsischen Gebiete.
Außerdem führte Pippin der Jüngere auch Kriege im Süden von Frankreich. Er nahm Narbonnes an der Mittelmeerküste ein und trieb die Sarazenen über die Pyrenäen zurück auf die iberische Halbinsel.
Zwischen 760 und 768 zog Pippin der Jüngere mehrfach gegen den anfangs praktisch unabhängigen Herzog von Aquitanien ins Feld. Die Probleme waren damit jedoch nicht aus der Welt. Seine Söhne mussten sich einem erneuten Aufstand in diesem reichen und wertvollen Herzogtum stellen.
Tod und erneute Reichsteilung
Pippin der Jüngere war seit 741 mit Bertrada der Jüngeren verheiratet. Gemeinsam hatten sie sechs Kinder, von den jedoch nur zwei Söhne für eine Erbfolge in Frage kamen. Unter diesen beiden teilte der erste König aus dem Geschlecht der Karolinger sein Reich auf:
Karlmann erhielt den südlichen Teil des Reiches in Form einer Hälfte von Aquitanien sowie von Alemannien und Burgund.
Karl bekam hingegen die andere Hälfte von Aquitanien und die nördlichen Territorien.
Grabmal von Pippin dem Jüngeren und seiner Frau Bertrada in der Kathedrale von Saint-Denis (Axel Brocke / CC-BY-SA 3.0)
Nach seinem Tod am 24. September 768 bestattete man Pippin den Jüngeren in Saint-Denis. Das Grab wurde jedoch tausend Jahre später während der Französischen Revolution im August 1793 geschändet. Seine Gebeine wurde anschließend in einem Massengrab außerhalb der Kirche begraben.
Nach der bourbonischen Restauration ab 1815 wurden die Königsgräber jedoch wiederhergestellt. Seitdem haben auch Pippin der Jüngere und seine Frau Bertrada wieder ein prächtiges Grabmal in der heutigen Kathedrale von Saint-Denis nördlich von Paris.
Im 19. Jahrhundert wurde Pippin der Jüngere darüber hinaus in die Walhalla bei Regensburg aufgenommen. Die Gedenktafel Nummer 19 erinnert dort an seine Leistungen als König der Franken.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
Kaiser Ludwig I. der Fromme wurde im Sommer 778 in Chasseneuil bei Poitiers geboren. Er war ein Sohn und der Nachfolger von Karl dem Großen.
Kaiser Ludwig I. der Fromme in romantisierter Darstellung (gemeinfrei)
Als Kaiser des Frankenreiches stand Ludwig der Fromme zeitlebens im Schatten seines Vaters. Er führte dessen Reformpolitik zwar erfolgreich fort. Aber er wurde zwischenzeitlich sogar zweimal von den eigenen Söhnen abgesetzt.
In der heutigen Bewertung gilt die Regentschaft von Kaiser Ludwig I. dem Frommen jedoch eher als tragisch, denn als unfähig. Das Kernproblem waren die unvereinbaren Interessen der Adels-Cliquen seiner Zeit.
Während die „Reichseinheitspartei“ jegliche Spaltungen kategorisch ablehnte, konnten die Unterstützer seiner nachgeborenen Söhne durch Zugeständnisse ebenso wenig zufrieden gestellt werden. Letztlich scheiterte Kaiser Ludwig I. der Fromme dann an der Übergabe eines überlebensfähigen Staates an seine Nachkommen. Nur drei Jahre nach seinem Tod wurde das Reich am 10. August 843 im Vertrag von Verdun aufgeteilt:
Lothar I. erhielt als zentraler Nachfolger die Kaiserwürde sowie das Mittelreich von der Nordsee bis nach Italien.
Ludwig II. der Deutsche erhielt das Ostfränkische Reich aus dem das heutige Deutschland entstand.
Karl der Kahle erhielt das Westfränkische Reich aus dem das heutige Frankreich hervorging.
Der Form halber sei aber erwähnt, dass das Reich unter Karl III. dem Dicken aufgrund von dynastischen Zufällen von 885 bis 887 noch einmal kurz unter der Herrschaft von nur einer Person stand. Karl war jedoch ein schwacher Kaiser, praktisch nicht regierungsfähig und wurde von seinem ostfränkischen Neffen Arnolf von Kärnten gestürzt.
Dritter Sohn von Karl dem Großen
Der spätere Kaiser Ludwig I. der Fromme kam im Sommer 778 auf die Welt, als sein Vater auf einem wenig erfolgreichen Feldzug in Spanien war. Er war ursprünglich ein Zwilling, der andere starb jedoch bereits im Kindesalter.
Der Name Ludwig hatte in der Familie damals schon einen historischen Beiklang. Man bezog sich damit auf den Merowinger Chlodwig I., der im Jahr 486 n. Christus das Reich gegründet hatte.
Unterkönig in Aquitanien (ab 781)
Am Ostersonntag des Jahres 781 wurden Ludwig I. zum Unterkönig von Aquitanien und sein älterer Bruder Pippin zum Unterkönig von Italien gesalbt. Die Zeremonie leitete Papst Hadrian I., der bereits seit 774 mit den Karolingern verbündet war.
Ludwig I. der Fromme wie auch Pippin wurden trotz des Kindesalters anschließend in ihre jeweiligen Herrschaftsgebiete entsandt. Die Erziehung übernahmen Hofmeister und Lehrer.
Ludwig der Fromme heiratete 784 seine erste Frau Irmingard. (François-Séraphin Delpech / gemeinfrei)
Die Einrichtung eines Unterkönigtums in Aquitanien hatte jedoch auch strategische Zwecke. Von dort aus konnte beispielsweise in den Jahren 812/13 ein Aufstand von Basken niedergeschlagen werden.
Eine weitere zentrale Aufgabe war der Ausbau von kirchlichen Strukturen und die Kultivierung des Landes. Die Etablierung des Michaelstags zu Ehren des Erzengels Michael anstelle eines Feiertages für den heidnischen Gott Wotan ging beispielsweise ebenso von dort aus.
Über diese Achse wurde der Erzengel Michael später zum Patron des Heiligen Römischen Reiches und schließlich von Deutschland.
Im Jahr 794 wurde Ludwig der Fromme mit Irmingard von Hespengau verheiratet. Aus der Ehe gingen mehrere Söhne hervor, die noch viel Ärger machen würden. Sie verstarb 818.
Ernennung zum Mitkaiser (813)
Der Reichsteilungsplan (Divisio Regnorum) von Karl dem Großen von 806 sah für Ludwig den Frommen lediglich eine Erweiterung seines Unterkönigtums über Aquitanien vor. Er hätte noch auf Septimanien und die Provence an der französischen Mittelmeerküste sowie Burgund hoffen können.
Doch die beiden älteren Brüder Pippin und Karl der Jüngere verstarben überraschend in den Jahren 810 beziehungsweise 811. Damit verblieb Ludwig der Fromme als einziger legitimer Erbe des Frankenreiches.
Expansion des fränkischen Reiches von 486 bis zum Tod von Karl dem Großen im Jahr 814 (Sémhur / CC-BY-SA 3.0)
Es scheint allerdings Vorbehalte gegen seine Person gegeben zu haben. Für Italien wurde nämlich zunächst Bernhard, der Sohn von Pippin, zum Unterkönig bestellt.
Erst am 11. September 813 wurde Ludwig der Fromme von einer extra anberaumten Reichsversammlung zum Mitkaiser seines Vaters erhoben. Das Mitkaisertum war eine Regelung zur Thronfolge, die erstmals von Kaiser Diokletian um 300 n. Christus eingeführt wurde.
Mit dem Segen des Reichsadels konnte so ein (relativ) reibungsloser Übergang der Macht vorab gewährleistet werden. Dennoch erhielt Ludwig der Fromme zu diesem Zeitpunkt noch nicht die volle Herrschaftsgewalt.
Bis zum Tod seines Vaters am 28. Januar 814 fungierte Ludwig der Fromme auch weiterhin nur als Unterkönig von Aquitanien. Doch anschließend zog er umgehend nach Aachen und trat die Nachfolge als Herrscher über das gesamte Reich an.
Ludwig der Fromme – Kaiser der Franken
Da Ludwig I. der Fromme durch die Erhebung zum Mitkaiser von 813 bereits in Amt und Würden war, benötigte es keine weitere konstituierende Krönung. Wohl am 05. Oktober 816 machte sich Papst Stephan IV. dennoch die Mühe einer Salbung in Reims. Damit wurde jedoch lediglich der sakrale Charakter der Kaiserwürde betont.
Neutralisierung der Familie (ab 816)
Ludwig I. der Fromme konnte problemlos die Macht übernehmen. Er nutzte den Beginn seiner Herrschaft als Kaiser der Franken jedoch für einen personellen Umbau des Apparates.
Zunächst brachte er vor allem eigene Berater und Funktionäre an den Kaiserhof. Aber vor allem schaltete er große Teile seiner Familie als mögliche Konkurrenten aus.
Ludwig I. der Fromme als Miles Christi (Wolpertinger / gemeinfrei)
Seine Schwestern ließ Ludwig I. der Fromme umgehend vom Hof verweisen. Die drei unehelichen Halbbrüder Hugo, Drogo und Theoderich durften zunächst bleiben.
Den ältesten Sohn Lothar I. aus erster Ehe mit Irmingard von Hespengau ernannte Ludwig der Fromme hingegen schon 817 zum Mitkaiser. Das sollte er später noch bereuen.
Doch 818 kam es erstmal zu einer Rebellion des Neffen Bernhard in Italien. Dieser Sohn des Pippin besetzte die Pässe über die Alpen, gab jedoch noch im selben Jahr ohne Kampf auf.
Bernhard ließ sich in Chalon-sur-Saône gefangen nehmen und wurde zunächst von einem fürstlichen Gericht zum Tode verurteilt. Ludwig I. der Fromme reduzierte die Todesstrafe jedoch voller Gnade in eine Blendung.
Das Urteil wurde am 15. April 818 vollstreckt. Zwei Tage später starb Bernhard von Italien an den Verletzungen.
Sicherheitshalber wurden die Halbbrüder ab 822 in den kirchlichen Dienst gezwungen. Hugo wurde Abt von St. Quentin und Drogo der Bischof von Metz. Über den Verbleib von Theoderich gibt es keine gesicherten Erkenntnisse.
Fortsetzung der Reformpolitik des Vaters
Der Vater von Ludwig dem Frommen hatte seinen Beinnamen als „der Große“ erhalten, weil er neben den militärischen Erfolgen vor allem auch viele Reformen voran brachte. Sein Sohn knüpfte als Kaiser der Franken an diese Politik an.
Ludwig der Fromme veröffentlichte zahlreiche Kapitularien. Dabei handelte es sich um hoheitliche Anordnungen, die in Mittellatein verfasst waren und Gesetzeskraft besaßen.
Solche Vorschriften waren in Kapitel strukturiert, woraus sich dieser spezielle Name ergab. Damit adressierten vor allem die karolingischen Herrscher Fragen der Rechtssprechung, der Verwaltung, aber auch militärische, kirchliche oder kulturelle Angelegenheiten.
Darüber hinaus beauftragte Ludwig der Fromme zahlreiche Königsboten. Bei diesen Missi Dominci handelte es sich um Beauftragte, die die Umsetzung der Kapitularien überwachten und Verstößen gegen das Recht nachgingen.
Die teils erschreckenden Meldungen über Amtsmissbräuche und Rechtsbeugungen verfolgte Ludwig der Fromme sehr vehement. In diesem Zusammenhang kam es auch zu einer wesentlichen Reform des Prozessrechts. Ludwig der Fromme schaffte einige Formen des Gottesbeweises ab und etablierte dafür den Zeugenbeweis.
Entmachtungen in den Jahren 830 & 833
Schleichender Weg in die Krise
Ludwig der Fromme heiratete Judith im Jahr 819. (unbekannt / gemeinfrei)
Ab dem Jahr 819 war Ludwig der Fromme mit Judith, einer Tochter des schwäbischen Grafen und Urahn seines Geschlechts Welf I., verheiratet. Ihre Schwester ehelichte seinen Sohn Ludwig den Deutschen.
Kaiserin Judith wurde jedoch immer wieder zu einem großen Problem für Ludwig den Frommen. Sie war sehr unbeliebt am Hof.
Ihr zuliebe wollte Ludwig der Fromme für den gemeinsamen Sohn Karl dem Kahlen ein neues Teilreich schaffen. Das führte bereits zu großem Unmut und löste bei einigen Mächtigen offenbar Verlustängste aus.
Die Herrschaft von Kaiser Ludwig dem Frommen geriet ab den 820er Jahren dann immer weiter in die Krise. Sein hartes Vorgehen gegen Angehörige der Familie führte 822 zu einer Kirchenbuße.
Damit war ein erheblicher Verlust an Prestige verbunden. Auch mit vermehrten Reisen durch das Reich konnte Ludwig der Fromme den Niedergang seines Ansehens nicht kompensieren.
Erste Entmachtung von 830
Im Jahr 830 rief Ludwig der Fromme dann ohne Not während der Fastenzeit zu einem Feldzug gegen die Bretonen auf. Er wollte damit von innenpolitischen Schwierigkeiten ablenken, aber löste nur eine weitere Rebellion aus.
Einige Historiker beschrieben die Ereignisse als „loyale Revolution“. Bedeutende Fürsten des Reiches stellten sich gegen Ludwig den Frommen, um ihn ihren Aussagen nach vor schlechten Ratgebern zu schützen.
Der Kaiser wurde in eine Art Schutzhaft genommen. Kaiserin Judith bezichtigte man hingegen des Ehebruchs und steckte sie in ein Kloster bei Poitiers.
Lothar I. wurde aus Italien geholt und zum Mitregenten erklärt. Seine Regierung enttäuscht die Rebellen jedoch schnell, weil sie letztlich wohl doch nur ihre persönlichen Interessen im Sinn hatten.
Auf der Reichsversammlung von Nimwegen kippte die Stimmung wieder zu Gunsten von Ludwig dem Frommen. Er wurde erneut als Kaiser eingesetzt und Judith aus dem Exil geholt. Man verhaftete oder verbannte hingegen die Rebellen.
Lothar I. wurde 831 zurück nach Italien geschickt. Die ebenfalls aufständischen Brüder Ludwig II. der Deutsche und Pippin wurden im darauf folgenden Jahr zur Unterwerfung gezwungen. Doch der Frieden währte nicht lange.
Zweite Entmachtung von 833
Ab 833 brach der karolingische Familienstreit erneut auf. Nun verbündeten sich die drei Söhne aus erster Ehe Lothar I., Ludwig II. der Deutsche und Pippin.
Sie hatten Angst vor einem Machtverlust zu Gunsten von Karl dem Kahlen, ihrem Halbbruder aus der zweiten Ehe des Vaters. Der Putsch an sich war auch erfolgreich.
Bei einem Treffen auf dem Rotfeld bei Colmar im Elsass fielen alle Parteigänger ihres Vaters aufgrund des hohen Drucks und falscher Versprechen von dem Kaiser ab. Im nachhinein bildete sich deshalb die Bezeichnung als Treffen auf dem „Lügenfeld“ heraus.
Ludwig der Fromme musste sich daraufhin ergeben und faktisch abdanken. In einer demütigenden Geste wurde er gezwungen, im Kloster Saint-Médard bei Soissons öffentlich Buße zu tun.
Diese unwürdige Behandlung eines fränkischen Kaisers führte jedoch erneut zu einem Umschwung der Meinungen. Nachdem zu Beginn des Jahres 834 auch das Bündnis der drei Brüder brach, wurde Ludwig der Fromme am 01. März wieder eingesetzt.
Tod und Nachfolge im Jahr 840
Im Jahr 837 erstellte Kaiser Ludwig der Fromme einen neuen Reichsteilungsplan für seine Erben. Die Regelung fiel stark zu Gunsten von Karl dem Kahlen aus, dem Sohn aus seiner zweiten Ehe. Dies führte jedoch erneut zu großer Unruhe im Reich.
838 kam es zunächst zu einem Treffen zwischen den Brüdern Lothar und Ludwig. Dies wurde vom Vater als erneuter Verrat gewertet und auf der Reichsversammlung im Sommer diesen Jahres kam es wieder zum Streit.
Teilung des Reiches durch den Vertrag von Verdun im Jahr 843 (Furfur / CC-BY-SA 3.0)
Das Ludwig zugestandene Herrschaftsgebiet wurde dramatisch verkleinert und bestand vorläufig nur noch aus Baiern. Die Regelung des Erbes wurden etwas leichter, als der Sohn Pippin aus erster Ehe im Dezember 838 überraschend verstarb.
Nun war eine relativ ausgewogene Teilung des Reiches möglich. Doch Ludwig II. der Deutsche sah sich als einen Nachkommen aus erster Ehe nach wie vor benachteiligt.
Dies veranlasste Ludwig den Frommen zu einer Strafexpedition gegen seinen Sohn. Auf seinem Rückweg verstarb der Kaiser am 20. Juni 840 in Ingelheim am Rhein.
Sein Halbbruder Drogo, der Bischof von Metz, ließ ihn in der Abtei St. Arnulf an der Seite von weiteren Karolingern bestatten. Das Grabmal wurde jedoch 1793 während der Französischen Revolution zerstört.
Kurz vor seinem Tod hatte Ludwig der Fromme an Lothar I. die Krone, ein Schwert und das Reichszepter gesandt. Damit wurde der älteste Sohn als Nachfolger mit der Oberhoheit über das Frankenreich betraut.
Doch es brach umgehend ein Bruderkrieg aus. Dieser endete erst mit der Reichsteilung durch den Vertrag von Verdun im Jahr 843. Je nach Lesart stellt dieses Ereignis den Übergang zwischen der fränkischen zur deutschen Geschichte dar.
Inhaltsverzeichnis von Frag Machiavelli
„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall!“
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